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Glückswelle. Denise Brück
Читать онлайн.Название Glückswelle
Год выпуска 0
isbn 9783748599685
Автор произведения Denise Brück
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Der Stoff aus dem die Träume sind
So ein verdammter Mist. Ich hatte mich, trotz der bevorstehenden Beichte bei meinen Eltern, so auf ein paar Tage zu Hause gefreut, wollte mich von meinen Eltern verwöhnen lassen, mit Oma Emmi leckeren Punch trinken, alte Freunde treffen, vielleicht sogar mit ihnen Silvester verbringen und nun versanken wir im Schnee. Auf den Straßen war das reinste Chaos ausgebrochen und auch mit der Bahn war nichts zu machen. Scarlett hieß das Schneetief, dem ich das zu verdanken hatte. Hey, wir wohnen in Deutschland und nicht in Sibirien – dachte ich zumindest. Es ist doch erstaunlich wie unerwartet die Menschen jedes Jahr der Winter trifft. Jetzt saß ich also in München fest und würde Weihnachten wohl oder übel allein verbringen müssen. Tolle Aussichten. Nina würde mit Tom und dem kleinen Max das Fest genießen, Caro fuhr zu ihren Eltern nach Südtirol und überhaupt wo sollte ich mich denn so kurzfristig noch dranhängen. Die meisten hatten ihre Pläne längst gemacht und ich wollte ja auch niemandem auf der Pelle hängen.
24. Dezember, acht Uhr. Müde rieb ich mir die Augen, aber schlafen konnte ich irgendwie auch nicht mehr. Ich griff zur Fernbedienung, kuschelte mich zurück in die Federn und zappte mich durch die Kanäle, bis ich schließlich im vorweihnachtlichen Kinderprogramm hängen blieb und mir, wie in den letzten zwanzig Jahren, die Abenteuer von Pippi Langstrumpf anschaute. Gerade kam meine Lieblingsfolge: Pippi und das Weihnachtfest. Ich mochte diese alten Kinderfilme, sie gaben einem diese kindliche Naivität zurück und vermittelten ein wahres Gefühl von Geborgenheit. Das war genau das, was ich jetzt brauchte.
Im Bett war es richtig kuschelig. Ich dachte ernsthaft daran einfach den ganzen Tag dort zu verbringen. Dank Schneetief Scarlett wartete ja niemand mehr auf mich. Aber dann hatte ich mir doch überlegt nachher nochmal nach Bogenhausen zu fahren und mir in meinem Lieblings-Feinkostladen ein paar Leckereien zu holen. Dazu würde ich mir ein schönes Glas Chianti genehmigen und es mir später auf der Couch ein wenig gemütlich machen. Hoffentlich würde das Fernsehprogramm etwas hergeben, schließlich sind noch mehr Leute irgendwo gestrandet und würden den Abend wie ich allein verbringen.
Mein Feinkost-Einkauf in Bogenhausen hatte ein halbes Vermögen gekostet, aber irgendwie war mir schlagartig der Appetit vergangen. Die Einsamkeit, die mich so plötzlich überfiel wie das Schneetief München, war mir auf den Magen geschlagen. Mittags hatte Mama angerufen, um mir einen schönen Weihnachtsabend zu wünschen. Es war nicht so, dass mir meine Eltern so sehr fehlten, mein Verhältnis zu ihnen war ja ohnehin schwierig, sondern mehr die Tatsache, dass ich mich einsam fühlte, was mich nach dem Anruf zu Tränen rührte.
Von meiner Situation hatte ich am Telefon nichts berichtet. Ich scheute die Standpauke, die ich mir dann vielleicht wieder hätte anhören müssen. Und nun saß ich traurig an meiner Küchentheke, das Glas Wein vor mir und es wollte so gar keine festliche Stimmung aufkommen.
Hey, genug Trübsal geblasen. Schließlich gab es da draußen eine halbe Million Singles, von denen bestimmt die Hälfte am Weihnachtsabend genauso allein war. Meiner Rechnung zufolge müsste also in der Stadt jede Menge los sein. Nach kurzem Zögern beschloss ich doch mich aufzuraffen, in Schale zu werfen und in die Innenstadt zu fahren, um mich unter die Leute zu mischen und wenigstens ein bisschen zu amüsieren. Gesagt, getan. Nur eine Dreiviertelstunde später fand ich mich im Augustiner am Platzl wieder. Ich mochte die Atmosphäre dort. Schon als ich die Tür öffnete, kam mir lautes Stimmenwirrwarr entgegen. Ich war erstaunt wie viele Leute den Heiligen Abend im Wirtshaus feierten. Meine Rechnung schien also aufzugehen. Zielstrebig steuerte ich einen kleinen 2er-Tisch am Fenster mit Blick auf das gegenüberliegende Hardrock Café an und bestellte mir eine halbe Bier und einen Obazda, den die Bedienung mir nur kurze Zeit später brachte. Hm, das war lecker. Mein Magen schien sich inzwischen beruhigt zu haben.
»Geh, so a jung’s Madel und alloah am Heiligen Abend? Lassen’s eina des Bier guat schmecken.« Ich nahm einen großen Schluck. Am Nebentisch saß eine gesellige Runde, älterer Herren, die sich angeregt über den Austritt Großbritanniens aus der EU unterhielten. Fast 17 Millionen Singles in Deutschland, eine halbe Million in München - und ich musste ausgerechnet auf eine Rentnerrunde treffen. Das hätte ich bei der Platzwahl wirklich beachten sollen. »Hallo, i bin da Sepp. Wolln’s sich net zu uns setzen? So, a hübsche Gsellschaft dat meine Freind sicher gfoiln.« Ich war unentschlossen, warf dann aber meine Vorbehalte über Bord. Warum eigentlich nicht? Ich wollte schließlich nicht allein sein, oder?
Während ich von meiner, dank der Wetterverhältnisse, geplatzten Reise berichtete, erzählten die Herren lustig, amüsante Anekdoten über verbrannte Weihnachtsgänse, gelungene und misslungene Weihnachtsüberraschungen und schafften es so mich den ganzen Abend auf andere Gedanken zu bringen. Ich weiß gar nicht, wann ich zum letzten Mal so viel und herzhaft gelacht hatte. Wer hätte gedacht, dass der Abend doch noch so schön wird. Frohe Weihnachten, Leni!
Schon ein Uhr. Nun war es zwar spät, aber schließlich doch noch ein schöner Abend geworden, dachte ich während der Taxi-Fahrer mein Zuhause ansteuerte. Irgendwie hatte ich mich in der Runde pudelwohl gefühlt. Daheim streifte ich mir die Schuhe ab und ließ mich mitsamt den Klamotten einfach aufs Bett fallen. Dank gefühlten zehn Litern Augustiner Edelstoffs fiel ich in einen ruhigen Schlaf und träumte von meinem Traumprinz auf seinem edlen Pferd.
Die Feiertage vergingen dann doch recht schnell. Caro kam früher von ihren Eltern zurück und so gingen wir am zweiten Feiertag gemeinsam in ein Day Spa und ließen uns von Kopf bis Fuß verwöhnen. Neben zwei Sauna-Gängen gönnten wir uns noch eine wohltuende Gesichtsbehandlung, eine Maniküre und zum Abschluss eine Hot Stone Massage, die einen alle Probleme vergessen ließ. Ich fühlte mich wie neugeboren.
Freitags war ich bei Nina, Tom und Max zum Brunchen. Aber dieses Familienidyll versetzte mir einen Stich. Gerade an Weihnachten sehnte ich mich so sehr nach meinem eigenen Traumprinzen. Es war zwar schön Zeit mit Nina zu verbringen, aber irgendwie spürte ich eine ungewöhnliche Fremde zwischen uns. Ich wünschte mir wieder so sehr, dass wir über die gleichen Themen reden, lachen und uns lustig machen können. Momentan würde ich es eher so beschreiben: Von Existenzangst geplagte Karrierefrau trifft auf Außerirdische vom Planeten Dutzidu.
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