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als die Königin wieder das Wort ergriff und sagte:

      »Sire, ich glaubte, wir dürften die Ankunft des Barons in Neapel nicht abwarten, um ihm einen Beweis der Achtung zu geben, welche Sie ihm zollen, und habe ihm daher, ehe er Wien verließ, durch Ihren Gesandten die Insignien Ihres Ordens vom heil. Januarius zustellen lassen.«

      »Und ich, Sire,« sagte der Baron mit einem Enthusiasmus, der vielleicht ein wenig zu theatralisch war, um aufrichtig zu sein, »ich bin, getrieben von Dankbarkeit für die Güte Ew. Majestät, mit der Schnelligkeit des Blitzes herbeigeeilt, um Ihnen zu sagen: Sire, mein Degen gehört Ihnen.«

      Mit diesen Worten zog Mack die Klinge aus der Scheide. Der König schob seinen Sessel einen Schritt zurück. Ebenso wie Jacob der Erste liebte er nicht den Anblick des blanken Eisens.

      Mack fuhr fort:

      »Dieser Degen gehört Ihnen und Ihrer Majestät der Königin, und wird nicht eher ruhig in seiner Scheide schlafen, als bis er diese verruchte französische Republik gestürzt hat, welche die Verläugnung der Menschenwürde und die Schmach Europas ist. Nehmen Sie meinen Schwur an, Sire?« fuhr Mack fort, indem er in furchtbarer Weise seinen Degen schwang.

      Ferdinand, der für seine Person kein Freund theatralischer Geberden war, konnte mit seinem bewundernswürdigem gesunden Menschenverstande nicht umhin zu sehen, welche lächerliche Prahlerei in dem Auftreten des Generals Mack lag, und mit seinem spöttischen Lächeln murmelte er in seinem neapolitanischen Patois, welches, wie er wußte, für Jeden, der nicht am Fuße des Vesuv geboren worden, unverständlich war, das einzige Wort:

      »Ceuza!«

      Gerne würden wir diese Art Ausruf, welcher den Lippen des Königs Ferdinand entschlüpfte, übersetzen, unglücklicher Weise aber gibt es in keiner Sprache ein Wort, welches ganz genau dasselbe bedeutete. Begnügen wir uns daher zu sagen, daß es so ziemlich die Mitte zwischen Geck und Dummkopf bezeichnet.

      Mack, der in der That nicht verstanden hatte und mit dem Degen in der Hand wartete, daß der König seinen Schwur annehme, drehte sich ziemlich verlegen nach der Königin herum.

      »Ich glaube,« sagte Mack zur Königin, »Seine Majestät hat mir die Ehre erzeigt, mir etwas zu sagen.«

      »Seine Majestät,« antwortete die Königin, ohne aus der Fassung zu kommen, »hat Ihnen durch ein einziges, ausdrucksvolles Wort seine Dankbarkeit zu erkennen gegeben.«

      Mack verneigte sich und steckte, während das Gesicht des Königs seinen Ausdruck von gutmüthigem Spott beibehielt, seinen Degen wieder in die Scheide.

      »Und nun,« sagte der König, der nun einmal die Bahn des Spottes betreten, welcher er gar so gern folgte, » hoffe, ich, daß mein lieber Neffe, indem er mir einen seiner besten Generale schickt, diese nichtswürdige französische Republik zu stürzen, mir gleichzeitig einen von dem Hofkriegsrath ausgearbeiteten Feldzugsplan übermittelt.«

      Diese mit vollkommen gutgespielter Naivetät gestellte Frage war ein neuer Spott von Seiten des Königs, denn der Hofkriegsrath hatte die Pläne zu dem Feldzug von 96 und 97 ausgearbeitet, Pläne, nach welchen die österreichischen Generale und der Erzherzog Carl selbst geschlagen worden.

      »Nein, Sire,« antwortete Mack, »ich habe Seine Majestät den Kaiser, meinen erhabenen Herrn, gebeten, mir in dieser Beziehung freie Hand zu lassen.«

      »Und er hat Ihnen hoffentlich diese Bitte bewilligt, nicht wahr?« fragte der König.

      »Ja, Sire, er hat mir diese Gnade erzeigt.«

      »Und Sie werden sich dann wohl unverweilt mit dieser Aufgabe beschäftigen, mein lieber General? Denn ich gestehe, daß ich der Mittheilung dieses Planes mit großer Ungeduld entgegensehe.«

      »Die Sache ist bereits gemacht, antwortete Mack im Tone eines Menschen, der mit sich selbst vollkommen zufrieden ist.

      »Ah!« sagte Ferdinand, der seiner Gewohnheit gemäß sofort wieder gutgelaunt war, wenn er Jemanden fand, den er verspotten konnte, »Sie hören es, meine Herren. Ehe noch der böse Garat uns im Namen der nichtswürdigen französischen Republik den Krieg erklärt hatte, war die nichtswürdige französische Republik, Dank dem Genie unseres Obergenerals, schon geschlagen. Wir stehen sichtlich unter den Schutze Gottes und des heiligen Januarius Dank, mein lieber General, Dank!«

      Mack, der dieses Compliment buchstäblich nahm, verneigte sich tief vor dem König.

      »Welch ein Unglück,« rief dieser, »daß wir nicht eine Karte unserer Staaten und der römischen Staaten hier haben, um den Operationen des Generals auf dieser Karte zu folgen. Man sagt, der Bürger Buonaparte habe in seinem Cabinet in der Rue Chantereine zu Paris eine große Karte, auf welcher er seinen Secretären und Adjutanten im voraus die Punkte bezeichnet, wo er die feindlichen Generale schlagen wird. Der Baron würde uns im voraus diejenigen bezeichnet haben, auf welchen er die französischen Generale schlagen wird. Du wirst eine ähnliche Karte wie die des Bürgers Buonaparte für das Kriegsministerium anfertigen lassen und dem Baron Mack zur Verfügung stellen, hörst Du, Ariola?«

      »Es wäre dies überflüssige Mühe, Sire. Ich besitze bereits eine ganz vortreffliche Karte.«

      »Die eben so gut ist wie die des Bürgers Buonaparte?« fragte der König.

      »Ich glaube es,« antwortete Mack mit selbstzufriedener Miene.

      »Wo ist sie, General?« fragte der König wieder; »wo ist sie? Ich sterbe vor Ungeduld, eine Karte zu sehen, auf welcher man den Feind im Voraus schlägt.«

      Mack gab einem Thürsteher Befehl, ihm das Portefeuille zu bringen, welches er in dem Nebenzimmer gelassen.

      Die Königin, welche ihren Gemahl kannte, sich durch die erheuchelten Complimente, welche er ihrem Schützling machte, nicht täuschen ließ und fürchtete, dieser werde endlich bemerken, daß er der Spottsucht des Königs zur Zielscheibe diente, wendete ein, daß jetzt vielleicht nicht der geeignete Augenblick sei, sich mit diesem Detail zu beschäftigen. Mack aber, welcher diese Gelegenheit, seine strategische Wissenschaft durch drei oder vier anwesende Generale bewundern zu lassen, nicht versäumen wollte, verbeugte sich mit ehrerbietiger Beharrlichkeit und die Königin gab nach.

      Der Thürsteher brachte eine große Mappe, auf deren einer Seite das österreichische Wappen, auf der andern der Name und die Titel des Generals Mack in Golddruck zu sehen waren.

      Der General zog eine große Karte der römischen Staaten mit ihren Grenzen heraus und breitete sie auf die Tafel.

      »Achtung, mein lieber Kriegsminister! Achtung, meine Herren Generale!« sagte der König. »Verlieren wir kein Wort von dem, was der Baron uns sagen wird. Sprechen Sie, Baron, man hört Sie.«

      Der Officier näherte sich dem Tische mit lebhafter Neugier. Der Baron Mack stand – man wußte damals nicht warum, und hat es auch später niemals erfahren – in dem Rufe, einer der ersten Strategen der Welt zu sein.

      Die Königin, welche sich an etwas, was sie als eine Mystification von Seite des Königs betrachtete, nicht betheiligen wollte, trat ein wenig auf die Seite.

      »Wie, Madame,« rief der König, »in dem Augenblicke, wo der Baron einwilligt uns zu sagen, wo er diese Republikaner, die Ihnen so sehr verhaßt sind, schlagen wird, entfernen Sie sich?«

      »Ich verstehe nichts von der Strategie,« entgegnete die Königin ärgerlich. »Vielleicht,« fuhr sie fort, indem sie mit der Hand auf den Cardinal Ruffo zeigte, »würde ich Jemanden, der sich darauf versteht, blos den Platz wegnehmen.«

      Und sich einem Fenster nähernd, trommelte sie an dem Glase.

      In demselben Augenblicke und als ob sie damit ein verabredetes Signal gegeben, schmetterte eine zweite Jagdfanfare.

      Der König blieb stehen, als ob ihm die Füße plötzlich in dem Mosaik angewurzelt wären, welches den Fußboden des Zimmers bildete. Sein Gesicht veränderte sich, und ein Ausdruck von Zorn trat an die Stelle der spöttischen Gutmüthigkeit, die bis jetzt darauf geschrieben stand.

      »Ha,« rief er, »entweder haben diese Menschen den Verstand verloren, oder sie haben sich verschworen, mich um den meinigen zu bringen. Jetzt haben wir nicht Zeit, den Hirsch oder den Eber zu jagen, wir jagen

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