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      Ralf Lothar Knop

      Evelyn

      Band I

      Dieses ebook wurde erstellt bei

       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Wörlitz

       Dessau

       Pfaffenrod

       Bad Kissingen

       Berlin

       Schönberg

       Poppenrod

       Scheidungskind

       Rückkehr

       Johanna

       Benjamin

       Fabrizio

       Absturz

       Lüdenscheid

       Trennung

       Neues Glück

       Ricarda

       Markus

       Aschenputtel

       Vorschau

       Deine Kinder

       Danksagung

       Impressum neobooks

      Wörlitz

      Ralf Lothar Knop

      Evelyn

      Roman

      Band I

      Foto Titelseite: Ralf Lothar Knop

      Quelle: G. Jörg, Quell-Verlag Stuttgart

      Für meinen geliebten Opa Joseph Knop

       Es ist schrecklich für Kinder, wenn sie feststellen, dass ihre Eltern Menschen sind.

      Ich bin Evelyn von Mallinckrodt und ich habe schwere Schuld auf mich geladen. Meine Mama und mein Papa haben mich deswegen verstoßen und sie haben mir die Liebe genommen, die ich so nötig gebraucht hätte. Für sie schreibe ich diesen Bericht, nicht in der Hoffnung, dass sie mir verzeihen, aber vielleicht können sie dann besser verstehen, was ich getan habe. Ich erwarte auch nicht, dass sie mir ihre Liebe noch einmal schenken, mein seligster Wunsch besteht ausschließlich in der Erfüllung einer einzigen Bitte, ich möchte, dass sie mich wieder als ihre Tochter anerkennen, damit ich nicht länger ohne Wurzeln durch dieses Leben taumeln muss. Obwohl ich vollkommen aus dem Rahmen gefallen bin, brauche auch ich einen Boden, auf dem ich wachsen kann oder wenigstens das Gefühl, dass ich in dieser Welt nicht vollkommen überflüssig bin, weil ich den Menschen immer nur Unglück gebracht habe.

      „From the moment I could talk, I was ordered to listen”, dieses Gefühl begleitet mich schon ein Leben lang, doch ich möchte nicht länger schweigen. Inzwischen bin ich über fünfzig Jahre alt, aber ich fühle mich wie ein kleines Kind und das soll auch so sein, denn ich bin jetzt die kleine Evelyn, die zu ihrer Mama und ihrem Papa kommt, weil sie endlich auf den Schoß genommen werde möchte.

      Liebe Mama, lieber Papa, bevor ich in diese Welt kam, haben sich in eurer Familie oder darf ich sagen in unserer Familie, in meiner Familie, viele Dinge ereignet, die ich von euch erfahren habe und die ich zunächst noch einmal in euer Gedächtnis rufen möchte. Bitte versteht mich nicht falsch, ich habe nicht das Recht, über diese Menschen zu urteilen oder gar sie zu verurteilen, ich möchte nur zeigen, dass ich vielleicht durchaus in diese Familie gehöre und nicht vollkommen aus dem Rahmen gefallen bin.

      Ich bitte euch, hört mir zu, bis zum Ende. Ich habe so lange geschwiegen, habe meine Schuld ganz alleine getragen, doch nun habe ich große Angst, dass ich unter dieser Last zusammenbreche. Mehr als die Hälfte meines Lebens ist vorüber, ohne dass ich jemals das Gefühl gehabt hätte, dass ich diejenige bin, die darüber bestimmt, was in meinem Leben geschieht. Ganz im Gegenteil, ich habe mich immer treiben lassen, treiben lassen von anderen Menschen, andere Menschen haben mein Leben bestimmt. Ich will nun endlich versuchen, zumindest teilweise ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Ich will weder meine eigene Vergangenheit, noch die meiner Familie vergessen, denn durch sie bin ich zu dem Menschen geworden, der ich heute bin, aber ich will lernen, diese Vergangenheit zu akzeptieren als Teil meines Lebens. Anfangen möchte ich bei dem, was du, Mama, mir über deine eigene Vergangenheit erzählt hast.

      Deine Mutter, Oma Erika, wohnte mit ihren Eltern in Wörlitz in der Nähe des Wörlitzer Bahnhofs, bis sie nach ihrer Schulzeit mit vierzehn Jahren auf einem Gutshof ganz in der Nähe von Wörlitz ihren Dienst als Magd und Haushaltshilfe antrat. Dort hatte sie ein winzig kleines Zimmer im Dachgeschoss des Herrenhauses, neben Unterkunft und Verpflegung bekam sie nur ein sehr geringes Taschengeld. Trotzdem fühlte sie sich dort sehr wohl, weil sie froh war, endlich ein Leben unabhängig von ihren Eltern führen zu können, auch wenn sie natürlich weiterhin in totaler Abhängigkeit lebte, lediglich die Herrschaften waren andere. Der Gutsherr und sein Sohn waren mit ihrer Arbeit sehr zufrieden, sodass sich ihre Arbeit immer mehr auf die Hilfe im Haushalt beschränkte.

      Nach acht Jahren, Oma Erika war inzwischen 22 Jahre alt, wurde der erste Enkel des Gutsherren geboren. Klaus war ein süßes kleines Baby, wie wahrscheinlich die meisten Babys, und Oma Erika hat ihn vom ersten Tag an in ihr Herz geschlossen, sie entwickelte regelrechte Muttergefühle und da auch Klaus sich bei ihr wohl zu fühlen schien, wurde ihr zusätzlich zur Hausarbeit auch noch die Fürsorge des kleinen Klaus übertragen. In den nächsten Jahren konnte man immer stärker den Eindruck gewinnen, dass Erika die eigentliche

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