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hörte, wie mein Magen knurrte und antwortete: „Ja, danke, sehr freundlich von Ihnen.“

      3

      Die Klasse zwölf C vom Annette-Kolb-Gymnasium saß vollzählig auf ihren Plätzen: vierzehn Mädchen an Einzeltischen in zwei Reihen am Fenster, an der Innenwand sechs Jungs.

      Der Schuldirektor, Eberhard Weißnicht, hatte mich in meine neue Klasse begleitet. Vielleicht glaubte er, ich würde eine moralische Stütze benötigen. Die Klasse verhielt sich still, als wir den Raum betraten.

      „Ich möchte euch alle zum neuen Schuljahr begrüßen. Ihr werdet sicher verwundert sein, warum der Schuldirektor diese Worte an euch richtet“, sagte Eberhard Weißnicht und sprach nach einem kurzen Rundblick über die jungen Gesichter weiter: „Ihr bekommt einen neuen Klassenlehrer, der euch in den Fächern Deutsch und Sport unterrichten wird. Ich möchte, dass ihr Ben Bohlen begrüßt.“

      Die zwanzig Schüler klopften verhalten mit den flachen Händen auf die Tischplatten. Ich spürte sofort, dass ich mir den Respekt erst erarbeiten musste.

      „Nun wünsche ich euch ein erfolgreiches Schuljahr und trete das Wort an euren neuen Klassenlehrer ab.“

      Der Direktor trat beiseite und nickte mir zu. Ich stand gerade an der Tafel und schrieb meinen Namen. Außerdem brauchte ich eine kurze Pause vom Anblick der süßen jungen Mädchen. Puh. Das war grenzwertig für einen leicht zu erregenden Mann. Ich unterrichtete pure Erotik. Die Mädchen waren der Hammer, eines hübscher als das andere. Ich erinnere mich noch an meine damaligen Gedanken, meine Verzweiflung, da ich genau spürte, dass es nicht gut gehen würde. Früher oder später musste ich diesen geilen Geschöpfen erlegen. Vor dem Sportunterricht, wenn die Mädchen in einem knappen Sportdress vor mir herumhüpfen würden, war mir bereits angst und bange.

      „Also macht mir keine Schande“, sagte der Direktor lächelnd zur Klasse und nickte zu Abschied. Dann ging er. Schweigen. Die Schritte des Schuldirektors verloren sich auf dem Flur. Stille.

      Die Zwölfte war mit ihrem neuen Klassenlehrer allein. Ich musterte meine Schüler, und sah in die neugierigen Augen. Dann erstarrte ich für einen kurzen Moment. In der zweiten Reihe saß die blonde Marie, die ich heimlich am Fluss beobachtet hatte. Und tatsächlich. Auch ihr Partner, den sie am Fluss den Schwanz gelutscht hatte, der schüchtern wirkende Tony, war einer meiner Schüler. Er saß in der letzten Reihe. Zum Glück hatten die beiden meine Anwesenheit in dem Gebüsch nicht bemerkt. Das wäre sonst ein peinlicher erster Auftritt vor meiner neuen Klasse geworden. Ich versuchte die Gedanken an die Szene am Fluss zu verdrängen.

      „Wir wollen uns möglichst gut vertragen und ordentliche Arbeit leisten, okay“, begann ich meine ersten Worte und hoffte, dass diese klar und selbstbewusst klangen.

      Gemurmel erfüllte den Klassenraum. Einige Schüler nickten mir zu, andere grinsten sich an. In einigen Mädchengesichtern las ich Entgegenkommen.

      „Natürlich habe ich gewusst, dass eine zwölfte Klasse kein Kindergarten mehr ist. Aber dass ich hier so nette Jungs und so hübsche jungen Mädchen begegne, habe ich mir nicht vorgestellt. Ihr seid alle volljährig und daher nach dem Gesetz bereits erwachsen. Womit wir bei der wichtigen Frage angelangt sind: Wie soll ich euch anreden? Mit »Sie« oder mit »Du«?“

      „Mit »Sie«!“, riefen einige Mädchen.

      „Mit »Du«!“, erklang es von der anderen Seite.

      Nun redeten alle durcheinander und ich musste das Gemurmel unterbrechen.

      „Wie wäre es, wenn wir abstimmten?“, schlug ich vor.

      Von der Klasse kam keine Reaktion.

      „Wer war denn bisher Klassensprecher?“

      Die blonde Marie, deren nackten Körper ich durch die Büsche am Fluss bereits bewundert hatte, erhob sich.

      „Klassensprecherin!“, sagte sie spitz.

      „Verzeihung“, murmelte ich. Natürlich, auch mit diesem Problem muss ich rechnen. In diesem Alter sind sie nicht nur hübsch, sondern auch empfindsam. Und ausgerechnet Marie war die Klassensprecherin! Immer wenn ich das Mädchen ansah, hatte ich ihre blank rasierte Spalte vor meinem geistigen Auge. Mist. Aber geil.

      „Haben Sie einen Vorschlag?“, erkundigte ich mich und versuchte die Farbe ihrer Augen zu erkennen, sah jedoch nur ihre lutschenden Lippen am Schwanz von Tony.

      „Tja, das ist nicht so einfach. Alle Mädchen werden loyal sein, wenn ich etwas vorschlage. Dann sind es vierzehn Stimmen. Aber wir müssen schnell eine Besprechung abhalten. Würden Sie uns einige Minuten geben?“

      Ich betrachtete interessiert erst die Mädchen und dann die Jungs an. Der Ton der Klasse gefiel mir. Allerdings waren die Burschen bei jeder Abstimmung im Nachteil. Aber das war nicht zu ändern.

      „Bitte besprechen Sie sich.“

      Und an die Jungs gewandt: „Ihr natürlich auch. Ich schreibe inzwischen einen Plan für die Einteilung der Sportstunden an die Tafel.“

      Ich drehte mich um und wischte meinen Namen von der Tafel. Hinter mir ging es ziemlich lebhaft zu. Ich sah auf die Uhr und schrieb dann den Sportplan. Die Mädchen ereiferten sich, blieben aber im Flüsterton. Auch die Jungs murmelten nur verhalten. Nach fünf Minuten drehte ich mich wieder der Klasse zu.

      „So, jetzt müsste eine Entscheidung gefallen sein. Ich bitte um Vorschläge für die Abstimmung. Wer ist für »Sie«?“

      Bei den Mädchen erhob sich keine Hand, obwohl manches Gesicht verriet, dass einige nicht ganz einverstanden waren. Bei den Jungs hoben sich fünf Hände.

      „Wer ist für »Du«?“

      Jetzt streckten sich alle Mädchenhände nach oben, außerdem der Rest der Burschen.

      „Damit ist die Frage geklärt. Wir müssen uns nach der Mehrheit richten. Ich bedanke mich für das Vertrauen und weiß es zu schätzen. Jetzt bitte ich jeden von euch, seinen Vornamen auf einen Zettel zu schreiben und diesen vor euch auf den Tisch zu stellen. So kann ich mir die Namen am schnellsten merken. Aber zuerst ist jeder von euch so nett und sagt mir seinen Namen selber. Der Gerechtigkeit zuliebe fangen die Jungs an.“

      Jeder nannte seinen Namen. Dabei erkannte ich schon ein wenig den Charakter und die Art meiner Schüler. Als ich jedem einmal zugenickt hatte, stellte ich mit Vergnügen fest, dass kein wirklich schwieriger Typ dabei war.

      Bei den Mädchen verweilten meine Augen etwas länger als nötig. Sie waren teils ein wenig verlegen, teils leicht aggressiv, sogar ein spöttisches Lächeln erkannte ich. Achtzehnjährige mit weiblichen Rundungen, modisch sommerlich gekleidet, mit braungebrannten Armen und Beinen. Ich ertappte mich dabei, wie meine Blicke über die nackten Knie einiger Mädchen streiften. Ich war schon von dem perfekt gewachsenen Körper der blonden Marie am Fluss beeindruckt gewesen, aber die anderen Mädchen schienen ihr in nichts nachzustehen. Ob blond, brünett oder schwarzhaarig, hier war alles zu bewundern. Mensch, pass bloß auf. Und du, George, gib Ruhe! Denn ich spürte bereits ein verdächtiges Ziehen und Zerren in der Hose. So ein Mist.

      „Herr Bohlen, wir sind mit den Namen durch“, sagte Marie, die Klassensprecherin, laut.

      Ich betrachtete das Mädchen erneut, und hoffte, nicht wieder eine blanke Spalte vor meinem geistigen Auge zu sehen. Marie hatte sich halb erhoben, um meine Aufmerksamkeit zu erhalten. Dadurch sah ich in ihren Ausschnitt. Das leichte blaue Kleid lag nicht eng am Körper, der Stoff bauschte sich ein wenig um den festen Busen. Trotzdem bekam ich einen tiefen Einblick und erinnerte mich an die Sekunden, als Tony an ihren Titten herumgefummelt hatte.

      „Wie?“, stammelte ich unbeholfen und entschuldigte mich gleich darauf. „Ich war wohl mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache. Aber das versteht ihr sicher. Der Umzug, die neue Umgebung. Da heute der erste Schultag ist, müssen wir ja nicht gleich mit dem Stoff anfangen. Übrigens, Traunstein gefällt mir bisher sehr gut.“

      Einige nickten.

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