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in Pfullingen. Er hatte vor dem Haus der Familie Pini Stellung bezogen und wartete. Wer war in dem Haus der Familie gewesen? Er hatte drei unscharfe Aufnahmen übermittelt bekommen, die einen Mann und eine alte Frau zeigten. Wer waren die beiden? Als Frieda und Mario aus dem Nachbarhaus kamen, erkannte er die beiden sofort. Wer waren sie und was wollten die beiden gestern Abend im Pini-Haus? Er folgte ihnen. Als die beiden den Supermarkt verließen, dachte er sich noch nichts dabei. Aber bei den Stadtwerken wurde er hellhörig. Er wusste aus den Unterlagen, dass Giuseppe Pini hier gearbeitet hatte. Als die beiden dann auch noch das Albert-Einstein-Gymnasium betraten, war er überzeugt: Die beiden waren auf der Suche nach der Familie Pini. Aber warum? Er hatte schnell herausgefunden, dass es sich bei der alten Frau um Frieda Votteler handelte, die Nachbarin der Pinis. Sie hatte bereits ohne Erfolg nach der Familie gesucht und hatte aufgegeben, als sie keine Informationen bekam. Wer war der Mann? Leo war für einen Moment versucht, im Gymnasium nachzufragen, was die beiden hier suchten, verwarf das dann aber schnell wieder, denn die beiden gingen weiter. Wohin wollten sie jetzt? Zur Polizei! Die beiden gingen zielgerichtet zur Polizei, er konnte sein Glück kaum fassen. Er wartete wenige Minuten, bis die beiden das Polizeigebäude verließen, und ging dann selbst hinein. Er zeigte seinen Ausweis vor.

      „Eine Frieda Votteler war eben in Begleitung hier. Ich habe zwei Fragen: Wer war der Mann und was wollten die beiden?“

      „Der Mann ist ein gewisser Mario Pini. Er gab an, ein Verwandter der Familie Pini zu sein, die kürzlich umgezogen ist. Ich konnte den beiden keine Auskunft geben, da ein entsprechender Vermerk im Computer hinterlegt ist.“

      „Ich weiß, den habe ich selbst veranlasst. Kann ich Ihren Computer benutzen?“

      „Bitte.“

      Leo brauchte eine knappe Stunde, um alle Informationen über Mario Pini herauszufinden. Mario war der Neffe von Giuseppe und Melanie Pini und befand sich noch bis vor drei Tagen in Venezuela. Warum war er hier? Was wollte er hier? Leo hoffte, dass der Mann keine Schwierigkeiten machte.

      Leo stieg in seinen Wagen. War er hier auf der richtigen Spur nach Jürgen Knoblich? Der Entflohene hatte einen persönlichen Bezug zur Familie Pini, den er noch vor wenigen Wochen als sehr weit hergeholt einstufte. Aber er hatte außer einigen zwielichtigen Kumpanen Knoblichs keine andere Spur. Er war vor drei Monaten selbst überrascht darüber, dass die Familie Pini bei Nacht und Nebel einfach umgezogen war. Natürlich hatte er versucht, herauszufinden, wo die Familie abgeblieben war. Leider erfolglos. War er hier auf der richtigen Spur oder lag er völlig falsch?

      Leo beschloss, Mario Pini und Frieda Votteler auf den Fersen zu bleiben. Mal sehen, was die beiden über die Familie Pini herausfanden.

      4.

      Mario wachte mitten in der Nacht schweißgebadet auf, er hatte einen schrecklichen Alptraum. Es war erst halb zwei und er versuchte lange erfolglos, wieder einzuschlafen. Er warf sich von einer Seite auf die andere, zupfte an der Decke, schüttelte mehrmals sein Kissen auf. Es half nichts, er fand keinen Schlaf mehr. Er stand auf und ging in die Küche, um einen Schluck Wasser zu trinken. Zu seinem Erstaunen saß Frieda in Nachthemd und Strickjacke am Tisch und strahlte ihn an.

      „Raus damit, was willst du mir sagen?“

      „Das Haus, Mario. Es gehört doch bestimmt immer noch den Pinis.“

      Mario verstand sofort. Natürlich! Das Haus! Es musste doch einen Grundbucheintrag geben, und somit vielleicht auch eine neue Anschrift.

      „Frieda, du bist ein Schatz. Gleich morgen gehen wir aufs Grundbuchamt. Und nun sieh zu, dass du ins Bett kommst.“

      Ihre Lage schien nun nicht mehr ganz so verzweifelt.

      Natürlich wusste Frieda, dass das Grundbuchamt in Pfullingen vom Notariat verwaltet wurde und das öffnete um acht Uhr.

      „Meinst du, dass wir so ohne weiteres Auskunft bekommen?“ Mario war sich nun nicht mehr so sicher, dass das so eine gute Idee war. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie sie an die erforderliche Information kommen könnten.

      „Natürlich bekommen wir die Information nicht einfach so, du Dummerle. Es könnte ja Hinz und Kunz kommen und mir nichts, dir nichts Einblick ins Grundbuch nehmen. Du musst schon einen triftigen Grund dafür haben. Als Eigentümer hast du natürlich allen Grund dazu, und natürlich als Gläubiger. Ich hatte heute Nacht so eine Idee. Wenn du dich als Eigentümer ausgibst, haben wir wahrscheinlich keine Chance. In dem Fall müsstest du deinen Ausweis vorlegen und weder dein Vorname, noch dein Geburtsdatum stimmen mit den Angaben deines Onkels im Grundbuch überein. Nein, das können wir vergessen, das würde überhaupt nichts bringen. Ich habe deshalb überlegt, ob ich nicht einen fingierten Schuldschein vorlege und behaupte, dass ich von den Pinis noch Geld bekomme und deshalb auf der Suche nach ihnen bin. Heute Nacht habe ich einen Schuldschein handschriftlich verfasst, es fehlt nur noch eine glaubhafte Unterschrift. Die kann ich nicht nachmachen, das würde man sofort sehen, darin bin ich völlig unbegabt.“

      Mario war platt. Frieda war ein ausgebuffter, schlauer Fuchs und mit allen Wassern gewaschen. Er las den fingierten Schuldschein über 25.000 Euro, nahm den ihm gereichten Stift und unterzeichnete mit Giuseppe Pini. Diese Unterschrift müsste der seines Onkels ähnlich sein. Er hatte sie früher sehr oft gesehen und sich darüber lustig gemacht, denn Giuseppe vertrat die Meinung, dass man eine Unterschrift auch lesen können sollte, und unterschrieb daher fast in Schreibschrift, ähnlich wie ein Viertklässler.

      Frieda nahm das Schriftstück entgegen, sah sich die Unterschrift an und schien zufrieden.

      „Woher weißt du das alles?“ Mario war erstaunt über Friedas Kenntnisse, was das Prozedere von Grundbucheinträgen betrifft.

      „Ich lebe schon lange genug, um mir ein bisschen Wissen angeeignet zu haben und ganz doof bin ich auch nicht.“

      „Die Idee ist super. Aber hast du nicht nur Anspruch auf Einsicht, wenn du auch im Grundbuch eingetragen bist?“

      „Wahrscheinlich schon. Aber es wäre eine Möglichkeit, zumindest in die Nähe der Unterlagen zu kommen. Vielleicht haben wir Glück, wir werden sehen. Auf jeden Fall haben wir einen Grund, warum wir die Familie Pini suchen. Du hältst besser den Mund und lässt mich reden. Und kein Wort darüber, dass du mit den Pinis verwandt bist. Du bist mein Sohn und damit basta. Und jetzt hopp-hopp, wir haben keine Zeit.“

      Frieda und Mario wurden freundlich begrüßt und die beiden brachten ihr Anliegen vor. Die Empfangsdame verstand, bat um Friedas Personalausweis.

      „Bitte nehmen Sie im Wartezimmer Platz.“

      Schweigend und sehr nervös mussten sie warten. Nach knapp zwanzig Minuten kam der Notarangestellte, begrüßte die beiden höflich und gab Frieda ihren Personalausweis zurück. Marios wollten sie nicht sehen, da es Friedas Anliegen war. Er bat die beiden in sein Büro.

      „Zum Glück hat der Notar selbst keine Zeit. Ich kenne den Mann, er ist korrekt und ein harter Brocken. Mit dem jungen Mann könnten wir Glück haben,“ sagte Frieda zu Mario, als sie dem Mann folgten. Sie hatte darauf gehofft, dem Notar selbst nicht über den Weg zu laufen, denn die beiden kannten sich seit vielen Jahren. Der Notar hatte die Angewohnheit, nicht vor halb neun im Büro zu sein, und deshalb wollte Frieda vor ihm eintreffen. Nur so hatte sie eine Chance, nicht ihn, sondern seinen Mitarbeiter sprechen zu können. Sie setzten sich in dem schlichten, sauberen Büro.

      „Meine Kollegin hat Ihr Anliegen geschildert und ich kann Sie verstehen. Ich vermute, dass Sie die Familie Pini privat finanziell unterstützt haben?“

      „Sie hatten einen Engpass und ich half gerne. Ich brauchte das Geld nicht und habe es der Familie Pini gerne geliehen. Warum auch nicht? Ich kenne die Familie schon lange und habe ihnen vertraut. Aber jetzt ist die Familie Hals über Kopf weggezogen und ich habe bis heute kein Geld zurückbekommen. Das geht doch nicht, dass man einfach abhaut und seine Schulden nicht bezahlt. Ich suche seit Wochen nach einer Möglichkeit, die neue Adresse der Pinis herauszubekommen. Niemand kann mir sagen, wo die Familie Pini jetzt lebt. Mein Sohn hat mich auf die Idee gebracht, eventuell beim Grundbuchamt nachzufragen. Können

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