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habt. Niemand sollte solch ein Schicksal ereilen.

      »So lange niemand deswegen in Gefahr kommt, akzeptiere ich das. Aber ich verspreche dir, dass, wenn jemand dadurch in Lebensgefahr kommt, du der Letzte sein wirst, der Hilfe erwarten kann«, sprach sie mit fester Stimme.

      Mac bäumte sich vor ihr auf, um tief Luft zu holen. »Ich denke, dass ich damit leben kann.«

      Beklemmend nickte Ivy ihm zu und lief zu einem weiteren Auto. Doch auch diese Tür war fest verschlossen. Laut vor sich her prustend sah sie sich um. »Vielleicht haben wir in der Stadt mehr Glück«, mutmaßte sie und sah zu Mac auf, der seinen wuchtigen Schädel in die kalte Luft emporhob und innehielt. Skeptisch runzelte sie die Stirn. »Was ist los?«

      »Hast du das gehört?«

      Ivy horchte und vernahm einen Aufschrei, der zwischen den Hotels am Flughafen vom Wind zu ihnen getragen wurde.

      Sie schnellten zwischen den parkenden Fahrzeugen zur Pension auf der gegenüberliegenden Seite des Airports. Und hörten wieder die Hilfeschreie.

      ***

      Kapitel 3

      Berlin-Schönefeld, InterCity Hotel

      20.November 2014, 11:30 Uhr

      Auf der Kreuzung stehend, erspähten sie eine Person, die in das Hotel flüchtete, dicht gefolgt von einer Horde.

      Ivy sah zu Mac, der seine Sniper entsicherte und auf das Gebäude zu schnellte. Ivy sprang über das von Unkraut überwucherte Blumenbeet und sah, wie sich die Horde durch die Tür drängte.

      Der Amerikaner hockte nieder, zielte mit der Waffe und schoss nacheinander drei Infizierten zielsicher in den Schädel. Vorsichtig und mit schnellem Atem näherten sie sich dem Gebäude, welches sich wie ein unheimliches weißes Wesen aufbäumte.

      Sie stiegen über die Leichen und blieben in der Tür stehen. Die kleine Horde hatte sich vor einer Tür versammelt. Sie schlugen ihre verfaulten Gliedmaßen gegen den Rahmen und das Türblatt, schmierten im Wahn das Blut überall herum.

      Mac tippte Ivy an und zeigte zum Rezeptionstresen. Auf leisen Sohlen schlichen sie sich dahinter. Stumm zeigte der Amerikaner auf die Klingel und setzte das Gewehr an.

      Ivy tippte darauf und einige der Kreaturen drehten sich zu ihnen um. Wankend und mit offenem Maul stürmten sie auf die beiden los.

      Mac schoss einen nach dem anderen nieder, bis die Horde auf null dezimiert worden war.

      Sichtlich beeindruckt blickte Ivy auf die zahlreichen Toten.

      Langsam senkte er seine Sniper und schlich um den Tresen herum. Er sah sich die Kreaturen näher an. Es waren Zivilisten.

      Ivy schritt auf die Tür zu, die durch das Blut ein unansehnliches Aussehen hatte. Der Gestank der Fäulnis lag in der Luft. Wachsam horchte sie an der Tür und hörte ein aufgeregtes Atmen.

      »Es ist vorbei. Du bist in Sicherheit«, sagte sie und hörte etwas rumpeln. Hast du das jetzt wirklich in Englisch gesagt? Hast du nicht realisiert, dass wir in Deutschland angekommen sind? Wie auch? Sieht ja genauso aus wie in den USA. Alles ist zerstört und menschenleer.

      Doch Mac hielt sein Gewehr immer noch schussbereit vor der Brust.

      Die Tür öffnete sich ein Stück nach außen. Doch sie stockte. Eine Leiche versperrte ihr den Weg.

      Ivy packte diese beherzt am Kragen und zerrte sie weg.

      Eine kleine Frau lugte mit großen grünen Augen aus dem Kämmerlein hervor. In Angst und Schrecken versetzt und geschafft. Plötzlich krachte sie weinend am Türrahmen in sich zusammen.

      Ivy ließ ihre Machete fallen und kniete vor ihr nieder.

      Die Frau vergrub ihr weinendes Gesicht hinter ihren dreckigen Händen. Die dunklen langen Haare hingen wie ein Vorhang in ihrem Antlitz.

      Als Ivy ihre Schulter sachte berührte, zuckte sie ängstlich zusammen.

      »Es ist alles okay. Du bist in Sicherheit«, wiederholte Ivy, dieses Mal in Deutsch und sah, wie sie vorsichtig hinter ihren Händen hervorlugte.

      Ivy reichte ihr eine helfende Hand.

      Zaghaft nahm die Frau ihre Hilfe an und stand auf. Ihr war es sichtlich peinlich, zu weinen, und sie wischte sich nervös die Tränen aus dem Gesicht.

      »Ich … ich dachte, dass ich sterbe«, flüsterte sie ergriffen und sah die beiden Fremden mit großen Augen an.

      Im ersten Augenblick hörte sich dieser Satz vollkommen unrealistisch für Ivy an. Die deutsche Sprache zu hören, nach so langer Zeit, in der sie sich nur auf Englisch unterhielten.

      »Bist du allein hier? Was machst du hier?«, fragte Ivy und sah immer wieder zu Mac, der zum Eingang schritt und diesen absicherte.

      Die junge Frau stützte sich japsend auf ihre Oberschenkel und musste sich einen Augenblick sammeln. Sie atmete tief ein und aus und sah zu Ivy und Mac auf.

      »Ich sah die Rauchwolken und wollte wissen, was passiert ist«, antwortete sie.

      »Kommst du aus einer Gemeinschaft?«, hakte Ivy voller Neugier nach.

      Die Frau hielt kurz inne. »Kann man so sagen. Woher kommt denn der Rauch? Wisst ihr das?«

      »Wir hatten heute Morgen eine Bruchlandung. Das Flugzeug brennt noch.«

      Mit großen staunenden Augen sah die Fremde Ivy und Mac an. Geistesabwesend nahm sie ihren Rucksack, stapfte über die Leichen und sah zur Tür heraus auf die schwarzen Rauchwolken. Sie beäugte kritisch den fremden Mann, der sie nicht verstand und sah auf Ivy, die langsam auf sie zu kam.

      »Wo kommt ihr her?«, fragte sie skeptisch nach.

      »Aus den Staaten …«

      Sprachlos starrte sie sie an. »Aus den Staaten? Seid ihr noch mehr?«

      Ivy nickte. »Sie suchen nach einem Auto. Wir wollen zu mir nach Hause fahren. Ich suche meine Kinder …«

      Die Frau hielt einen Moment inne, grübelte angestrengt nach und lief, ohne ein weiteres Wort zu sagen, in Richtung Flughafen.

      Verwundert drehte sich Mac zu Ivy um. »Was hat sie gesagt?«

      »Sie hat den Rauch gesehen und wollte wissen, was hier los ist. Komm mit!«, forderte sie auf Englisch und folgte der Fremden, die mit schnellen Schritten quer über die Straße ging.

      Ivy hatte ihre Not, ihr zu folgen. »Kannst du uns vielleicht helfen? Wir brauchen ein Auto und hier finden wir keins! Hey!« Ivy hielt sie an der Schulter fest und drehte sie zu sich um. »Ich will einfach nur nach Hause, mehr nicht. Also … kannst du uns helfen?«

      Die Fremde musterte Ivy von oben bis unten. Der ernste Blick wandelte sich in einen freundlichen aufgeschlossenen um. »Ich möchte euch helfen. Vorausgesetzt, ihr könnt mir helfen.«

      Verwundert runzelte Ivy die Stirn. »Wie denn?«

      Sie kicherte leise vor sich hin. »Das werdet ihr bald erfahren.«

      Die restliche Gruppe kam ihnen entgegen. Die Schüsse hatten sie stutzig gemacht. Misstrauisch begutachteten sie die Frau.

      Sie musste ihn einer Gemeinschaft leben. Außer den Spuren ihrer Flucht war ihre Kleidung sauber und ohne Löcher. Sie war gut genährt und ihre dunkelbraunen, mit blonden Strähnchen versetzten Haare gepflegt und sauber. Die Frau faltete die Hände unterhalb des Bauches ineinander und wippte fröhlich auf und ab. Sie freute sich regelrecht, die Neuankömmlinge zu sehen. »Herzlich willkommen in Berlin«, sagte sie mit einem liebevollen Lächeln und zarter Stimme.

      »Wow!«, staunte Elmar lachend. »Das ist so ungewohnt, Deutsch zu hören.«

      Rupert und Klaas nickten grinsend und der Doktor kam auf die junge Frau zu. Er nahm zaghaft ihre Hand und begrüßte

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