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die Bö­schung hi­n­un­ter. Dann woll­te ich Tef­nut ab­set­zen, um bes­ser in mei­nen Hab­se­lig­kei­ten kra­men zu kön­nen, doch sie ließ sich nicht ohne Ge­walt lö­sen.

      ›Tef­nut, bit­te‹, sag­te ich sanft und griff nach ih­ren klei­nen Hän­den.

      Sie schüt­tel­te leicht den Kopf und krall­te sich nur noch fes­ter an mich. Müh­sam öff­ne­te ich da­her mit ei­ner Hand die Ver­schnü­rung, roll­te die De­cke auf, in die al­les ein­ge­wi­ckelt war, und ver­such­te mit mei­nem Kör­per die Sicht auf den In­halt zu ver­stel­len. Ich griff nach ei­nem wei­ßen, mit ei­nem Le­der­band ver­schnür­ten Tuch, und schlug die De­cke wie­der über die rest­li­chen Hab­se­lig­kei­ten. Nach­dem ich das Le­der­band ge­öff­net hat­te, ent­nahm ich dem Tuch ein Acha­ta­mu­lett und eine fein ge­ar­bei­te­te Sil­ber­ket­te mit ei­nem An­hän­ger aus La­pis­la­zu­li. Den Rest schob ich zu­rück in das Bün­del.

      Als ich mit den bei­den Ge­gen­stän­den auf den Pries­ter zu­ging, wei­te­ten sich des­sen Au­gen noch mehr.

      ›So kost­ba­re Ge­gen­stän­de in dei­nem Be­sitz? Egal, es soll­te aus­rei­chen. Gib her und ich ver­an­las­se al­les Not­wen­di­ge.‹

      Ich lach­te kurz auf, denn die Ket­te al­lein war mehr wert, als er mir da­für bot. Ich hat­te sie, als ich The­ben ver­ließ, ge­gen vie­le an­de­re, we­ni­ger wert­vol­le Ge­gen­stän­de ein­ge­tauscht, um nicht so viel mit­schlep­pen zu müs­sen.

      ›Nicht so has­tig, mein Freund, ich ken­ne den Wert die­ses Schmucks wohl. Du be­kommst das Amu­lett im Vor­aus, die Ket­te aber erst, wenn al­les zu mei­ner Zu­frie­den­heit ge­re­gelt ist.‹

      Miss­mu­tig schnauft er und wink­te ab.

      ›Lass es blei­ben, das Ri­si­ko ist es mir nicht wert. Wer weiß, wo­her du den Hals­schmuck hast.‹

      Er hat­te an­ge­bis­sen, das konn­te ich se­hen, denn es ge­lang ihm nicht, die Au­gen von der Ket­te ab­zu­wen­den.

      ›Gut, ich ver­hand­le doch bes­ser mit dem Le­se­pries­ter oder viel­leicht gleich mit dem zwei­ten Pro­phe­ten eu­res Tem­pels.‹

      Das lag nicht in sei­nem Sin­ne, und wie er­war­tet, kam er mir ent­ge­gen.

      ›Hm, war­te, was hast du dir denn vor­ge­stellt?‹

      ›Die Ket­te ist mit Si­cher­heit drei­ein­halb De­ben wert.‹

      Wie­der ein miss­mu­ti­ges Schnau­fen.

      ›Was? Bist du an­de­rer Mei­nung? Wol­len wir es las­sen?‹, frag­te ich mit ei­nem über­le­ge­nen Schmun­zeln.

      Er merk­te, dass ich ihm ge­wach­sen war, und gab sei­ne Stra­te­gie auf.

      ›Nein, nein, schon gut. Also wei­ter‹, sag­te er mit ei­ner be­schwich­ti­gen­den Ges­te.

      ›Ich weiß ja nicht, wie viel Land du mir ver­schaf­fen willst, aber ich den­ke, mehr als für ein­ein­halb De­ben brau­che ich nicht. Für den Rest lässt du mir das Haus von Nebi wie­der­auf­bau­en und be­schaffst mir drei Esel, da­mit ich auch die Trans­port­diens­te über­neh­men kann.‹

      Ner­vös kne­te­te der Pries­ter wie­der sei­ne Hän­de. Er hat­te sich einen viel hö­he­ren Ge­winn er­hofft, doch nach ei­ni­gen Hm und Naja schi­en er zu dem Schluss zu kom­men, dass im­mer noch ge­nug für ihn da­bei he­r­aus­sprang, und wil­lig­te ein.

      ›Also gut, ich bin ein­ver­stan­den. Gib das Amu­lett her.‹

      For­dernd streck­te er mir sei­ne Hand ent­ge­gen, und ich leg­te es hi­n­ein, hielt es je­doch noch einen Au­gen­blick fest.

      ›Ver­su­che nicht, mich zu be­trü­gen! Du kannst si­cher sein, dass du es sonst be­reust!‹

      Sein Ge­sichts­aus­druck zeig­te mir, dass er mich ver­stan­den hat­te. Er schloss die Hand ums Amu­lett und sag­te:

      ›Ich mer­ke schon, mit dir wird es schwie­ri­ger als mit Nebi, viel­leicht aber auch ein­träg­li­cher. Was willst du jetzt ma­chen? Hier kannst du nicht blei­ben, bis al­les ge­re­gelt ist.‹

      ›Für mich wäre das kein Pro­blem, doch für das Kind brau­che ich eine fes­te Un­ter­kunft. Ist in der Nähe des Tem­pels so et­was zu fin­den?‹

      Er nick­te.

      ›Fol­ge dem Ka­nal bis zum Hei­lig­tum. Fra­ge dort nach ei­nem Un­rei­nen, der Se­neb heißt. Sei­ne El­tern sind vor Kur­zem ge­stor­ben, und er hat noch kei­ne Kin­der, also Platz im Haus. Sag ihm: Ich, der Rei­ne Tchen­ti, wün­sche, dass er dich für ei­ni­ge Zeit auf­nimmt, die Un­kos­ten be­glei­che ich.‹

      Ich nick­te und woll­te mich schon ab­wen­den, da fiel mir noch et­was ein.

      ›Wie­so führt ei­gent­lich ein Le­se­pries­ter eure Grup­pe an, die neh­men doch nur un­gern an sol­chen Auf­ga­ben teil?‹

      Er leg­te den Kopf schief und fi­xier­te mich ge­spannt.

      ›Du kennst dich aber gut aus in Tem­pe­lan­ge­le­gen­hei­ten. Hast du mit dei­nem Meis­ter für einen Tem­pel ge­ar­bei­tet?‹

      ›Nein, aber ich hat­te oft ge­nug mit Pries­tern zu tun, und soll­ten wir nicht alle un­se­re hem-net­jer gut ken­nen? Was ist also mit dem Le­se­pries­ter?‹

      Die Schär­fe und Selbst­si­cher­heit, mit der ich sprach, ver­wirr­ten ihn zu­se­hends.

      ›Das Dorf ist wich­tig für den Tem­pel, und Tei­le des Lan­des ge­hö­ren der Fa­mi­lie des zwei­ten Pro­phe­ten. Der ist aber sehr alt und kann ge­ra­de noch sei­nen Auf­ga­ben nach­kom­men. Der Le­se­pries­ter Rai ist als sein Nach­fol­ger im Ge­spräch und wird auch vom zwei­ten Pro­phe­ten be­vor­zugt. Die­ser hat ihn be­auf­tragt, al­les Not­wen­di­ge in die Wege zu lei­ten.‹

      ›Schön, es ist im­mer gut zu wis­sen, mit wem und wel­chen Ver­hält­nis­sen man es zu tun hat‹, sag­te ich mit ei­nem hin­ter­grün­di­gen Lä­cheln. ›Und noch eins: Un­ter­schät­ze nicht, was ich kann und bin!‹

      Mit die­sen Wor­ten dreh­te ich mich um und ging, einen höchst ver­wirr­ten Pries­ter zu­rück­las­send, zu mei­nen Hab­se­lig­kei­ten. Nor­ma­ler­wei­se wa­ren sie es, die ar­ro­gant und selbst­be­wusst da­her­ka­men, so aber von ei­nem be­han­delt zu wer­den, der dem Schein nach weit un­ter ih­nen stand, war mehr als un­ge­wöhn­lich. Ver­mut­lich frag­te er sich jetzt, ob es klug war, den Han­del mit mir ein­zu­ge­hen, aber ge­nau das war mei­ne Ab­sicht. Er soll­te nicht auf den Ge­dan­ken kom­men, sich an mir schad­los zu hal­ten.

      Ver­drieß­lich folg­te Tchen­ti den an­de­ren, wäh­rend ich mein Bün­del schnür­te, und den Weg zum Tem­pel ein­schlug.

      Tef­nut auf mei­nem Arm hat­te die gan­ze Zeit kei­nen Ton von sich ge­ge­ben, sich nur ganz eng an mich ge­schmiegt. Jetzt hob sie den Kopf und sah zu den im­mer noch schwe­len­den Trüm­mern des Dor­fes. Ein lei­ser, kla­gen­der Laut ent­rang sich ih­rer Brust und ich blieb noch ein­mal ste­hen.

      Sanft lös­te ich sie so weit, dass ich ihr in die Au­gen se­hen konn­te.

      ›Tef­nut, was hier ge­sche­hen ist, tut mir sehr leid, ich kann es aber nicht än­dern. Eins ver­spre­che ich dir je­doch: Ich las­se dich nicht im Stich und sor­ge für dich, so gut ich kann. Wir kom­men auch wie­der hier­her, wenn die Spu­ren der Ver­wüs­tung nicht mehr sicht­bar sind. Ver­stehst du das?‹

      Sie

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