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waren sehr nette Leute, liebenswürdig und gastfreundlich, nicht besonders gebildet und ganz und gar nicht vornehm. Ihre Umgangsformen. Sie waren eine Kinder hatten modernere Vorstellungen und kinderreiche Familie, aber die beiden einzigen Herangewachsenen außer Charles waren Henrietta und Louisa, junge Damen von neunzehn und zwanzig, die von einer Schule in Exeter den üblichen Vorrat an Fertigkeiten mitgebracht hatten und jetzt wie Tausende anderer junger Damen nur auf der Welt waren, um elegant, glücklich und ausgelassen zu sein. Ihre Kleidung besaß allen Schick, ihre Gesichter waren ziemlich hübsch, ihre Stimmung war bestens, ihre Umgangsformen ungezwungen und angenehm; innerhalb ihrer Familie waren sie tonangebend und außerhalb beliebt. Anne betrachtete sie immer als die glücklichsten Mädchen ihrer Bekanntschaft; und doch hätte sie dank jenes angenehmen Gefühls der Überlegenheit, das uns alle davon abhält, mit den anderen tauschen zu wollen, ihren eigenen anspruchsvolleren und kultivierteren Verstand nicht für alle ihre Vergnügungen hergegeben und beneidete sie um nichts als das anscheinend völlig ungetrübte Einvernehmen und den Einklang zwischen ihnen, die selbstverständliche gegenseitige Zuneigung, die sie von keiner ihrer Schwestern je erfahren hatte. Sie wurden mit großer Herzlichkeit empfangen. In der Familie im Herrenhaus, die, wie Anne ganz genau wußte, meist weniger Schuld an den Verstimmungen hatte, war alles in bester Ordnung. Sie verbrachten die halbe Stunde in angenehmer Unterhaltung, und sie war anschließend nicht im geringsten überrascht, daß die beiden Miss Musgrove sie, und zwar auf Marys ausdrücklichen Wunsch, bei ihrem Spaziergang begleiteten.

      Kapitel 6

      Anne hätte auch ohne diesen Besuch in Uppercross gewußt, daß der Wechsel von einem Kreis zum anderen, auch wenn die Entfernung nur drei Meilen beträgt, oft völlig andere Gespräche, Meinungen, Vorstellungen mit sich bringt. Schon bei früheren Besuchen dort war sie davon beeindruckt gewesen oder hatte gewünscht, daß andere Elliots ebenfalls einmal in den Genuß kämen zu merken, wie unbekannt oder unwichtig hier die Angelegenheiten waren, die man in Kellynch für allgemein bekannt und allgemein interessant hielt. Doch trotz all dieser Erfahrung mußte sie sich nun wohl oder übel eine weitere Lektion in der Kunst, sich der eigenen Bedeutungslosigkeit außerhalb unseres eigenen Zirkels bewußt zu sein, gefallen lassen; denn so voll ihr das Herz von dem einen Thema, das beide Häuser in Kellynch seit vielen Wochen beschäftigte, bei ihrer Ankunft natürlich auch war, so hatte sie in den voneinander unabhängigen, jedoch sehr ähnlichen Bemerkungen von Mr. und Mrs. Musgrove: »So, Miss Anne, Sir Walter und Ihre Schwester sind also fort; und in welchem Teil von Bath wollen Sie sich denn nun niederlassen?« oder in dem Zusatz der jungen Damen: »Hoffentlich sind wir diesen Winter auch in Bath; aber denk daran, Papa, wenn wir wirklich fahren, müssen wir in einer angesehenen Gegend wohnen; deinen Queen Square sind wir nun leid!« oder in dem besorgten Nachsatz von Mary: »Du meine Güte, und ich kann sehen, wo ich bleibe, wenn ihr euch alle in Bath amüsiert!« etwas mehr Neugier und Anteilnahme erwartet.

       Sie konnte sich nur vornehmen, solchen Selbsttäuschungen in Zukunft nicht zu erliegen und noch mehr als sonst für das außerordentliche Glück dankbar zu sein, eine so wahrhaft mitfühlende Freundin wie Lady Russell zu haben.

       Die beiden Mr. Musgrove waren damit beschäftigt, ihren Wildbestand zu pflegen und zu schießen und sich mit ihren eigenen Pferden, Hunden und Zeitungen die Zeit zu vertreiben; und die weibliche Gesellschaft hatte alle Hände voll zu tun mit all den anderen alltäglichen Dingen wie Haushalt, Nachbarn, Kleider, Tanzen und Musik. Sie mußte zugeben, wie richtig es war, daß jedes kleine gesellschaftliche Gemeinwesen seine eigenen Gesprächsthemen wählt, und hoffte, über kurz oder lang ein nicht unwürdiges Mitglied der Gruppe zu werden, in die sie nun verpflanzt war. Bei der Aussicht, mindestens zwei Monate in Uppercross zu verbringen, war es ratsam, ihre Phantasie, ihre Erinnerungen und ihre Vorstellungen soviel wie möglich denen von Uppercross anzupassen.

      Ihr graute nicht vor diesen zwei Monaten in Uppercross. Mary war nicht so abweisend und unschwesterlich wie Elizabeth und auch ihrem Einfluß nicht so unzugänglich; und von den anderen Bewohnern des Cottage hatte sie für ihr Wohlbefinden nichts zu befürchten. Sie verstand sich mit ihrem Schwager immer gut, und die Kinder, die sie beinahe so herzlich liebten und sie beinahe mehr respektierten als ihre eigene Mutter, boten ihr Abwechslung, Vergnügen und gesunde körperliche Bewegung.

      Charles Musgrove war höflich und umgänglich; an Einsicht und Selbstbeherrschung war er seiner Frau zweifellos überlegen, nicht aber an Intelligenz, Unterhaltungsgabe oder gesellschaftlicher Gewandtheit, so daß ihre frühere Beziehung niemals eine Gefahrenquelle für sie darstellte, obwohl Anne mit Lady Russell darin übereinstimmte, daß er von der Heirat mit einer anspruchsvolleren Frau nur hätte profitieren können und eine wirklich intelligente Frau seiner Persönlichkeit mehr Profil und seinen Gewohnheiten und Interessen mehr Sinn, Verstand und Geschmack gegeben hätte. So betrieb er nichts mit besonderer Ausdauer außer der Jagd und vertrödelte ansonsten seine Zeit, ohne daß Bücher oder sonst irgend etwas ihn gebildet hätte. Er war immer gut gelaunt und ließ sich anscheinend von der gelegentlichen Verdrießlichkeit seiner Frau kaum beeindrucken, ertrug ihre Unvernunft so geduldig, daß Anne ihn manchmal bewunderte, und alles in allem konnten sie (obwohl es häufig kleine Unstimmigkeiten gab, an denen sie oft stärker beteiligt war, als ihr lieb sein konnte, weil beide Parteien an sie appellierten) als glückliches Paar gelten. In dem Wunsch nach mehr Geld oder dem Bedürfnis nach finanziellen Zuwendungen von seinem Vater waren sie sich immer einig. Aber hier wie in den meisten Punkten behielt er die Oberhand, denn während Mary es außerordentlich beklagte, daß eine solche Zuwendung nicht gemacht wurde, vertrat er immer den Standpunkt, daß sein Vater sein Geld selbst gut gebrauchen könne und ein Recht habe, es auszugeben, wie es ihm gefiel.

       Was die Erziehung der Kinder anging, so waren seine Theorien viel besser als die seiner Frau und ihre praktische Anwendung nicht so schlecht. »Ich könnte ganz gut mit ihnen fertig werden, wenn Mary nicht immer eingriffe«, waren Worte, die Anne ihn oft sagen hörte und für die sie durchaus Verständnis hatte; wenn sie dagegen Marys Vorwürfe: »Charles verwöhnt die Kinder, so daß sie mir nicht gehorchen«, anhörte, verspürte sie niemals die geringste Versuchung zu sagen: »Das stimmt.« Eine der unangenehmsten Begleiterscheinungen ihres Aufenthalts dort war der Umstand, daß alle Parteien sie zu sehr ins Vertrauen zogen und daß beide Häuser sie zu sehr zur Mitwisserin ihrer gegenseitigen Beschwerden machten. Da man wußte, daß sie einen gewissen Einfluß auf ihre Schwester hatte, bat man sie ständig oder deutete ihr doch wenigstens an, ihn weit über ihre tatsächlichen Möglichkeiten hinaus auszuüben. »Wenn du nur Mary dazu überreden könntest, nicht immer krank zu spielen«, kam es von Charles; und wenn Mary niedergeschlagen war, hieß es von ihr: »Ich glaube, wenn Charles mich im Sterben liegen sähe, würde er immer noch nicht glauben, daß mir etwas fehlt. Wenn du wolltest, Anne, könntest du ihn bestimmt davon überzeugen, daß ich wirklich sehr krank bin; jedenfalls sehr viel kränker, als ich je zugebe.«

       Mary erklärte: »Ich schicke die Kinder so ungern ins Herrenhaus, obwohl ihre Großmama sie immer bei sich haben will, denn sie verhätschelt und verzärtelt sie in einem Maße und gibt ihnen so viel unbekömmliches und süßes Zeug, daß sie jedesmal krank und für den Rest des Tages unausstehlich nach Hause kommen.« Und Mrs. Musgrove nahm die erste Gelegenheit wahr, um im Vertrauen zu Anne zu sagen: »Ach, Miss Anne, wenn doch Mrs. Charles nur ein bißchen von Ihrer Art hätte, mit den Kindern umzugehen. Bei Ihnen sind sie wie ausgewechselt. Aber sonst werden sie ja so verwöhnt! Es ist ein Jammer, daß Sie Ihrer Schwester nicht beibringen können, wie man mit ihnen fertig wird. Es sind ausgesprochen nette und gesunde Kinder, die armen Kleinen, ganz ohne Voreingenommenheit, aber Mrs. Charles weiß wirklich nicht mit ihnen umzugehen. Meine Güte, wie ungezogen sie manchmal sind! Sie können mir glauben, Miss Anne, es verleidet mir den Wunsch, sie öfter zu uns herüberzuholen, als ich es sonst täte. Ich glaube, Mrs. Charles ist es gar nicht recht, daß ich sie nicht öfter einlade, aber es ist wirklich schrecklich, Kinder bei sich zu haben, die man immerzu mit ›Tu dies nicht‹ und ›Tu das nicht‹ zurechtweisen muß oder die man nur mit mehr Kuchen, als ihnen bekommt, einigermaßen – im Zaum halten kann.«

       Mary verdankte sie außerdem folgende Information: »Mrs. Musgrove hält ihr ganzes Personal für so zuverlässig, daß es an Hochverrat grenzen würde, daran zu zweifeln. Aber ohne Übertreibung, ich weiß, daß ihr Zimmermädchen und ihr Wäschemädchen sich, statt ihre Arbeit

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