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      »Also ...« Und Stuff berichtet.

      »Das sieht ihm ähnlich, dem eingebildeten Narren!«

      »Seine Arbeit soll er machen, statt Leute schikanieren.«

      »Vor den Chefs katzbuckeln und uns treten! Aber ich habe es ihm gegeben«, sagt Perduzke. »Habe ich dir schon erzählt, wie er reingefallen ist, neulich, als die Kommission mit den großen Tieren kam?«

      »Ja. Aber erzähl es nur noch mal. So was höre ich immer wieder gerne.«

      »Also du weißt Bescheid: die große Kommission aus Stettin, alle die großen Tiere. Der Oberbürgermeister führt. Kommen sie auch hier herein. Ich sitze allein beim Schreiben. Ich stehe auf, sage ›Guten Morgen‹ und setze mich wieder an meine Arbeit. Der Ober erzählt irgend etwas. Ich schreibe. Da kommt der rote Filou zu mir: ›Herr Perduzke, warten Sie so lange auf dem Gang vor der Tür.‹

      ›Herr Oberinspektor›, sage ich. ‹Ich mache hier meine Arbeit und störe niemanden.‹

      ›Herr Perduzke, ich befehle Ihnen hiermit dienstlich, auf den Gang zu treten.‹

      ›Ich habe keine Zeit. Der Bericht muß zur Staatsanwaltschaft.‹

      Na, mein Frerksen schwillt rot an: ›Herr Oberbürgermeister! Herr Oberbürgermeister! Herr Perduzke befolgt meine dienstlichen Anweisungen nicht!‹

      ›Nun, Herr Frerksen, was tut er denn nicht?‹

      ›Er soll auf den Gang treten.‹

      ›Lassen Sie den Mann doch sitzen. Der stört ja niemanden.‹«

      Beifälliges Gelächter: »Gib ihm Saures!«

      »So Kattun muß er öfters haben.«

      »Na, Stuff, daß er heute auf euch eine Stinkwut hat ...« fängt der Kriminalsekretär Bering an.

      »Halt's Maul, Karl, du weißt doch, der Männe kann den Sabbel nicht halten.«

      Und Stuff, erstaunt durch den Klemmer blinzelnd: »Also was ist los? Daß etwas los ist, habe ich lange gemerkt.«

      Und Perduzke: »Lieber Männe, es ist wirklich besser, du erfährst es noch nicht.«

      »Morgen kann er's erfahren, nicht wahr?« sagt Obersekretär Reinbrecht.

      »Daß es die Konkurrenz wieder früher erfährt!« protestiert Stuff.

      »Ich gebe dir mein heiliges Ehrenwort, weder Pinkus von der Volkszeitung noch Blöcker von den Nachrichten erfahren es früher als du.«

      »Na ja. Aber kannst du es wirklich nicht gleich sagen?«

      »Ausgeschlossen!« schneidet Perduzke kurz ab.

      Und von der andern Seite sagt Hebel: »Was anderes! Ihr habt doch da auf der Chronik so einen Kerl, wie heißt er doch? Tretloch, Tretab, Tredup. Was ist das für eine Nummer?«

      Es ist ein bißchen still nach dieser Frage, zu still, scheint Stuff. Er denkt müde blinzelnd nach. Plötzlich fängt er an zu lachen. »Oh, ihr Affen! Ihr Idioten! Jetzt kapiere ich. Wütend seid ihr, wegen der Bilder. Daß ihr nicht die große Entdeckung gemacht habt mit dem Ochsenstrohfeuer, sondern unser Annoncenwerber. Das hätte ich euch lange sagen können.«

      Die andern sehen sich an: »Na, also, wenn du es schon weißt, Männe. Wie ist er denn, der Tredup?«

      »Na, soweit er Geld hat«, fängt Stuff bereitwillig an, »ist er ein ganz anständiger Kerl ...«

       5

      Eine Stunde später ist es dem Stuff klargeworden, daß sie doch nicht stimmt, seine Lösung mit den Bildern. Und zwei Stunden später, am Mittagstisch, sagt er: »Die Brüder haben mich angeschissen, so viel ist klar. Der Frerksen weiß doch seit Wochen, daß die Bilder vom Tredup stammen. Warum sagen die denn, daß er heute eine Stinkwut auf uns hat?«

      Er grübelt. Und das Ergebnis: »Irgendwas muß der Tredup ausgefressen haben, wovon die Polizei weiß. Ich werde ihn mir heute Abend kaufen. Mit ihm saufen gehen.«

      Aber Tredup hat keine Lust, muß arbeiten.

      »Adressen schreiben? Du hast doch das Geld für die Bilder. Das hat doch eine Masse Moos gegeben.«

      »Die Bilder? Sei mir von den Bildern ruhig, Stuff! Kein Wort auch heute Abend davon.«

      »Also um neun im Tucher?«

      »Neun ist mir zu spät. Da ist es schon dunkel. Sagen wir acht.«

      »Also schön, um acht. Acht ist auch viel besser. Da bummeln wir erst noch mal über den Strich und sehen uns die kleinen Mädchen an.«

      Stuff entwirft sich einen Schlachtplan: »Ich werde Tredup zu trinken geben, bis er schwatzt, und ihn aushorchen.«

      Aber am Nachmittag kommt Stuff mit Landwirtschaftsrat Feinbube vom Verband der schwarzbunten Rindviehzüchter und dem Syndikus Plosch vom Kreishandwerkerbund zusammen und ins Saufen. Stuff findet nicht fort. Er schickt einen Jungen zum Tucher: Tredup soll zu ihm kommen.

      Doch Tredup kommt nicht, und Stuff trinkt weiter.

      Nach einer Weile erinnert er sich wieder an die Verabredung und ruft den Kellnerjungen vom Büfett: »Was sagt der Tredup?«

      »Er kommt nicht rein. Er steht vorm Lokal.«

      »Und das sagst du mir erst jetzt? – Also, meine Herren, dann am Montag wieder. Sie sehen sich doch auch die Bauerndemonstration an?«

      Tredup geht draußen auf und ab, auf und ab.

      Der Burstah und der Bahnhofsplatz sind um diese frühe und milde Abendstunde voller Menschen. Viele helle Kleider und in jedem Türgang stehen Pärchen, natürlich auch bei der Chronik.

      »Sieh mal, Tredup«, sagt Stuff und hängt sich schwerfällig bei ihm ein. »Da im Gang an der Chronik, da steht die Jüngste von unserer Reinmachefrau, die Grete Schade, und hat wahrhaftig wieder ihren Kavalier.«

      »Was der Mensch braucht ...«

      »Ja, stramm ist die, aber noch keine fünfzehn ...«

      »Sie wird es ihrem Kavalier nicht erzählen ...«

      »Der weiß doch auch, daß die erst zu Ostern aus der Schule gekommen ist. Da gibt es nichts, wenn es schnappt, fällt der rein.«

      »Deine Sorge.«

      »Meine? Vielleicht schon. Wenn sie lügt. Man weiß ja nicht. Ich will es dir erzählen, aber du mußt deinen Sabbel halten.«

      »Natürlich.«

      »Ehrenwort?«

      »Ehrenwort!«

      »Also vor einem Vierteljahr – wir heizten noch – komme ich morgens direkt vom Suff auf die Redaktion. Nicht aus den Augen konnte ich sehen. Die Grete ist grade beim Reinemachen und plötzlich sitzt mir die Kröte auf dem Schoß. Ich sage dir: eine Wärme! Mir wurde ganz anders. Über ihrem Hemd hatte sie nur ein Jumperkleidchen. Eine Wärme! Und eine Brust hat das Mädel!«

      »Du wirst doch nicht, Stuff? Oder doch?«

      »Na und wenn? Kann mir das einer verdenken? Und ist das gerecht, wenn ich dann wegen Verführung Minderjähriger –? So angesoffen wie ich war und diese Formen. Nein, aber ...« Und Stuff geht unvermittelt in eine andere Tonart über: »Aber man muß Mann sein, man muß sich beherrschen können. Nichts, sage ich dir, nichts ist passiert. Weggestoßen habe ich sie. – So, und jetzt gehen wir in die Grotte.«

      »In die Grotte? Da möchte ich aber nicht gerne hin. Das ist mir wegen meiner Frau nicht recht.«

      »Stehst du unter dem Pantoffel?«

      »Und wenn? Jeder vernünftige Mann ist froh, wenn er unter dem Pantoffel ist, unter einem vernünftigen, natürlich.«

      »Der Mann muß immer der Herr sein«, doziert Stuff.

      »Quatsch,

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