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oder „Kann sein“ und Sabrina gab Leo die Fotos wieder zurück.

      „Es hilft vielleicht, wenn wir uns das Reservierungsbuch ansehen,“ schlug Sabrina vor und rannte auch schon los. Kurz darauf kam Sie wieder und überreichte Leo ein sehr sauberes, mit ordentlicher Handschrift geführtes Buch.

      „Hier sind die Belegungen. Da normalerweise nicht mehr als eine Woche gebucht wird, kannst du dich auf Belegungen ab dem 5. Juni konzentrieren. Die Kopien der Ausweise sind in dieser Mappe. Die Nummer aus den Anmeldungen in dieser Spalte,“ Sabrina zeigte auf die vorletzte Spalte, in der eine dreistellige Nummer stand, “findest du hier den jeweiligen Ausweiskopien zugeordnet. Du kannst die Personen, nach denen du fragtest, mit den Eintragungen vergleichen.“

      „Sind das alle Personen, die auf der Party waren?“

      „Nein, das waren nicht alle. Die Party im Juni wird zwar von uns veranstaltet, aber sie ist eigentlich öffentlich. Jeder kann gerne mitfeiern, wenn er eine Eintrittskarte ergattern konnte. Zu unseren Hotelgästen kommen in der Regel noch einige Leute dazu, die mit dem Boot da waren. Die legen hier an, feiern mit, und übernachten auf ihren Booten. Von den Einwohnern von Sylt waren nur sehr wenige Leute dabei, das ist immer so.“

      „Wie kann ich das verstehen?“

      „Wir verlangen ziemlich viel Eintritt und auch die Getränke sind sehr teuer. Dadurch wollen wir die Party exklusiv halten und Schlägereien vermeiden, die durch zu viel Alkohol verursacht werden. Wir möchten auch möglichst vermeiden, dass sich Einheimische mit unseren Gästen und Partybesuchern anfreunden, das gibt nur Ärger. Ihr könnt euch vorstellen, dass sehr viel Neid aufkommt, schließlich sind unsere Gäste überdurchschnittlich wohlhabend. Und dann darf man die zwischenmenschliche Seite nicht außer Acht lassen. Unsere Gäste kommen hier her und wollen ihren Spaß haben, sonst nichts. Es gibt nur Probleme, wenn von einer Seite nur Spaß im Vordergrund steht, und die andere Seite auf eine Beziehung aus ist. Nein, es ist aus unseren Erfahrungen besser, wenn unsere Gäste und die Partybesucher unter sich sind.“

      Leo war erstaunt über das fast schon spießig zu nennende Konzept. Er hatte sich eingestehen müssen, dass er Sabrina und das übrige Personal aufgrund ihres Äußeren und der lockeren Art völlig anders eingeschätzt hatte.

      Er widmete sich wieder dem Reservierungsbuch zu. Er nahm sich zunächst die Seite vor, auf der die Eintragungen von Maximilian und seinen Freunden stand. Er wurde stutzig.

      „Was bedeuten diese Kürzel, die in der letzten Spalte eingetragen sind?“

      „Das sind interne Hinweise für uns. SZ heißt ganz banal schmutziges Zimmer. Dabei geht es nicht um Unordnung oder Schmutz, sondern bedeutet: der Kunde hat das Zimmer vollgekotzt. Sie werden verstehen, dass wir darauf nicht scharf sind. Ein D steht für Dieb, was bedeutet, dass der Gast geklaut hat. Dabei sind nicht die üblichen Handtücher, Aschenbecher, Bademäntel oder ähnliches gemeint, sondern dass derjenige einen unserer Gäste oder Partybesucher beklaut hat. In dem Fall reagieren wir sehr empfindlich. Die anderen Kürzel stehen jeweils für ähnliche Informationen, die aber keine so hohe Tragweite haben. Wir machen uns Notizen, die auch banal sein können, uns aber auffielen. Diese haben wir im Computer angelegt. Wenn wieder eine Reservierung reinkommt, können wir nachsehen, ob wir schon einmal negative Erfahrungen mit dem Gast gemacht haben. In dem Fall kann es vorkommen, dass wir auf den Besuch verzichten. Wenn sich aber der Kunde unter falschem Namen doch reinschummeln möchte, dann sehen wir es spätestens an der Kopie der Ausweispapiere, weil wir alle Kopien aufbewahren; zusammen mit den entsprechenden Kürzeln. Wer bei uns bucht, dem garantieren wir jede Menge Spaß und wir sind immer ausgebucht. Auch, weil es bei uns sehr, sehr wenig Ärger gibt, dafür sorgen wir schon bei der Buchungen.“

      „Was machen Sie mit einem Gast, der sich während seines Aufenthalts unmöglich aufführt und Sie ihn loswerden wollen? Was passiert dann?“

      „Dann muss er sofort seine Sachen packen, beziehungsweise umgehend die Party verlassen. Für solche Fälle haben wir einen Sicherheitsdienst, der uns quasi rund um die Uhr zur Verfügung steht. Der Sicherheitsdienst ist immer unauffällig in unserem Hotel und auch bei den Partys anwesend. Wir garantieren dadurch nicht nur die Sicherheit unserer Gäste vor Paparazzi oder ungebetenen Gästen, sondern schaffen uns mit deren Hilfe auch unliebsame Gäste sehr schnell vom Hals.“

      „Sie können sich auf die Leute dieser Sicherheitsfirma verlassen?“

      „Immer. Der Chef der Firma ist mein Freund.“

      Leo verstand. Dann war es wohl auch ihr Freund, der für Sabrina die Gäste überprüfte. Aber das konnte ihm egal sein, deshalb war er nicht hier. Er widmete sich wieder dem Reservierungsbuch.

      Leo entdeckte ein Kürzel hinter Benjamin Aschenbrenners Namen. „Was bedeutet denn SV?“

      „Das steht für Spielverderber. Das sind Leute, die an allem und jedem was auszusetzen haben oder den anderen irgendwie den Spaß verderben. Solche Leute mögen wir hier überhaupt nicht und auf die können wir gerne verzichten. Sollte dieser Gast nochmals den Wunsch verspüren, bei uns absteigen zu wollen, hat er Pech gehabt.“

      „Sie würden an Aschenbrenner nicht mehr vermieten?“

      „Nein.“

      Dass Benjamin Aschenbrenner eine Spaßbremse sein konnte, überraschte Leo nicht. Er konnte ihn sich hier in dieser Umgebung bei einer Beachparty einfach nicht vorstellen. Aschenbrenner und eine ungezwungene Party? Undenkbar!

      Sabrina bot an, Kopien der Seiten vom Juni zu machen, was Leo dankend annahm.

      Leo hatte sich dazu entschlossen, Sabrina die Fotos von Maximilians Freunden zu überlassen.

      „Haben Sie noch weiteres Personal?“

      „Sicher, das hier sind natürlich nicht alle.“

      „Würden Sie bitte die Fotos den übrigen Kollegen und auch dem Sicherheitsdienst zeigen? Vielleicht haben wir Glück und jemand erinnert sich an etwas, das uns weiterhilft.“

      „Klar mach ich das. Kannst dich darauf verlassen.“

      „Wir würden uns gerne noch umsehen. Wo genau fand die Party statt?“

      „Unten am Strand. Wenn ihr aus dem Hotel geht, haltet euch links. Geht um das Gebäude herum. Auf der Rückseite führt ein breiter Steg zum Strand. Den Partyplatz könnt ihr nicht verfehlen.“

      „Wie viele Partys finden jährlich statt?“

      „Das sind sechs feste Termine, wobei die im Juni die größte ist und immer mit einem riesigen Sonnwendfeuer endet. Darüber hinaus kann man bei uns auch privat gerne Partys steigen lassen, wir sind da sehr offen. Die letzte Veranstaltung war vor fünf Tagen. Einer unserer Gäste hat seinen 25. Geburtstag ganz groß gefeiert, wir waren ausgebucht.“

      „Was ist für dieses Jahr noch geplant?“

      „Halloween, die Adventsparty am Wochenende des vierten Advents, und die große Party zu Neujahr. Das sind unsere festen Party-Termine. Was darüber hinaus noch privat gebucht wird, ist noch nicht absehbar. Ich schätze, dass noch ungefähr acht bis zehn private Partys dazukommen, wenn nicht sogar mehr. Unser Hotel ist mit seiner Ausstattung, der Lage und nicht zuletzt durch unseren Ruf sehr beliebt.“ Sabrina sah auf die Uhr. „Wenn du keine weiteren Fragen an mich hast, würde ich mich gerne verabschieden. Der nächste Termin steht leider an.“

      Nachdem sich Leo und Anna verabschiedet hatten, atmete Leo tief durch.

      „Ganz ehrlich, Anna: Findest du das normal hier, oder bin ich einfach schon zu alt, um das alles zu verstehen?“

      „Nein, bist du nicht, Leo. Das ist nur eine andere Welt.“

      „Nachdem wir jetzt wissen, dass noch Leute mit dem Boot da waren, müssen wir herausbekommen, wer zur fraglichen Zeit mit seinem Boot angelegt hat.“

      Sie telefonierten mit dem zuständigen Leiter der Hafenbehörde und der versprach den beiden, so schnell wie möglich eine Liste der Boote in der betreffenden Zeit zusammenzustellen und ihnen diese nach Ulm zu faxen. Da

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