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er sein Wunder tat. Er wartet jetzt darauf, dass wir mit unserer eigenen Kraft ans Ende kommen. Jedes Versagen und alle Niederlagen sind von Gott dazu bestimmt, um uns ans Ende unserer eigenen Anstrengungen zu bringen, denn er kann seine Kraft nur in unserer Schwachheit in vollkommener Weise manifestieren (2. Korinther 12,9). Wir können die Stärke des eigenen Ichs in den Augenblicken der Versuchung und Provokation sehen, wenn wir mit bitteren Worten, zornigen Ausdrücken, Selbstrechtfertigung, Kritik und Urteilen über andere, mit unversöhnlichen Einstellungen, einer raffgierigen Liebe zu materiellen Dingen, mit dem Kampf um unsere Rechte und unseren Ruf, mit dem Streben nach Rache usw. reagieren. Diese und andere ähnliche Einstellungen zeigen, wie stark das eigene Ich in uns ist – der alte Wein ging noch nicht zur Neige; und Jesus wartet auf der Seitenlinie und tut nichts für uns.

      Wenn wir Gott bloß erlaubten, uns zu brechen, wenn wir uns bloß demütigten und mit Freude den Tod unserer Rechte und unseres Rufes annähmen, wie schnell könnte er uns dann in das Leben unter dem neuen Bund führen! All die schwierigen Umstände, Frustrationen, Enttäuschungen, all das Herzeleid usw., die wir durchmachen, sind von Gott bestimmt, um die Stärke unseres eigenen Ichs gegen Null zu bringen.

      Das war die Art und Weise, wie Gott mit Hiob arbeitete. Hiob erreichte diesen Nullpunkt, als er mit seinem Angesicht im Staub lag und sagte: „Herr, ich bin nichts (ich bin eine Null) … Ich lege meine Hand auf meinen Mund … Ich hatte von dir zuvor nur (aus zweiter Hand) gehört, aber nun habe ich dich gesehen und verabscheue mich selbst und tue Buße in Staub und Asche“ (Hiob 40,4; 42,5-6).

      Das geschieht, wenn Gott uns endlich gebrochen und eine Offenbarung über uns selbst gegeben hat. Derselbe Mose, der einst (im Alter von 40 Jahren) meinte, dass er so fähig war, sagte (40 Jahre später), als er von der Vision Gottes gebrochen war: „Herr, ich kann nicht reden. Sende einen anderen“ (2. Mose 4,10.13).

      Dasselbe passierte dem großen Propheten Jesaja, als er Gottes Herrlichkeit sah: „Ich bin verloren, denn ich bin ein unflätiger Sünder“ (Jesaja 6,5). Daniel sagte, dass ihn die Kraft verließ, als er die Vision sah, die Gott ihm gab. Er kam an einen Nullpunkt (Daniel 10,8).

      Als der vom Geist erfüllte Apostel Johannes, nachdem er 65 Jahre lang mit Gott gewandelt war, Jesus auf der Insel Patmos sah, fiel er wie tot zu seinen Füßen (Offenbarung 1,17).

      Das war stets die Erfahrung all derer, die die Herrlichkeit des Herrn geschaut haben! Ihr Angesicht ist im Staub und ihr Mund ist geschlossen.

      Wenn Gott uns an diesen Punkt bringen kann, ist es für ihn eine rasche Arbeit, uns den neuen Wein zu geben, das Leben Jesu, die göttliche Natur, den überragenden Segen des neuen Bundes, besiegelt durch das Blut Jesu.

      Mögen wir alle rasch an diesen Punkt kommen und an diesem Platz leben – mit unserem Angesicht im Staub vor Gott – unser ganzes Leben lang! Denn es gibt in diesem Leben eine Entwicklung von Licht zu Licht (Sprüche 4,18), von Herrlichkeit zu Herrlichkeit (2. Korinther 3,18).

      Johannes spricht vom „Leben im Licht“ (1. Johannes 1,7). Es ist kein Stehen im Licht, sondern vielmehr ein Wandeln – eine Entwicklung, wo wir immer näher zu ihm, in dem keine Finsternis ist, kommen. Daher scheint das Licht immer heller über uns und wir werden uns stärker der verborgenen Sünden bewusst, die in unserem Fleisch lauern, derer wir uns früher nicht bewusst waren; und das Blut Jesu reinigt uns von all diesen Sünden.

      Daher, je näher wir dem Herrn kommen, desto mehr werden wir uns der Sünden in unserem Fleisch, und immer weniger der Sünden anderer um uns herum bewusst werden. Wir begehren nicht mehr danach, Steine auf die Frau zu werfen, die beim Ehebruch ertappt wurde, denn wir sind uns in der Gegenwart Jesu der Sünde in unserem Fleisch bewusst, und wir schreien zu Gott mit den Worten, „Ich elender Mensch!“, statt „Welch elende Frau sie ist!“ (Römer 7,24). Adam zeigte mit seinem Finger auf seine Frau, sogar als er vor Gott stand (1. Mose 3,12). Aber der Herr machte ihn auf seine eigene Sünde aufmerksam (1. Mose 3,17). Dasselbe wird der Herr auch bei uns tun. Und das ist wirklich der Test, ob wir bloß eine Religion und einige Doktrinen haben oder ob wir vor dem Angesicht Gottes selbst leben.

      Ist der Wein in unserem persönlichen Leben, in unserem Eheleben und unserem Gemeindeleben ausgegangen? Dann ist es an der Zeit, dass wir das Angesicht des Herrn suchen und unsere Not ehrlich eingestehen. Er allein kann uns den neuen Wein geben! In Kana wurde der neue Wein nicht durch menschliches Bemühen produziert. Es war das übernatürliche Werk Gottes. So kann es auch in unserem Leben sein. Er wird seine Gesetze in unser Herz und in unseren Sinn schreiben und uns dazu bringen, seinen perfekten Willen zu wollen und zu tun (Hebräer 8,10; Philipper 2,13). Er wird unser Herz beschneiden, um ihn zu lieben und er wird bewirken, dass wir in seinen Geboten wandeln (5. Mose 30,6; Hesekiel 36,27). Das wird genauso viel sein Werk sein, wie der in Kana hergestellte Wein sein Werk war. Das ist die Bedeutung von Gnade. Wir können das Leben Jesu nicht selbst hervorbringen – sogar wenn wir es ein Leben lang versuchen. Aber wenn wir in unserem Leibe „das Sterben Jesu“ tragen (indem wir täglich das Kreuz auf uns nehmen, unserem Ich, unserem Eigenwillen, unseren Rechten und unserem Ruf sterben), verheißt Gott uns, den neuen Wein des Lebens Jesu in uns hervorzubringen (2. Korinther 4,10).

      Wir sollen dieses Rennen laufen, indem wir zu Jesus aufschauen, indem wir uns allezeit nur mit ihm vergleichen. Nur so wird ein ständiger Schrei aus unserem Herzen kommen: „Ich elender Mensch!“ – denn wir werden uns ständig bewusst sein, wie unähnlich wir Jesus sind, sogar wenn wir ein Leben des Sieges über die bewusste Sünde erreicht haben. „Diejenigen, die sich mit anderen Gläubigen vergleichen, sind geistliche Idioten“ (2. Korinther 10,12; frei übersetzt), denn das ist der sicherste Weg hin zu geistlichem Stolz und 101 anderer Übel. Wir können niemals in Gefahr sein, geistlich stolz zu werden, solange unsere Augen auf Jesus gerichtet sind und wir uns ständig mit ihm vergleichen. Der Heilige Geist zeigt uns die Herrlichkeit Jesu im Spiegel von Gottes Wort, und dann kann nur er uns in sein Ebenbild verwandeln (2. Korinther 3,18). Paulus sagte, dass er nur ein Ziel hatte, nach dem er sich ausstreckte – nicht die Bekehrung der Verlorenen, sondern „die himmlische Berufung Gottes in Christus Jesus“ (Philipper 3,13-14). Dann fuhr er fort: „Wie viele von uns nun vollkommen sind (in unserem Gewissen, indem wir im Sieg über bewusste Sünde leben), die lasst uns so gesinnt sein (indem wir nach totaler Vollkommenheit, nach völliger Ähnlichkeit mit Jesus trachten)(Philipper 3,15). Das ist das Kennzeichen des geistlich reifen Christen. Dienst für Gott, Evangelisation usw. – das alles nimmt gegenüber diesem Ziel im Leben des reifen Menschen Gottes einen zweitrangigen Platz an.

      Johannes sagt uns auch, dass wir durch ein solches Wandeln im Licht Gottes miteinander Gemeinschaft haben (1. Johannes 1,7) – nicht nur Gemeinschaft mit Gott, sondern auch Gemeinschaft mit anderen Gläubigen in vollkommener Einheit. Der Grund dafür ist sehr einfach. Wer im Licht wandelt und vor Gottes Angesicht lebt, wird sich stets seiner Schwächen bewusst sein, und er wird sich ständig selbst richten und er wird nichts haben, um andere Brüder anzuklagen. Daher kann es niemals irgendeinen Streit zwischen zwei Brüdern geben, die auf diesem Pfad wandeln. Das ist der schmale Weg zum Leben, von dem Jesus sagte, dass ihn nur wenige finden werden (Matthäus 7,14). Das Gericht fängt sogar für die Gerechten am Hause Gottes an, weil Gott dort in einem Licht wohnt, zu dem niemand kommen kann (1. Petrus 4,17-18; 1. Timotheus 6,6). „Wer ist unter uns, der bei verzehrendem Feuer wohnen kann? ... Wer in Gerechtigkeit wandelt (und sich der Wahrheit über sich selbst stellt)“ (Jesaja 33,14-15).

      Das war die Sünde des Gemeindeleiters in Laodizea, dass er sich nicht ständig selbst gerichtet hat (es ist leicht, in diesen Irrtum zu verfallen, wenn du ein Leiter wirst), und daher wusste er nicht, dass er „elend“ war (Offenbarung 3,17).

      Mögen wir alle unsere Tage so vor Gottes Angesicht leben, damit wir in ständiger Gebrochenheit leben und uns ständig selbst richten, indem wir ausrufen: „Ich elender Mensch!“ Damit wir, auch wenn wir die höchste Heiligkeit erreichen, die ein erlöster Sünder auf Erden erreichen kann, immer noch sagen (aufrichtig und ehrlich, ohne falsche Demut): „Ich bin der Geringste unter allen Gläubigen… Ich bin der Erste unter den Sündern“ (Epheser 3,8; 1. Timotheus 1,15). Auf diese Weise werden wir mit anderen Gläubigen Gemeinschaft haben, die auf demselben Weg wandeln und unsere gegenseitige

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