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denen es an Unterscheidungsvermögen fehlt, oft mit Geistlichkeit verwechselt. Aber es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen beiden. Das Erstere ist menschlich, das Letztere göttlich. Das Gesetz konnte Menschen religiös, aber nicht geistlich machen. Religiosität geht ganz in äußerlichen, sichtbaren Dingen auf. Geistlichkeit ist vorwiegend eine Sache des Herzens.

      Gottes Wort warnt uns, dass es in den letzten Tagen viele Menschen geben wird, die einen Schein der Frömmigkeit haben, aber deren Kraft verleugnen – mit anderen Worten, sie werden religiös, aber nicht geistlich sein (2. Timotheus 3,5). Sie werden mit religiösem Gehabe zu Versammlungen gehen, beten und täglich die Bibel lesen und sogar Fasten- und Gebetstreffen, die die ganze Nacht andauern, besuchen, von ihrem Einkommen den Zehnten geben usw. Aber sie suchen nach wie vor die Ehre von Menschen, sie leben für sich selbst, lieben Geld und sind an Tratsch interessiert usw. Solche Menschen sind religiös, nicht geistlich. Sie haben einen Schein der Frömmigkeit ohne Kraft. Hier sind einige Beispiele dafür:

      Wenn du mehr daran interessiert bist, zu Versammlungen zu gehen als daran, dein Fleisch zu kreuzigen (Galater 5,24), bist du religiös, nicht geistlich. Wenn du mehr daran interessiert bist, jeden Morgen die Bibel zu lesen, als den ganzen Tag deine Zunge zu kontrollieren, bist du religiös, nicht geistlich. Wenn du mehr an Evangelisation als an persönlicher Heiligung interessiert bist, bist du religiös, nicht geistlich.

      All die Aktivitäten der religiösen Menschen, die in den obigen Beispielen erwähnt sind, sind gut. Aber es ist eine Frage der Prioritäten. Es sind die richtigen Prioritäten, die einen Menschen geistlich machen.

      Religiöse Menschen sind nur am geschriebenen Wort („dem Buchstaben“) interessiert und erlangen schließlich die Gerechtigkeit des Gesetzes. Geistliche Menschen sind jedoch am Wort interessiert, das sich in Fleisch und Blut manifestiert und erlangen schließlich die Gerechtigkeit Gottes, die göttliche Natur.

      Religiöse Menschen rechtfertigen ihre eigenen Aktionen, indem sie die Worte oder Taten eines Mannes Gottes zitieren. Geistliche Menschen jedoch trachten nie danach, sich vor Menschen zu rechtfertigen.

      Religiöse Menschen sind mehr an den Meinungen von Menschen als an Gottes Meinung interessiert. Geistliche Menschen sorgen sich nur um die Meinung Gottes. Religiöse Menschen können jahrelang über die lobenden Worte, die ein älterer Bruder in Bezug auf sie geäußert hat, nachdenken. Geistliche Menschen hingegen weigern sich, so wie Jesus, das Zeugnis von Menschen anzunehmen (Johannes 5,24). Sie wissen, dass andere Menschen die Verdorbenheit nicht kennen, die sie in ihrem Herzen sehen und daher erkennen sie, dass das Lob von Menschen weniger als nichts wert ist.

      Religiöse Menschen sind legalistisch und unter dem Gesetz. Sie denken in Kategorien des Minimums, das notwendig ist, um Gott zu gefallen. Das ist der Grund, warum sie exakt berechnen, wie viel zehn Prozent ihres Einkommens ausmacht und dann geben sie es zögerlich als Opfergabe an Gott. Im Alten Testament führte diese Einstellung schließlich dazu, dass die Israeliten blinde Schafe und kranke Stiere dem Herrn als Opfer darbrachten (Maleachi 1,8). Es ist möglich, gegenüber den neutestamentlichen Geboten dieselbe Einstellung an den Tag zu legen. Eine Schwester kann in Kategorien dessen, was als Minimum erforderlich ist, denken, um den Buchstaben des Wortes zu halten, das ihr gebietet, sich ihrem Ehemann unterzuordnen; oder das Minimum, das notwendig ist, um ihr Haupt in den Versammlungen zu bedecken – ohne dass die Schönheit ihres Hauptes gänzlich verhüllt wird! Männer und Frauen können in Kategorien denken, was als Minimum notwendig ist, um „geistlich“ zu sein, ohne alles gänzlich aufzugeben. „Was ist das Minimum, das ich von dieser Welt aufgeben muss?“ ist eine Frage, die man im Kreis solcher Leute stets hört. Solche Menschen können niemals geistlich sein. Sie können nur religiös sein.

      Jesu Einstellung war völlig anders. Er suchte niemals herauszufinden, was die minimale Anforderung war, um dem Vater zu gefallen. Im Gegenteil, er suchte herauszufinden, was das Maximum war, damit er alles dem Vater aufopfern konnte. Als er als junger Knabe das Gesetz studierte, versuchte er daher den Geist hinter jedem Gebot herauszufinden. Daher verstand er beispielsweise, dass es nicht ausreichte, Ehebruch im Fleisch zu vermeiden (obwohl das die Minimalanforderung im Gesetz war). Und als er das Angesicht seines Vaters suchte und über das Gesetz meditierte, erhielt er Licht. Er verstand, dass der Geist hinter diesem Gebot war, dass man nicht einmal im Herzen begehren sollte. Ebenso sah er, dass Zorn und Mord ähnlich waren. Und so weiter. Daher verstand er den Geist hinter jedem Gebot.

      Eine irdische Braut, die in ihren Bräutigam tief verliebt ist, denkt niemals an das Minimum, das notwendig ist, um ihrem Partner zu gefallen. Im Gegenteil, sie denkt an das, was das Maximum ist, was sie tun kann. Das ist auch die Einstellung der Braut Christi. Genau hier sehen wir den Unterschied zwischen dem Knecht und der Braut. Jene, die unter dem Gesetz sind, können nur Knechte sein. Der Angestellte arbeitet für Lohn und ist daher in seinem Dienst sehr berechnend. Er misst seine Arbeit nach der Uhr. Wenn er Überstunden macht, erwartet er ein Extragehalt. Jemand, der ein Sohn (oder eine Frau) ist, wird hingegen beliebig viele Stunden arbeiten – nicht um Lohn, sondern aus Liebe. Hierin besteht der Unterschied zwischen Religiosität und Geistlichkeit.

      Die Geisteshaltung, die denkt, „Was kann ich vom Herrn bekommen?“, führt zu Religiosität. Die Einstellung hingegen, die denkt, „Was kann der Herr aus meinem einzigen irdischen Leben, das ich habe, bekommen?“, führt zu wahrer Geistlichkeit. Es wird für uns dann natürlich werden, die zweite Meile zu gehen, wenn die minimale Anforderung darin besteht, nur eine Meile zu gehen.

      Adam machte sich eine Bedeckung aus Feigenblättern – um sich vor Menschen und sogar vor Gott präsentieren zu können! Jesus verfluchte den Feigenbaum, der nur Blätter hatte (Markus 11,13-14.21) – weil ein Fluch auf jeder Religiosität liegt. Gott hasst sie. Gott gab Adam eine andere Bedeckung – aus Fellen. Das ist ein Symbol für wahre Geistlichkeit – Gottes eigene Natur, die er uns gibt, nicht etwas, das der Mensch selbst hervorbringt. Als Jesus zum Feigenbaum kam, war es nicht die Zeit für Früchte. Wir können sagen, dass der alte Bund nicht die Zeit für die Frucht des Geistes war. Dieses legalistische System, das den Menschen in die Sklaverei geführt hatte, wurde jetzt abgeschafft. Gott hatte es für eine gewisse Zeit eingesetzt, um den Menschen seine Not zu zeigen. Das Gesetz wurde nie als Mittel für Heiligung gegeben. Hebräer 8,7 sagt, dass es ein defektes System war – einfach weil es einen Menschen nicht geistlich, sondern nur religiös machen konnte. Man muss in den neuen Bund eintreten, um geistlich zu werden.

      Gott gab das Gesetz, um zu sehen, ob der Mensch mit einer äußerlichen Gerechtigkeit zufrieden sein würde, die Ehre von Menschen einbrachte oder ob er nach mehr trachten würde. Da die meisten Christen mit einer äußerlichen Gerechtigkeit zufrieden sind, bleiben sie mit dem Gesetz und einer Bedeckung aus Feigenblättern zufrieden – mit menschlicher Religiosität. Das Evangelium ist die Kraft Gottes zum Heil. Es verflucht und lässt die Blätter verwelken und gibt uns die wahre Heiligung, die Gott für den Menschen vorgesehen hat.

      Aber um dieses Evangelium zu empfangen, müssen wir zuerst radikal Buße tun. Das Wort „radikal“ bedeutet „von der Wurzel angefangen aufwärts“. Genau das ist mit radikaler Buße gemeint. Johannes der Täufer kam als Vorläufer Jesu mit einer Botschaft der Buße und sagte, dass Jesus die Axt an die Wurzel der Bäume legen würde. Jede Sünde kommt aus einer Wurzel. Wenn wir bloß die Sünde (die Frucht) bereuen, sind wir nicht radikal gewesen. Verleumdung kommt beispielsweise aus der Wurzel einer falschen Einstellung gegenüber einem Bruder. Radikale Buße wird sich mit der falschen Einstellung befassen und nicht bloß mit Verleumdung. Sich mit der äußerlichen Handlung zu befassen würde dem Abschneiden der Frucht mit einer Schere entsprechen. Jesus kam jedoch nicht mit einer Schere, sondern mit einer Axt (um sich mit der Wurzel zu befassen). Er hält nach echter Frucht Ausschau – nicht bloß nach Blättern. Wo er nur Blätter sieht, verflucht er die Blätter und lässt sie auch heute noch verwelken (wenn Menschen dies zulassen), damit er sie fruchtbar machen kann. Viele andere Sünden sind auch die Folge einer falschen Einstellung in uns, die den eigenen Vorteil sucht oder Geld liebt usw. Der geistliche Mensch ist jemand, der die Wurzel der Sünde in seinem Herzen im Lichte Gottes richtet und der nicht einfach mit dem Abschneiden der Frucht zufrieden ist, um Menschen zu beeindrucken.

      Religiöse Menschen sind leicht verführbar. Es ist für einen Ehemann möglich, gegenüber seiner

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