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ja doch ein wenig anders in ihren Abläufen.“

      Fiorenza stammte aus einer alten italienischen Familie. Die d’Agusteros hatten sich vor vielen Generationen aus Córdoba kommend in Venedig niedergelassen und in Siena eine Sommerresidenz gekauft, um dem Treiben in Venedig auch einmal ausweichen zu können. In Siena war das Klima im Sommer angenehmer und sie konnten ebenso von hier auch ihren lebhaften Handel bis weit nach Asien und in die Mongolei hinein betreiben. Dies war nur ein Grund ihres feurigen und doch überlegten Charakters. Sie war für eine Italienerin hochgewachsen, hatte einen zarten goldbräunlichen Teint und glühende grüne Augen. Ihre langen gewellten Haare fielen ihr immer einmal wieder in ihr Gesicht, was sie oft ärgerte und sie mit bösen Flüchen belegte. Ihr wacher Verstand ließ keine Ungenauigkeiten ihrer Gesprächspartner zu und ließ sich auch von ihnen immer sehr genau die Zusammenhänge darlegen und hinterfragte die jeweils andere Seite.

      Meistens trug sie schlichte Kleider und liebte es sich dieser für einen raschen Sprung ins Schwimmbad genauso schnell entledigen zu können, wie dann auch schnell wieder in sie hineinzuschlüpfen. Sie hatte in Italien die Schulen besucht und war dann zum Studium in die Schweiz gezogen. Dort konnte sie weiter in ihren Lieblingssprachen Italienisch und Spanisch studieren und widmete sich der Kunstgeschichte und der Volkswirtschaft.

      Sie wechselte noch ein paar Mal Ihren Platz, bis sie es sich ihm gegenüber eingerichtet hatte und Heronimus erzählte ihr seine Erlebnisse der vergangenen zwei Tage in Hamburg.

      *

      2

      Fast zeitgleich klingelte das Telefon im Kanzlerpavillon in Berlin und eine Stimme verlangte nach der Nummer drei Deutschlands.

      „Sind Sie über die Gespräche, die Faun mit dem spanischen Gesandten in Bahrain geführt hat, informiert?“

      „Nein“, sagte der Kanzler und lehnte sich zurück.

      „Was haben Sie unternommen, Kronen, um diese Situation wieder in geordnete Bahnen zu bringen?“

      „Herr Bundeskanzler, wie mir soeben der MAD berichtet hat, sind die Zahlungen ordnungsgemäß abgewickelt worden. Sicherheitsstufe drei wurde bestätigt und von allen Beteiligten eingehalten.“

      Ein Klicken in der Leitung veranlasste beide das Thema zu wechseln.

      „Ich rufe Sie in zwei Minuten zurück.“

      Kronen wählte sofort die Nummer des Rechenzentrums des MAD und ließ sich mit Edward Gertsch verbinden, dem Spezialist für Abhörtechnik überhaupt.

      „Gertsch“, vernahm er die etwas unfreundlich anmutende Stimme.

      „Grüße Sie Gertsch, haben Sie eben Leitung drei mitgeschnitten?“

      „Ja, wir mussten die Konfiguration der Sicherheitsserver neu aufsetzen.“

      „Gut, löschen Sie die letzten und die nächsten zehn Minuten und grüßen Sie Ihre Frau von mir, das Essen gestern Abend war wieder einmal phantastisch.“

      Kronen wählte die drei auf dem Nummernspeicher seines Telefons und zündete sich eine Zigarre an.

      „Ja“ – meldete sich der Kanzler am anderen Ende der Leitung.

      "Herr Bundeskanzler, entschuldigen Sie die Unterbrechung, aber ich musste kurz mit dem Rechenzentrum Rücksprache halten bezüglich unserer kleinen Störung.

      Folgendes, unsere spanischen Freunde sind zu der Überzeugung gekommen, daß die Osterweiterung der EU auf jeden Fall vorangetrieben werden muss um die wirtschaftlichen Eckdaten unseres Landes, oder besser gesagt die der Gründerländer, zu verbessern. Habe aufgrund dieser Einsicht das spanische Königshaus gebeten als „Treuhänder“ dieser anstehenden Summen zu agieren.“

      „Ich war der Meinung, daß die Spanier diese Bürde nicht tragen wollten, oder wie haben Sie den Finanzminister Spaniens davon überzeugen können die Transaktionen über die königlichen Konten abzuwickeln, Kronen?“

      „Herr Bundeskanzler“, Kronen parkte seine Zigarre auf dem Rand seines Wasserglases und beobachtete diese, ob sie rollen wollte oder nicht.

      „Wir haben ihm Unterstützung bei der Rückführung Gibraltars zugesagt. Soweit mir bekannt ist, haben Sie dies doch bereits mit dem Premier Englands ausgehandelt?!“

      „Wo um Himmels willen Kronen, haben Sie diese Information denn schon wieder herausgefiltert? Nun - behalten Sie es für sich, aber es richtig, und der Schachzug hätte auch von mir kommen können. Machen Sie´s gut Kronen, wir sehen uns ja morgen auf der Sitzung um 10.00 Uhr.“

      „Bis Morgen – guten Abend, Herr Bundeskanzler.“

      Piet Kronen war zum Kanzlerberater geworden, wie so manche Dame zu ihrem Kinde gekommen war, nämlich nicht ahnend nur an das Gute der Menschheit glaubend.

      Wild gelockte Haare betteten seinen Kopf und die flinken Augen verfolgten immer sofort alles was es in ihrem Blickwinkel wahrzunehmen galt. Und doch formulierte er ruhig und überlegt, manches Mal etwas zu opulent aber immer auf den Punkt gebracht, einmal mit spitzer und einmal mit diplomatischer Couleur gelang es ihm immer die Fakten wohlverpackt zu vermarkten. Damit hatte er sich schon zu Studienzeiten einen Namen gemacht und manch ein internationaler Konzernlenker hätte ihn gerne in seinem engsten Mitarbeiterstab gewusst. Er war immer da, wenn der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland ihn brauchte, und stand ihm mit Rat und Tat zur Seite.

      Vor einigen Jahren fädelte er aufgrund seiner guten Beziehungen mit dem spanischen Königshaus, einen perfekt abgestimmten Zeitplan für die Rückgabe diverser Kunstgegenstände aus der Zeit des 1. Weltkrieges ein. Er hatte seinerzeit Juan Carlos, dem heutigen König von Spanien, bei einem Rechtsstreit mit einem Onkel dritten Grades, bei dem es um riesige Ländereien und den damit verbundenen Summen in Milliardenhöhe ging, mit einem pikanten und geschickten Winkelzug den für Juan Carlos entscheidenden Rechtsbeistand bieten können.

      *

      3

      In Siena war es immer noch wunderbar warm auf der Terrasse des kleinen Palazzo und Fiorenza holte bereits die zweite Flasche Wein aus dem Keller des Hauses. Dieser Keller belieferte ausschließlich die Familie mit den besten Weinen, die Italien zu bieten hatte, und nicht das Restaurant für den Hotelbetrieb.

      „Vielleicht kommst du deshalb so gerne nach Siena.“

      Sagte Fiorenza mit einem Lächeln auf den Lippen zu Heronimus, als sie die Flasche auf den Tisch stellte.

      „Da könnte etwas Wahres dran sein Fio, kommst du mit zum Pool, ich würde gerne noch ein paar Runden schwimmen, ehe wir zu Rahel gehen.“

      Heronimus war inzwischen aufgestanden und ging in Richtung Dusche, um von dort direkt vom Beckenrand in die Fluten verschwinden zu können.

      „Warte einen Moment, ich komme sofort“,

      -steckte ihre Haare hoch, entledigte sich mit einer raschen Handbewegung ihres Kleides und rannte zu Heronimus herüber. Dieser war aber bereits ins Wasser gesprungen und winkte ihr mit den Armen, ihm ohne Umwege zu folgen.

      „Wer wird denn heute Abend alles erwartet? – Kommt Irina eigentlich auch?“

      „Weiß ich nicht, seit sie ihren Laden in der Altstadt vergrößert hat, ist sie kaum noch bei Rahel anzutreffen.“

      „Schade“, sagte er und zerrte an ihren Füßen.

      „Lass´ uns einfach eine Stunde später dort erscheinen“

      Sprach´s, und tauchte unter ihr hindurch, um am gegenüberliegenden Beckenende wieder aufzutauchen.

      „Das geht nicht Heronimus, man hat mich dieses Mal ausdrücklich um pünktliches Erscheinen gebeten“, sagte Fiorenza und paddelte ein wenig in Rückenlage mit ihren Händen um sich über Wasser zu halten.

      „Nun, wenn das so ist, dann müssen wir unseren

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