Скачать книгу

Tintenfass

      ins Goldfischglas.

      Der Fisch wird blau - doch nie Forelle.“

      Ich bin nur ein Dreikäsehoch

      und hab es schwer -

      sogar sehr!

      Denn alles, was ich finde schön,

      darf nicht geschehn.

      Es heißt: Das ist verboten -

      verboten, ja verboten!

      Das Radio neulich klang nicht rein:

      Ich ölte es mit Butter ein.

      Mit Senf hab ich die Wand beschmiert

      und so den ganzen Raum verziert.

      „Was sind das für Sachen!

      Das darfst du nicht machen:

      aus dem Kühlschrank naschen,

      nicht die Katze waschen,

      nicht dein Hemd zerreißen

      und die Tante beißen.

      Und gieß, mein Sohn, nur nicht die Nelken

      auf Mutters Hut

      voll Übermut.

      Sie wachsen nicht - die Nelken welken.“

      Ich bin nur ein Dreikäsehoch

      und hab es schwer -

      sogar sehr!

      Denn alles, was ich finde schön,

      darf nicht geschehn.

      Es heißt: Das ist verboten -

      verboten, ja verboten!

      Wie wäre es mal umgekehrt,

      wenn ich euch sagte, was mich stört,

      und schrie euch dauernd ins Gesicht:

      „Verboten - so was tut man nicht!

      Wie Verrücke hetzen,

      kindisch mit mir schwätzen,

      dauernd mich belehren,

      über mich beschweren,

      putzen oder spülen,

      statt mit mir zu spielen.“

      Vor allem muss ich solchen Nieten,

      die alles mir

      verbieten hier

      verbieten, mir was zu verbieten.

      Hausarbeit müsste verboten werden

      Bei der Hausarbeit sind Mädchen geschickter als Jungen. Das ist schon immer so seit dem Altertum: Die Männer waren mehr draußen und haben gejagt und die Frauen drinnen gekocht. Erst heue gewöhnen sich die Männer langsam ans Kochen, und einige Frauen jagen schon.

      Es geht ja auch nicht, dass wir Männer alles den Damen überlassen. Mein Vater und ich packen schon mal mit an, wenn’s sein muss. Mein Vater ist nämlich ein Kavalier alter Schule. Er sagt zwar, dass wir als Männer so niedrige Arbeiten eigentlich nicht zu tun brauchen, aber es mache sich gut, weil man damit die Sympathie der Damen gewinne.

      Wenn meine Mutter zum Beispiel in der Küche am Herd steht, dann umgreift er sie von hinten, hebt sie hoch, setzt sie auf den Küchenstuhl und sagt dann:

      „Na, was soll ich denn jetzt mal kochen?“

      Dann strahlt meine Mutter, wenn sie auch Angst hat, was diesmal wohl wieder dabei rauskommt.

      Mein Opa ist da ganz anderer Ansicht.

      „Es gibt Arbeiten, die sind seit urkundlichen Zeiten für die Frauen da“, sagt er immer, „zum Beispiel Kaffee kochen, Sahne schlagen, Eintopfsuppe und Betten machen, Fenster putzen, überhaupt Hausputz. Wenn Hausputz ist, sollen Männer möglichst nicht im Haus sein, weil sie dabei stören.“

      Er geht dann immer in die Kneipe und schlägt die Zeit tot.

      Ich kann meinen Opa gut leiden. Wenn ich gekonnt hätte, dann hätte ich ihn zu meinem Vater gemacht. Dazu ist es jetzt leider zu spät.

      Meine Tante Berta aber hätte ich auf keinen Fall zu meiner Mutter gemacht. Als ich mal bei ihr für ein paar Tage zu Besuch war, hat sie mich dauernd einspannen wollen.

      „Ich mache nur Sachen, die männlich sind“, habe ich ihr glatt ins Gesicht gesagt, „keine Arbeit für Mädchen.“

      „So, so, junger Mann“, hat sie da ganz kühl geantwortet und mich von oben herab durch ihre Nickelbrille angefunkelt, „und was ist deiner Ansicht nach nicht männlich?“

      „Kochen, spülen, putzen würde ich nie machen“, habe ich erklärt, „dafür habe ich kein Händchen. Ich mache da doch alles verkehrt. Opa ist da ganz meiner Meinung. Wir Männer haben bei so was zwei linke Hände. `Jungen müssen Soldat werden´, sagt er immer. `Da müssen sie dann noch genug Klos reinigen´.“

      Ich hatte gehofft, die Tante würde sich das zu Herzen nehmen und mich schonen. Aber die Tante ist zäh wie Leder. Da kaut man sich die Zähne dran aus.

      „Die Jungen sind seit Jahrhunderten geschont worden, denn früher mussten nur die Frauen arbeiten“, hat sie gesagt oder so was Ähnliches. Die Männer hätten sich nur ausgeruht und viel getrunken. Das ginge so nicht weiter.

      Nach dieser Predigt hat die Tante mich erziehen wollen.

      „Wenn man zwei linke Hände hat, muss man zwei rechte daraus machen“, hat sie gesagt und gleich mit dem Training begonnen.

      Sie hat gespült, und ich musste abtrocknen. Ich habe dabei aber geschickt Blödsinn gemacht: mit der linken Hand wie zufällig mit Wasser gespritzt und mit der rechten die Teller verkehrt in den falschen Schrank gestellt. Beim zweiten Training hatte ich sie schon so weich gekocht, dass sie es leid war und mich aus der Hausarbeit entlassen hat. Da war ich froh.

      Meiner Mutter will ich weiterhin gern helfen, die tut ja auch so viel für uns. Aber in der Verwandtschaft…? Wenn das Schule machte, könnte ich nur noch Tag und Nacht bei allen Onkeln und Tanten die Dreckarbeit machen. Das würde mir ganz schön stinken! Ich bin erst sieben Jahre alt und daher kein Kavalier alter Schule wie mein Vater. Unsere Schule ist noch ziemlich neu.

      Wie gesagt, ich helfe meiner Mutter gern, genauso wie meine Schwester. Aber ich mache keine Arbeit, die für Mädchen ist. Ich tue das, wozu man ziemlich viel Kraft braucht und denken muss. Bei einigen Sachen kann man sich streiten, und oft haben wir auch Streit darüber, wer von uns beiden mehr tut. Ich glaube, ich tue mehr, weil ich stärker bin und mir alles schneller von der Hand geht. Die Mädchen machen zwar viel Gedöns beim Arbeiten, aber sie tun wenig. Ich kann zum Beispiel in anderthalb Minuten das große Fenster putzen, meine Schwester braucht eine halbe Stunde dazu.

      Zugegeben, Hausarbeit muss sein. Aber wir leben im Zeitalter des Fortschritts. Immer mehr wird die Arbeitszeit verkürzt, am laufenden Band. Warum nicht auch die Hausarbeit? Da müsste endlich mal ein Mann kommen und sich Gedanken darüber machen. Sonst denken doch auch so viele über so vieles nach.

      Wenn man noch zur Schule geht, hat man täglich ohnehin eine Menge Probleme am Hals: Aufgaben, Prüfungen, Zeugnisse, Lehrer und so weiter, da könnte man gut auf das eine oder andere verzichten, so auch auf die Hausarbeit. Im bisher letzten Abschnitt meines Lebens habe ich herausfinden wollen, was meine Freunde und Freundinnen davon halten.

      „Meine Schwester ist für die Hilfe im Haushalt besser geeignet“, hat Dieter gesagt. „Ich kann besser andere Sachen. Daher kommt es, dass ich kaum was zu tun brauche.“

      „Jedes Jahr ist bei uns zweimal Hausputz“, hat mir Klaus erklärt. „Dann haue ich ab. Hausarbeit liegt mir nicht.“

      Klaus hat schon immer den Bogen raus.

      Unter uns Männern ist eine Verständigung über dieses leidige Thema kinderleicht.

Скачать книгу