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Vom Winde verweht. Margaret Mitchell
Читать онлайн.Название Vom Winde verweht
Год выпуска 0
isbn 9783753197203
Автор произведения Margaret Mitchell
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Pa ist ein goldiger, selbstsüchtiger, leichtsinniger lieber Kerl, dachte Scarlett in aufwallender kindlicher Liebe. So aufgeregt und glücklich war sie heute morgen, daß sie mit Gerald zugleich die ganze Welt liebhatte. Sie war hübsch und wußte es genau. Ehe der Tag verging, war Ashley ihr eigen. Die Sonne schien warm und freundlich, und die Herrlichkeit des georgianischen Frühlings lag ausgebreitet vor ihren Augen. Am Rande der Straße verhüllten Brombeerranken mit zartestem Grün die roten Rinnen, die der Winterregen in den Abhang gerissen hatte, und die nackten Granitblöcke, die aus der roten Erde hervorragten, waren überwachsen von wilden Rosen und übersponnen vom zartesten Blau der Veilchen. Die bewaldeten Hügel über dem Fluß waren von schimmernden weißen Ligusterblüten gekrönt, es sah aus, als läge noch später Schnee zwischen all dem Grün. An den wilden Apfelbäumen waren die Knospen aufgesprungen eine Schwelgerei vom zartesten Weiß bis zum tiefsten Rosenrot, und unter den Bäumen, wo die Sonne auf abgefallenen Tannennadeln spielte, breitete wilder Jelängerjelieber einen bunten Teppich in Rot, 0range und Rosa aus . Ein frischer, schwacher Wohlgeruch von saftigem Grün kam mit dem leichten Wind, die Welt duftete berauschend.
»Wie schön ist es heute! Das werde ich im ganzen Leben nicht vergessen«, dachte Scarlett. »Vielleicht wird es mein Hochzeitstag!« Und klingend ging es ihr durch Herz und Sinn, wie sie und Ashley vielleicht heute nachmittag durch diese Blütenpracht und all dies frische Grün geschwind dahinfliegen würden, vielleicht gar heute nacht bei Mondenschein nach Jonesboro zu einem Pfarrer. Natürlich mußten sie von einem Priester in Atlanta noch einmal getraut werden, aber darüber mochten Ellen und Gerald sich den Kopf zerbrechen. Sie zagte ein wenig bei dem Gedanken, wie Ellen vor Scham erbleichen würde, wenn sie hörte, daß ihre Tochter mit dem Verlobten eines anderen Mädchens durchgegangen sei, aber sie wußte, Ellen würde ihr verzeihen, wenn sie ihr Glück sah. Gerald würde schelten und fluchen, aber trotz all seiner Schwüre, daß er eine Heirat zwischen ihr und Ashley nicht zuließe, würde er sich doch über ein e Verbindung zwischen beiden Familien unsagbar freuen.
»Aber darüber können sie sich noch genug den Kopf zerbrechen, wenn ich erst verheiratet bin«, dachte sie und schob die störenden Gedanken von sich. Im Sonnenschein eines solchen Frühlings, noch dazu, wenn man gerade die Schornsteine von Twelve 0aks auf dem Hügel am anderen Ufer zumVorschein kommen sah, konnte man nur vor Freude erbeben!
»Dort werde ich nun mein ganzes Leben wohnen und noch fünfzigmal und öfter solchen Frühling sehen und meinen Kindern und Enkeln erzählen, wie herrlich dieser Frühling war, so schön, wie sie niemals einen erleben werden.« Bei dieser Vorstellung war sie so glücklich, daß sie in den Schlußrefrain von »Hab' ich das grüne Kleidchen an ...« einstimmte und damit Geralds lauten Beifall errang.
»Ich weiß nicht, warum du heute morgen so vergnügt bist«, sagte Suellen patzig. Es wurmte sie immer noch der Gedanke, daß sie in Scarletts grünseidenem Ballkleid viel besser aussehen würde als seine rechtmäßige Besitzerin. Warum war auch Scarlett immer so selbstsüchtig und verlieh ihre Kleider und Hüte so ungern? Und warum nahm Mutter immer ihre Partei und behauptete, Grün sei nicht Suellens Farbe? »Du weißt so gut wie ich, daß Ashleys Verlobung heute abend verkündet wird, Pa sagte es heute morgen. Und ich weiß doch, daß du schon seit Monaten in ihn verliebt bist.«
»Was du nicht sagst!« Scarlett streckte ihr die Zunge aus und ließ sich 81
nicht aus ihrer glücklichen Stimmung bringen. Was wohl Miß Suellen morgen umdiese Zeit sagen würd e?
»Aber Susi, du weißt doch, daß das nicht wahr ist!« protestierte Carreen verletzt. »Brent ist doch Scarletts Freund!«
Scarlett wandte ihrer jüngeren Schwester lächelnd die grünen Augen zu, verwundert, wie man so reizend sein konnte. Die ganze Familie wußte, daß Carreen ihr dreizehnjähriges Herz an Brent Tarleton verloren hatte, der aber in ihr nichts als Scarletts kleine Schwester sah. Wenn Ellen nicht dabei war, neckten die 0'Haras sie bis zu Tränen damit.
»Liebes, ich mach' mir nicht ein bißchen aus Brent.« Scarlett war so glücklich, daß sie auch einmal großmütig sein konnte. »Und er sich auch nichts aus mir. Weißt du, er wartet nur darauf, daß du erst erwachsen bist!«
Im Widerstreit zwischen Glück und Zweifel wurde Carreens Kindergesicht rosenrot. »0 Scarlett, wirklich?«
»Scarlett, du weißt doch, Mutter sagt, Carreen ist noch viel zu klein, um an Verehrer zu denken, und nun setzt du ihr solche Flausen in den Kopf.«
»Geh du nur und petze, mir macht das nichts aus«, antwortete Scarlett. »Du willst Carreen nur zurückhalten, weil du weißt, daß sie in einem Jahr viel hübscher ist als du.«
»Wollt ihr wohl eure verehrten Schnäbel halten, sonst gibts eins mit der Peitsche«, warnte Gerald die beiden. »Pst, hört mal! Rollen da nicht Räder? Das sind Tarletons oder Fontaines.«
Als sie sich der Kreuzung näherten, wo der Weg aus dem dichtbewaldeten Hügel von Mimosa und Fairhill herunterführte, wurden Hufschlag und Rädergeroll deutlicher, Frauenstimmen schallten herüber, ein lustiges Wortgefecht drang durch den Vorhang der Zweige. Gerald, der voranritt, hielt sein Pferd an und ließ Toby mit dem Wagen halten, wo die beiden Wege sich kreuzten.
»Es sind die Damen Tarleton«, verkündete er seinen Töchtern. Sein blühendes Gesicht strahlte, denn außer Ellen war ihm keine Dame in der Provinz lieber als die rothaarige Mrs. Tarleton. »Und sie selbst fährt. Ja, die Frau hat eine Hand für Pferde! Federleicht und kräftig wie Rohleder und trotzdem zum Küssen hübsch. Schade, daß nicht eine von euch solche Hände hat«, fügte er mit vorwurfsvoll zärtlichem Blick auf seine Töchter hinzu. »Carreen, die Angst vor den armen Viechern hat, und Sues Hände sind schwer wie Bügeleisen, wenn sie einen Zügel anfassen soll, und du, Puß ...«
»Nun, jedenfalls bin ich noch nie abgeworfen worden«, Scarlett war empört. »Und Mrs. Tarleton stürzt auf jeder Jagd.«
»Und bricht sich das Schlüsselbein wie ein Mann«, sagte Gerald. »0 hne 0hnmacht, ohne Getue. Nun aber still, da kommt sie.«
Er hob sich in den Steigbügeln und zog in weitem Bogen den Hut, als der Tarletonsche Wagen, der von Mädchen in bunten Kleidern, mit Sonnenschirmen und wehenden Schleiern überquoll, in Sicht kam, mit Mrs. Tarleton auf dem Bock. Vier Töchter samt ihrer Amme und den langen Pappschachteln mit den Ballkleidern - da war für einen Kutscher kein Platz mehr. Und außerdem gestattete Beatrice Tarleton freiwillig keinem Menschen, sei er schwarz oder weiß, die Zügel zu halten, wenn ihr eigener Arm nicht gerade in einer Schlinge steckte. Zart, feinknochig und von so weißer Haut, als habe ihr flammendes Haar alle Farbe an sich gerissen, war sie bis zum Rande erfüllt von übersprudelnder Gesundheit und unermüdlicher Tatkraft. Acht Kinder hatte sie geboren, rothaarig und lebensstrotzend wie sie selbst, und sie vorzüglich erzogen, indem sie ihnen allen das gleiche liebevolle Gewährenlassen und zugleich die strenge Zucht angedeihen ließ, mit denen sie ihre Füllen aufzog. »Bändige sie, aber brich nicht ihren Willen«, war Mrs. Tarletons Leitspruch.
Sie liebte Pferde und sprach beständig von ihnen. Sie verstand und behandelte sie besser, als alle Männer in der Provinz es konnten. Auf der Koppel wimmelte es von Fohlen bis hinauf zum Parkrasen, wie auch das weitläufige Haus auf dem Hügel zu eng für ihre acht Kinder war. Stets liefen Füllen, Söhne, Töchter und Jagdhunde hinter ihr her, wenn sie über die Plantage ging. Ihren Pferden, namentlich ihrer roten Stute Nellie, traute sie menschlichen Verstand zu, und wenn der Haushalt sie über die Stunde hinaus festhielt, auf die sie ihren täglichen Ritt angesetzt hatte, drückte sie dem ersten besten kleinen farbigen Jungen die Zuckerschale in die Hand und sagte: »Gib Nellie eine Handvoll und sag ihr, ich käme gleich.«
Fast immer war sie im Reitkleid, ob sie ritt oder nicht, jedenfalls war sie immer im Begriff zu reiten und zog deshalb das Reitkleid