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Dreißigjährige weiß nicht, wie der Weg aussieht, sie fühlt nur, dass er durch das Tor der Ich-Erkenntnis führt.

      Kapitel 4

      Das Teewasser ruft mich aus meinen Gedanken.

       Es grüßt mich überschäumend, in Vorfreude auf die Bestimmung, getrocknete Natur in Tee zu verwandeln.

       Ich lege meinen Blick auf die Tasse, in der das farblose Wasser zu transparenter roter Flüssigkeit wird.

       Die kleinen Teeblätter quellen auf von der Wärme des Wasser.

       Sie saugen sie in sich auf und fühlen wohl zum ersten und letzten Mal den Sinn, der ihnen bestimmt ist.

       Ob auch der Mensch erst in seiner letzten Minute sinnvoll lebt?

       Auch das Teeblatt ahnte bis zu diesem Moment nicht, welchen Sinn sein Dasein haben würde.

       Die Farbe der Flüssigkeit mahnt mich.

       Schnell gieße ich sie durch das kleine Sieb in meine Tasse.

       Meine Augen haften noch einige Sekunden an den Teeblättern, die sich in dem Netz zusammendrängen.

       Haben sie vielleicht nur auf dieses Miteinander, dieses Einssein in einer Ganzheit hingelebt?

       Mein Tee war ihr gemeinsames Werk.

       Jedes Blatt steuert seine Individualität bei, um einen Geschmack zu erzeugen, den es nur einmal gibt.

       Nie wieder wird ein Tee ganz genauso schmecken.

       Selbst wenn ich nun die Blättchen sortieren und zählen könnte, genau so könnte ihn niemand brauen. Weil ich die Dauer der Vereinigung von Blüten, Blättern und Wasser bestimmt habe.

       Ich nehme die Tasse in die Hand und trage sie zum Tisch.

       Dort neben dem Teddybär wartet sie auf mich, während ich das Gebäck auf den Teller lege.

       Meine Augen bleiben an den Plätzchen hängen.

       Ein Freund hat sie mir gegeben, in der letzten Minute vor der Abreise.

       Ich erkenne einzelne Buchstaben und versuche sie im Kopf zu einem Wort zu vereinen.

       Es gelingt mir nicht, eine Einheit herzustellen.

       Frohe Weihnachten erwarte ich oder einen ähnlichen Wunsch.

       Ich sortiere die Buchstaben nach dem Alphabet.

       E E F G I L L O R V, so liegen die Plätzchen vor mir auf dem Tisch.

       Ich löse meine Gedanken von dem Gebäck und nehme einen Schluck Tee aus der bauchigen Tasse.

       Mein Blick fällt auf den Schreibblock, der neben dem Bären liegt.

       Briefe will ich schreiben und denken und sagen, was mir schon lange auf dem Herzen liegt.

       Der Abend ist noch lang.

       Doch die Kekse haben mich so erfreut, dass ich diesem Freund meine Dankbarkeit mitteilen möchte, obwohl ich noch nicht weiß, was er mir wünscht.

       Vielen Dank, lieber Freund, meine rechte Hand setzt diese Worte auf das Papier.

       V i e l - Das Buchstabenbild erinnert mich an den Plätzchenwunsch.

       Ich setze das Wort zusammen, übrig bleibt E F G L O R.

       Das könnte Erfolg heißen.

       Viel Erfolg. Ahnt der Freund, was diese Nacht für mich bedeutet?

       Dieser Gedanke führt mich wieder heran an die ungewisse Zukunft der nächtlichen Stunden.

       Dieser Heiligabend macht mir Angst und Mut, er nimmt und gibt mir Kraft.

       Ich bin stolz, dass ich die Kinderträume wiedergefunden, vereinigt und verwirklicht habe.

       Allerdings fürchte ich mich auch vor dem nächsten Tag.

       Werde ich mich wie das Kind fühlen, dem nur Schweigen als Ausdruck der Enttäuschung blieb?

       Oder werde ich wissen, was den meisten Menschen verborgen bleibt?

       Wie wird mein Leben aussehen nach dieser Ver-rückung?

       Fragen quälen mich in der Einsamkeit.

       Doch da sitzt der Teddybär.

       Er schaut gutmütig und tröstend wie immer.

       Ein Fels, der schon dreißig Jahre mit mir geteilt hat.

       Der Freund, der - wie kein Mensch - weiß, was ich denke und gedacht, was ich fürchte und gefürchtet habe.

       Was immer diese Weihnachtsnacht mir bringen wird, was ich auch erfahren werde, er ist da, um meine Tränen aufzufangen.

       Soviel weiß ich aus den Geschichten der Erwachsenen: Puppen und Teddybären können zwar lebendig werden, doch davonlaufen können sie nicht.

       Meine Augen verweilen noch immer auf dem lilafarbenen Papier, doch die Gegenwart hat mich eingeholt.

       Sie trennt mich von den Freunden, auch wenn sie zu verstehen scheinen.

       Sie halten mir vor, dass ich ver-rückt bin für diesen Abend, deshalb muss ich ihnen nun die Gesellschaft verweigern.

       Die Wünsche und Gedanken, die ich mit ihnen teilen wollte, sie könnten mich ablenken und diese Nacht verderben.

       Ich habe mich entschieden.

       Für die Einsamkeit.

       Für den Bären.

       Für die Träume.

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