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der Front des Hauses.

      In der Auslage einer Immobilienagentur studiert sie aufmerksam die Hausangebote. Nur wenige sind mit Preisen ausgezeichnet.

      Du kannst es Dir nicht leisten, ein Haus zu kaufen mit dem bisschen Geld, schimpft sie innerlich mit sich selbst.

      Jahrelang hat sie mit Henning bei jedem Urlaub in der Toskana Häuser besichtigt. Stunden hatte sie damit verbracht, Grundrisse zu zeichnen und zu verändern. Den Traum, in der Toskana ein Haus zu kaufen, hatte sie nie ganz begraben und gehofft, dass er doch noch zu realisieren sei. Bis zum letzten Jahr da kam die Frau und das Aus.

      Jetzt ist sie in einem Teil von Italien, der ihr vollkommen fremd ist

      „ le Marche“. Von dieser Region hat sie noch nie gehört.

       Ich muss mir unbedingt eine Karte von der Adriaküste kaufen. Ich weiß noch nicht einmal, wo ich mich jetzt befinde.

      Als sie in das Hotel zurückkehrt, hat sie eine Landkarte unterm Arm und geht durch das Restaurant auf die Terrasse. Die Terrasse, was für ein Ausblick! Von hier aus sieht man über die gesamte mit Hügeln durchzogene Landschaft. Diese Vielfalt der Farben! Mit Büschen und Bäumen gesäumte dunkelgrüne Flure und korngelbe Felder, unterbrochen vom silbrig glänzendem Grün wogender Wipfel der Olivenhaine und den symmetrisch ausgerichteten Weinstöcken. An den Hügeln kleben vereinzelte Häuser und kleine Dörfer mit ihren herausragenden Kirchtürmen. Die Dächer gleichen bunten Patchwork Kappen, die über die Häuser gestülpt wurden. Das Hochgebirge im Westen zeichnet sich als Grenze zum fast streifenlosen blauen Himmel ab. Die felsigen Gipfel und Steilhänge glitzern weiß in der Sonne. Fast könnte man es für Schnee halten. Die Ebene durchzieht ein ausgetrocknetes Flussbett. Hier erkennt man zu beiden Seiten flache Industriebauten. Die Luft flimmert und glitzert, als wäre sie mit Diamantenstaub gepudert. Es scheint als würden diese kleinen Partikel Töne hervorbringen. Töne wie ein helles Zirpen und klirrendes Summen. Es ist windstill. Nicht ein Hauch, lässt die Blätter der knorrigen alten Espen, die das untere Grundstück säumen, erzittern.

      Überwältigt nimmt Hanna sich einen Platz am äußersten Rand der Terrasse. Franco kommt und spannt den Sonnenschirm auf.

      „Es wird sonst zu heiß“, meint er. „Möchten Sie etwas bestellen?“

      „Einen Prosecco“ sie sieht verstohlen auf ihre Armbanduhr, halb eins, da darf man einen Prosecco trinken ohne aufzufallen.

      Als das Glas und vier kleine Schüsseln mit Erdnüssen, Oliven und kleinen Snacks auf ihrem Tisch stehen, fühlt sie sich zum ersten Mal wie in Italien. Wenn jetzt noch Henning..... schnell verwirft sie den Gedanken.

      „Salute, auf einen Neubeginn“ ihre Hand zittert ein wenig.

      Sie breitet die Landkarte aus und fährt mit dem Zeigefinger ihre Route nach bis sie an ihrem jetzigen Ziel angekommen ist. Mit einem roten Kreis markiert sie den Punkt auf der Karte.

      6.

      Drei Tage fährt sie nun schon mit ihrem voll bepackten Jeep, die Umgebung erkunden, hat auch bereits einige Bekanntschaften gemacht. Obwohl es ihr schwer fällt die Menschen hier zu verstehen, sie sprechen fast alle Dialekt. Nur die Mutter von Franco macht sich die Mühe einfach zu reden. So erfährt sie, dass sie die erste Deutsche ist, die in diesem Hotel wohnt und dass aus der Gegend viele Italiener als Gastarbeiter in Deutschland gewesen sind. Sie kann nur hoffen, dass man ihr als Deutsche schlechte Erfahrungen nicht anlastet.

      Sie erinnert sich noch gut, es war um 1956, als in der direkten Nachbarschaft der elterlichen Wohnung ein großes altes Gebäude - ein ausrangiertes Krankenhaus - für die weiblichen Gastarbeiterinnen aus Italien, gegen den Widerstand der Anwohner hergerichtet wurde. Wir nannten es das „Frauenhaus“ und die Bewohnerinnen wurden abwertend als die „Fischweiber“ bezeichnet, weil sie in der Fischindustrie arbeiteten. Hier wohnten die Italienerinnen getrennt von ihren Männern, aus moralischen Gründen, so hieß es. Warum ein Zusammenleben von Eheleuten sich nicht ziemte, wurde uns Kindern nie erklärt. Man behandelte die Frauen fast wie Aussätzige und die weiblichen Anwohner beklagten das vermeintliche „liederliche“ Leben, das sie führten. Denn hin und wieder musste die Polizei einschreiten, weil eine der Frauen doch ihren Mann mit auf das Zimmer genommen hatte. Von den eigenen Landsmänninnen wurden sie sicherlich nicht denunziert. Aber nachdem ein junger Mann aus der Nachbarschaft sich mit „so einer“ eingelassen hatte, wurden die Italienerinnen mit Argusaugen beobachtet. Die Nachbarinnen fühlten sich als Moralisten, beklagten die mögliche Einflussnahme auf die Kinder, bangten aber um ihre Männer! In einem Land wie Deutschland, wo Anstand und Zucht herrschte, konnte man so ein lockeres Leben nicht zulassen. Wieso behauptete damals jeder, dass es in Italien mit der Moral nicht weit her war?

      Für uns Kinder war es auf jeden Fall eine vergnügliche Abwechslung, wenn wieder einmal mit großem Polizeiaufgebot ein Mann aus dem Haus entfernt wurde. Und wie so oft bei Verboten wurde der Reiz, mehr über diese fremdländischen Personen zu erfahren, immer stärker. Wenn unsere Eltern uns spielend auf dem Hinterhof wähnten, lagen wir auf der Lauer, um die Italiener heimlich zu belauschen. Die dichte Ligusterhecke, die den Eingang umsäumte, war unser Versteck. Wenn am frühen Abend die Paare sich vor der Haustür verabschiedeten und Zärtlichkeiten und Küsse austauschten, wirkte es auf uns Mädchen - komischerweise war nur das weibliche Geschlecht im Versteck vertreten, die Jungen waren mehr für die Randale - genauso aufregend wie das erste heimliche Lesen eines der verbotenen 10-Pfennig-Schundromane. Die fremde Sprache machte jedes Wort zum Liebesgeflüster und bewirkte ausschweifende sexuelle Fantasien bei uns pubertierenden Mädchen. Derart erregt, malte Hanna sich nachts die schönsten Liebesszenen aus und verspürte dabei im Unterleib ein unerklärliches Ziehen. Dass im elterlichen Schlafzimmer sexuelle Bedürfnisse ebenfalls durchlebt wurden, wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Ja, das Wort Bedürfnisse war schon richtig gewählt. Denn sexuelles Verlangen oder sogar Begierde konnte sie sich bei den Eltern nicht vorstellen. Das Schlafzimmer ihrer Eltern wäre für Hanna nie ein Ort für sexuelle Forschungen gewesen. Es war nüchtern und kalt, hatte nichts Geheimnisvolles. Die Mutter trug unter ihrem Baumwollnachthemd stets eine Unterhose, damit sie sich die Nieren nicht erkältete, Hanna allerdings auch, weil sie sich ohne genierte. Ihre nächtlichen Liebesfilme und sexuellen Ausschweifungen spielten deshalb nur in südlichen Gefilden wie Italien, sonnendurchflutet und warm, mit temperamentvollen glutäugigen Jungen und sie selbst hingebungsvoll mit einem Nichts bekleidet. Manchmal träumte sie so intensiv, dass sie die Lippen, die Arme und den Körper des Jungen spürte. Es war wie eine verbotene Frucht, die süchtig macht und oft ging sie früher ins Bett, nur um das Gefühl wieder und wieder hervorzurufen.

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