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war eine Lustfahrt! Bald waren die Wälder dicht und dunkel, bald waren sie wie der herrlichste Garten voll Sonnen und Blumen; da lagen große Schlösser von Glas und von Marmor: auf den Altanen standen Prinzessinnen, und diese waren alle kleine Mädchen, die Hjalmar gut kannte; er hatte früher mit ihnen gespielt. Jede streckte die Hände aus und hielt das niedlichste Zuckerherz hin, welches je eine Kuchenfrau verkaufen konnte; und Hjalmar faßte die eine Seite des Zuckerherzens an, indem er vorüberfuhr, und die Prinzessin hielt recht fest, und so bekam Jeder ein Stück: sie das kleinste, Hjalmar das größte. Bei jedem Schlosse standen kleine Prinzen Schildwache, sie schulterten mit Goldsäbeln und ließen Rosinen und Zinnsoldaten regnen; man sah es ihnen an, daß es echte Prinzen waren.

      Bald segelte Hjalmar durch Wälder, bald durch große Säle, oder mitten durch eine Stadt, er kam auch durch die, in welchem sein Kindermädchen wohnte, welche ihn getragen hatte, da er noch ein kleiner Knabe war, und die ihm immer so gut gewesen; sie nickte und winkte und sang den niedlichen kleinen Vers, den sie selbst gedichtet und Hjalmar gesendet hatte:

      Ich denke Deiner so manches Mal,

      Mein theurer Hjalmar, Du Lieber!

      Ich gab Dir Küsse ohne Zahl

      Auf Stirne, Mund und Augenlider.

      Ich hörte Dich lallen das erste Wort,

      Doch mußt' ich Dir Abschied sagen;

      Es segne der Herr Dich an jedem Ort,

      Du Engel, den ich getragen.

      Und alle Vögel sangen mit, die Blumen tanzten auf den Stielen und die alten Bäume nickten, als ob Ole Luk-Oie ihnen auch Geschichten erzähle.

      Mittwoch.

      Nein, wie strömte der Regen draußen hernieder! Hjalmar konnte es im Schlafe hören; und da Ole Luk-Oie ein Fenster öffnete, stand das Wasser herauf bis an das Fensterbrett; es war ein ganzer See da draußen, aber das prächtigste Schiff lag dicht am Hause.

      »Willst Du mitsegeln, kleiner Hjalmar,« sagte Ole Luk-Oie, »so kannst Du diese Nacht nach fremden Ländern gelangen und morgen wieder hier sein!« –

      Da stand Hjalmar plötzlich in seinen Sonntagskleidern mitten auf dem prächtigen Schiffe; sogleich wurde das Wetter schön, und sie segelten durch die Straßen, kreuzten um die Kirche und nun war Alles eine große wilde See. Sie segelten so lange, bis kein Land mehr zu erblicken war, und sie sahen einen Flug Störche, die kamen auch aus der Heimath und wollten nach den warmen Ländern; ein Storch flog immer hinter dem andern, und sie waren schon weit, weit geflogen! Einer von ihnen war so ermüdet, daß seine Flügel ihn kaum noch zu tragen vermochten; er war der Letzte in der Reihe, und bald blieb er ein großes Stück zurück; zuletzt sank er mit ausgebreiteten Flügeln tiefer und tiefer; er machte noch wenige Schläge mit den Schwingen, aber es half nichts; nun berührte er mit seinen Füßen das Tauwerk des Schiffes, dann glitt er vom Segel herab, und bums! da stand er auf dem Verdecke.

      Jetzt nahm ihn der Schiffsjunge und setzte ihn in das Hühnerhaus zu den Hühnern, Enten und Truthähnen; der arme Storch stand befangen mitten unter ihnen.

      »Sieh den Kerl an!« sagten alle Hühner.

      Und der calcutttische Hahn blies sich so dick auf, wie er konnte und fragte, wer er wäre; die Enten gingen rückwärts und pufften einander: »Rappel Dich! Rappel Dich!« Und der Storch erzählte vom warmen Afrika, von den Pyramiden und vom Strauße, der, einem wilden Pferde gleich, die Wüste durchlaufe; aber die Enten verstanden nicht, was er sagte, und dann pufften sie einander: »Wir sind doch wohl alle derselben Meinung, nämlich, daß er dumm ist!«

      »Ja, sicher ist er dumm!« sagte der Truthahn, und dann kollerte er. Da schwieg der Storch und dachte an sein Afrika.

      »Das sind herrlich dünne Beine, die Ihr habt!« sagte der Calcuttaer. »Was kostet die Elle davon?«

      »Skrat, skrat, skrat!« grinsten alle Enten; aber der Storch that, als ob er es nicht höre.

      »Ihr könnt immer mitlachen,« sagte der Calcuttaer zu ihm: »denn es war sehr witzig gesagt! Oder war es Euch vielleicht zu hoch? Ach, ach, er ist nicht vielseitig! Wir wollen interessant unter uns selbst bleiben!« Und dann gluckte er, und die Enten schnatterten: »Gik, gak! Gik gak!« Es war schrecklich, wie sie sich selbst belustigten.

      Aber Hjalmar ging nach dem Hühnerhause, öffnete die Thüre, rief den Storch, und der hüpfte zu ihm heraus auf das Verdeck. Nun hatte er ja ausgeruht, und es war als ob er Hjalmar zunickte, ihm zu danken. Darauf entfaltete er seine Schwingen und flog nach den warmen Ländern; aber die Hühner gluckten, die Enten schnatterten, und der calcuttische Hahn wurde feuerroth am Kopfe.

      »Morgen werden wir Suppe von Euch kochen!« sagte Hjalmar, und damit erwachte er und lag in seinem leinenen Bette. Es war doch eine sonderbare Reise, die Ole Luk-Oie ihn diese Nacht hatte machen lassen.

      Donnerstag.

      »Weißt Du was?« sagte Ole Luk-Oie, »werde nur nicht furchtsam! Hier wirst Du eine kleine Maus sehen!« Und dann hielt er seine Hand her mit dem leichten, niedlichen Thiere. »Sie ist gekommen, um Dich zur Hochzeit einzuladen. Hier sind in dieser Nacht zwei kleine Mäuse, die in den Stand der Ehe treten wollen. Sie wohnen unter Deiner Mutter Speisekammerfußboden: das soll eine schöne Wohnung sein!«

      »Aber wie kann ich durch das kleine Mauseloch im Fußboden hindurch kommen?« fragte Hjalmar.

      »Da laß mich nur sorgen!« sagte Ole Luk-Oie. »Ich werde Dich schon klein machen!« Und nun berührte er Hjalmar mit seiner Zauberspritze, worauf dieser sogleich kleiner und kleiner wurde! zuletzt war er keinen Finger lang. »Nun kannst Du Dir die Kleider des Zinnsoldaten leihen; ich denke, sie werden Dir passen, und es sieht gut aus, Uniform anzuhaben, wenn man in Gesellschaft ist!«

      »Ja freilich!« sagte Hjalmar, und war im Augenblick wie der niedlichste Zinnsoldat angekleidet.

      »Wollen Sie nicht so gut sein, sich in Ihrer Mutter Fingerhut zu setzen?« sagte die kleine Maus; »dann werde ich die Ehre haben, Sie zu ziehen!«

      »Gott, wollen sich das Fräulein selbst bemühen!« sagte Hjalmar; und so fuhren sie zur Mausehochzeit.

      Zuerst kamen sie unter dem Fußboden in einen langen Gang, der aber nicht höher war, als daß sie gerade mit dem Fingerhut dort fahren konnten, und der ganze Gang war mit faulem Holze illuminirt.

      »Riecht es hier nicht herrlich?« fragte die Maus, die ihn zog. »Der Gang ist mit Speckschwarten geschmiert! Es kann nichts Schöneres geben!«

      Nun kamen sie in den Brautsaal hinein. Hier standen zur Rechten alle kleinen Mäuse-Damen; die wisperten und pisperten, als ob sie einander zum Besten hätten. Zur Linken standen alle Mäuse-Herren und strichen sich mit der Pfote den Schnauzbart; mitten in dem Saale aber sah man das Brautpaar; es stand in einer ausgehöhlten Käserinde und küßte sich gar schrecklich viel vor Aller Augen, denn es war Verlobung und es sollte auch gleich Hochzeit sein.

      Es kamen immer mehr und mehr Fremde; die eine Maus war nahe daran, die andere todt zu treten, und das Brautpaar hatte sich mitten in die Thüre gestellt, so daß man weder hinaus noch herein gelangen konnte. Die Stube war ebenso wie der Gang mit Speckschwarten eingeschmiert, das war die ganze Bewirthung; aber zum Dessert wurde eine Erbse vorgezeigt, in die eine Maus aus der Familie den Namen des Brautpaares eingebissen hatte, das heißt: den ersten Buchstaben. Das war etwas Außerordentliches!

      Alle Mäuse sagten, daß es eine schöne Hochzeit sei, und daß die Unterhaltung sehr angenehm gewesen wäre.

      Dann fuhr Hjalmar wieder nach Hause; er war wahrlich in vornehmer Gesellschaft gewesen, aber er hatte auch sehr zusammenkriechen, sich klein machen und Zinnsoldatenuniform anziehen müssen.

      Freitag.

      »Es ist unglaublich, wie viele ältere Leute es giebt, die mich gar zu gern haben möchten!« sagte Ole Luk-Oie. »Es sind besonders Die, welche etwas Böses verübt haben.« »»Guter, kleiner

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