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es noch lebende Zeugen für die Tat vor 18 Jahren gab.

      „Als einzige Zeugen sind Karl und Maria Kollinger damals vernommen wurden. Das ist das Ehepaar, zu dessen Haus die kleine Maggie während des Überfalls geflüchtet war.“

      „Die zur Sache offensichtlich nichts aussagen konnten. Als die von ihnen verständigte Polizei eintraf, war der Spuk schon lange vorbei. Sie kümmerten sich um die ohnmächtig vor der Haustür liegende Maggie, die ohne das Anschlagen des Hundes vermutlich nicht überlebt hätte.“

      „Verständlicherweise ist da viel Zeit verstrichen, in der die Verbrecher ihr Unwesen treiben konnten. Aber das kann man den Leutchen ja nicht verübeln“, sagte Leni leise.

      „Außerdem musst du die Entfernung zwischen den beiden Anwesen berücksichtigen. Wer weiß, wie lange die Kleine in ihrer Angst und Verzweiflung für die Strecke gebraucht hat?“

      „Wie ist die Tat beschrieben. Wurde das Opfer auch so zugerichtet wie unser Freund Dellmann?“

      „Laut Bericht ist der Soldat an nur einem Schlag auf den vorderen Kopfbereich –so steht es hier- verstorben“, antwortete Overbeck. „Du kannst dir auch gerne das Foto ansehen. Aber du wirst kein Gesicht mehr erkennen können.“

      Er suchte aus einem der Stapel einige Blätter heraus und legte sie nebeneinander auf dem Schreibtisch ab.

      „Es sind Farbkopien, aber gute, wie ich meine. Die Originale liegen aber auch bei uns irgendwo im Archiv. Falls erforderlich können wir darauf zurückgreifen.“

      „Schädel-Hirn-Trauma“, las Leni laut vor.

      „Klingt besser als Schädelbruch mit Hirnquetschungen durch Eintritt von Knochenteilen in die Hirnmasse. Sieh mal auf das nächste Blatt.“

      Leni erschrak, als sie die Verletzung in Nahaufnahme sah. „Das war ein kräftiger Schlag. Brutal und mit voller Kraft.“

      „Dann weißt du jetzt, mit welch einer Energie das Gesicht von Dellmann zertrümmert wurde.“ Overbeck klaubte ein paar der weißen Seiten aus dem Stapel. „Hier sind die Täter. Fotos, Vernehmungen und die Ergebnisse der Durchsuchungen ihrer Wohnungen.“

      Leni sah Overbeck erstaunt an „Vernehmungen? Es hieß doch, dass sie selbst vor Gericht keinerlei Aussagen machten. Also haben sie doch auch vor der Polizei geschwiegen.“

      „Das stimmt ja auch. Sie haben lediglich erklärt, dass sie zur Sache keine Angaben machen werden.“

      „Die Täter!“, forderte Leni ungeduldig.

      „Ja, ja.“ Overbeck legte fein säuberlich die kopierten Seiten mit den Fotos, den darin enthaltenen persönlichen Daten und den aufgelisteten Vorstrafen nebeneinander auf dem Schreibtisch ab. „Bitte, da hast du alle deine Täter. Und nun?“

      „Die Daten sind mir mehr oder weniger bekannt. Kollege Gehweiler hatte die Unterlagen dabei. Offensichtlich stimmen die Anschriften nicht mehr mit denen dort überein.“ Leni zeigte auf die ausgelegten DIN a 4-Blätter.

      „Du hast doch nicht im Ernst vor, den schweren Jungs nachzulaufen und sie vor einem bösen Onkel zu warnen. Glaube mir, wenn sie von dem Tod Dellmanns erfahren und vor allem, unter welchen Umständen er ums Leben kam, dann werden sie auf sich selbst aufpassen.“

      „Aber wir können doch nicht einfach zusehen …“

      „So, Leni, nun hör mir mal zu. Wenn eine aufgebrachte Ehefrau bei uns auf der Dienststelle erscheint, weil ihr Mann in der letzten Nacht und vielleicht auch der davor nicht nach Hause gekommen ist, dann begeben wir uns auch nicht gleich auf die Suche. Ich brauche dir nicht zu erklären, dass dann verschiedene Umstände vorliegen müssen, damit wir tätig werden.“

      „Ich weiß, Verdacht auf eine Straftat, Hilflosigkeit oder die begründete Vermutung, dass er sich umbringen will. Aber das hier ist doch etwas Anderes.“

      „Es ist nichts Anderes. Wie viele Menschen auf der Welt sind gefährdet, weil sie irgendjemand etwas Schlimmes angetan haben. Denk` an die einschlägigen Motorrad-Gangs und an einzelne ausgestiegene Mitglieder, die der Polizei entsprechende Tipps zur Klärung von Straftaten gaben. Die Hinweisgeber leben immer noch.“

      „Es hat aber auch schon Opfer gegeben.“

      „Was die Polizei nicht hatte verhindern können. Mich würde es nicht wundern, wenn die Presse die Zusammenhänge schneller erkennt, als uns lieb ist. Glaub` mir, die Reporter werden alles daransetzen, mit den Tätern von damals Kontakt aufzunehmen.“

      „Das heißt, wir werden einfach zusehen …“

      „Das heißt, dass wir unserer Arbeit nachgehen. Unsere Aufgabe ist es, den Mörder des Mörders zu ermitteln.“

      „Nur der Richtigkeit halber: Wir wollen den Mörder eines Menschen ermitteln, nicht den Mörder eines Mörders. Der, um den es geht, hat seine Strafe abgesessen. Nach unserem Recht ist er danach ein Bürger wie jeder andere auch.“

      „Ist ja gut, du Moralistin. Willst du eigentlich nicht wissen, was die Obduktion von Dellmann ergeben hat?“

      „Ich kann`s mir vorstellen. Die Todesursache ist ebenso offensichtlich wie selten.“

      Overbeck grinste. Er ließ er sich Zeit mit seiner Antwort. Mit schräg angelehntem Kopf betrachtete er die erwartungsvolle Kollegin und zum ersten Mal stellte er fest, wie hübsch und attraktiv sie doch war. Heute hatte Leni ihre brünetten Haare zu einem Knoten zusammengebunden, was ihr einen Hauch an Strenge verlieh. Unter dem ungeschminkten Gesicht hoben sich die Wangenknochen leicht hervor und Overbecks Blick verweilte kurz auf ihren vollen Lippen. Die locker getragene hellblaue Bluse und die enge Jeans taten ein Übriges dazu, ihre Weiblichkeit hervorzuheben.

      „Stellst du dir an mir irgendeine Todesursache vor?“ Lenis Stimme brachte Overbeck wieder auf den Boden der dienstlichen Tatsachen.

      „Ja, die Todesursache ist wohl offensichtlich“, begann Overbeck zerstreut. „Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum Dellmann gerade hinter dem besagten Haus umgebracht wurde?“

      „Du wirst es mir gleich mitteilen“, forderte Leni. „Oder soll das hier ein Ratespiel werden?“

      „Dellmann wurde betäubt.“

      „Betäubt? Und dann zum Tatort geschafft?“

      „Das müssen wir noch herausfinden. Vielleicht ist er sogar freiwillig mitgegangen.“

      „Freiwillig? Zu seiner Hinrichtung? Wie stellst du dir das vor?“

      „Die Obduktion hat ergeben, dass Dellmann vor der Tat offensichtlich KO-Tropfen verabreicht wurden. Du kennst ihre Wirkung. Der Betroffene ist unter dem Einfluss dieser Substanzen praktisch willenlos und leicht manipulierbar. Die Wirkung setzt ungefähr 10 bis 20 Minuten nach der Einnahme ein. Dem Täter blieb also genug Zeit, mit seinem Opfer Kontakt aufzunehmen, um es dann an einen anderen Ort zu bringen.“

      „Wo er für ihn dann eine leichte Beute war. Verstehe.“

      „Genau. Das meine ich mit freiwillig. Na ja, zumindest war er nicht in der Lage, sich dagegen zu wehren.“

      Leni sammelte die leeren Tassen ein und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen und wenige Minuten später brodelte das Gerät vor sich hin.

      „Wer hat ein Interesse daran, Dellmann so hinzurichten?“, fragte Leni, als sie mit der Bemerkung das ist frischer, eben das war Brühe zwei Tassen mit Kaffee füllte. „Seine geschiedene Ehefrau hatte kaum eine Regung gezeigt, als Gehweiler und ich sie vom Tod ihres Ex in Kenntnis gesetzt haben.“

      „Meinst du, sie hat etwas damit zu tun?“

      „Gegenfrage: Sollten wir es außer Acht lassen? Aber wenn sie hinter der Tat steckt, was für ein Motiv hat sie dann? Erbt sie? Bekommt sie eine stattliche Lebensversicherung? Ich glaube nicht. Die beiden sind geschieden. Welchen Vorteil sollte sie also aus dem Tod Dellmanns ziehen? Denke an die Umstände der Tat und die Örtlichkeit. Damit hat die Frau nichts zu tun.“

      „Wir

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