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seine Atmung ruhiger wurde, seine Lider sich langsam öffneten. Vertrauensvoll sah Nela jetzt in seine hellblauen Augen. Sein zweites Gesicht hatte sich noch nicht vollends zurückgezogen, doch das war ihr egal, da sie alles an ihm liebte: seine menschliche und seine lysanische Seite. Beherzt hob Nela den Kopf und küsste ihn innig, dabei spürte sie seine scharfen Fangzähne, die sich langsam zurückzogen. Stockend erwiderte Jarick den Kuss, doch dann ergab er sich ihren Liebkosungen. Schließlich ließ er ihre Arme frei.

      Erneut wanderten seine Hände kosend über ihre Haut und ließen ein betörendes Kribbeln zurück. Das fortgesetzte Vorspiel währte nur kurz, da sie beide sich schon sehnlichst die Erfüllung herbeiwünschten, die sie nur miteinander vereint erlangen konnten. Nela keuchte auf, als Jarick ihre Körper verband.

      Zuerst bewegten sie sich langsam, fast geduldig im Einklang. Dieser Rhythmus währte aber nicht lange, rasch beschleunigten sie ihn.

      Die Wärme der Lust, gebündelt in ihrem Schoß, durch einen Stoß entfesselt, stürmte entflammt durch ihre Adern. Gleich einem Rausch erfasste diese mächtige Hitze ihren gesamten Körper und glühte pulsierend auf Nela ein, daher bemerkte sie Jaricks erneute Veränderung nicht. Für einen winzigen Augenblick fuhr ein stechender Schmerz durch ihren linken Busen, doch sogleich wurde er durch unglaubliche Glücksgefühle abgelöst. Der betörende Sog, den Jarick mit seinem Biss verursachte, brachte sie unweigerlich zum Höhepunkt einer unbekannten Ekstase, den sie nur bewältigen konnte, indem sie ihre gewaltigen Gefühle herausschrie und ihre Finger sich in seine Schultern krallten.

      Im Strudel ihres Orgasmus nahm Nela wahr, dass Jarick mit dem lysanischen Kuss und seinem Höhepunkt den uralten Liebesschwur besiegelte.

      Erschöpft und heftig atmend, lag Nela überwältigt auf dem Rücken und versuchte das Erlebte zu begreifen, während ein glückseliges Lächeln auf ihren Lippen lag.

      Sanft küsste Jarick die Bisswunde und strich behutsam mit seiner Zunge über die zwei Einstichlöcher, während Nelas Lider sich kraftlos schlossen. Ein Ring blauer Vergissmeinnicht legte sich um ihr Herz. Sie wollte nicht einschlafen, aber ihr ermatteter Körper ließ ihr keine Wahl. „Nein“, hörte sie noch Jaricks Stimme, als sie mit nur einem Gedanken einnickte: mein Mann.

      Dumpf nahm Nela eine vertraute Stimme wahr. Doch die Worte verloren sich in der Umnachtung ihres aufwachenden Verstandes. Mollig warm lag sie zwischen den Decken und Fellen des bequemen Bettes. Bereits letzte Nacht spürte sie diese außerordentliche Geborgenheit.

      „Meine blaue Blüte“, sprach Jarick sie sanft an. „Wach auf!“ Schläfrig verneinte sie seine Bitte, denn sie wollte die Behaglichkeit in seinen Armen noch weiter auskosten. Zärtlich streichelte und küsste Jarick sie, um sie sachte aus ihrem Dämmerzustand zu holen, während er eine Aura spürte, die sich langsam dem Gemach näherte.

      „Wir müssen fort“, flüsterte er ihr verwundert zu. „Es kommt jemand.“

      Zügig kletterten beide aus dem Bett, sammelten ihre Kleidungsstücke ein, die sie sich dabei hastig übersteiften, und richteten rasch das Bett.

      „Wohin?“, formte Nela ihre Frage mehr mit den Lippen, als sie zu artikulieren.

      „In die Waschstube.“ Er zeigte auf eine versteckte Tür zwischen der Stube und dem riesigen Bett. Nela eilte darauf zu, dicht gefolgt von Jarick.

      Obwohl beide angespannt an der Tür lauschten, herrschte um sie herum eine angenehme Wärme, und die feuchte Luft legte sich klamm auf ihre Kleider und ihre Haut. Plätscherndes Wasser verlieh dem Raum eine entspannte Atmosphäre.

      Mit pochendem Herzen hörte Nela die näherkommenden Schritte, die durch das Schlafgemach stapften. Nela hielt die Luft an, als die Schritte vor der Waschstube verharrten. Knirschend drehte die Person sich um seine eigene Achse, sogleich entfernten sich seine Fußschritte mit einem Nachhall.

      Zum Henker! Was sucht er in meinem Schlafgemach?, schoss es Jarick verärgert durch den Kopf. Am liebsten hätte er ihn sogleich zur Rede gestellt, aber jetzt war nicht die rechte Zeit. Ein lautes Knarren der Tür verriet, dass sie alleine zurückblieben.

      „Meine Tasche“, wisperte Nela erschrocken, als sie ihr Fehlen bemerkte. Sie lag noch neben der Sitzbank. „Was meinst du, kommt er zurück?“

      „Hol deine Tasche“, forderte Jarick sie auf. Sofort eilte sie durch das Schlafgemach zu der Sitzbank, neben der die Tasche unverändert lag.

      Nach Antworten verlangend, deren Fragen er sich denken konnte, sah sie Jarick eindringlich an. „Wir können nicht hierbleiben, ohne entdeckt zu werden.“

      „Schade, ich fühle mich bei dir zuhause“, gestand sie ihm, bevor sie ihn zärtlich küsste.

      „Nela, gestern... der Biss... es tut...“ Sofort legte sie ihre Finger auf seinen Mund.

      „Entschuldige dich nicht, denn es gibt nichts zu verzeihen“, versicherte sie ihm eindringlich, aber dennoch sah er sie zweifelnd an.

      „Nela, es gibt uralte Schwüre, dessen Geheimnisse ich nicht alle kenne“, begann Jarick ernst. „Jeder Ansu verheimlicht seine Minamia vor der Öffentlichkeit, nur wenige Vertraute wissen von der Liebe zwischen dem Ansu und seiner Auserwählten, weil sie seine größte Schwachstelle ist. Jeder Feind würde dich als Druckmittel benutzen, dich quälen und sogar töten, nur damit er mich in die Knie zwingen kann. Nela, ich möchte aus diesem Grund unsere Samana geheim halten.“

      „Ja“, stimmte sie dem sofort zu, denn es gab keinen Grund, über seine Bitte lange nachzudenken. Gewiss wollte sie kein Opfer seiner Feinde werden. Gemeinsam konnten sie entscheiden, wer von ihrer Samana erfuhr. Erleichtert über ihre Zustimmung schloss Jarick kurz seine Lider. Bevor er weitersprechen konnte, hörten beide wieder die stapfenden Schritte auf dem Korridor. Hastig sah Nela sich nach einem Fluchtweg um.

      Jarick packte behutsam ihren Arm und zog sie mit sich in die Waschstube, vorbei an dem mit warmem Wasser gefüllten Becken und der Sauna auf den kleinen Wasserfall zu. Dort legte Jarick einen verborgenen Hebel um, sogleich öffnete sich ein kleiner Spalt in der Wand, durch den Jarick und Nela sich zwängten. Wieder umgab sie Dunkelheit, doch diesmal konnte Nela Umrisse erkennen, bis sich hinter ihr die Öffnung schloss.

      „Ich wünschte, ich könnte im Dunkeln sehen“, seufzte Nela verdrießlich.

      „Vertraue mir! Lass dich leiten! Meine Augen werden für uns beide sehen“, versprach er, bevor er sich einen Kuss von ihren Lippen raubte.

      Die verborgene Höhle

      Erwartungsvoll folgte Nela ihrem Wikinger in den dunklen Tunnel. Es roch nach kühler Erde, nach feuchtem Stein und nach holziger Vertrautheit. Ihre Schritte auf dem harten Stein hallten auf dem Gang, den sie zügig entlangschritten. Schließlich schimmerte schwach am Ende des Tunnels ein warmes Licht.

      Bewundernd betrachtete Nela die weißen Schirmpilze, die die heimelige Höhle mit ihren gelb leuchtenden Lamellen erhellten. In kleinen Einheiten gruppiert, sprießten sie auf winzigen Ausbuchtungen der Steinwand, dabei verströmten sie ihren wohlriechenden fruchtigen Pilzduft.

      „Eine zweite Stube?“, sah Nela sich in dem gewölbten Hohlraum unter der Erde um, der die bekannte Bequemlichkeit des Baumhauses in Darkmora ausstrahlte. Neben zauberhaften Sitzmöbeln gab es Regale und Schränke, die Kostbarkeiten aufbewahrten, deren Wert nur die Besitzer kannten: alte Holzspielzeuge, vergilbte Bücher und sogar ein getrocknetes Vergissmeinnicht.

      „Diese Stube ist ein Ort nur für meine Eltern und mich. Hier können wir offen reden, müssen unser wahres Ich nicht verbergen. Niemand kennt diese verborgene Höhle.“

      Nela strahlte glücklich über das Vertrauen, das Jarick ihr entgegenbrachte und küsste ihn zärtlich auf den Mund. „Willst du mich jetzt deinen Eltern vorstellen?“, zweifelte sie. Einerseits hätte sie seine Eltern gern kennen gelernt, aber andererseits sah sie dem Moment auch mit gemischten Gefühlen entgegen.

      „Nein“, erwiderte Jarick.

      „Aus Angst sie wären mit einer Walküre

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