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dass die neun Welten und ihre Bewohner, ob eingeweiht oder unwissend, besser von diesem blutgierigen Jüngling befreit wurden. Gezielt führte Jarick sein Schwert, schlug ohne jegliches Zögern zu. Blut spritzte an die Wände, als der Kopf vom Rumpf auf das Parkett fiel, gefolgt vom Leib. Augenblicklich griff ihn der zweite Drauger im Rücken stehend an. Behände führte Jarick seine Waffe unter seinen linken Arm hindurch, drehte sich auf dem Absatz herum und bohrte Billarehtu in den Bauch des Angreifers, dieser sank, sich vor Schmerzen windend, zu Boden. Nur das laute Kampfgeschrei eines weiteren Jünglings übertönte seine schmerzerfüllten Klagelaute, die bei jedem unerfahrenem Gegner einen Angstschauder auslösten.

      Genau jede Bewegung des überreizten Draugers im Visier richtete Jarick Billarehtu mit dem Ort voran dem Jüngling im richtigen Moment entgegen. Unfähig sich selbst noch zu stoppen, spießte der Angreifer sich auf. Blitzschnell zog Jarick sein Schwert aus dem Hals des Draugers, um sich in einer Rückwärtsdrehung dem nächsten Gegner zu stellen. Dieser blieb erschrocken vor der Spitze der langen Klinge stehen, die direkt auf sein rechtes Auge zeigte. Sein Blick traf auf die kalt glühenden Augen des mächtigen Asens. Innerhalb einer Sekunde begriff der Drauger seine Niederlage, umgehend suchte er das Weite.

      „Für die Gerechtigkeit“, rief der letzte Drauger sich dem Asen mit einem Schwert stellend. Den ersten Hieb wehrte Jarick schwungvoll ab, dabei verlor der Angreifer beinahe seine Hiebwaffe aus der Hand.

      „Junge, lasst es gut sein! Geht und lebt“, riet Jarick ihm eindringlich, während sich die Schwerter kreuzten.

      „Nenn mich nicht Junge!“, blaffte der Drauger ihn an. „Nur weil du ein Geborener bist, brauchst du nicht herablassend zu werden.“

      „In Anbetracht meines Alters bist du ein Junge. Nur eine Tatsache, keine Beleidigung.“ Lauernd umkreisten sich die beiden, immer auf der Hut vor dem nächsten Hieb.

      „Beleidigung und Befehlsmissachtung. Kein Wunder, dass Theo Frankus dich bestrafen lässt“, versetzte der Jüngling.

      „Theo Frankus? Ich erhielt nur einen gesetzeswidrigen Befehl von Wigald Rabe“, gab Jarick zurück.

      „Egal, wer den Befehl überbrachte, er stammt von unserem Oberhaupt. Weshalb sollte er sonst seine würdigen Krieger schicken, um seine Gebote durchzusetzen?“, entfuhr es dem Drauger überreizt, amüsiert lachte Jarick auf. „Würdig?!“

      „Mach dich nicht lustig!“, herrschte der Jüngling ihn an, zugleich schaffte er es mit einem vorgetäuschten Angriff, Jarick zu überraschen, aber nicht aus dem Konzept zu bringen. Nicht dieser Angriff erstaunte ihn, sondern die Tatsache, dass er diese Finte einsetzte. Zügig erlangte der Ase die Oberhand zurück.

      Sogleich fragte Jarick den Drauger nach seinem Ansu. Eine Frage, die als äußerst unhöflich angesehen und nur extrem selten beantwortet wurde, denn die besondere Verbindung zwischen einem Ansu und seinem Kenbur machte beide auf unterschiedliche Weise angreifbar. Stets strebte der Ansu danach, seinen Kenbur vor Feinden zu beschützen.

      „Das geht dich nichts an!“

      „Doch, ich möchte später deinem Ansu dein hübsches Köpfchen überreichen“, forderte Jarick ihn heraus. Keinesfalls beabsichtigte er, diesen jungen Drauger den Tod zu bringen.

      „Das wird niemals geschehen. Wer hat dich in die Welt gesetzt? Damit ich ihnen deinen Kopf bringen kann“, entgegnete er dem Asen frech. Natürlich begegnete der Jüngling ihm mit einer Gegenfrage. Kein Lidam verriet leichtfertig seine Sebjo.

      „Deine Überheblichkeit wird dich nicht davor bewahren“, versprach Jarick, bevor er in Plauderlaune auf seine Frage einging, „Das wird schwer. Mein Vater befindet sich zurzeit in der Unterwelt Hel. Die Herrin des Totenreiches wird dir den Zutritt verwehren.“

      Jarick spürte, dass ein guter Kerl in dem Jüngling steckte, daher war es ein Jammer, dass er unter der Fuchtel dieses niederträchtigen Fido Tanners stand.

      „Den Scheiß soll ich dir glauben?“, spie er verachtend aus.

      „Laber nicht so viel herum, Hannes. Mach ihn kalt“, keuchte der verletzte Drauger aus der dunklen Ecke. Daraufhin war der Jüngling kurz unachtsam, da er sich von seinem Kumpan ablenken ließ. Natürlich nutzte Jarick diesen Moment. Mit der linken Hand befreite er seinen Mistila aus dem Gürtel, rasch pfählte er den jungen Drauger. Bewegungsunfähig sank dieser mit einem überraschten Gesichtsausdruck zu Boden. „Ich lasse dir dein Leben, Junge“, flüsterte Jarick ihm zu, als er neben ihm kniete. „Betrachte es als Geschenk. Verschwende es nicht dafür, deinen Stolz zu rächen.“

      Mit Schwung erhob Jarick sich aus der Hocke, sogleich holte er die Weite Stimme aus seiner Hosentasche. „Jarick Richter. In Lunela Vanadis‘ Villa gab es einen Kampf mit Draugern.“ Der Lysane legte auf.

      „Du rufst die Alvaren?“, wunderte sich der verletzte Drauger, der seinen handlosen Arm dicht an seine Brust presste. Notdürftig hatte er den Arm abgebunden, damit der Blutfluss verringert wurde. Jarick sah keinen Sinn darin, ihn ebenfalls zu pfählen, ihn zusätzlich mit dem Mistelholz zu vergiften, weil ihn der Blutverlust schon genug schwächte, unfähig eigenständig in aufrechter Haltung diesen Raum zu verlassen.

      „Irgendwer muss hier aufräumen“, erwiderte Jarick herablassend.

      „Die Alvaren sind Gesetzeshüter und keine Putzkolonne“, keuchte der Drauger empört.

      „Ich wurde angegriffen, habe mich verteidigt und nun müssen sich die Alvaren um euch kümmern. Ihr habt Gesetze gebrochen, für die ihr euch verantworten müsst.“

      „Du hast einen Befehl des Jarls missachtet!“, entfuhr es dem Drauger aufgebracht.

      „Nein. Den einzigen Befehl, den ich erhielt, kam in Form eines Briefes von Wigald Rabe. Der Obermeister und ich klärten diese Angelegenheit bereits“, erwiderte Jarick gelassen.

      „Theo Frankus wird sich das nicht gefallen lassen“, spie sein Gegenüber aus.

      „Richte deinem Jarl aus, dass weder ich noch die Meinen sich von einem Drauger hinterrücks bedrohen lassen. Gerne bespreche ich diese Angelegenheit mit Theo Frankus unter vier Augen.“

      Jarick wandte sich ab, um die Alvaren zu empfangen, die gerade auf dem Hof fuhren.

      „Wo auch immer du diesen verdammten Walkür versteckt hast, inzwischen wird er tot sein“, rief der Drauger ihm zornig hinterher.

      Jarick ignorierte das Gerede des handlosen Jünglings, denn im Gegensatz zu ihm, wusste und spürte der Lysane, dass Tristan lebend in der Geheimkammer verweilte. Doch er würde ihn, Nela und Till erst aus der Kammer befreien, wenn die Handlanger diese Villa verlassen hatten.

      Kein Außenstehender durfte erhaschen, dass es in dieser Villa eine Geheimkammer gab, die Menschen vor Asen, Vanen und Drauger verbarg. Auf den ersten Blick erschien diese Villa schutzlos, doch wenn man genau hinsah, gab es Schutzvorkehrungen. Die Geheimkammer, selbst die Lage der Villa. Das Anwesen war umringt von Unwissenden. Weit und breit lebten keine Eingeweihten. Normalerweise war bei einem offenen Angriff das Risiko zu groß, dass die unwissende Welt von der anderen erfuhr. Theo Frankus schickte Jünglinge als Meuchelmörder. Lautlos, ungesehen sollten sie im Schutze der Nacht ihre Opfer töten. A. F. hingegen befahl die Morde am helllichten Tag.

      „Ivo, es freut mich, dich zu sehen“, begrüßte Jarick seinen Kenbur. Hinter ihm standen noch weitere Alvaren. Wigald Rabe sandte mehr Gesetzeshüter als nötig, gewiss vermutete er einen größeren Kampf.

      „Es freut mich auch, Ansu“, erwiderte dieser.

      Rasch kümmerten sich die Meister um die drei verletzten Eindringlinge, während die Schüler sich der beiden Leichen annahmen. Bestürzt eilte Ivo an die Seite des gepfählten Draugers. „Hannes!“, entfuhr es ihm sogleich besorgt und wütend.

      „Du kennst ihn?“, fragte Jarick gleich in einem sehr strengen Ton.

      „Er ist mein Kenbur“, antworte Ivo leise, fast beschämt.

      „Hannes, lass dich nicht unterkriegen“, schrie der Handlose Ivos Kenbur zu. „Fido wird dich holen, sobald er den

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