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ganzen Kram nicht erst stundenlang auswendig zu lernen.

      Die beneidenswerteste Sache beim Erwachsenen aber ist, dass er nicht mehr zu wachsen braucht. Er ist fertig und braucht nicht wie ein Jugendlicher dauernd Klimmzüge zu machen, „um das Leben zu meistern“, wie sie einem immer einzureden versuchen. Wenn man ausgewachsen ist, hat man auch nicht mehr so viel Angst, wie wenn man noch klein ist. Man fürchtet sich nicht so sehr, sobald es dunkel wird, oder wenn im Fernsehen was Schlimmes passiert.

      Die Erwachsenen können die Rechtschreibung und machen keine Rechtschreibfehler mehr, das sieht man an unserer Lehrerin. Wenn ich die Rechtschreibung auch mal richtig kann, dann bin ich froh, denn dann bin ich groß. Und wenn ich erst mal groß bin, kann ich mir kochen, was mir schmeckt, und brauche nicht immer Spinat und Leber und anderes Zeug zu essen, das bei uns auf den Tisch kommt. Wenn ich groß bin, passen mir auch die Schuhe immer, weil die Füße dann nicht mehr wachsen.

      Aber groß zu werden und erwachsen zu sein hat auch seine Nachteile. Erwachsene schlafen meistens schlecht und stöhnen immer über ihre Gesundheit. Sie werden so schnell alt und dick, kriegen viele Falten und oft sogar eine Glatze. Auch kommt der Adamsapfel so stark raus. Da ist wirklich nichts zu beneiden, auch deshalb nicht, weil die Erwachsenen sich so viel über die Kinder ärgern müssen.

      Ich weiß noch nicht so recht, was ich eigentlich machen soll: groß werden oder klein bleiben. Die Italiener haben sich da schon entschieden, die sind nämlich alle klein, weil die Mütter in Italien ihren Kindern immer sagen: „Wenn du groß bist, musst du arbeiten.“ Und wer will das schon!

      Aber ich bin kein Italiener. Ich muss die Entscheidung ganz allein für mich treffen und mir deshalb alles gründlich überlegen. Denn wenn man einmal groß geworden ist, kann man nicht wieder klein werden. Das sieht man tagtäglich an den Erwachsenen.

      Doch eins steht fest: Wenn ich groß bin, darf ich mich endlich rasieren!

      Eine halbe Portion

      Wussten Sie schon,

      wussten Sie schon?

      Überall nennt man mich halbe Portion.

      Das wurmt mich sehr,

      das wurmt mich sehr!

      Wo nehm’ ich die andere Hälfte her?

      Catchermuskeln wünsch ich mir,

      Bärenkräfte wie ein Stier,

      dann wär ich ein Weiberheld,

      der der Weiberwelt gefällt.

      Halbe Portion,

      halbe Portion!

      Ich laufe noch vor mir selber davon.

      Nein, so ein Quark,

      nein, so ein Quark!

      Wann werd ich endlich auch groß und stark?

      Catchermuskeln wünsch ich mir,

      Bärenkräfte wie ein Stier,

      dann wär ich ein Weiberheld,

      der der Weiberwelt gefällt.

      Natur allein,

      Natur allein

      soll für halbe Portionen verantwortlich sein.

      Wie ungerecht,

      wie ungerecht!

      Warum ist die Natur so schlecht?

      Catchermuskeln wünsch ich mir,

      Bärenkräfte wie ein Stier,

      dann wär ich ein Weiberheld,

      der der Weiberwelt gefällt.

      Alle Tage,

      alle Tage

      quält mich stets die gleiche Frage:

      Gibt’s keine Sachen,

      gibt’s keine Sachen,

      aus halben Portionen ganze zu machen?

      Catchermuskeln wünsch ich mir,

      Bärenkräfte wie ein Stier,

      dann wär ich ein Weiberheld,

      der der Weiberwelt gefällt.

      Warum – warum – warum?

      Warum

      ist auf der Welt so viel verboten, was uns Spaß macht?

      Warum

      müssen Kinder, die nichts verdienen, Eintrittsgeld fürs Schwimmbad bezahlen?

      Warum

      ist das Spielen im Park nicht erlaubt?

      Warum

      gibt es nicht genug Spielstraßen?

      Warum

      werden wir, wenn wir Fußball spielen, erst vom Hof gejagt, dann vom Spielplatz, dann vom Sportplatz?

      Warum

      schimpft uns der Platzwart Rocker und droht uns mit der Polizei, wenn wir nicht abhauen, weil der Platz so empfindlich sei?

      Warum

      protestieren alle gegen alles Mögliche, aber niemand mit der Parole „Spielplätze sind nichts als Hundeklos?“

      Warum

      sind Krankenhäuser so langweilig?

      Warum

      achtet niemand unsere Persönlichkeit?

      Warum

      gibt es für Kinder unseres Alters nicht andere Spielmöglichkeiten als Rutschen, Schaukeln und Sandkästen?

      Warum

      ist der normale Umgangston mit uns die Nörgelei?

      Warum

      nimmt der Friseur freitags keine Kinder dran, obwohl wir für den Haarschnitt genauso viel bezahlen müssen wie die Erwachsenen?

      Warum

      schnauzt man uns an, im Bus Platz zu machen, statt nett zu sein und „bitte“ zu sagen?

      Warum

      müssen Schaffner immer gleich meckern, wenn Kinder mal etwas lauter sind?

      Warum

      nimmt man uns Kinder nicht ernst und hört uns mit unseren Problemen an?

      Warum

      heißt es immer: „Hast du was gesagt?“ – „Wer hat dich gefragt?“ – „Sitz doch nicht so krumm!“ – „Mein Gott, bist du dumm!“

       Warum – warum – warum?

      Verboten

      Ich bin nur ein Dreikäsehoch

      und hab es schwer -

      sogar sehr!

      Denn alles, was ich finde schön,

      darf nicht geschehn.

      Es heißt: Das ist verboten -

      verboten, ja verboten!

      Stell ich nur irgendetwas an,

      was irgendwer nicht leiden kann,

      verbietet man es mir sogleich

      und schlägt mich manchmal windelweich:

      „Du darfst nachts nicht singen

      auf den Tisch nicht springen,

      Blumen nicht ausreißen,

      Scheiben nicht einschmeißen,

      nicht als Junge weinen,

      werfen

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