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sie wieder einiges einsparen.

      Seit jenem Abend mit Tim hat sie sich wieder vermehrt ihrer Semesterarbeit gewidmet. Auch wenn sie gegenüber anderen Wissenschaften sehr offen ist, die Ökologie ist eher ein Feind der Wirtschaft. Wenn Tim nur nicht so gut aussehen würde. Sie will in warm halten, vielleicht wird er noch etwas mutiger, wenn er seine Arbeit abgegeben hat. Die Hinhaltetaktik ist auch für ihre Semesterarbeit von Vorteil. Sie ist froh, wenn sie etwas vorwärts kommt, wenn Olivia zurück ist, wird sie sicher weniger Zeit haben.

      Olivia ist ein gutes Stichwort, eigentlich könnte sie jetzt wieder zurück sein, nur, so genau war ihr Aufenthalt nicht definiert. Den Rückflug wurde noch nicht gebucht. Olivia rechnete damit, dass sie nach drei Wochen genug vom Dschungel hat und froh ist, wenn sie wieder in die Zivilisation zurückkehren kann. Anscheinend gefällt es ihr als Jean im Dschungel. Womöglich hat sie noch einen Tarzan gefunden und kann sich nicht von ihm lösen. Als Optimistin geht sie eher von dieser Möglichkeit aus, die andere Alternativen macht ihr bedeutend mehr Sorgen. Was ist wenn sie, aus welchem Grund auch immer, nicht zurückkehren kann? Noch versucht sie diesen Gedanken zu verdrängen, mit jedem Tag den sie nichts hört, werden ihre Sorgen grösser und drängt sich diese Möglichkeit in den Vordergrund.

      Heute Nachmittag hat sie noch ein Treffen mit Professor Gander. Das reicht als Ablenkung. Den ganzen Morgen ordnet sie ihr umfangreiches Material. Ein klares Konzept ist leider noch nicht auszumachen. Der Professor wird nicht begeistert sein. Sie hofft, dass sie ihn mit dem Thema Olivia ein wenig ablenken kann. Bis sie den fertigen Bericht abgeben muss, hat sie noch einige Wochen Zeit, doch wenn sie heute Minuspunkte holt, kann sie diese nur schlecht ausbügeln.

      Diesmal ist sie fünf Minuten zu früh und sauber geschminkt. Sie will nicht, dass der Professor schon schlechte Laune hat, bevor sie ihm ihre Sammlung zeigen kann. Die Zeit die sie heute Morgen investiert hat, könnte etwas bringen. Die Tabellen sind alle in einem Ordner klassiert und bereits gut leserlich beschriftet.

      «Grüezi Herr Professor!», mit gespieltem Optimismus betritt sie sein Büro.

      «Ah, - Frau Fuchs», er reicht ihr die Hand, «diesmal sogar pünktlich. Sie steigern sich.»

      «Olivia hat heute nicht angerufen», sie versucht sofort das Gespräch in die richtigen Bahnen zu lenken, «ich muss beinahe sagen, leider. Ich mache mir etwas Sorgen um sie.»

      «Wie lange wollte sie bleiben?»

      «Sie hat vom maximal sechs Wochen gesprochen. Ich ging jedoch davon aus, dass sie schon nach drei Wochen genug hat. Anscheinend täusche ich mich, das Leben ausserhalb der Zivilisation scheint doch Spass zu machen.»

      «Warten wir ab, bis die sechs Wochen verstrichen sind», versucht sie Professor Gander zu beruhigen, «danach können wir versuchen mit dem Botschafter in Jakarta kontakt aufzunehmen.»

      «Haben sie gute Beziehungen zum Botschafter?»

      «Ich nicht, aber Professor Tobler. Er hatte mit ihm zu tun, als er sich um die Visa bemühte. Er und der Botschafter waren in der gleichen Studentenverbindung.»

      «Das ist ausgezeichnet, gute Beziehungen sind sicher kein Nachteil.»

      «So – nun zu Ihrer Arbeit», wechselt der Professor das Thema, «wir sitzen ja deswegen zusammen, wie sind sie vorangekommen?»

      «Ach, ganz gut!», versucht Anna einen guten Eindruck zu vermitteln, «ich habe bereits viel Material gesammelt. Leider sind die meiste Daten zwei Jahre alt, für eine schlüssige Aussage sind sie zu alt, doch sie lassen eine Tendenz erkennen.»

      «Gut, schauen wir uns die Daten an.»

      Der Professor blättert im Ordner. Noch ist ihm nicht anzumerken, ob er zufrieden ist. Nach zehn Minuten hat er den Ordner durchgeblättert. Ab und zu stellt er eine Frage oder blättert wieder einige Seiten zurück.

      Nach weiteren fünf Minuten klappt er den Ordner zu. Er zieht seine Brille aus und schaut Anna an: «Ist das alles?»

      Anna ist überrascht, er hatte offensichtlich mehr erwartet. Was soll sie nun antworten.

      «Ja, es gibt noch einige Tabellen, die mir unwichtig erschienen, deshalb habe ich sie noch nicht eingefügt, mehr konnte ich nicht finden. Die Daten sind einfach zu alt. Die Zahlen werden wie Staatsgeheimnisse gehütet».

      «Ich weiss, Daten sind das Eine, damit bin ich zufrieden, doch wie sieht es mit eigenen Schlüssen und Ideen aus?»

      «Die kommen noch!», versucht sich Anna herauszureden, «das Suchen nach Daten war zeitraubend, nun muss ich noch alles zu einem Bericht zusammenfügen, ich habe schon einige Versuche gemacht, doch es gab immer Probleme, entweder sind die Vorschläge nicht realisierbar, zu teuer oder politisch oder ethisch nicht vertretbar.»

      «Lassen wir es für den Moment gut sein», der Professor erhebt sich, «ich erwarte noch einige Ideen, auch wenn sie politisch nicht realisierbar sind, als Student darf man auch ab und zu provozieren.»

      «Ich werde es versuchen!», sie packt ihren Ordner in die Tasche und steht auf.

      «Wenn Sie etwas von Olivia hören, möchte ich eine kurze Information – also, auf wieder sehen und bitte nur Mut. Provokation schadet nicht!»

      «Auf wiedersehen Herr Professor!»

      Als Anna das Büro verlässt, muss sie tief durchatmen. Geschafft, doch sie weiss auch, dass sie den Professor nicht überzeugt hatte. Es wird noch ein hartes Stück Arbeit, noch ist sie weit davon entfernt, die Welt zu retten.

      Neues aus dem Dschungel

      Olivia sitzt müde auf ihrem Rucksack. Die fünf jungen Männer aus dem Dorf haben ihre fünf Körbe mit Studienmaterial bis zur Strasse getragen. Nun muss sie auf den LKW warten. Eigentlich sollte er bereits hier sein. Die Männer bereiten das Nachtlager vor, sie wird noch eine Nacht im Dschungel schlafen müssen, auch wenn der Lastwagen noch eintreffen würde, weit könnten sie nicht mehr fahren.

      Zwischen Bäumen werden die Hängematten aufgehängt. Mit Blättern flechten sie ein einfaches Dach. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird es heute wieder regnen. Nach Sonnenuntergang, verschwinden alle in ihren Hängematten. Der Marsch war anstrengend.

      Olivia hat sehr schlecht geschlafen, auch wenn sie sich inzwischen an das Schlafen in der Hängematte gewöhnt hat. Sie macht sich Sorgen, warum ist der Lastwagen nicht gekommen? Wie lange muss man auf ihn warten? Kommt er überhaupt noch?

      Die Fragen beschäftigen sie die ganze Nacht und verfolgen sie im Traum. Soll sie zurück ins Dorf oder soll sie dem Lastwagen entgegen gehen? Die Entscheidung ist nicht einfach. Zurück ins Dorf möchte sie nicht mehr, schliesslich haben die Männer ihre Körbe zwei Tage lang durch den Dschungel getragen.

      Als die Männer ihre Hängematten verlassen und sich um ein Feuer versammeln, schwingt sich auch Olivia aus ihrer Hängematte. Sie hat sich entschieden, sie wird dem Lastwagen entgegengehen. Nur weiss sie nicht, ob sie die Männer begleiten. Wenn sie zu ihrem Dorf zurückkehren, wird sie allein weiter marschieren, dann muss sie viel Studienmaterial zurücklassen. Insgeheim erwartet sie, dass die Männer sie nicht hängen lassen. Zumindest bis sie den Hügel mit dem Telefon erreicht, hofft sie auf ihre Unterstützung. Am Telefon könnte sie nachfragen, was los ist.

      Nach dem Tee informiert sie die Männer über ihren Plan. Sie besprechen sich. Die meisten sind für umkehren, doch zwei setzen sich für sie ein. Schliesslich können sie die anderen überzeugen, dass man sie weiter begleiten muss. Man kann sie nicht allein dem Dschungel überlassen.

      Schon kurze Zeit später machen sie sich in Einerkolonne auf den Weg. Auf der Strasse kommen sie recht gut voran. Olivia denkt zurück an ihre Zeit im Dorf. Die Bewohner sind ihr ans Herz gewachsen. Besonders die Frauen haben es ihr angetan. Die stoische Ruhe mit der sie ihren nicht einfachen Alltag meistern hat sie beeindruckt. Mit den Männern hatte sie etwas mehr Probleme. Sie sind stark in ihren Ritualen gefangen. Sie müssen dauernd darauf achten, dass sie sich richtig verhalten. Der ganze Tagesablauf wird diktiert. Sie arbeiten nicht so streng wie die Frauen, trotzdem ist

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