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so gut es ging, mit den Bewegungen der Augen ab. Sie schmerzten. Etwas lag rechts neben ihm. Ein Mann? Mit letzter Anstrengung wandte er den Blick dort hin. Beine in Ketten. Ein gelb schwarzer Surkot. Bestickt mit kleinen schwarzen Adlern. Dortmund!, schoss es ihm in den Kopf. Seine Augen wanderten über den verschmutzten Surkot über die Brust, hinauf zum Kopf des reglosen Körpers. Bleiche Haut, wie der Talg einer Kerze. Bartstoppeln. Schwarzes Haar. Die Nase mit einem kleinen Buckel. Tibald. Das war Tibald von Dortmund. Regungslos und tot. Tibald war tot….

      Bin ich es selbst auch?! Liege ich hier neben einem Toten in der Vorhölle? Wird der tote Tibald gleich wie ich die Augen aufschlagen und zu mir herüberglotzen? Ihn ängstigte.

      Doch nein. Warum sollte er Angst haben? Er fühlte keinen Schmerz. Es war kein Gefühl von Angst in ihm. Alles, was die Angst auszumachen schien, war der Geburt seines Kopfes entsprungen. Es war der Gedanke an die Hölle und daran, dass der Tod ja schlimm sei, so wie es ihm immer und immer wieder versichert wurde, und dass ihn ein Toter aus toten Augen anglotzen könnte. Einzig echt war die Trauer in ihm, dass sein kraftvoller, junger, nun verfaulender Körper eines geschossenen, aber nicht gefundenen Rehs im Walde gleich, von seinem Geiste gehen und von Maden zerfressen würde.

      In einem nahen Dorf wurden alle Arten von Karren, die von Pferden gezogen werden konnten, beschlagnahmt. Friedrichs Getreue betten ihren Herrn und Tibald auf jeweils einen der Karren. Und so setzte sich der stöhnende und matte Tross in Richtung Limbourgh in Bewegung, jeder mit dem Gedanken beschäftigt, was für ihn nun folgen würde. Conrad hatte den Blick gedankenverloren auf den kräftigen Nacken seines Schlachtrosses gerichtet und nahm nur das Auf und Ab des Pferdekopfes über dem grasbewachsenen Weg wahr. Dann schaute er auf den Karren vor ihm. Über Agravains Rücken hinweg sah er Friedrichs blasses Gesicht.

      Er wunderte sich, Tibald ist blasser als Friedrich. Nun, drängte die augenscheinliche Logik seinen Zweifel hinfort, er ist wahrscheinlich früher gestorben.

      Den ganzen Tag über ritt das geschlagene Limbourghische Heer gen Osten.

      Am Abend fing es an zu regnen und sie mussten einen halben Tagesritt vor Limbourgh das Lager aufschlagen. Missmutig schickte Waleran einen Boten zur Burg, der ihr Kommen für den nächsten Tag ankündigen sollte.

      Aus Ästen hatten sich die Mannschaften kleine Schutzzelte gebaut, über die sie ihre Mäntel gelegt hatten. In diesen saßen sie um die Feuer, die in der Mitte solcher kleinen Plätze entzündet wurden und unterhielten sich gedämpft. Die Vorräte beschränkten sich auf die Feldnahrung, die sie mit sich geführt hatten. Allen knurrten die Mägen, doch am schlimmsten war der Durst, der sie nach den Strapazen des Tages überkommen hatte.

      Die Knappen des Herzogs von Limbourgh hatten das Feldzelt für Waleran gerichtet. Waleran hatte seine Feldführer hier versammelt. Nicht weniger niedergeschlagen als die Mannschaften, saßen sie im Kreis. „Damit ist das Ende der Welfen wohl besiegelt“, sagte Conrad niedergeschlagen, „der Kaiser wird wohl ungeschoren in deutsche Lande zurückkehren, doch wird Friedrich von Staufen seinen Siegeszug nun ungestört fortsetzen können. Es ist wohl nur eine Frage kürzester Zeit, wann er in Aachen Einzug hält, um sich dort zum König krönen zu lassen. Nun steht ihm ja auch der Niederrhein nicht mehr im Wege oder werdet Ihr dem Staufer nicht huldigen, Herzog?“

      „

      Es ist wohl unklug, den Widerstand länger aufrecht zu halten. So wie ich es sehe, wurden in Bouvines viele Gefangene gemacht. Außer dem Lösegeld wird sicherlich eine Bedingung sein, dem neuen König die Treue zu schwören.“

      Heinrich setzte hinzu, „die Fürsten im Rheinland müssen auf Veränderungen im Erzbistum Cölln achten. Denn der Papst wird sich dieser Frage sicherlich persönlich annehmen.

      „

      Der Staufer erwartet den Ausgang der Schlacht in Hagenau bis er ein Zeichen bekommt, um nach Aachen zu seiner Krönung zu ziehen.“

      Und so ergingen sich die Geschlagenen in banger Hoffnung und Ermutigung bis tief in die Nacht in Spekulationen über die Zukunft des Adels nach Bouvines.

      Als Conrad sich verabschiedete und aus dem Zelt Walrans trat, suchte mit schwerem Kopfe den Weg zu dem großen Turnierzelt Walerans, wo die beiden Toten aufgebahrt lagen.

      Cedric hielt Wache vor dem Zelt.

      „

      Sei gegrüßt, lieber Cedric.“

      Cedric nickte trübsinnig. Doch er folgte Condard ins Innere des Zeltes. Eine Weile standen sie still vor den Toten, bis Cedric die Stille durchbrach.

      „

      Herr, ich denke es jedes Mal, wenn ich nach meinem Herrn sehe. Mir ist, als sei Leben in ihm. Mir ist, als lebe er.“

      „

      Meinst du, Cedric?!“

      „

      Ja, schaut Euch den Herrn von Dortmund und dann meinen Herrn an. Er welkt nicht wie ein abgeschnittener Strauch. Seine Haut, schaut! Sie ist blass, aber ihr fehlt das Wachsige.“

      „

      Cedric, ich hatte denselben Gedanken heute auch schon.“

      Conrad machte einen Schritt nach vorne, legte die rechte Hand auf Friedrichs Brustkorb und beugte seinen Kopf so nahe an Friedrichs Gesicht, dass er den Atem hätte spüren müssen, „aber, … ich vernehme keinen Atem.“

      „

      Ja...“, sagte Cedric zögerlich und traurig zugleich, als wolle er, das, was er als gegeben hinnehmen musste, durch das Vorenthalten seiner Zustimmung außerhalb der Welt halten.

      Conrad schaute den Knappen an und sah das Flehen in seinem Blick.

      „

      Wir versuchen etwas, Cedric. Vielleicht hat es Erfolg. Ab jetzt träufelst du ihm jede Stunde etwas Wasser auf die Lippen. Ich wecke Wibold. Jetzt soll er endlich seine Kräuterkunst anwenden, anstatt immer nur davon zu reden.“

      Die Nacht verging und Wibold nutzte den Mondenschein, um die notwendigen Heilkräuter zu finden, die seinen Trank ergeben sollten.

      „

      Sophie!“

      Die dunkle Gestalt erschrak, als sie ihren Namen hörte.

      „

      Ach, Gilbert. Erschreck mich doch nicht so!“

      Der gerüstete Mann löste sich aus dem Schatten des Stalles.

      „

      Geht nicht allein, mein Kind.“

      „

      Woher weißt du…?!“

      „

      Wenn ein gesatteltes Pferd im Stall steht und dann noch Eueres, dann ist nicht schwer zu erraten, was Ihr vorhabt. … Ich werde Euch begleiten.“

      Sophie atmete erleichtert auf.

      „

      Weißt du denn, wo sie lagern?“

      Der Alte nickte nur und ging zu einem der nächsten Ferche, wo er sein Pferd, das schon gesattelt bereitstand, losband und aus dem Stall führte. Sophie folgte ihm.

      Der Innenhof der Limburg war silbrig erhellt vom vollen Mond, als sie vorbei an den Wachen das mächtige Tor passierten.

      Wärme drang in seinen Körper und sein Kopf wurde von zwei kräftigen Händen leicht gewogen.

      Über ein zu einer kleinen Rinne geformtes Holz, das er zwischen Friedrichs Zähne geschoben hatte, ließ Wibold seinen Kräutersud in Friedrichs Mund strömen, während Cedric den Kopf seines Herrn barg.

      Grün sah er die warme Schlange, die ins Inneren seiner Brust drang. Doch es war kein Schreckenstier, sondern die Schlange des Äskulap. Es war ihm, als schwemmte ein nahrhaftes Nass auf ausgedörrten Boden und erweckte die darin geborgene Welt zu neuem Leben. Helles Licht durchflutete seine Sinne. Fahre ich

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