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der König fort, »es ist möglich, daß ich mich irre und daß ich Muth besitze, ohne es selbst zu wissen. Wir werden ja sehen.«

      Dann drehte er sich nach seinen Räthen, Ministern und Generalen herum und sagte:

      »Meine Herren, Sie haben den Feldzugsplan des Barons gehört, nicht wahr?«

      Alle gaben durch entsprechende Geberden zu verstehen, daß dies der Fall sei.

      »Und Du billigt ihn, Ariola?«

      »Ja, Sire,« antwortete der Kriegsminister.

      »Du auch, Pignatelli?«

      »Ja, Sire.«

      »Du auch, Colli?«

      »Ja, Sire.«

      » Du auch, Parisi?«

      »Ja, Sire.«

      Zuletzt wendete er sich zu dem Cardinal, der, wie er schon während der ganzen Sitzung gethan, sich ein wenig beiseite hielt.

      »Und Sie, Ruffo?« fragte er.

      Der Cardinal schwieg.

      Mack hatte jede der Beifallserklärungen mit einem Lächeln begrüßt. Er betrachtete daher mit Erstaunen den Mann der Kirche, welcher sich nicht beeilte wie die Andern, sich ebenfalls einverstanden zu erklären.

      »Vielleicht, sagte die Königin, »hatte der Herr Cardinal einen bessern Plan ausgearbeitet.«

      »Nein, Majestät, antwortete der Cardinal, ohne die Fassung zu verlieren. »Ich wußte ja nicht, daß der Krieg so nahe bevorstünde, und es hatte mir auch Niemand die Ehre erzeigt, mich um meine Meinung zu befragen.«

      »Wenn Sie, Eminenz, sagte Mack in spöttischem Tone, »einige Bemerkungen zu machen haben, so bin ich bereit, dieselben zu hören.«

      »Ohne Ihre Erlaubniß, Excellenz, würde ich nicht gewagt haben, meine Meinung auszusprechen, antwortete Ruffo mit außerordentlicher Courtoisie, »da Sie mich aber dazu ermächtigen –«

      »O thun Sie es! thun Sie es, Eminenz,« sagte Mack lachend.

      »Wenn ich Ihre Combinationen richtig verstanden habe, Excellenz,« sagte Ruffo, »so ist der Zweck des Feldzugsplanes, den Sie uns die Ehre erzeigt uns vorzulegen, dieser –«

      »Ja, lassen Sie hören, sagte Mack, welcher nun seinerseits Jemanden gefunden zu haben glaubte, den er zum Besten halten könnte.

      »Ja, lassen Sie hören,« sagte Ferdinand, welcher schon im voraus den Sieg dem Cardinal zuschrieb und zwar aus dem einzigen Grunde, weil die Königin ihn haßte.

      Die Königin stampfte vor Ungeduld mit dem Fuße.

      Der Cardinal sah diese Bewegung, kehrte sich aber weiter nicht daran. Er kannte die Abneigung der Königin gegen ihn und ließ sich dadurch nicht sonderlich beunruhigen. Mit vollkommener Fassung fuhr er daher fort:

      »Durch Ausdehnung Ihrer Linie, Excellenz, hoffen Sie mit Hilfe Ihrer großen numerischen Ueberlegenheit die äußersten Spitzen der französischen Linie zu umgehen, die Corps eins auf das andere zu werfen und da ihnen der Rückzug durch Toscana abgeschnitten sein würde, sie zu vernichten oder gefangen zu nehmen.«

      »Sie haben meine Idee vollkommen richtig aufgefaßt, Eminenz,« sagte Mack ganz vergnügt. »Ich werde den Feind gefangen nehmen vom ersten bis zum letzten Mann und nicht ein einziger Franzose soll nach Frankreich zurückkehren, um zu erzählen, wo seine Cameraden geblieben sind. Dies geschieht, so wahr ich Baron Carl Mack heiße. Haben Sie vielleicht etwas Besseres in Vorschlag zu bringen?«

      »Wenn ich befragt worden wäre, entgegnete der Cardinal, »so würde ich wenigstens etwas Anderes vorgeschlagen haben.«

      »Und was hätten Sie vorgeschlagen?«

      »Ich hätte vorgeschlagen, die neapolitanische Armee blos in drei Corps zu theilen. Ich hätte fünfundzwanzig oder dreißigtausend Mann zwischen Rieti und Terni concentrirt; ich hätte zwölftausend Mann zum Angriff auf den linken Flügel der Franzosen bestimmt und zehntausend Mann in die pontinischen Sümpfe geschickt, um sie auf den rechten Flügel zu werfen. Endlich hätte ich achttausend Mann nach Toscana geschickt. Dann hätte ich mit Aufbietung aller Kräfte und mit der äußersten Energie, deren ich fähig gewesen wäre, versucht, das Centrum des Feindes zu durchbrechen, seine beiden Flügel in der Flanke zu fassen und sie zu hindern, sich wechselseitig Beistand zu leisten. Mittlerweile hätte die toscanische Legion, nachdem sie alle Verstärkungen, welche das Land selbst zu liefern vermocht, an sich gezogen, sich uns genähert, um uns je nach Umständen zu unterstützen. Dies hätte der jungen und unerfahrenen neapolitanischen Armee erlaubt, in Massen zu agieren, was ihr Vertrauen zu sich selbst gegeben haben würde. Dies,« sagte Ruffo, »ist es, was ich vorgeschlagen hätte. Ich bin aber weiter nichts als ein schlichter Mann der Kirche und beuge mich vor der Erfahrung und dem Genie des Generals Mack.«

      Mit diesen Worten that der Cardinal, welcher sich dem Tische genähert, um auf der Karte die Bewegungen anzudeuten, welche er ausgeführt haben würde, einen Schritt zurück, um dadurch zu erkennen zu geben, daß er auf eine weitere Discussion verzichte.

      Die Generale sahen einander mit Ueberraschung an. Es war klar, daß Ruffo einen ganz vortrefflichen Rath gegeben hatte.

      Mack setzte, indem er die neapolitanische Armee in zu viele kleine Corps theilte, dieselben der Gefahr aus, einzeln selbst von einem nicht sehr zahlreichen Feind geschlagen zu werden. Ruffo's Plan war dagegen von dieser Gefahr völlig frei.

      Mack biß sich auf die Lippe. Er fühlte, wie sehr der eben entwickelte Plan den Vorzug vor dem einigen verdiente.

      »Mein Herr,« sagte er, »es steht dem König noch frei, zwischen Ihnen und mir, zwischen Ihrem Plan und dem meinigen zu wählen. In der That, setzte er mit erzwungenem Gelächter hinzu, »taugt für einen Krieg, den man einen heiligen Krieg nennen kann, ein Peter von Amiens besser als ein Gottfried von Bouillon.«

      Der König wußte nicht genau, wer Peter von Amiens und Gottfried von Bouillon gewesen seien, während er aber mit Mack für seine eigene Person seinen Scherz trieb, wollte er ihn jedoch nicht unzufrieden machen.

      »Was sagen Sie da, mein lieber General!« rief er. »Ich finde für meinen Theil Ihren Plan ganz vortrefflich und Sie haben gesehen, daß dies auch die Meinung dieser Herren ist, denn es haben sich alle damit einverstanden erklärt. Ich billige denselben von Anfang bis Ende und möchte keine einzige Bestimmung desselben geändert sehen. Also die Armee haben wir. Gut. Wir haben nun auch den Obergeneral. Gut, sehr gut. Es fehlt uns nun weiter nichts mehr als das Geld. Wie steht es, Corradino?« fuhr der König fort, indem er sich zu dem Finanzminister wendete. »Ariola hat uns seine Mannschaften gezeigt, zeige Du uns deine Thaler.«

      »Ach, Sire,« antwortete der Minister, welchem der König auf diese Weise so zu sagen die Pistole auf die Brust setzte, »Euer Majestät wissen recht wohl, daß die Ausgaben, welche die Ausrüstung und Bekleidung der Armee erforderlich gemacht, die Staatscassen vollständig geleert haben.«

      »Das ist eine schlimme Mittheilung, Corradino, eine sehr schlimme Mittheilung. Ich habe immer gehört, das Geld sei der Nerv des Krieges. Haben Sie gehört, Madame? Es ist kein Geld da.«

      »Sire,« antwortete die Königin, »das Geld wird Ihnen eben so wenig fehlen, als Ihnen die Armee und der Obergeneral gefehlt hat, und wir haben vorläufig eine Million Pfund Sterling zu Ihrer Verfügung.«

      »Schön,« sagte der König, »und wer ist der Alchymit, der auf diese Weise die Kunst besessen, Gold zu machen? »Ich werde die Ehre haben, Ihnen den Mann vorzustellen, Sire,« sagte die Königin, indem sie wieder auf die Thür zuschritt, durch welche sie schon den General Mack eingeführt.

      Sie öffnete diese Thür und sagte, zu einer noch unsichtbaren Person sprechend:

      »Mylord, wollen Sie die Güte haben, dem König zu bestätigen, was ich so eben die Ehre gehabt ihm zu versichern, nämlich daß es ihm, um Krieg gegen die Jacobiner zu führen, nicht an dem nöthigen Geld fehlen werde?«

      Aller Augen wendeten sich nach der Thür und Nelson erschien mit strahlendem Antlitz auf der Schwelle, während hinter ihm, gleich einem elysäischen Schatten, die leichte, ätherische Gestalt Emma Lyonnas

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