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war unergründlich tief und er wollte die Sippe unbedingt auslöschen. Doch Leana bekam Hilfe von ihrem Bruder Iwan, der zur Sippe der Imisarunu gehörte und schon einige Jahre zuvor übergesiedelt war. Er hatte die Gefahr, in der Leana schwebte, vorausgesehen und sich sofort mit Verstärkung auf den Weg gemacht. Gemeinsam konnten sie die Verfolger vernichtend schlagen. Orhan floh jedoch. Es wurden bei der Schlacht leider auch einige der Geweihten sehr schwer verletzt. So schwer, dass sie sich nicht sofort erholen konnten. Also beschloss Leana, ein Lager aufzuschlagen. Sie blieben einige Wochen dort. Nachdem die Familienmitglieder wieder genesen waren, erwarb Leana das verwüstete, blutgetränkte Land und ließ dort Kievets Hook House aufbauen.“

      Caroline blickte von ihrem Vater zu ihrer Mutter. Johanna bestätigte die Geschichte mit einem Nicken.

      „Endlich vorbei.“

      Lydia sprang beim ersten Ton der Klingel auf und warf eilig ihre Sachen in die Tasche.

      „Der letzte Tag. Nie wieder die Schulbank drücken, wundervoll.“

      Langsam erhob sich Caroline und schob ihren Stuhl ordentlich an den Tisch.

      „Mann, du lässt dir aber Zeit.“

      Caroline lächelte.

      „Warum die Hektik? Wir kommen noch früh genug hier raus.“

      Lydia schüttelte genervt den Kopf und verdrehte die Augen.

      „Nu mach mal hinne.“

      Caroline unterdrückte ein Grinsen.

       Wenn die wüsste.

      Seit ihr Durst vor ein paar Tagen erwacht war, hatte sich einiges geändert. Immer wieder hatten ihre Fähigkeiten ihr Streiche gespielt. Sie hatte an ihrem Tisch gesessen und war dem Unterricht gefolgt und plötzlich hatte sie durch die Wand ins Nachbarzimmer sehen können. Oder sie bewegte sich plötzlich unglaublich schnell und sauste mit Lichtgeschwindigkeit wieder zurück, bevor jemand bemerken konnte, dass sie sich überhaupt gerührt hatte.

      Deswegen bewegte sich Caroline mit äußerster Vorsicht. Sie wollte vermeiden, dass irgendwer noch einmal mitbekam, dass sie anders war. Aber hin und wieder, wenn sie sich erschreckte oder aufregte, konnte sie es nicht zurückhalten.

      Caroline schloss ihre Tasche und schlenderte Lydia hinterher auf den Schulhof. Hier standen alle ihre Klassenkameraden herum, umarmten sich oder schüttelten sich die Hände. Sie plapperten aufgeregt von ihren Zukunftsplänen, wünschten sich alles Gute und verabredeten sich für die Party am Abend.

      „Ihr beiden kommt doch bestimmt auch, oder?“

      Steffi kam auf sie zugerannt und umarmte sie nacheinander stürmisch. Lydia ließ die Umarmung über sich ergehen, während Caroline antwortete:

      „Klar kommen wir. Schließlich ist das vermutlich eine der letzten Möglichkeiten, noch einmal alle auf einem Haufen zu sehen. Obwohl ich auf ein paar Gesichter ehrlich gesagt verzichten könnte.“

      Lydia befreite sich aus der Umklammerung und blickte zu den Gesichtern, von denen Caroline gesprochen hatte. Caroline schaute ebenfalls in diese Richtung. Das helle Lachen der Clique wehte zu ihnen herüber.

      Plötzlich stellten sich Caroline sämtliche Nackenhaare auf und sie bekam eine Gänsehaut. Irritiert rieb Caroline über ihre Arme. Ihre blöden verbesserten Sinne spielten ihr wohl wieder einen Streich. Ein unbestimmbares Gefühl von Gefahr durchflutete sie. Caroline sah sich um, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Ausgerechnet jetzt spielten ihre Sinne verrückt. Caroline wollte einen Ausbruch ihrer Kräfte in Anwesenheit der gesamten Klasse unbedingt vermeiden. Frustriert rieb sie sich erneut über die Arme. Dann wandte sie sich wieder Lydia zu.

      „Mann, ist das frisch heute! Ich muss los. Wir sehen uns heute Abend.“

      Schnell drückte sie Steffi die Hand, nickte Lydia zu und verließ mit zügigen Schritten den Schulhof.

      Ein paar Stunden später tippte Caroline Lydia von hinten auf die Schulter. Erschrocken drehte sich Lydia um.

      „Ach du bist es nur. Du siehst ja toll aus.“

      Lydia begutachtete Carolines hellgrünes Kleid.

      Caroline lachte.

      „Du siehst aber auch nicht schlecht aus.“

      Bewundernd betrachtete Caroline das schwarze paillettenbestickte Kleid von Lydia. Ihre Freundin drehte sich lachend einmal um die eigene Achse.

      „Also, sollen wir jetzt reingehen?“

      Lydia grinste und hakte sich bei Caroline unter. Gemeinsam betraten sie den festlich geschmückten Saal. Überall hingen Luftballons und Lametta. Eine Discokugel splitterte das Licht durch den Raum und die Musik dröhnte in den Ohren. Auf der Tanzfläche bewegte sich eine kleine Gruppe synchron zum Takt. Lydia und Caroline schlenderten durch den Raum in Richtung Buffet.

      „Sag mal, warum warst du eigentlich heute auf dem Schulhof so komisch?“

      Caroline zuckte mit den Schultern.

      „Mir war nur kalt und ich musste noch ein paar Dinge für meinen Urlaub bei meinen Verwandten erledigen.“

      Sie bedienten sich an der Getränketheke. Caroline nahm sich eine Cola und gemeinsam gingen sie zu einem der freien Tische. Winkend und lachend kam Steffi auf sie zu. Sie zog eine schmale Gestalt hinter sich her. Steffi und Dorothea ließen sich auf den Stühlen nieder und plapperten fröhlich drauf los.

      Die Stimmung wurde im Laufe des Abends immer ausgelassener. Es wurde gelacht und getanzt, getrunken, gegessen und gefeiert. Caroline kam es so vor, als hätte sie mit jedem Einzelnen auf dem Fest geredet. Müde lehnte sie in einem der breiten Sessel und streckte die Füße von sich. Lydia stand vor ihr und wippte im Takt der Musik.

      „Du wirst doch nicht schon schlappmachen?“

      Caroline winkte erschöpft ab.

      „Ich glaub, ich hab genug. Ich denke, ich werde jetzt mal nach Hause gehen.“

      Lydia schaute entrüstet zu ihr herunter.

      „Wie, du willst schon aufgeben? Es ist doch gerade erst lustig geworden.“

      Caroline sah auf ihre Uhr und sprach übertrieben ernst:

      „Liebe Lydia. Wir haben schon nach drei. Es wird Zeit, dass wir uns auf den Heimweg machen.“

      Lydia sah ihre Freundin genauer an.

      „Mann, du siehst echt nicht gut aus. Was ist denn los?“

      Caroline setzte sich aufrecht hin.

      „Ich habe Kopfweh.“

      Wie sollte sie Lydia auch erklären, dass die ganzen Leute um sie herum es ihr schwer machten, sich zu konzentrieren. Ausgerechnet heute Abend schien ihr Gehörsinn überempfindlich zu sein. Ständig hörte sie Fetzen von Gesprächen, die am anderen Ende des Saales geführt wurden. Neugierig folgte Lydia den Blicken Carolines. Das Pärchen am anderen Ende des Saales war im Schummerlicht kaum zu erkennen.

      „Warum schaust du die beiden an? Wer ist das überhaupt?“

      Stirnrunzelnd versuchte Lydia die zwei zu fixieren. Caroline grinste in sich hinein. Dann schüttelte sie den Kopf.

      „Ich weiß es nicht. Aber es scheint, als wenn einer von den beiden zu uns kommen würde.“

      Entspannt lehnte sich Caroline in ihren Sessel zurück und griff nach ihrem Drink. Lydias Blick wanderte wieder zur gegenüberliegenden Wand. Dort war nur noch eine der beiden Gestalten zu sehen. Gerade als sie sich wieder zu Caroline herumdrehen wollte, stand Kevin plötzlich vor ihr. Er druckste ein wenig herum. Dann forderte er Lydia zum Tanz auf. Caroline grinste breiter, als sie das verdutzte Gesicht ihrer Freundin sah. Dann stand sie schwungvoll auf.

      „Ich verabschiede mich an dieser Stelle. Ich bin einfach hundemüde. Macht’s gut. Wir sehen uns.“

      Caroline drückte Lydia zum Abschied.

      „Also

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