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Glückswelle. Denise Brück
Читать онлайн.Название Glückswelle
Год выпуска 0
isbn 9783748599685
Автор произведения Denise Brück
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Kaum zu Hause zersprengte ich mein Sparschwein, denn eigentlich waren derartige Sonderausgaben momentan gar nicht drin. Aber sie dienten ja auch meinem beruflichen Vorankommen. Vielleicht konnte ich sie nächstes Jahr von der Steuer absetzen.
Am nächsten Morgen war ich etwas aufgeregt, als ich den stylischen Friseursalon am Kosttor betrat. Der Salon war hell und sehr puristisch gestaltet. Die Farben Weiß und Schwarz dominierten das Gesamtbild. Mit den hohen Decken wirkten die Räume sehr edel und elegant. Ich fühlte mich ein kleines bisschen wie Aschenputtel.
»Hallo, mein Name ist Leni Kullmann. Ich habe um zehn Uhr einen Termin«, brachte ich ehrfürchtig hervor.
»Guten Morgen«, begrüßte mich die Rezeptionistin fröhlich. Sie sah umwerfend aus, als wäre sie einem Werbeprospekt entsprungen und doch so natürlich. »Es dauert noch einen Moment. Nils wird gleich für Sie da sein. Sie können gerne hier vorne Platz nehmen. Darf ich Ihnen einen Cappuccino, einen Prosecco oder einen frisch gepressten Orangensaft anbieten?«
Na, das war ja mal Luxus. »Gerne, ein Cappuccino wäre prima.« Ich machte es mir auf der weißen Sitzgruppe im Empfangsbereich gemütlich und blätterte in einigen der Hochglanzmagazine, als ein gutaussehender Typ, etwa Mitte dreißig und top gestylt auf mich zukam. »Hallo, ich bin Nils und betreue Sie heute bei ihrem Styling. Bitte folgen Sie mir.«
Ich reichte ihm die Hand »Leni, hallo«. Mehr brachte ich nicht hervor. Aber gerne doch, folgte ich diesem Sahneschnittchen.
»Also, was darf’s heute sein?« Er ließ meine Haare langsam durch seine Finger gleiten und schaute mich erwartungsvoll an.
»Ich wünsche mir einen peppigen, pfiffigen Schnitt, gerne auch etwas kürzer und eventuell könnten wir die Farbe etwas verändern. Es ist Zeit für einen Neuanfang. Vielleicht haben Sie ein paar Ideen?« fragte ich vorsichtig. Das gefiel Nils offensichtlich, denn schon war er in seinem Element, präsentierte Farben, Frisuren und war ganz euphorisch. Er wirkte unheimlich professionell, also vertraute ich ihm und ließ ihm freie Hand.
Während ich auf dem Stuhl saß, die Farbe wirken ließ und inzwischen an meinem Prosecco nippte, kam mir die Idee Daniel zu fragen, ob er eventuell Bewerbungsfotos von mir machen könnte. Daniel arbeitete als freier Fotograf für die Werbeagentur und seine Shots, die er bisher ablieferte, waren wirklich gut. Ich griff zu meinem Handy und wählte spontan seine Nummer.
»Hallo Daniel, schön, dass ich dich erreiche. Wie läuft’s denn so?«
»Gut, und bei dir Leni? Lange nichts mehr von dir gehört.«
»Na ja, bei mir könnte es besser sein. Sicher hast du schon gehört, dass ich nicht mehr bei Lifestyle, sondern momentan auf Jobsuche bin. Sag mal, könntest du dir vorstellen mir zu helfen und ein paar Bewerbungsfotos von mir zu machen?« Daniel sagte gleich zu. Wenn ich wollte, könnte ich heute Nachmittag noch bei ihm vorbeischauen.
»Prima, dann bin ich gegen fünf bei dir. Danke schon mal.«
»Nicht dafür. Das mache ich doch gerne.«
So, das war er also der neue Look von Leni Kullmann. Es war richtig Nils zu vertrauen. Ich erkannte mich selbst kaum wieder. Meine Haare glänzten in einem kakaofarbenen braun, kombiniert mit einigen helleren Strähnchen, die im Licht der Sonne schimmerten. Dazu hatte er mir einen peppigen Kurzhaarschnitt verpasst. Das hätte ich mich selbst nie getraut. Aber der neue Look ließ mich frech, selbstbewusst und auch etwas sinnlich aussehen. Kurz entschlossen ließ ich mir noch ein leichtes Business Make-Up auftragen. So war ich bestens gerüstet für das Fotoshooting am Nachmittag.
Als ich aus dem Laden auf die Straße trat, erntete ich gleich bewundernde Blicke. Ein Gefühl, das ich so nicht kannte. Einige Männer pfiffen mir hinterher. Ach, war ich glücklich. Auf dem Rückweg beschloss ich noch einen kleinen Umweg zu machen und in der Innenstadt nach einem passenden Outfit für meinen neuen Look zu suchen. Ich wurde auch gleich fündig und kaufte mir eine schwarze Leggins, dazu graue Stulpen und einen megakurzen Jeansrock. Dazu noch eine graue Voilé-Bluse und mein neues Ich war perfekt. Fröhlich ging ich nach Hause. Nun hatte ich noch knapp zwei Stunden Zeit, bevor ich mit Daniel verabredet war. Zeit genug, um noch einen Latte Macchiato zu trinken und mich später in Ruhe umzuziehen.
Pünktlich um fünf Uhr war ich in Daniels Atelier angekommen. Er saß gerade noch am Computer und bearbeitete Bilder, als ich durch die Tür kam. Kurz aufblickend meinte er »Was kann ich für Sie tun? Ich habe gleich einen Termin für ein Shooting.«
»Ha, ha, sehr witzig.«
Jetzt sprang er auf und kam einige Schritte auf mich zu.
»Hey, Leni, wow! Du schaust ja klasse aus. Ich hätte dich beinahe nicht erkannt. Lass dich mal anschauen.« Er nahm mich an die Hand und ich drehte mich einmal um die eigene Achse, sodass er mich besser betrachten konnte.
»Danke fürs Kompliment.«
»Das gibt sensationelle Fotos. Bist du sicher, dass es nur Bewerbungsfotos sein sollen? Ich meine, du hättest sicher Chancen als Model zu jobben«, meinte er begeistert.
»Na, nun mach mal halblang, dass du immer gleich so übertreiben musst«. Lachend zog ich meine Jacke aus und freute mich insgeheim, über Daniels nette Worte.
Das Shooting machte jede Menge Spaß. Ich konnte die Bilder gleich danach am PC ansehen und Daniel hat es sich nicht nehmen lassen neben den Bewerbungsfotos noch ein paar weitere freche Bilder zu schießen, die wirklich gut waren.
»Wie wär’s Leni, bleibst du noch auf einen Wein?«
»Das kann ich schlecht ausschlagen. Gerne.« Wir saßen noch eine Weile zusammen, redeten über vergangene Kampagnen, die wir gemeinsam begleitet hatten und tranken leckeren Rotwein. Daniel machte mir immer wieder Komplimente. Wenn er auf Frauen stehen würde, hätte ich mir ihn direkt als potenziellen Prinzen vorstellen können. Schade, dass er Männern den Vorzug gab.
Am nächsten Morgen war ich immer noch bei bester Laune und voller Tatendrang. Meine Haare standen strubbelig in alle Richtungen. Also duschte ich erst mal und stylte meine neue Frisur, mit der ich wirklich sehr gut zurechtkam. Die Investition hatte sich definitiv gelohnt. Beim Blick in den Spiegel war ich mehr als zufrieden. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging ich sofort ins Arbeitszimmer. Ich klappte den Laptop auf und legte los. In den Suchportalen war ich immerhin auf zwei weitere Stellenanzeigen gestoßen. Eine als Assistentin im Marketing bei einem Unternehmen, das Kosmetik herstellte. Einige deren Produkte fanden sich auch bei meinen Schminkutensilien, insofern konnte ich mich damit sehr gut identifizieren. Und eine bei einer Eventagentur, die jemanden für die Angebotserstellung und zur organisatorischen Unterstützung der Eventmanager suchten. Dazu hatte ich mir gestern schon im Branchenverzeichnis die größten Werbeagenturen Münchens ausgewählt. Einigen davon würde ich eine Initiativbewerbung schicken.
Im Internet holte ich mir in verschiedenen Foren einige Tipps zu Bewerbungen und setzte zunächst ein ausdrucksstarkes Bewerbungsschreiben auf. Ich wunderte mich, denn erst einmal angefangen, klappte das eigentlich ganz gut. Fast schon ärgerte es mich ein bisschen, dass ich mich nicht schon früher dahintergeklemmt hatte.
So, das Anschreiben war fertig. Ich denke damit würde ich es schaffen, die potenziellen Arbeitgeber neugierig auf mich zu machen. Neben dem Lebenslauf und meinen Zeugnissen fertigte ich noch eine Präsentation an, die ein wenig mehr über mich verriet und gleichzeitig von meinem Können überzeugen sollte. Damit war ich den Mitbewerberinnen sicher eine Idee voraus. Die Stunden vergingen wie im Flug. Ich hatte ganz rote Wangen vor lauter Aufregung. Doch nun war es geschafft. Die Bewerbungsmappen lagen vor mir. Jetzt fehlte nur noch ein Foto. Daniel hatte mir versprochen morgen die Abzüge vorbeizubringen.
Es gab mir ein gutes Gefühl, meine Zukunft endlich in die Hand genommen zu haben. Ich fühlte mich, wie nach einem einundzwanzig Kilometer