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konnte seinerzeit offenbar überhaupt nicht geklärt werden.

      Allerdings, als Erstes sollte Rohr die Übereinstimmung der Fingerabdrücke klarstellen.

      Huber hoffte, durch diese Nachforschungen neue Erkenntnisse über die Machenschaften des Ministeriums für Staatssicherheit im Westen zu erhalten. Und die Polizei in Freiburg sollte mit neuem Elan versuchen, den Mörder zu finden.

      Rohrs leicht verwirrt wirkender Gesichtsausdruck, als er Krügers Büro betrat, ließ bereits auf Ungewöhnliches schließen. „Tut mir leid, meine Herren! Die Fingerabdrücke sind völlig verschieden“, ließ er die Bombe platzen. Es handelt sich mit Gewissheit um zwei Personen.

      Rohr schüttelte auf die in den Raum geworfene Frage Hubers, ob ein Irrtum möglich sei, kaum merklich den Kopf.

      Stille.

      Rohr räusperte sich. „Womöglich könnten die einen die Prints des Mörders sein“, mutmaßte er. „Wir lassen sie gerade noch einmal durch das AFIS (Automatisches-Fingerabdruck-Identifikations-System) laufen. Obwohl der erste Durchgang nichts gebracht hat“, schwächte er ab.

      „Nun ja, ausschließen lässt es zwar kaum“, antwortete Huber nachdenklich. „Aber die Fingerabdrücke eines Liquidators offen in einer solchen Akte. Das kann ich mir nicht vorstellen.“

      Krüger horchte auf: „Liquidator? Hat es sowas gegeben?“

      „Beweise gibt es dafür keine.“ Huber zuckte mit den Schultern. „Aber solche Tötungen im Ausland haben stattgefunden. Irgendjemand musste die ausführen. Dass das Regime die Killer sozusagen auf dem freien Markt rekrutiert hat, halten wir für unwahrscheinlich. Es ist aber natürlich trotzdem möglich.“

      „Also ist der Stand der Erkenntnisse nicht besonders hoch“, brummte Krüger, um es möglichst höflich auszudrücken.

      Huber nickte. „Wir sind auch keine Behörde, die aktiv ermittelt. Wir sichten Akten und werten sie aus. Kleine Ausnahmen, so wie heute, bestätigen bloß die Regel!“

      Krüger nickte verständnisvoll. „Ich sehe mir das Hotel auf jeden Fall an. Wollen Sie vielleicht mitkommen, damit Ihre Reise nicht ganz umsonst bleibt?“

      Huber nickte. „Ja, gerne!“

      „Es ist nicht weit. Wir können zu Fuß gehen“, schlug Krüger vor.

      Straße und Hausnummer fanden sie ohne Mühe. Allerdings standen sie vor einem Schuhgeschäft. Von einem Hotel keine Spur. Das Gebäude wirkte nicht wie frisch renoviert. Der Umbau musste also schon kurz nach dem Vorfall stattgefunden haben.

      „Reinfall auf der ganzen Linie“, konstatierte Huber. „Wenn schon, denn schon. Einfach nur Pech mit diesem Fall. Wenn erstmal der Wurm drin ist …“

      „Sieht ganz so aus“, gab ihm Krüger Recht. „Hier ist auf jeden Fall nichts mehr zu holen.“

      Huber sah auf seine Uhr. „Ich wollte ja eigentlich bis morgen bleiben. Aber ich sehe gerade, dass ich den Nachmittagszug noch schaffen könnte!“

      „Soll ich Sie begleiten?“, fragte Krüger.

      „Nein danke! Mein Hotel ist direkt um die Ecke, und den Weg zum Bahnhof habe ich mir gemerkt.“

      Huber streckte die Hand aus. „Auf Wiedersehen, Herr Kommissar. Wenn Sie mich auf dem Laufenden halten könnten, wäre ich Ihnen dankbar!“

      Krüger versprach es und ließ ihn ziehen. Nachdenklich betrachtete er das Gebäude. Nur Pech? Oder es hatte jemand sehr gründlich die Spuren verwischt, ging ihm durch den Kopf.

      Wie auch immer. Außer den Fingerabdrücken aus Berlin hatte er nichts Neues. Die konnten von irgendjemandem stammen. Möglicherweise sogar eine bewusst gelegte, falsche Fährte. Und falls die Person, zu der die Prints gehörten, doch noch auftauchen sollte? Was würde das beweisen? Eigentlich nichts.

      Nur ein konkreter Treffer im AFIS, mit entsprechendem Hintergrund, könnte vielleicht eine neue Spur ergeben.

      Krüger setzte sich in ein Café, um darüber nachzudenken, wo er sonst ansetzen könnte. Auf jeden Fall rausfinden, wem das Gebäude gehörte. Wann genau wurde es renoviert? Ob sich auch nur der Hauch einer Verbindung zur DDR finden ließ? Immerhin denkbar. Außerdem sollte er die gesamte Akte unter diesem Aspekt gründlich durcharbeiten lassen. Am besten von jemandem, der sie noch nicht kannte. Also beispielsweise von ihm selbst, spann er den Gedanken weiter.

      Er konnte den Hefter am Abend nach Hause mitnehmen und ihn seiner Lebenspartnerin Elisabeth zeigen. Sie hatte die ausgezeichnete Gabe, seltsame Vorgänge und Ungereimtheiten leicht zu erkennen. Klar war es verboten, Ermittlungsakten mit Außenstehenden zu besprechen. Aber Krüger hatte sich längst damit abgefunden, dass nicht immer alles perfekt sein konnte.

      Und Elisabeth schwieg eisern, das wusste er inzwischen. Zumindest über den Inhalt der Akten nach außen. Ihn selbst in schwierige Diskussionen aufgrund seiner Schlüsse zu verwickeln blieb hingegen etwas, das sie liebte. Dieses Vorgehen hatte ihm schon mehrmals neue Ansätze beschert, auf die er allein kaum gekommen sein dürfte.

      Die Besitzverhältnisse der Gebäude, die das ehemalige Hotel umfasst hatte, konnte Grünwald abklären. Der mochte solche Aufgaben.

      Ob der damals schon bei der Truppe in Freiburg gearbeitet hatte? Vermutlich kaum. Und Sieber erst recht nicht. Der war noch ein Jahr jünger. Außerdem müsste ihm ein von den beiden verfasster Bericht in der Akte sofort aufgefallen sein. Und Michélle? Die zählte keine dreißig Jahre. Also ganz klar nicht. Blieb noch Polizeirat Vogel, der Chef der Freiburger Kripo. Den würde er fragen müssen.

      Wie es bei Erwin Rohr aussah, konnte Krüger sich denken. Der hätte ihn bestimmt darauf hingewiesen, wenn er den Tatort damals selbst untersucht hätte.

      Und Doktor Holoch, der Pathologe? Über ihn wusste Krüger kaum etwas. Aber in der Akte wurde natürlich auch vermerkt, wer damals den Bericht der Rechtsmedizin verfasst hatte. Das konnte Krüger einfach nachsehen. Allerdings musste er unbedingt vermeiden, dass sein Chef davon erfuhr, dass Krüger ab und zu, Akten nach Hause mitschleppte.

      Wenngleich er sich kaum vorstellen konnte, dass Vogel, der bei den Besprechungen stets die Verschwiegenheit aller Beteiligten als wichtiges Kriterium betonte, noch niemals mit seiner Frau über einen Fall gesprochen hatte.

      2. Kapitel

      Frank schrak hoch. Hatte er geschlafen, während die Blondine, die er gestern Abend auf seine Bude mitgeschleppt hatte, verschwand? Der Zettel auf dem Nachttisch mit einem Namen und einer Telefonnummer ließ ihn beruhigt zurücksinken. An seine Wertsachen kam ohnehin niemand so leicht heran. Das Bett stand auf dem Brett, unter dem das Geheimfach lag.

      Trotzdem, unvorsichtig blieb es in seiner Situation. Alles, was er besaß, trug er mit sich oder es lag in diversen, mehr oder weniger, sicheren Verstecken.

      Das möblierte Zimmer, das er seit immerhin drei Monaten, für seine Verhältnisse eine lange Zeit, bewohnte, vermietete ein zwielichtiger Typ. Der weder Wert auf Zahlungsbelege noch auf Anmeldung bei den Behörden legte. Bar und im Voraus blieb das Einzige, das zählte.

      Eine Doku über Schatzgräber hatte ihn in die Gegend gelockt. Frank besaß zwar keinen Fernseher, jedoch stand in den meisten dieser Buden einer herum. Schatzsuche war illegal, klar, aber das war Frank schließlich selbst auch. Schon nur deshalb passte es zu ihm.

      Nicht, dass er freiwillig so lebte. Er hatte studiert und danach als begabter Ingenieur in der Industrie gearbeitet. Knapp fünfundzwanzig, ungebunden, neugierig und vielseitig interessiert. Damals hatte ihm die ganze Welt offen gestanden. Bis es passierte: Sie hatte ihn von der ersten Sekunde an fasziniert. Hätte sie von ihm verlangt, von einem Dach zu springen, vermutlich hätte er es getan. Aber das war es nicht, was sie sich von ihm gewünscht hatte. Sie befand sich auf Auslandsreise. Im Westen.

      Solche Reisen hatte man damals nur selten und nur vertrauenswürdigen Parteimitgliedern gewährt. Um sie wiederzusehen, hatte er ihr also

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