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anziehen. Aber etwas „Schickeres“ hatte ich nicht. Falls ich noch öfter „Aufträge“ bekam, würde ich einkaufen gehen müssen.

      Agnes meinte, für diesen einen Tag wäre auch noch keine Bezahlung ausgemacht, denn es war eine spontane Entscheidung von ihm. Also würde sie es später erfahren, was ich bekommen würde. Und falls ich doch öfter gebucht würde, werde ich auch später dann angemeldet. Heute wäre es mal ein Schnupperabend, für uns beide. Sie wünschte mir noch viel Spaß, und dann konnte ich auch schon gehen.

      Agnes zeigte mir noch das Zimmer, in dem ich heute übernachten könne und gab mir auch den Schlüssel. Der sperrte auch die Eingangstür auf. Wenn es spät würde, wäre ich gar nicht erst nach Hause gefahren. Zum Glück war mein Sohn das Wochenende weg, dann hätte ich in seiner Wohnung übernachtet. Schlüssel hatte ich ja für Notfälle.

      Jetzt stand ich im Vorraum der Halle und wartete. Auf einmal fuhr wirklich, pünktlich eine große Limousine vor. Ich ging langsam hinaus. Ein Chauffeur kam ums Auto und machte mir die Tür auf. Das war ich so gar nicht gewohnt. Es war ein netter Mann in etwa meinem Alter. Leider hatte ich keine Zeit, ihn genauer anzusehen. Ich grüßte ihn und er grüßte zurück. Dann schloss er meine Tür, stieg ein und fuhr los.

      Er hatte mich anhand des Fotos erkannt, das ihm Herr von Behringen gegeben hatte. Leider hatte Herr von Behringen den Namen der Frau vergessen. Das war aber etwas Neues. Sonst merkte er sich alles.

      Ich wusste gar nichts über den Mann, mit dem ich essen ging. Agnes hatte nichts erzählt. Der Chauffeur ließ sich nicht ausquetschen. Er hielt vor einem großen, teuer aussehenden Restaurant. Mir wurde es gleich ganz anders. So etwas war ich nicht gewohnt. Der Chauffeur merkte es sofort.

      „Ihr erster Auftrag?“

      „Ja“, sagte ich zögerlich.

      „Keine Sorge. Es ist nur ein Essen. Und sehen Sie sich nicht zu neugierig im Restaurant um. Mein Chef beißt keinem ein Ohr ab“, zwinkerte mir zu und schloss hinter mir die Tür.

      Er begleitete mich noch in den Vorraum und sprach mit dem Restaurantleiter. Der stellte sich als Herr Hanke vor.

      „Sie werden sofort an Ihren Tisch geführt.“

      Dann winkte er noch einigen Kellnern zu und ordnete noch etwas an. Hinter mir hörte ich ein Hüsteln. Ich drehte mich neugierig um und sah den Mann, dem ich die Tür geöffnet hatte, als ich das erste Mal bei Frau Böhse war. Ich war froh, ein bekanntes Gesicht zu sehen.

      „Guten Abend. Darf ich mich vorstellen? Ich bin Alfons von Behringen. Nennen Sie mich bitte Alfons. Und darf ich auch nach Ihrem Namen fragen? Agnes hat zwar alles arrangiert, doch hat sie diesmal vergessen, mir ihren Namen zu verraten.“

      Ich war freudig überrascht, dass der nette Herr mein Begleiter war. Also kein reicher Snob und auch kein Grünschnabel, der bei einer älteren Frau Erfahrungen sammeln will.

      „Es freut mich sehr, Sie wieder zu sehen. Mein Name ist Annabell Klaus.“

      Jetzt war er doch etwas überrascht.

      „Ist das Ihr Pseudonym für die Agentur? Sehr gut gewählt.“

      Ich konnte nichts mehr erwidern, da der Restaurantleiter kam und uns höchstpersönlich zum Tisch führte. Dort wurde mir auch der Stuhl zurechtgerückt. Herr von Behringen, bzw. Alfons musste wirklich reich sein. Denn so ein Lokal konnte sich kein normal Sterblicher leisten. Er winkte einem Kellner zu, und der kam sofort mit einer Flasche Champagner. Das fing ja schon gut an. Wir stießen dann an und nahmen einen Schluck.

      „Das freut mich, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind. Agnes machte mir kaum Hoffnung, als ich sie heute anrief und ihr sagte, dass Sie mit der Limousine abgeholt werden. Sie meinte, dass Sie ganz neu sind und sich nur aus einer Laune heraus beworben haben. Agnes war so neugierig auf Sie, dass sie Sie eingeladen hatte. Und da sind wir uns dann auch über den Weg gelaufen. Ich war sofort fasziniert von Ihnen und dachte nicht daran, dass Sie bei Agnes gewesen wären. Sie hätten auch woanders im Haus arbeiten können. Ich freute mich sehr, als Agnes mir Ihr Foto zeigte. Agnes musste mir einen Termin mit Ihnen machen. Nur zu einem Essen. Und dann werden wir weitersehen. Agnes meinte dann noch: ‚Wenn sie aber vor lauter Nervosität oder Angst nicht kommt? Was machen wir dann?‘

      ,Dann musst du dafür sorgen, dass sie kommt!‘

      Und sie weiß, was ich will, das bekomme ich auch. Wir kennen uns ja schon Jahre. Und ich freue mich riesig, dass … Du gekommen bist. Und jetzt stoßen wir auf Du und Du an. Ich mag dieses Gesiezte nicht.“

      Und schon hielt er mir sein Glas entgegen.

      „Du, Annabell.“

      „Du, Alfons.“

      „Und jetzt erzähl bitte etwas über dich.“

      Leider kam ich nicht sofort dazu, denn die Vorspeise kam. Wann hatte er das bestellt? Ich musste ihn verwirrt angesehen haben.

      „Sie wissen, was ich möchte. Ich bin Stammgast hier. Und mit einem kleinen Wink bringen sie mir alles, was ich will.“

      Mann, musste der reich und mächtig sein! Und was wollte er dann mit mir? Mit mir kleinem Licht aus der tiefsten Provinz? Und schon kam der Oberkellner, weil Alfons nur mit seiner Hand leicht gewunken hatte.

      „Bitte sehr. Sie haben einen Wunsch?“

      „Ja, bitte sagen Sie der jungen Dame, was es heute alles zu speisen gibt.“

      Der Kellner zählte sofort alles auf. Mit jeder genannten Speise verging mir mehr der Appetit. Miesmuscheln, Scampi, Schnecken, Hummer und noch so ein Zeug. Hummer würde ja noch gehen. Aber von dem anderen war ich gar nicht begeistert. Er musste es an meiner Miene gesehen haben, wie „begeistert“ ich war. Ich konnte nicht mal lächeln und würde hier hungriger raus gehen. Er schickte den Kellner wieder weg.

      „Was ist los? Du bist immer blasser geworden, je mehr er aufgezählt hatte.“

      „Kann man das wirklich alles essen, ohne sich zu übergeben oder einen allergischen Schock zu bekommen?“, fragte ich ihn leise.

      Er sah mich zuerst konfus an, dann begann er zu lachen.

      „Kann ich dich damit nicht beeindrucken?“

      „Mich beeindrucken!?“

      Ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut zu schreien.

      „Mit so etwas sicher nicht. Ich glaube, dann würde ich mich eher mehr auf der Toilette befinden als hier am Tisch.“

      Jetzt musste er wieder lachen und winkte wieder dem Oberkellner, der sofort kam.

      „Bitte die Speisekarte!“

      Der Oberkellner war so verwirrt, dass er uns entgeistert ansah. Und dann doch das Gewünschte brachte.

      „Den hast du jetzt ganz durcheinandergebracht. Er ist es nicht gewohnt, dass ich die Speisekarte brauche. Es wird mir automatisch das Menü gebracht. Aber bevor ich dich ständig auf der Toilette suchen muss, essen wir etwas anderes.“

      Ich sah die Speisekarte mal durch. Doch da standen keine Preise. Also was sollte ich bestellen? Nach dem dritten Mal durchblättern fragte er mich: „Was suchst du? Ich hoffe, du findest etwas nach deinem Geschmack.“

      „Das habe ich noch gar nicht angesehen. Ich suche immer noch die Preisliste.“

      Er sah mich kurz an und begann wieder zu lachen. Ich merkte, die Kellner sahen sich verwundert nach uns um. Was hatte ich denn Komisches gesagt?

      „Hier und in ähnlichen Lokalen gibt es keine Preise auf der Speisekarte. Hier isst man, was man möchte oder was sich teuer anhört. Oder man isst die Empfehlung des Küchenchefs.“

      Er sah mich jetzt neugierig an. War ich schon in mein erstes Fettnäpfchen getreten? Ich sah mir die Speisekarte noch einmal in Ruhe durch und fand einen Salat mit Hühnerstreifen. Das sagte ich ihm.

      „Und?“, fragte er nach.

      „Und was?“

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