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Schwierigkeiten, die sich ihnen beim Beginn ihrer Laufbahn in den Weg stellten, zu überwinden. Aber sie ließen nicht ab zu streben, verloren ihr Urbild, ihren Leitstern niemals aus dem Auge, diesen Engel des Erfolgs, der sie endlich siegreich durch das dunkle Tal der Schwierigkeiten und Widerstände leitete, aus den Sümpfen der Entmutigung hinauf zu den Höhen, wo die Luft rein und die Aussicht weit ist, wo die Vollkommenheit wohnt, aus dem Dunkel hinaus ins Licht, in die Freiheit, zum Erfolg!

      Glaube doch nicht, dass dein Urbild erlöschen müsse, weil du dich in irgendeinem dir widerlichen Beruf quälst, weil du niemand hast, der dir hilft, für deine betagten Eltern oder kranken Geschwister zu sorgen. Mühe dich weiter, so gut du kannst, und behaupte vor dir selbst immer wieder deine göttliche Kraft, zu erlangen, was du dir wünschst. Hunderte und Tausende von jungen Leuten und jungen Mädchen haben unter ungünstigeren Verhältnissen Unsterbliches geleistet, weil sie an ihr Urbild und ihre Kraft, es zu verwirklichen, glaubten.

      Edison hat durch das unausgesetzte Richten seiner Gedanken auf die Lösung wissenschaftlicher Fragen und seinen Glauben an seine eigene Fähigkeit, sie zu lösen, die Kräfte an sich gezogen, die ihn zum größten der Erfinder gemacht haben. Sein Verstand lief gewissermaßen immer vor ihm her und vergegenwärtigte sich die Erfindungen, die er sich dann bemühte, zur Wirklichkeit zu machen. Immer sah er sich selbst in Gedanken schon weiter gekommen, höher gestiegen, und sein Erfolg hat sein Urbild und seinen Glauben daran nicht betrogen.

      Meint ihr, Edison wäre das geworden, was er geworden ist, wenn er den Glauben an sich selbst verloren hätte, wenn er sich durch Hindernisse hätte entmutigen lassen? Wer Vertrauen hat und arbeitet, dem öffnen sich immer die Pforten, bieten sich stets günstige Gelegenheiten. Aber nichts bietet sich den Schwachen, den Zweifelnden und Schwankenden, die an ihre eigene Göttlichkeit, ihre Kraft zu überwinden, nicht glauben.

      Wie dunkel und schwierig auch dein Weg sein mag, stelle dir nur immer vor, du tragest eine Laterne in der Hand, die den Weg vor dir beleuchte und dir Licht genug für den nächsten Schritt spende, und ob es auch weiterhin noch so finster und entmutigend aussehen mag, bis du dorthin gelangst, ist auch das Licht in deiner Hand mit dir dort. Mehr Licht als für den nächsten Schritt brauchst du nicht, um gewiss zu sein, dass du auf dem rechten Pfad bist. Der göttliche Plan, nach dem wir geschaffen sind und der uns in den Plan des großen Weltganzen einreiht, wird alles besser machen als wir es könnten, wenn nur wir das Unsrige dazu tun.

      Schaut zurück auf euer Leben, ihr durch eigene Kraft emporgekommenen Männer und Frauen! Seht doch, wie wunderbar sich euch die Türen aufgetan haben, wie das Dunkel Licht geworden ist, so dass ihr in das Eden eures Traumes eingehen und die Dinge vollbringen konntet, von denen ihr so lange geträumt hattet.

      Gottlieb Daimler war ein Träumer und schaute Gesichte, die ihm den kleinen Motor zeigten, der erst die Automobile, die Luftschiffe und die Unterseeboote möglich machte. Der Graf Zeppelin schaute im Geist das wunderbare Urbild eines lenkbaren Luftschiffes und träumte trotz aller anfänglichen Misserfolge davon weiter, bis es zur Tatsache geworden war. Hätte Elias Howe nicht von einer Nähmaschine geträumt, so wären die Frauen noch heute die Sklavinnen der Nadel. Alle diese Leute, jeder Erfinder, jeder Entdecker, jeder, der das Menschengeschlecht erhoben und gefördert hat, sie alle haben trotz unglaublicher Leiden und Hindernisse ihr Traumbild festgehalten. Nichts konnte sie in ihrem Vorsatz wankend machen oder ihren Glauben an ihre Kraft, ihr Traumbild zur Wirklichkeit werden zu lassen, erschüttern. Und darum haben sie auch ihr Ziel erreicht.

      Die Menschen haben gerade so weit Erfolg, als sie ihr Traumbild und ihre Vorsätze unerschütterlich festhalten. Hast du einmal den Punkt gefunden, wo ein Mensch nachlässt, wo er sich selbst aufgibt, wo er kehrt macht, dann vermagst du ihn und seinen Erfolg leicht zu bemessen.

      Wer stetig, unablässig, unentwegt seinem Ziel entgegengeht, ob ihm dieses Ziel immer erreichbar ist oder nicht, wer sich durch keine Hindernisse, keine Schwierigkeiten abhalten und entmutigen lässt, das ist der Mann, der den Sieg gewinnt. Immer schreitet er weiter voran, gerade wie Kolumbus, der einen Tag wie den andern in sein Schiffsbuch schrieb, ob auch seine Matrosen meuterten und drohten, ihn in Ketten zu legen und über Bord zu werfen: „Heute hielten wir den Kurs nach Westen, denn das ist unser Ziel.“ Das war sein täglicher Bericht, denn er hatte keine andere Aufgabe, als nach Westen zu segeln. Ein Mann von so unerschütterlichem Vorsatz wie Kolumbus wäre nicht umgekehrt, und wenn auch sein Schiffsvolk jeden Tag gemeutert hätte, darum war er auch unbesiegbar. Nur der Tod hätte ihn abhalten können, seine Bahn weiter zu verfolgen.

      Steuere, mutiger Segler! Es mag der Witz dich verhöhnen,

      Und der Schiffer am Steu’r senken die lässige Hand.

      Immer, immer nach West! Dort muss die Küste sich zeigen,

      Liegt sie doch deutlich und liegt schimmernd vor deinem Verstand.

      Traue dem leitenden Gott und folge dem schweigenden Weltmeer;

      Wär‘ sie noch nicht, sie stieg‘ jetzt aus den Fluten empor.

      Mit dem Genius steht die Natur in ewigem Bunde:

      Was der eine verspricht, leistet die andre gewiss.

       Schiller.

      

      Die Naturgeschichte sagt uns, dass sich die Flügel des Adlers im Verhältnis zu seinem wachsenden Trieb zu fliegen, sich in die Lüfte zu erheben, entwickeln. Dein Sehnen und Verlangen nach etwas Höherem und Größerem, deine Bestrebungen, unterstützt durch einen unerschütterlichen Vorsatz, werden dir Flügel verleihen, werden die in dir schlummernden Kräfte wecken, so dass du dich über deine mittelmäßige Umgebung bis zum vollen Maße deiner Möglichkeiten zu erheben vermagst.

      Die Grenze deines Glaubens an dein Urbild und an dich selbst ist die Grenze deines Erfolges. Der Glaube ist die größte magnetische Kraft, die wir kennen, um die Dinge, die unser eigen sind, anzuziehen.

      Wo das Selbstvertrauen schwach ist, da ist auch der Wille schwach. Die meisten Menschen strengen ihren Willen, Hindernisse zu überwinden, nicht wirklich bis aufs Äußerste an, weil ihre Vorsätze nur schwach und unklar sind. Sie sind von ihrem Urbild nicht völlig eingenommen, und darum kommt ihnen der kräftige Entschluss, der feste Wille, die treibende Kraft, die trotz aller Hindernisse den Sieg gewinnen, nicht zu Hilfe. Hinter ihnen steht nicht der sieghafte Wille, der hochgespannte Wunsch, ihr Urbild zur Wirklichkeit zu machen, die zu steter Arbeit und jedem Opfer stacheln und treiben.

      Ein Wunsch, ein Verlangen steckt hinter jedem Erfolg; sie sind die bildende und treibende Kraft bei jedem Fortschritt der Welt. Unsre Städte stellen die Wünsche, das Verlangen derer dar, die sie gebaut haben. Jede Eisenbahn ist ein Bündel von Wünschen und Verlangen, von Entdeckungen der Erfinder, von Wünschen und Verlangen der Ingenieure. Unsre Bibliotheken bestehen aus nichts als aus einer Menge von Wünschen der Schriftsteller, die die Bücher geschrieben haben. Unsre Schulen, unsre Gymnasien, unsre Hochschulen sind nichts als erfüllte Wünsche, zur Wirklichkeit gewordene Träume derer, die sie gegründet haben. Alles Gesetz und alle Ordnung gründen sich auf Wünsche. Unser ganzes Leben, unser Heim, unsre Freunde sind zur Wirklichkeit gewordenes Verlangen.

      Es besteht ein großer Unterschied zwischen körperlichem Sehnen, der Wirkung von körperlichen Wünschen und Begierden und dem Sehnen und Verlangen der Seele. In dem Sehnen unsrer Seele spricht wirklich der Gott in uns, es ist der Ausdruck der Göttlichkeit unsres Innern, des Weltgeistes. Es öffnet die Fenster unsres Geistes und gewährt uns einen Ausblick auf die Wirklichkeiten, die von Anbeginn der Welt für uns bereitet waren. Dieses Sehnen gibt nicht leere Vorstellungen, sondern das Wesentliche und Wirkliche gehoffter und ungesehener Dinge; es ist der Vorverkündiger der Dinge selbst.

      Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,

      Erzeugt im Gehirne des Toren.

      Im Herzen kündet es laut sich an:

      Zu was Besserem sind wir geboren,

      Und was die innere Stimme spricht,

      Das täuscht die hoffende Seele nicht.

       Schiller.

      

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