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im Zimmer wurde nur durch den ruhigen und langsamen Herzschlag, der über den Lautsprecher eines Computers hörbar war, unterbrochen.

      »Hallo, Mami.« Lauras Stimme krächzte. Tränen liefen ihr ohne Unterlass über die Wangen.

      Langsam öffneten sich die Augen ihrer Mutter. Als sie endlich ihre Tochter sah, huschte ihr ein Lächeln über das Gesicht. Der schrille Piepton wurde etwas schneller.

      »Reg dich nicht auf, Mami, ich bin ja jetzt hier.«

      Laura setzte sich auf den Stuhl, der neben dem Bett stand. Behutsam nahm sie die knochige Hand ihrer Mutter.

      »Warum habt ihr mir nicht früher Bescheid gegeben? Ich wär doch sofort gekommen.«

      Die Augen der Gräfin lächelten Laura an. Sprechen fiel ihr entsetzlich schwer, dabei hatte sie ihrer Tochter doch noch so viel zu sagen.

      »Schön ... das ... du ... endlich ... hier ... bist.«

      Nach jedem Wort atmete sie flach und angestrengt.

      »Es wird alles wieder werden. Es wird alles wieder gut, Mami.«

      Laura versuchte, ihrer Mutter Mut zu machen. Nein! Den Mut benötigte sie. Sie selbst!

      Gräfin Ilona von Heimenstein schloss die Augen und schüttelte unmerklich den Kopf. Nach einigen Atemzügen öffnete sie die Augen erneut und sagte sanft: »Du musst ... dich um ... deinen Vater ... kümmern ... Er schafft es ... nicht allein.«

      »Natürlich, Mami. Ich kümmere mich um ihn. Ganz sicher. Ich bleibe jetzt hier. Und ich komme auch jeden Tag mindestens zweimal her, um zu sehen, ob du auch alles hast. Du kannst dich auf mich verlassen.«

      Ein kläglicher Versuch, die Realität zu negieren. Er misslang.

      Die Gräfin sah Laura an, lächelte wissend und versuchte, ihr die Hand zu drücken, versuchte, ihrer Tochter Mut zu machen. Und wieder holte sie qualvoll Luft, denn es gab noch so viel zu sagen.

      »Das Gut ... das Gut ... ist in einem ... tadellosen ... Zustand.«

      »Mami, das ist doch jetzt nicht wichtig.«

      »Doch ... doch ... mein Kind.« Und wieder schloss die Gräfin die Augen.

      »Mami? ... Mami!«

      Lauras Stimme überschlug sich beinahe. Sie hatte Angst! Furchtbare Angst!

      Die Gräfin öffnete die Augen und sah ihre Tochter zärtlich besorgt an. Laura weinte bitterlich. Tränen tropften auf die Bettdecke der Mutter.

      »Wenn du ... Probleme hast, ... wende dich an ... Dr. Berg, ... er ist ... unser Freund.«

      »Ja, Mami.«

      Laura resignierte, gab nach und nach ihre Gegenwehr auf. Alle ihre Hoffnung schien ihr wie Wasser durch die Finger zu gleiten. Alle Hoffnung schien vergebens.

      »Du ... du siehst ... gut aus, ... meine kleine Laura ... Ich liebe dich ... Und ... ich wünsche dir ... viel Glück ... Du wirst ... das alles ... schaffen ... Ganz sicher ... Und vergiss mich ... nicht ... Du ... du hast ... alles richtig ... gemacht ... Ich ... ich bin stolz ... auf dich. Und bitte ... denke ... an ... deinen Vater.«

      Und wieder schloss die Gräfin die Augen. Diesmal für immer. Der Kopf drehte sich langsam zur Seite, ganz sacht. Der letzte Atemzug war getan, der letzte Hauch von Leben verließ lautlos den kranken Körper, verlor sich aufgelöst im Krankenzimmer. Und aus dem Piepton wurde ein durchgängiges Piepen. Grell und hässlich.

      »Mami??? ... Nein, ... bitte bleib

      Laura schrie und sprang dabei auf. Mit weit aufgerissenen Augen, verweint und trostlos, blickte sie auf die schreckliche Endgültigkeit des Todes.

      Augenblicklich kam der Arzt hereingesprungen, sah die Gräfin an, begriff sofort und schaltete den Piepton aus.

      Routinemäßig horchte er die Patientin ein letztes Mal ab, sah alsdann die Komtess an ... und schüttelte den Kopf. Taktvoll legte er Laura die Hand auf die Schulter, verharrte einen Moment und verließ stumm und lautlos das Zimmer.

      Laura sah ihre Mutter an und konnte es nicht begreifen. Sie war tot! ... Tot!

      Nachdem sie noch fast eine halbe Stunde am Totenbett ihrer Mutter gesessen und Abschied genommen hatte, verließ Laura das Krankenhaus. Dr. Berg hatte im Gang, zurückhaltend und mitfühlend auf die Komtess gewartet.

      Nun stützte er sie fast väterlich. Der Arzt hatte ihm durch ein unmerkliches Kopfschütteln die traurige Nachricht verkündet.

      Schwierige Aufgaben warteten jetzt auf Laura Komtess von Heimenstein. Und dabei schien es ihr, als hätte sie doch eben all ihre Kraft verbraucht.

      3

      Martha war gerade mit den Vorbereitungen für das Abendessen beschäftigt, als das Auto von Dr. Berg langsam auf den Hof fuhr. Rasch ließ sie die Kartoffel und das Schälmesser fallen, trocknete sich die Hände an einem Handtuch ab und lief aus der Küche zur Eingangstür des Gutshauses. Ihre Laura war zurück. Endlich. Nach drei Jahren. Aber das war jetzt nicht wichtig. Sie wusste, dass Dr. Berg Laura holen wollte, aber sie wusste noch nicht, dass die Gräfin vor einer Stunde verstorben war.

      Sie erschrak, als sie das verweinte Gesicht der Komtess erblickte. Lauras langes blondes Haar lag ungeordnet, ihre großen braunen Augen waren stumpf, ihr sonst so hübsches Gesicht, sah müde aus und abgespannt.

      »Was ist passiert, meine Kleine?«

      Laura blieb ohne Antwort. Eine Träne lief ihr über die Wange. Martha schien zu verstehen, wollte diesen Gedanken aber noch nicht glauben. Und so blickte sie von Laura zu Dr. Berg.

      »Wir kommen gerade aus dem Krankenhaus ...«

      Dr. Berg musste nicht weitersprechen, Martha wusste nun Bescheid. Die Endgültigkeit war nun auch für sie bittere Tatsache. Das Hoffen war sinnlos geworden, das Hoffen hatte ein Ende. Der Tod hatte gesiegt.

      Gefühlvoll, ihre eigene Trauer unterdrückend, nahm Martha Laura in den Arm und versuchte, Trost zu spenden. Laura ließ es geschehen.

      Einige Momente später, sich langsam dem bemutternden Trost entziehend, kamen Laura die letzten Worte ihrer Mutter wieder in den Sinn ... Und denke an deinen Vater.

      Rasch rutschte sie aus Marthas Umarmung und blickte sie an. Voller Sorge.

      »Wo ist Papa?«

      »Oben. In seinem Lesezimmer. Aber vielleicht sollten wir noch warten«, sagte Matha mit verzagter Stimme.

      Worauf warten? Der Tod war unumkehrbar. Endgültig.

      »Wir müssen es ihm sagen.« Lauras Worte waren voller Angst. »Wie geht es ihm überhaupt?«

      Martha blickte bedrückt zu Boden.

      »Sein Zustand hat sich in den letzten Jahren leider nicht verbessert, eher ... verschlechtert. Er hat jetzt fast täglich gedankliche Aussetzer.«

      Marthas Worte klangen leise und vorsichtig. Offensichtlich wollte sie Laura nicht noch einen zweiten Tiefschlag versetzen, nicht heute - aber ganz ohne die Wahrheit ging es nicht. Auch heute nicht.

      Laura nickte, atmete tief ein und sah sich beiläufig um. Es schien, als hätte sich nichts verändert. Warum auch? Der gräfliche Gutshof war über zweihundert Jahre alt und so etwas verändert sich nicht, nicht offensichtlich, nicht in drei Jahren. Hier und dort waren alte Fenster und Türen durch neue ersetzt worden. Ihre Mutter hatte stets versucht, den Charakter der Ursprünglichkeit zu bewahren. Durch ihre sorgfältige Haushaltsführung, durch ihr kaufmännisches Geschick konnte man es sich leisten, die Originalität aufrechtzuerhalten.

      Wie würde das jetzt alles weiter gehen?

      Selbstverständlich kannte Laura die einzig mögliche Antwort. Aber war sie bereit dafür? Konnte sie das überhaupt? Ein Gut führen.

      Sie atmete tief

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