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Tieren veranstaltet. Beteiligt daran sind ein Löwe, ein Tiger und zwei Leoparden, die ihre Kampflust zeigen, aber nicht gleich übereinander herfallen. Die Spannung steigt, als ein Ritter von seiner Dame aufgefordert wird, ihr den Handschuh, den sie wohl absichtlich zwischen die wilden Tiere hat fallen lassen, wieder zurückzubringen.

      Der Relativsatz nach "Handschuh" („den sie wohl absichtlich zwischen die wilden Tiere hat fallen lassen“) ist jetzt natürlich schon eine Interpretation. Im Gedicht wird ja offengelassen, warum die Dame das tut oder wie es dazu kommt. Wenn man aber den weiteren Verlauf betrachtet, spricht alles dafür. Schließlich i^^st im Gedicht davon die Rede, dass Kunigunde "spottenderweis" spricht, also weniger aus Angst um ihren Handschuh als mit der Absicht, den Ritter zu testen oder vorzuführen - und zwar völlig unnötigerweise.

      Kommen wir nun zum Schluss, in dem es um das Verhalten des Ritters geht.

       In der Ballade "Der Handschuh" von Friedrich Schiller geht es um einen König Franz, der in Anwesenheit wichtiger Männer und Frauen seines Reiches ein Kampfspiel mit wilden Tieren veranstaltet. Beteiligt daran sind ein Löwe, ein Tiger und zwei Leoparden, die ihre Kampflust zeigen, aber nicht gleich übereinander herfallen. Die Spannung steigt, als ein Ritter von seiner Dame aufgefordert wird, ihr den Handschuh, den sie wohl absichtlich zwischen die wilden Tiere hat fallen lassen, wieder zurückzubringen. Nachdem er diesen Auftrag ganz ruhig erledigt hat und auch unbeschadet zurückgekommen ist, wirft er der Dame den Handschuh ins Gesicht und verlässt sie, weil er nicht so behandelt werden will.

      Auch hier liegt am Ende ein bisschen Interpretation vor - aber ganz ohne geht es bei Gedichten auch nicht. Das sind ja meist sehr konzentrierte Texte, die nicht alles sagen. Das bedeutet natürlich für den Leser eine große Herausforderung. In diesem Falle dürfte die Lage aber ziemlich klar sein: Dieser Ritter hat die Heldentat offensichtlich nicht vollbracht, weil er damit bei seiner Dame besser ankommen wollte, sondern weil das anscheinend zu seinem Verständnis von Rittertum gehört. Er hat aber durchaus begriffen, dass die Dame ihn "spottenderweis" in diese Lage gebracht und sein Leben oder sein Ansehen gefährdet hat. Deshalb gibt er den "Schimpf" (so nannte man das früher) zurück und verlässt sie.

      Schaubild des Aufbaus der Inhaltsangabe:Bilder sagen ja mehr als 1000 Worte – also zeigen wir hier noch einmal grafisch, wie wir die Inhaltsangabe aufgebaut haben. 1. Wir beginnen mit einem Einleitungssatz mit Angaben zum Text: Textsorte, Titel und Verfasser. 2. Rahmen, Teil 1: Dann wird ausnahmsweise mal nicht über die Hauptfigur eingestiegen. Die kommt nämlich erst später. Also beginnen wir mit König Franz, der ja schließlich der Veranstalter ist. In gewisser Weise kann man ihn auch als „Auslöser“ bezeichnen, wie wir es getan haben, weil er ja der Dame die Plattform für ihre Aktion gegen den Ritter gibt. 3. Rahmen, Teil 2: Die Überleitung erfolgt wieder durch einen Relativsatz, der den gesamten Rahmen beschreibt: festliche Veranstaltung, wichtige Gäste und wilde Tiere. 4. Handlung 1: Wichtig ist, dass die wilden Tiere sich zunächst friedlich verhalten, hierauf könnte man noch genauer eingehen, weil es ja eine sehr gespannte Ruhe ist. Wir haben hier also die Überleitung vom Rahmen zur eigentlichen Handlung. 5. Handlung 2: Es folgt der Auftrag, der eigentlich eine Mutprobe ist. 6. Handlung 3: Anschließend wird die mutige Durchführung des Auftrags beschrieben. 7. Handlung 4: Dann kommen zwei Überraschungen – zum einen der Wurf des Handschuhs mitten ins Gesicht der Dame, der Aufsehen erregt und damit eine Basis schafft für den Schluss. 8. Handlung 5: In diesem Schluss erklärt der Ritter sein Verhalten und zieht die Konsequenzen: Er geht.

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      Achtung: Keine wörtliche Rede übernehmen! An dieser Stelle wird noch eine weitere Regel deutlich, die wir oben schon angedeutet haben: Wörtliche Rede gehört natürlich in eine Ballade, denn sie sorgt ja dafür, dass man als Leser oder Hörer richtig mitgeht, die Gefühle der Person voll mitbekommt. Aber was in eine Ballade gehört, gehört noch lange nicht in eine Inhaltsangabe. Man präsentiert also das Gesagte nicht so, wie es zu hören war, sondern so, wie es gemeint war. Genau das sagt der Nebensatz „weil er nicht so behandelt werden will“ aus.

      3.3. Fassen wir also noch einmal zusammen:

      1. Eine Inhaltsangabe soll sachlich geschrieben sein und sich auf das Wesentliche konzentrieren.

      2. Alle Wörter, die Spannung erzeugen, sollten vermieden werden, ebenso wörtliche Rede.

      3. Am besten beginnt man mit einer Art Formular, in der die Art des Textes, seine Überschrift, sein Verfasser und - wenn bekannt - die Entstehungszeit genannt werden. Von dort aus geht man dann über zum zentralen Ereignis oder zur entscheidenden Figur der Ballade.

      4. Die Sätze sollten nicht zu kurz sein - also möglichst Hauptsätze und Nebensätze - die geschickt miteinander verbunden werden.

      5. Die Inhaltsangabe wird im Präsens geschrieben, bei Vorzeitigkeit verwendet man das Präsens - nach Wörtern wie "Nachdem" oder "Als", die dann mit einem Perfekt enden, muss man unbedingt darauf achten, dass man wieder ins Präsens zurückkommt.

      4. Wie erkennt man das Thema und die "Absicht" einer Ballade?

      Wenn man sich den Inhalt einer Ballade klargemacht hat, kann man anfangen, sich ein paar allgemeine Gedanken dazu zu machen. Dabei spielen zwei Begriffe eine wichtige Rolle, zum einen das Thema, zum anderen die Absicht.

      4.1. Was versteht man eigentlich unter einem Thema?

      Was den ersten Punkt angeht, so kennt man das Wort zum Beispiel von Reden oder Diskussionen. Man fragt dann: "Um welches Thema ging es eigentlich?" Gemeint ist damit immer eine Fragestellung, um die gestritten wird und die man möglichst klären möchte. In der Schule taucht der Begriff zum Beispiel bei Referaten auf.

      In der Praxis begnügen sich Schüler und Lehrer dann häufig damit, einfach ein Objekt zu nennen, zum Beispiel "Kolumbus". So etwas stellt aber zunächst nur eine Sache dar, mit der man sich näher beschäftigen möchte. Was noch fehlt, ist eine genaue Fragestellung, die sich entweder im Verlaufe der Beschäftigung mit dem Gegenstand ergibt oder eben auch vom Lehrer vorgeschlagen oder vorgegeben wird. Konkret könnte also ein Thema lauten: "Wie kam es dazu, dass Kolumbus gerade im Jahre 1492 Amerika für die Europäer entdeckte?"

      Wie wichtig eine echte Fragestellung für ein Thema ist, merkt man auch nach einem gehaltenen Referat. Dann tauchen nämlich häufig keine Anmerkungen auf. Es kommt zu keinem Sachstreit. Denn es gibt ja eigentlich überhaupt kein Problem, über dessen Lösung man diskutieren kann.

      4.2. Um was für ein Thema geht es in der Ballade "Der Handschuh"?

      Kehren wir zurück zu der Frage des Themas der Ballade, mit der wir uns eben beschäftigt haben. Wenn man es herausbekommen möchte, kann man es sich ganz einfach machen. Man verwendet einfach wieder ein Formular. In diesem Fall lautet es: "Die Ballade behandelt die Frage, ..." Damit kann man den Weg zu einer richtigen Themenformulierung gar nicht verfehlen.

      In unserem Fall könnte sie wie folgt aussehen:

       Die Ballade "Der Handschuh" von Friedrich Schiller behandelt die Frage, wie man sich verhalten kann, wenn die eigene Ehre unnötigerweise herausgefordert wird.

      Natürlich geht auch die allgemeinere Formulierung:

       Die Ballade "Der Handschuh" von Friedrich Schiller behandelt die Frage, wie Menschen miteinander umgehen (können), die sich angeblich sehr lieben.

      Wem das zu kompliziert ist, der ist mit der folgenden, etwas allgemeineren und einfacheren Formulierung auch schon auf einem guten Weg:

       In der Ballade "Der Handschuh" von Friedrich Schiller geht es um die Frage der Ehre des Ritters im Mittelalter.

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