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beiden Kinder Alan, acht Jahre, und Lilith, zehn Jahre, kamen aus Texas. Als ehemaliger Farmer brachte Frank viel Erfahrung mit. Ein kleiner schmächtiger Mann mit übergroßer Latzhose, der einen typischen Farmerhut trug. Franks Frau war eine leidenschaftliche Köchin, die es verstand aus allem ein Festmahl zu kochen. Lilith, deren blonde Zöpfe fröhlich im Wind wehten, vertrieb sich mit Sticken und Nähen die Zeit. Und Alan, der weißblonde Lausbub der Familie, verstand sich am besten mit den Hühnern.

      Langsam wuchsen die Früchte ihrer harten Arbeit. Einmachgläser waren nun ein wertvolles Gut und die Plünderungen bezogen sich bald nicht mehr nur auf die Mall, sondern auch auf die verlassenen Häuser.

      Nach anfänglichen Schwierigkeiten beim Melken hatten sie den Dreh raus und es konnte jeden Tag frische Milch genossen werden.

      Auch wenn sie nicht wussten, welches Datum es war, so hielten sie alle sieben Tage eine Versammlung ab und besprachen wichtige Dinge, die die Gemeinschaft betrafen. Die Touren, wie auch die Sicherung der Mauern, bestritten jedoch die Reisegruppe sowie Railey und Aiden.

      Alle drei Tage kontrollierten die Männer der Zweckgemeinschaft die Mauer und zogen die festgesteckten Infizierten von den Pfählen und Speeren. Im Pferdeanhänger brachten sie die Leichen fort und schmissen sie in Massengräber, die sie etwas entfernt ausgehoben hatten. Manchmal lagen lebende Kreaturen zwischen den Leichen, die jedoch nicht mehr allein herauskamen.

      *

      Eines Tages patrouillierten Ivy und Sebastian gemeinsam am Mauerwerk entlang. Die Infizierten fauchten sie böswillig an, doch die Messerklingen waren schneller. Auf dem Handkarren hatten sie neue Pfähle und Speere gelagert und tauschten diese gegen die Abgebrochenen aus. Der Sommer war beachtlich warm.

      »Ob es wieder so heiß wird wie letztes Jahr?«, fragte Sebastian, während er den Pfahl in den Boden schlug.

      Aufmerksam sah sich Ivy im Außengelände vor der Mauer um, hatte ihre Machete griffbereit und stapfte durch das Dickicht auf ihren Mann zu.

      »Ich hoffe nicht … Wir brauchen eine gute Ernte.«

      Zielsicher rammte Ivy die Klinge in den Schädel einer Kreatur, die auf einem Speer steckte. Ächzend zog sie den leblosen stinkenden Körper vom Pfahl herunter und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn. Gedankenverloren sah sie zu dem gestapelten Haufen toter Infizierter und streckte ihre Arme.

      Sebastian hielt kurz inne und sah sich um. »Es sind mehr geworden … Oder irre ich mich?«

      Seine Frau stach dem nächsten Infizierten die Klinge in den Schädel, zog diese heraus und betrachtete das schwarze Blut, welches die Schneide herunter tropfte.

      »Irgendwie schon … Wenn es noch mehr werden, werden es die Pfähle und Speere nicht mehr aushalten«, seufzte sie und zog den Kadaver vom Speer ab. »Aber gehen wir mal davon aus, dass nur zwei Prozent der Menschheit noch am Leben ist, dann frage ich mich trotzdem, wo die Massen sind? Es sind viel zu wenig Infizierte in der Gegend. Wir haben bis jetzt nur eine große Horde gesehen, damals im Bus … Auch in der Stadt, als wir Sean und Elenor fanden, waren viele unterwegs … Dennoch zu wenige um das Ausmaß zu realisieren.«

      Argwöhnisch und sprachlos blickte er seine Frau an und runzelte die Stirn. »Du machst dir echt krasse Gedanken, Ivy«, staunte er und holte tief Luft. »Machen wir unsere Arbeit fertig.«

      »Ich müsste mal ins Gebüsch«, warf Ivy ein.

      »Soll ich dich begleiten?«, entgegnete er ihr und sie nickte ihm zu.

      *

      Nachdem sie ein Stück gelaufen waren, hockte sie sich mit runter gelassener Hose ins Gebüsch, während Sebastian aufmerksam die Umgebung beobachtete.

      Nachdem sie fertig war und ihren Gürtel zu machte, vernahm sie plötzlich eine Art Winseln.

      Argwöhnisch hielt sie inne und horchte erneut. Wieder hörte sie es und drehte sich zu Sebastian um.

      »Hast du das gehört?«

      »Was gehört?«

      Wieder nahm sie das klägliche Winseln wahr. »Hier winselt was!«

      Sebastian horchte aufmerksam in den Wald und registrierte ebenfalls dieses klägliche Wimmern.

      Ohne zu zögern ging Ivy dem Winseln nach und schlug sich ihren Weg mit der Machete frei.

      »Bleib hier!«, rief er ihr nach und folgte ihr durch das Dickicht.

      Das Wimmern wurde mal lauter, mal leiser. Ein genussvolles Schmatzen gesellte sich zu dem Geräusch hinzu. Die beiden hielten einen Moment inne und blickten sich aufmerksam um. Langsam schritten sie weiter und je mehr sie sich durch das Dickicht aus Ästen und umgefallenen Stämmen kämpften, umso lauter wurde das Schmatzen und Winseln. Plötzlich erkannten sie einen Infizierten, der sich an dem Kadaver eines Hundes labte.

      Ivy und Sebastian waren sichtlich angewidert. Dennoch hörten sie das Quieken.

      Er sah, wie seine Frau die Machete zückte und sich kampfbereit machte.

      Der Dachdecker legte seine Hand auf ihre und sah sie mit kritischem Blick an. »Das Tier ist tot … Lass uns verschwinden!«, flüsterte er.

      Doch Ivy ignorierte seine Worte und kämpfte sich durch das Gebüsch durch. Der Infizierte hörte das Knacken der Äste, schaute mit blutverschmiertem Gesicht zu ihr auf und fauchte ihr wütend entgegen. Doch bevor er aufstehen konnte, rammte Ivy ihm die Klinge zwischen die Augen und zog diese sogleich wieder aus dem Schädel. Die Kreatur sackte neben dem Kadaver zu Boden und blieb regungslos liegen.

      Mitfühlend betrachtete Ivy den Hund, dessen Bauch aufgerissen und die Gedärme angefressen waren.

      Plötzlich hörte sie wieder das Winseln, runzelte die Stirn und lugte unter das Wurzelgeflechts eines umgestürzten Baumes.

      »Da ist ein Welpe!«, rief sie aufgeregt, kroch zu dem Wurzeln und griff dem Tier beherzt in den Nacken.

      Sebastian stapfte zwischen dem Gestrüpp zu ihr und sah erstaunt das Jungtier an, dessen Fell verdreckt und verklebt war.

      Behutsam legte sie ihn in seine Armbeuge und sah ihren Mann mit euphorischem Blick an. »Ist er nicht süß!?«, jauchzte sie begeistert.

      Doch Sebastians Augen wanderten zum Kadaver des Hundes und des Infizierten. Aufmerksam sah er sich in der Umgebung um.

      »Lass uns verschwinden, bevor noch mehr kommen«, drängte er.

      »Sie muss ihn verteidigt haben, als der Infizierte kam«, sinnierte Ivy und sah die Bisswunden am Körper des Infizierten.

      »Komm schon!« Sebastian nahm sie am Arm und führte sie durch das Dickicht zurück zur Hotelanlage.

      Schützend drückte sie das verängstigte Tier an ihre Brust.

      »Jetzt noch ein Hund?«, fragte er, während er voranschritt.

      »Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich den kleinen Kerl dort draußen lasse!«, fuhr sie ihn empört an.

      »Wenn du denkst, dass es das richtige ist …«, gab er zweifelnd zurück und warf ihr einen skeptischen Blick zu.

      ***

      Kapitel 13

      Poughkeepsie, Innengelände des Baumhaushotels

      29. August 2013 13:30 Uhr

      Die erste Ernte konnte erfolgreich eingelagert werden. Der Weizen wurde im Kornspeicher gelagert und in mühsamer Handarbeit zu Mehl verarbeitet, aus dem Franks Frau Brot backte. Neue Überlebende fanden sie in der Zeit jedoch nicht.

      Sean und Elenor sowie Lilith und Alan bekamen die Aufgabe, sich um die Pferde und Kühe zu kümmern. Ein Amt, der sie sich gern annahmen.

      Ivy und Ruben brachten gerade die Küchenabfälle zum Kompost, als sie Sean bei den Pferden sah. Der Junge schien etwas zu suchen und versuchte nach einem Eimer auf dem Regal zu greifen, das jedoch zu hoch für ihn war. Für einen Moment beobachtete sie das Geschehen und eines

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