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der Schar der Jäger, die den Stab des Onkels bildeten, trennten sich an die zehn Mann und gingen quer über das Feld.

      Als sie etwa zweihundert Schritte weit gegangen waren, blieben sie stehen und hoben vom Schnee einen langen, nicht sehr dicken Balken auf, der uns bis dahin unsichtbar gewesen war.

      Das spielte sich unmittelbar an dem von unserem Standpunkt aus gleichfalls nicht sichtbaren Graben ab, in dem Sganarell saß.

      Der Balken wurde in die Höhe gehoben und mit dem einen Ende in den Graben versenkt. Er lag etwas schräg, so daß das Tier ohne besondere Mühe wie über eine Treppe herauskommen konnte.

      Das andere Ende des Balkens ruhte auf dem Rande des Grabens und ragte etwa eine Elle weit heraus.

      Alle Augen verfolgten mit Spannung diese Vorbereitungen, die uns dem interessantesten Augenblick näher brachten. Man erwartete, daß Sganarell sofort zum Vorschein kommen würde; er witterte aber wohl Unheil und blieb im Graben.

      Nun begann man ihn mit Schneebällen zu bewerfen und mit langen Stangen in dem Graben herumzutreiben; man hörte sein Gebrüll, er ließ sich aber noch immer nicht blicken. Man gab einige blinde Schüsse in den Graben ab; Sganarell brüllte noch wütender, kam aber noch immer nicht heraus.

      Nun kam hinter der Schützenkette ein einfacher, mit nur einem Pferde bespannter Schlitten, wie man ihn zum Mistfahren gebraucht, zum Vorschein und raste in der Richtung zum Graben. Auf dem Schlitten lag ein großer Haufen Stroh.

      Das Pferd war groß und mager, eines von den Pferden, die sonst Futter von der Tenne fahren; trotz seines Alters und seiner Magerkeit galoppierte es mit erhobenem Schweif und gesträubter Mähne. Es war nicht recht klar, ob dieser Feuereifer nur ein Überbleibsel seiner Jugendkraft oder eine Folge der Angst und Verzweiflung war, die dem alten Pferde die Nähe des Bären einflößte. Das letztere war wohl wahrscheinlicher; das Pferd war außer der Kandare noch mit einer festen Schnur aufgezäumt, die in seine vor Alter grauen Lippen einschnitt und sie bereits blutig gerieben hatte. Der Stallknecht, der es lenkte, riß erbarmungslos an der Schnur und bearbeitete gleichzeitig den Rücken des Pferdes mit einer dicken Peitsche; das Pferd rannte wie wild und warf sich nach allen Seiten.

      Das Stroh wurde in drei Haufen geteilt, angezündet und im gleichen Augenblick von drei verschiedenen Seiten in den Graben geworfen. Vom Feuer unberührt blieb nur die eine Stelle am Rande, wo der Balken herausragte.

      Nun ertönte ein betäubendes, rasendes, mit Stöhnen untermengtes Brüllen, der Bär kam aber noch immer nicht heraus.

      Man erzählte sich, daß Sganarells Fell schon versengt sei; er hätte sich die Tatzen auf die Augen gedrückt und liege so fest in einer Ecke des Grabens, daß man ihn unmöglich heraustreiben könne.

      Das Pferd mit den blutiggeriebenen Lippen lief im gleichen Galopp wieder zurück … Alle glaubten, daß es eine neue Portion Stroh holen sollte. Unter den Zuschauern wurden Vorwürfe laut: warum hat man nicht schon im Voraus eine genügende Menge Stroh vorbereitet? Mein Onkel wütete und schrie etwas, was ich im allgemeinen Lärm, Hundegewinsel und Peitschengeknall nicht verstehen konnte.

      Das Ganze hatte aber eine gewisse Stimmung und eine eigene Harmonie. Das alte Pferd galoppierte, sich wieder nach allen Seiten werfend und keuchend, zum Graben, in dem Sganarell lag. Diesmal war es aber kein Stroh: auf dem Schlitten saß Ferapont.

      Der Befehl, den mein Onkel in seiner Wut gegeben hatte, lautete, daß Chraposchka in den Graben steigen und seinen Freund selbst herausführen solle …

      XI

      Ferapont stand nun vor dem Graben. Er schien aufs Höchste erregt, handelte aber entschlossen und energisch. Ohne gegen den Befehl zu mucksen, nahm er vom Schlitten den Strick, mit dem vorhin das Stroh zusammengebunden war, und band ihn an das herausragende Ende des Balkens, wo sich eine Einkerbung befand, fest. Das andere Ende des Strickes nahm er in die Hand und begann langsam in den Graben zu steigen.

      Das schreckliche Gebrüll Sganarells hörte sofort auf, und man hörte nur noch ein dumpfes Brummen.

      Es klang, wie wenn sich das Tier bei seinem Freunde über die grausame Behandlung beklagte; nun verstummte aber auch dieses Brummen, und es wurde ganz still.

      »Er umarmt und leckt Chraposchka!« meldete einer der Männer, die am Grabenrande standen.

      Unter den Leuten, die in den Schlitten saßen, holten die einen tief Atem, und die andern verzogen das Gesicht.

      Viele hatten offenbar mit dem Bären Mitleid und erwarteten von der Hetzjagd kein Vergnügen mehr. Alle diese flüchtigen Eindrücke wurden plötzlich von einem Ereignis unterbrochen, das noch unerwarteter, als alles Vorhergehende und ungewöhnlich rührend war.

      Aus der Öffnung des Grabens tauchte wie aus der Unterwelt Chraposchkas lockiger Kopf in der runden Jägermütze auf. Er stieg auf die gleiche Weise heraus, wie er hinuntergestiegen war; er schritt über den Balken, sich an dem einen Ende des gespannten Strickes festhaltend, Ferapont kam aber nicht allein: an seiner Seite war Sganarell, der ihm seine große zottige Tatze auf die Schulter gelegt hatte. Der Bär war übler Laune und sah recht jämmerlich aus. Matt und abgemagert, wohl weniger durch die körperlichen Leiden, als durch die moralische Erschütterung erschöpft, erinnerte er auffallend an König Lear. Seine blutunterlaufenen Augen brannten vor Zorn und Empörung. Er war ebenso wie König Lear zerzaust, voller Strohhalme und stellenweise versengt. Seltsamerweise hatte sich Sganarell, ebenso wie jener unglückliche König, eine Art Krone bewahrt. Vielleicht Ferapont zu Gefallen, vielleicht auch rein zufällig trug er unter der Tatze den Hut, den ihm Chraposchka einst geschenkt und den er in den Graben mitgenommen hatte. Der Bär hatte dieses Freundesgeschenk aufbewahrt; als sein Herz nun in der Umarmung des Freundes eine plötzliche Erleichterung fühlte, holte er, sobald er oben war, den arg zerknitterten Hut aus der Achselhöhle hervor und setzte ihn sich auf.

      Viele lachten über den Anblick, vielen erschien er aber auch schmerzlich. Manche wandten sich sogar weg, um das unvermeidliche grausame Ende des Tieres nicht mit ansehen zu müssen.

      XII

      Die Aufregung der Hunde erreichte nun ihren Höhepunkt, und sie waren nicht mehr zu halten. Selbst die Peitschen machten auf sie keinen Eindruck mehr. Die jungen und die alten Blutegel stellten sich, als sie Sganarell erblickten, auf die Hinterbeine, heulten, keuchten und erstickten beinahe in ihren Halsbändern. Chraposchka fuhr aber schon im gleichen Wagen auf seinen Posten am Waldrande zurück. Sganarell, der allein geblieben war, fuchtelte ungeduldig mit der Tatze, um die sich zufällig der von Chraposchka vergessene, an das Ende des Balkens befestigte Strick geschlungen hatte. Das Tier wollte sich offenbar aus der Schlinge befreien oder den Strick zerreißen, um seinem Freund nachzulaufen; er war aber trotz seiner Klugheit doch so ungeschickt wie jeder andere Bär: statt die Schlinge zu lösen, zog er sie nur noch fester an.

      Als er sah, daß er die Schlinge nicht lösen konnte, begann er am Strick zu zupfen, um ihn zu zerreißen; der Strick war aber viel zu fest und riß nicht, der Balken jedoch sprang in die Höhe und ragte plötzlich senkrecht aus dem Graben. Während sich Sganarell umsah, stürzten zwei Blutegel, die man in diesem Augenblick losgekoppelt hatte, über ihn her und bissen sich mit ihren scharfen Zähnen in sein Genick fest.

      Sganarell war so sehr mit dem Strick beschäftigt, daß er im ersten Augenblick über diese Überrumpelung weniger erbost als erstaunt war; aber schon nach einer halben Sekunde, als einer der Blutegel ihn losließ, um die Zähne noch tiefer in ihn zu bohren, holte er mit der Tatze aus und schleuderte den Hund mit zerrissenem Bauch weit von sich weg. Während die Gedärme des Hundes auf den blutbefleckten Schnee fielen, zertrat er den andern Hund mit einer Hintertatze … Weit schrecklicher und unerwarteter war aber das, was mit dem Balken geschah. Als Sganarell zum Schlage ausholte, um den Blutegel von sich zu schleudern, zog er mit der gleichen Bewegung den Balken, an dem das andere Ende des Strickes befestigt war, aus dem Graben heraus, und der Balken sauste, eine flache Bahn beschreibend, durch die Luft. Er flog nun um Sganarell im Kreise herum und erschlug schon in der ersten Runde nicht etwa zwei oder drei, sondern eine ganze Menge von Hunden. Die einen von ihnen winselten noch im Todeskampfe, die andern aber lagen gleich leblos da.

      XIII

      Der

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