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an den Aufschlägen mit dem sogenannten meniver besetzt, einer Art Pelzwerk von geringerer Qualität als der Hermelin, das, wie man glaubt, aus dem Fell des grauen Eichhörnchens bestand. Dieses Wamms hing unzugeknöpft über einem dicht anschließenden scharlachnen Kleide. Beinkleider von derselben Farbe bedeckten den obern Theil des Schenkels, die Knie waren bloß. An den Füßen trug Cedric Sandalen von derselben Form wie die Leibeigenen, nur waren sie von feinerem Material und vorn mit goldenen Schnallen befestigt. Einen Schmuck bildeten goldene Armbänder und ein Hals band von demselben Metall. Um die Mitte des Leibes schloß sich ein reichbesetzter Gürtel, in welchem ein kurzes, gerades, zweischneidiges Schwert mit scharfer Spitze steckte, das fast senkrecht an der Seite herabstrebte. Hinter seinem Sitze hing ein mit Pelzwerk besetzter scharlachrother Tuchmantel und eine reich gestickte Mütze von denselben Materialien, wodurch der Anzug des reichen Landbesitzers vervollständigt wurde, wenn er ausging. Ein kurzer Eberspieß, mit breiter und glänzender Spitze, war an den Rücken seines Stuhls angelehnt; er diente ihm, wenn er ausging, als Stab oder Waffe, je nachdem es der Zufall mit sich brachte.

      Mehrere Diener, deren Kleidung den Uebergang von dem Anzuge ihres Herrn zu der einfachen Hülle Gurths des Schweinhirten bildete, beobachteten die Blicke und warteten der Befehle des angelsächsischen Gebieters. Zwei oder drei Diener der höheren Classe standen hinter ihrem Herrn auf der Erhöhung; die übrigen nahmen den niedrigeren Theil der Halle ein. Außer den verschiedenen Dienern waren zwei oder drei große zottige Jagdhunde, wie man sie damals auf der Hirsch- oder Wolfsjagd gebrauchte, zugegen; ebenso viele Saupacker von starker und schöner Zucht, mit dicken Hälsen, großen Köpfen und langen Ohren, und ein paar von jenen kleineren Hunden, welche jetzt Teckel genannt werden, die alle mit Ungeduld das Abendessen erwarteten. Doch hüteten sie sich, bei der klugen Kenntniß der Physiognomie, welche ihrer Rasse eigenthümlich ist, wohl, das mürrische Schweigen ihres Herrn zu unterbrechen, indem sie sich wahrscheinlich vor einer kleinen weißen Gerte fürchteten, die neben Cedrics Teller lag, mit der er die Annäherungen seiner vierbeinigen Leibeigenen abzuweisen pflegte. Ein alter grauer Wolfshund allein hatte sich mit der Freiheit eines mit Nachsicht behandelten Günstlings neben den Staatsstuhl gepflanzt und wagte es, von Zeit zu Zeit die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, indem er seinen großen haarigen Kopf auf das Knie seines Herrn legte oder seine Schnauze in seine Hand steckte. Aber auch er wurde durch den strengen Befehl zurückgewiesen: »Kusch Dich, Balder! Ich bin zu Albernheiten nicht aufgelegt.«

      In der That war Cedric durchaus nicht rosenfarbiger Laune. Die Hlaefdige Rowena, welche abwesend gewesen war, um der Abendmesse in einer benachbarten Kirche beizuwohnen, war eben erst zurückgekehrt und beschäftigt, ihre Kleider zu wechseln, welche vom Regen naß geworden waren. Noch war keine Nachricht von Gurth und seinen Schützlingen da, die schon längst aus dem Walde heim sein sollten. So groß war die Unsicherheit jener Zeit, daß man die Verzögerung leicht einer Beraubung durch Geächtete, von denen der nahe Wald voll war, zu schreiben konnte, oder der Gewaltthätigkeit eines benachbarten Barons, dessen Machtbewußtsein ihn zugleich nachlässig gegen die Gesetze des Eigenthums machte. Die Sache war von Wichtigkeit, denn ein großer Theil des häuslichen Wohlstandes der angelsächsischen Grundbesitzer bestand in zahlreichen Schweineheerden, besonders in Waldgegenden, wo diese Thiere leicht zu ernähren waren.

      Außer diesen Gegenständen der Besorgniß war der angelsächsische Freoman ungeduldig wegen der Abwesenheit seines Lieblingsnarren Wamba, dessen Scherze, gleichviel von welcher Art sie waren, gewissermaßen dazu dienten, seine Abendmahlzeit und die tiefen Züge Bier und Wein, womit er dieselbe zu begleiten pflegte, zu würzen. Hiezu kam noch, daß Cedric seit Mittag gefastet hatte, und die gewohnte Stunde zu seinem Abendessen längst vorbei war – eine gewöhnliche Veranlassung zum Aerger für Landsassen, sowohl in alten als neuen Zeiten. Seine Unzufriedenheit drückte sich in abgebrochenen Sätzen aus, die er zum Theil vor sich hinmurmelte, zum Theil an die Diener richtete, die um ihn her standen, und besonders an seinen Mundschenk, der ihm von Zeit zu Zeit als Beschäftigungsmittel einen silbernen Becher mit Wein reichte.

      »Wo bleibt die Hlaefdige Rowena?« fragte er endlich.

      »Sie verändert nur ihren Kopfputz,« versetzte eine Dienerin so zuversichtlich, wie die Zofe einer begünstigten Dame gewöhnlich dem Herrn einer heutigen Familie antwortet. »Ihr würdet doch nicht wünschen, daß sie sich in Kapuze und Mantel zur Abendmahlzeit niedersetzte? Und keine Dame in der Grafschaft kann schneller bei ihrem Anzuge sein als meine Gebieterin.«

      Dieses unwiderlegliche Argument rief eine Art von beistimmendem Hm! von Seiten des Sachsen hervor: »Ich wünschte,« fügte er hinzu, »ihre Andacht möchte zu ihrem nächsten Besuch in der St. Johanniskirche besseres Wetter wählen, – aber was, in zehn Teufels Namen!« fuhr er fort, indem er sich an den Mundschenk wandte und seine Stimme erhob, als sei er froh, einen Kanal gefunden zu haben, in den er seinen Unwillen ohne Furcht vor Tadel ableiten konnte – »was, in zehn Teufels Namen hält Gurth so lange auf dem Felde zurück? Ich vermuthe, wir werden schlimme Nachrichten von der Heerde erhalten. Er pflegte ein treuer und vorsichtiger Knecht zu sein, und ich hatte ihn zu etwas Besserem bestimmt; vielleicht hätte ich ihn zum Aufseher gemacht.«

      Oswald, der Mundschenk, entgegnete bescheiden, daß kaum eine Stunde nach der Abendglocke vorbei sei; eine unglücklich gewählte Entschuldigung, da sie einen Gegenstand berührte, der für angelsächsische Ohren einen üblen Klang hatte.

      »Hol doch der leidige Satan die Abendglocke!« rief Cedric, »und den tyrannischen Bastard, von dem sie erfunden wurde, und den herzlosen Sklaven dazu, der sie mit sächsischer Zunge vor sächsischen Ohren nennt! Die Abendglocke!« setzte er nach einer Pause hinzu, »ja die Abendglocke, welche rechtschaffene Leute zwingt, ihre Lichter auszulöschen, damit Diebe und Räuber ihre Streiche im Dunkeln ausführen können! – Ja, die Abendglocke, – Reginald Front-de-Boeuf und Philipp Malvoisin kennen den Gebrauch der Abendglocke so gut wie Wilhelm der Bastard selber, oder irgend ein normännischer Abenteurer, der bei Hastings focht. Vermuthlich werde ich hören müssen, daß mein Eigenthum fortgeführt worden ist, um die hungrigen Banditen zu füttern, die sich nur durch Diebstahl und Räuberei ernähren können. Mein getreuer Sklave ist gemordet und mein Besitzthum als Beute weggeführt – und Wamba – wo ist Wamba? Sagte nicht jemand, er sei mit Gurth fortgegangen?«

      Oswald bejahte es.

      »Ja? Ei, das wird immer besser! – Auch er ist fortgeführt, der sächsische Narr, um dem normännischen Herrn zu dienen. Narren sind wir in der That alle, die wir ihnen dienen, und passendere Gegenstände für ihren Spott und Hohn, als wenn wir nur mit halbem Verstande geboren wären. Aber ich will Rache neh men,« setzte er hinzu, indem er vor Ungeduld und Zorn über die vermeintliche Beleidigung vom Stuhle aufsprang und seinen Eberspieß ergriff. »Ich will mit meiner Klage bis vor den Staatsrath gehen. Ich habe Freunde, ich habe Anhänger – Mann gegen Mann will ich die Normannen vor die Schranken fordern; laß ihn kommen in seinem Panzer und Ringelhemd, und angethan mit allem, was die Feigheit kühn machen kann; ich habe einen Wurfspieß wie diesen durch eine stärkere Schutzwehr geschleudert als drei von ihren Schlachtschilden zusammen! – Vielleicht halten sie mich für alt; doch sie sollen finden, allein und kinderlos, wie ich bin, daß das Blut Herewards in Cedrics Adern fließt. – Ach, Wilfred, Wilfred!« rief er in leiserem Tone, »hättest Du Deine unvernünftige Leidenschaft mäßigen können, so wäre Dein Vater im Alter nicht allein geblieben, gleich der einsamen Eiche, die ihre vertrockneten und unbeschützten Aeste der vollen Gewalt des Sturmes entgegenstreckt!« Dieser Gedanke schien seine aufgeregten Gefühle in Traurigkeit zu verwandeln. Er stellte den Wurfspieß hin, nahm seinen Platz wieder ein, schlug die Augen nieder, und schien in schwermüthiges Nachdenken verloren.

      Aus seinem Brüten wurde Cedric plötzlich durch den Ton des Hornes geweckt, der von dem lauten Geheul und Bellen aller Hunde beantwortet wurde, die sich in der Halle befanden, und noch einigen zwanzig bis dreißig, die in anderen Theilen des Gebäudes untergebracht waren. Es bedurfte einiger Anwendung der weißen Gerte und des thätigen Beistands der Diener, um diesen Hundelärm zum Schweigen zu bringen.

      »Zum Thor, Burschen!« rief der Sachse hastig, sobald der Tumult so weit beruhigt war, daß die Diener seine Stimme vernehmen konnten. »Seht zu, welche Nachricht jenes Horn uns verkündet; mir schwant irgend ein heregang; eine Räuberei, die an meinem Eigenthum verübt worden, ah wala wa! thät ic naer vaere!«

      In

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