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dem Un­fall­ve­rur­sa­cher, hart be­drängt wur­de. Dies wis­sen wir durch die Zeu­gen­aus­sa­ge ei­nes ent­ge­gen­kom­men­den Fahr­zeugs, des­sen Fah­rer spä­ter wie­der in Rich­tung Stein­ach zu­rück­fuhr. Der Un­fall­ve­rur­sa­cher muss dann bei wei­te­ren Über­hol­ver­su­chen Ihre Frau auf der Fah­rer­sei­te ge­rammt ha­ben. Ver­mut­lich hat sie da­durch die Ge­walt über das Fahr­zeug ver­lo­ren und ist auf der re­gen­nas­sen Fahr­bahn ins Schleu­dern ge­kom­men. Nach­dem sie mit dem Fahr­zeugheck einen Baum be­rührt hat­te, ist sie auf­grund der ho­hen Ge­schwin­dig­keit, die sie wahr­schein­lich durch den Un­fall­ve­rur­sa­cher hat­te, auf der ge­gen­über­lie­gen­den Sei­te in den Stra­ßen­gra­ben ge­fah­ren. Dort hat sich das Auto dann mehr­fach über­schla­gen. Zu­erst ist es über die Front hin­weg aufs Dach ge­schla­gen, und das Dach wur­de durch die große Wucht bis auf die Rücken­leh­nen der Sit­ze he­r­un­ter­ge­drückt. An­schlie­ßend hat sich das Auto noch mehr­fach seit­lich über­schla­gen, be­vor es auf der Fah­rer­sei­te lie­gend, zum Ste­hen kam. Der Fah­rer ei­nes nach­kom­men­den LKW hat noch ge­se­hen, wie sich ein PKW, schnell be­schleu­ni­gend, von der Un­fall­stel­le ent­fernt hat. Nach der Fahr­zeug­be­schrei­bung war dies das glei­che Fahr­zeug, das uns auch der an­de­re Zeu­ge be­schrie­ben hat. Fah­rer und Bei­fah­rer des LKW ha­ben dann so­fort die Ret­tungs­kräf­te in­for­miert und ver­sucht, selbst Hil­fe zu leis­ten. Lei­der wa­ren aber alle so im Fahr­zeug ein­ge­klemmt, dass sie nur die Mög­lich­keit hat­ten Ihre Frau durch die he­r­aus­ge­bro­che­ne Front­schei­be not­dürf­tig zu ver­sor­gen. Als die Ret­tungs­kräf­te ein­tra­fen und die Feu­er­wehr das Dach ent­fernt hat­te, konn­ten Ihre Kin­der lei­der nur noch tot ge­bor­gen wer­den. Ver­mut­lich hat­ten sie schon den ers­ten Über­schlag nicht über­lebt. Ihre Frau war be­sin­nungs­los und hat­te in der Zwi­schen­zeit so viel Blut ver­lo­ren, dass der Not­arzt sich wun­der­te, dass sie über­haupt noch am Le­ben war. Wahr­schein­lich konn­te sie nur durch die Not­ver­sor­gung der bei­den LKW-Fah­rer so lan­ge am Le­ben er­hal­ten wer­den.‹

      Er at­me­te tief durch und be­en­de­te sei­ne Aus­füh­run­gen mit den Wor­ten: ›Das ist erst ein­mal al­les, was ich Ih­nen zum Un­fall­her­gang mit­tei­len kann. Ich wer­de Sie auf je­den Fall über den Stand der wei­te­ren Er­mitt­lun­gen auf dem Lau­fen­den hal­ten.‹

      Der Haupt­wacht­meis­ter hat­te mich die gan­ze Zeit fi­xiert und schnell hin­ter­ein­an­der­weg ge­spro­chen und war nun sicht­lich froh, dass er die­se schwie­ri­ge Auf­ga­be hin­ter sich ge­bracht hat­te. Er war­te­te auf eine Re­ak­ti­on von mir, doch ich muss­te das Ge­hör­te erst ein­mal ver­ar­bei­ten. In mei­nem Kopf hat­ten sich wäh­rend der Aus­füh­run­gen des Po­li­zis­ten Bil­der ge­bil­det, mit de­nen ich das Ge­sche­hen nach­zu­voll­zie­hen such­te. Mir stock­te der Atem und es wur­de mir schlecht, als ich mir mei­ne blu­ten­den, im Fahr­zeug­wrack ein­ge­klemm­ten Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen vor­stell­te. Mein An­blick muss be­ängs­ti­gend ge­we­sen sein, denn der Po­li­zist hat­te schon einen fra­gen­den und um Hil­fe fle­hen­den Blick auf den Arzt ge­wor­fen, als die­ser auch schon auf­stand, zu mir trat und mich frag­te: ›Ist Ih­nen schlecht? Soll ich das Fens­ter öff­nen?‹

      ›Ja, ich glau­be, das wäre nicht schlecht‹, keuch­te ich.

      Der Arzt trat, ohne mich aus den Au­gen zu las­sen, ans Fens­ter, nahm die Pflan­zen weg und öff­ne­te es weit. Zit­ternd und tau­melnd stand ich auf und trat, ge­stützt vom Po­li­zis­ten, ans Fens­ter. Die fri­sche Luft tat gut und lang­sam konn­te ich wie­der klar se­hen. Doch in mei­nem Kopf wir­bel­te al­les durch­ein­an­der. Al­les war so düs­ter, so trost­los. Doch das Wet­ter und die Na­tur schie­nen dem al­len Hohn zu spot­ten. Die Son­ne war hin­ter den Ge­wit­ter­wol­ken her­vor­ge­kom­men und be­gann, die Näs­se vom Bo­den auf­zusau­gen. Die Vö­gel zwit­scher­ten fröh­lich, die Luft war klar und sau­ber, al­les sah so frisch, so er­holt aus. All dies pass­te über­haupt nicht zu mei­ner der­zei­ti­gen Ver­fas­sung. Lang­sam be­gann ich mei­ne Ge­dan­ken zu ord­nen.

      ›Dan­ke, es geht schon wie­der. Das ist bloß sehr viel auf ein­mal. Ich muss das erst ein­mal ver­ar­bei­ten.‹

      Der Arzt nick­te.

      ›Das kann ich ver­ste­hen. Wenn Sie möch­ten, kön­nen Sie ger­ne eine Wei­le hier in die­sem Büro blei­ben. Hier stört Sie kei­ner und Sie kön­nen erst ein­mal zur Ruhe kom­men.‹ Er schau­te mich fra­gend an, und als ich nicht re­agier­te, gab er dem Po­li­zei­be­am­ten mit den Au­gen einen Wink und sie ver­lie­ßen ge­mein­sam den Raum.

      Ich setz­te mich und hol­te tief Luft. Dann ver­such­te ich das Ge­hör­te zu ver­ar­bei­ten. In die­sem Mo­ment wur­de mir be­wusst, dass ich nun al­lein war. Die­se Er­kennt­nis er­schlug mich fast, denn ich hat­te nun nie­man­den mehr. Mei­ne El­tern leb­ten nicht mehr, mei­ne Schwes­ter war weit weg­ge­zo­gen und nun wa­ren mei­ne ein­zi­gen na­hen Ver­wand­ten mit ei­nem Schlag nicht mehr da. Plötz­lich spür­te ich, dass die Stil­le und Ein­sam­keit in die­sem klei­nen Raum mich er­drück­te. Schwer at­mend und am gan­zen Kör­per zit­ternd stand ich auf. Ich ver­ließ das Büro und be­gab mich in die Not­auf­nah­me. Die an die­sem Ort herr­schen­de Be­trieb­sam­keit tat mir gut und ich schau­te mich nach dem Arzt und dem Po­li­zis­ten um. Schließ­lich fand ich sie in ein Ge­spräch ver­tieft, Zi­ga­ret­te rau­chend vor der Tür ste­hen.

      ›Tut mir leid, aber al­lein in die­sem klei­nen Büro, das ist jetzt doch nicht das Rich­ti­ge für mich. Als ich kam, habe ich vorn beim Hauptein­gang eine Ca­fe­te­ria ge­se­hen, und ich den­ke bei ei­ner Tas­se Kaf­fee kann ich mei­ne Ge­dan­ken jetzt bes­ser ord­nen.‹

      An­schei­nend hat­ten sich die bei­den ge­ra­de über mich un­ter­hal­ten und der Arzt schi­en nun sicht­lich er­leich­tert zu sein, dass ich die­se Ent­schei­dung ge­trof­fen hat­te. Er nick­te zu­stim­mend und bat mich nur, spä­ter noch ein­mal bei ihm vor­bei­zu­schau­en, um ei­ni­ge For­ma­li­tä­ten zu er­le­di­gen. Auch auf dem Po­li­zei­re­vier soll­te ich mich zu die­sem Zweck noch ein­mal mel­den.

      Ich nick­te und be­gab mich in die Ca­fe­te­ria. Dort muss­te ich mich zwin­gen, nicht mei­ner Ver­zweif­lung nach­zu­ge­ben, son­dern über die wei­te­ren Schrit­te nach­zu­den­ken. Nach ei­ner Wei­le ge­lang mir das auch und ich fand zu der ra­tio­na­len Hand­lungs­wei­se zu­rück, für die ich bei mei­nen Ge­schäfts­part­nern be­kannt war. Ich zog das No­tiz­buch, das ich im­mer bei mir hat­te, her­vor und be­gann mir No­ti­zen über die nächs­ten Schrit­te zu ma­chen.

      Der Rest die­ses Ta­ges war wie ein Lauf durch di­cken Ne­bel. Ich funk­tio­nier­te ra­tio­nell und von au­ßen drang nichts rich­tig bis zu mir vor.

      Nach­dem ich Schritt für Schritt ab­ge­ar­bei­tet hat­te, was ich zu die­sem Zeit­punkt für not­wen­dig er­ach­te­te, fuhr ich nach Hau­se und ließ mei­nen Ge­füh­len frei­en Lauf. Nun be­gann ich zu be­reu­en, dass ich mir so we­nig Zeit für mei­ne Fa­mi­lie ge­nom­men hat­te. Bil­der aus der Ver­gan­gen­heit stürm­ten auf mich ein und ich sah so vie­les, was ich hät­te an­ders oder bes­ser ma­chen kön­nen.

      Das Klin­geln des Te­le­fons riss mich aus mei­nen trüb­sin­ni­gen Ge­dan­ken. Mei­ne Schwes­ter er­kun­dig­te sich nach mei­nem Be­fin­den und bot mir an, mich in den kom­men­den Ta­gen zu un­ter­stüt­zen. Ich war dank­bar für die­ses An­ge­bot, denn die Ein­sam­keit in die­sem Haus war be­las­tend. Nach­dem ich ei­ni­ge Bier ge­trun­ken hat­te, kam ich so­weit zur Ruhe, dass ich

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