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ehrwürdigen Ordens der Tempelherren, nebst einem kleinen Gefolge um gastliche Aufnahme und um ein Nachtlager bäten, da sie auf dem Wege zu einem Tournier wären, welches in der Nähe von Ashby de la Zouche zwei Tage später gehalten werden solle.

      »Aymer, der Prior Aymer? Brian de Bois-Guilbert?« murmelte Cedric, »beide Normannen;« aber Normann oder Sachse, gleichviel, die Gastfreundschaft von Rotherwood darf nicht verweigert werden; sie sind willkommen, da es ihnen gefallen hat, hier anzuhalten – willkommener würden sie gewesen sein, wären sie ihres Weges geritten. Doch es wäre unwürdig, wegen eines Nachtlagers und eines Abendessens zu murren; als Gäste wenigstens müssen selbst Normänner ihre Frechheit unterdrücken. »Geh, Hundebert,« fügte er, zu einem Haushofmeister gewendet, der mit einem weißen Stab in der Hand hinter ihm stand, hinzu, »nimm sechs von den Dienern und führe die Angekommenen in die Fremdenzimmer. Sieh nach ihren Pferden und Maulthieren, und gib Acht, daß es ihrem Gefolge an nichts fehlt. Gib ihnen frische Kleider, wenn sie deren bedürfen, mache Feuer und gib ihnen Wasser zum Waschen, und Wein und Bier, und sage den Köchinnen, sie sollen, was sie in der Eile herbeischaffen können, zur Mahlzeit hinzufügen, und sie auftragen, wenn die Fremden bereit sind, daran Theil zu nehmen. Sage ihnen, Hundebert, daß Cedric sie selber willkommen heißen würde, doch halte ihn ein Gelübde, keinem mehr als zwei Schritte vom Heahsetl entgegenzugehen, der nicht an dem angelsächsischen Königsblute Antheil hat. Geh, sieh, daß ihnen sorgfältig aufgewartet werde; macht nicht, daß sie in ihrem Stolze sagen, der angelsächsische Bauer habe zugleich seine Armuth und seinen Geiz gezeigt. Eála, ic eom betra man thanne hic!«

      Der Haushofmeister ging mit mehreren Dienern hinaus, um die Befehle seines Herrn auszuführen. »Der Prior Aymer!« wiederholte Cedric, indem er Oswald ansah, »wenn ich nicht irre, der Bruder von Giles de Mauleverer, jetzt Herr von Middleham?«

      Oswald machte ein respektvolles Zeichen der Bejahung. »Sein Bruder sitzt auf dem Staatssessel und maßt sich das Erbe eines bessern Geschlechts an, des Geschlechts von Ulfgar von Middleham; aber welcher normännische Herr thut nicht das nämliche? Dieser Prior ist, sagt man, ein freier und jovialer Priester, der den Weinbecher und das Jagdhorn mehr liebt als das Glöcklein und das Gebetbuch. Gut, laßt ihn kommen, er soll willkommen sein. Wie nanntet Ihr den Templer?«

      »Brian de Bois-Guilbert.«

      »Bois-Guilbert?« sagte Cedric, noch immer in dem nachdenklichen Tone redend, an den ihn die Lebensweise unter seinen Dienern gewöhnt hatte, und der dem eines Mannes glich, der mehr mit sich selber als mit seiner Umgebung redet. – »Bois-Guilbert? dieser Name ist im guten und bösen Sinne weit und breit bekannt. Man sagt, er ist einer der Tapfersten seines Ordens, aber mit deren gewöhnlichen Lastern, Stolz, Anmaßung, Grausamkeit und Wollust befleckt; ein hartherziger Mann, der weder Furcht auf Erden, noch Scheu vor dem Himmel kennt. So sagen die wenigen Krieger, die aus Palästina zurückgekehrt sind. – Gut, es ist nur auf eine Nacht; auch er soll willkommen sein. – Oswald, stich das älteste Weinfaß an; setze den besten Meth, das stärkste Bier, den klarsten Most auf; fülle die größten Trinkhörner – Templer und Aebte lieben gute Weine und gutes Maß. – Elgitha, laß Deine Herrin Rowena wissen, daß wir sie diesen Abend nicht in der Halle erwarten, es sei denn ihr besonderer Wunsch.«

      »Aber es wird ihr besonderer Wunsch sein,« antwortete Elgitha vorlaut, »denn sie ist stets begierig, die neuesten Nachrichten aus Palästina zu hören.«

      Cedric warf dem Mädchen einen zornigen Blick zu, aber Rowena und Alles, was ihr angehörte, war vor seinem Zorne sicher. Er antwortete nur: »Still, Mädchen, Deine Zunge eilt Deiner Ueberlegung voraus. Sage Deiner Herrin meinen Auftrag und laß sie thun, was sie will. Hier wenigstens herrscht die Enkelin Alfreds noch als Fürstin.« Elgitha verließ das Zimmer.

      »Palästina!« wiederholte Cedric, »Palästina! wie viele Ohren wenden sich den Erzählungen zu, die ausgelassene Kreuzfahrer oder heuchlerische Pilger aus jenem unheilvollen Lande mitbringen! Auch ich möchte fragen – auch ich möchte nachforschen – auch ich möchte mit klopfendem Herzen den Fabeln horchen, welche ränkevolle Landstreicher erfinden, um unsere Gastfreundschaft damit zu ergaunern, aber nein – der Sohn, der mir ungehorsam gewesen, ist nicht mehr der meinige; auch will ich mich um sein Schicksal nicht anders kümmern, als um das des unwürdigsten unter den Millionen, die je das Kreuz auf ihre Schulter hefteten, sich in Ausschweifungen und Blutschuld stürzten, und das Erfüllung des göttlichen Willens nannten.«

      Er zog seine Brauen zusammen und heftete seine Augen eine Sekunde auf den Boden; als er sie wieder erhob, wurden die Flügelthüren am untern Ende der Halle geöffnet, und unter Vortritt des Haushofmeisters mit seinem Amtsstabe und von vier Dienern mit brennenden Fackeln begleitet, traten die Gäste in den Saal.

      Kapitel IV

      Geschlachtet wurden Schafe, Schweine, Ziegen,

       Der stolze Stier selbst muß der Axt erliegen;

       Am Feu'r geröstet, ward das Fleisch genossen,

       Und nie war Wein jemals so reich geflossen.

       Ulyss nimmt nur abseiten Theil am Fest

       Da man am Nebentisch ihn sitzen läßt.

       Er ist damit zufrieden.

       Popes Odyssee.

      Der Prior Aymer hatte die ihm gebotene Gelegenheit benutzt, sein kostbares Reitkleid gegen eins von noch kostbarerem Stoff zu vertauschen. Er trug jetzt einen kunstvoll gestickten Chorrock. Außer dem massiven goldenen Siegelringe, der als Zeichen seiner geistlichen Würde seinen Daumen zierte, waren seine Finger, der Ordensregel zuwider, mit köstlichen Edelsteinen beladen; seine Sandalen bestanden aus dem feinsten Leder, welches aus Spanien eingeführt wurde; sein Bart war so kurz geschnitten, als es die Ordensregel nur irgend erlaubte, und seine Tonsur unter einer reich gestickten, scharlachnen Mütze verborgen.

      Das Aeußere des Tempelritters war ebenfalls verändert, und wenn auch weniger mit Schmuck beladen, war seine Kleidung doch eben so reich und sein Aeußeres um vieles gebieterischer als das seines Begleiters. Er hatte sein Panzerhemd gegen eine seidene mit Pelz besetzte Untertunica von dunkler Purpurfarbe vertauscht, über welche ein langes Gewand von fleckenlosem Weiß in weiten Falten niederfloß. Das achteckige Kreuz seines Ordens, aus schwarzem Sammet geschnitten, war auf der Schulter an seinen Mantel geheftet. Die hohe Mörsermütze bedeckte nicht mehr seine Stirn, die nur von kurzem und dichtgelocktem rabenschwarzen Haar, das seiner ungewöhnlich dunklen Gesichtsfarbe entsprach, beschattet wurde. Nichts hätte graziöser und majestätischer zugleich sein können, als sein Schritt und seine Haltung, hätten sie nicht zu deutlich ein hochfahrendes Wesen gezeigt, wie man es sich so leicht bei Ausübung eines unbestrittenen Ansehens anzueignen pflegt.

      Diesen beiden hohen Personen folgten ihre beiderseitigen Diener und in demüthiger Entfernung ihr Führer, dessen Aeußeres nichts bemerkenswerthes an sich hatte, außer dem, was zur gewöhnlichen Kleidung eines Pilgers gehörte. Ein grober Mantel von schwarzem Wollenzeug, der in seiner Form fast einem Husarenmantel glich, zumal er auch ähnlich geschlitzte Aermel hatte (man nannte diese Mäntel Slavonier) hüllte seinen ganzen Körper ein. Grobe Sandalen, die mit Riemen an die bloßen Füße gebunden waren, ein Muschelhut mit breitem Rande und ein langer eisenbeschlagener Stab, an dessen oberem Ende ein Palmenzweig befestigt war, vollendeten des Pilgers Anzug. Er folgte bescheiden dem letzten, der in die Halle trat, und da er bemerkte, daß der untere Tisch nicht Raum genug für die Dienerschaft Cedrics und seiner Gäste hatte, so ging er zu einem Sessel, der neben einem der großen Kamine stand, schien beschäftigt seine Kleider zu trocknen und wartete, bis ihm irgend jemand an dem Tische Platz machen, oder bis die Gastlichkeit des Haushofmeisters ihn an dem von ihm gewählten Orte mit Erfrischungen versehen werde.

      Cedric erhob sich und empfing seine Gäste mit einer Miene würdevoller Gastfreiheit; er stieg von der Erhöhung hinunter, ging drei Schritte auf sie zu und erwartete dann ihre Annäherung.

      »Es thut mir leid, ehrwürdiger Prior,« sagte er, »daß ein Gelübde mich bindet, nicht weiter als drei Schritte über diesen Fußboden meiner Väter zu gehen, selbst wenn ich solche Gäste wie Euch und diesen tapfern Ritter des heiligen Tempels empfange. Aber mein Haushofmeister hat Euch bereits

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