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      Joa­chim R. Steu­del

      TRAUM ODER WAH­RES LE­BEN

      Kis­met­bahr - Der Schick­sals­fluss

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      In­halts­ver­zeich­nis

       Co­ver

       Ti­tel

       In­halts­ver­zeich­nis

       Über­stürz­ter Auf­bruch

       Ein lan­ges Le­ben

       Rück­blen­den

       Das Dorf

       Sess­haft auf Zeit

       Fol­gen­rei­che Re­ak­tio­nen

       Vor­wür­fe

       Das Grab

       Rei­ni­gung

       Vor­be­rei­tun­gen und Be­stat­tung

       Vor der Au­di­enz

       Ne­ph­thys und die Au­di­enz

       Auf­bruch ins Un­be­kann­te

       Of­fen­ba­run­gen

       See­len­qua­len und See­len­frie­den

       Al­les än­dert sich

       Glossar und Nach­be­mer­kung

       Buch­lis­te

       Impressum neobooks

      Überstürzter Aufbruch

      Die Son­ne war schon so weit über die Wip­fel des an­gren­zen­den Wal­des ge­stie­gen, dass ihre Strah­len ins Schlaf­zim­mer von Gün­ter Kauf­manns Haus fie­len. Nichts trüb­te ihre Kraft am wol­ken­lo­sen Him­mel, und die Wär­me auf Gün­ters Ge­sicht ver­an­lass­te ihn dazu, die Au­gen zu öff­nen. Er saß noch ge­nau­so am Fußen­de vor dem Bett, wie er sich am Abend zu­vor in Me­di­ta­ti­ons­hal­tung nie­der­ge­las­sen hat­te. Die Hän­de im Schoss bil­de­ten das mida-no-jouin Mu­dra, und sein auf­ge­wühl­ter Geist war zur Ruhe ge­kom­men. Es war für ihn im­mer wie­der der bes­te Weg, um sein in­ne­res Gleich­ge­wicht zu er­lan­gen.

      Er schau­te auf sei­ne Hän­de, und ein Schmun­zeln husch­te über sein Ge­sicht. Wie oft war es auf Un­ver­ständ­nis ge­sto­ßen, wenn er me­di­tier­te oder an­de­re asia­ti­sche Prak­ti­ken aus­führ­te. Fast im­mer gin­gen die an­de­ren dann da­von aus, dass er Bud­dhist sei, und wenn er ih­nen er­klär­te, dass er dem christ­li­chen Glau­ben an­hing, woll­ten sie es kaum glau­ben. Für die meis­ten war es ein Wi­der­spruch, für ihn nicht. Er konn­te da­durch sei­ne in­ne­re Kraft stär­ken, sei­nen Geist von äu­ße­ren Ein­flüs­sen be­frei­en und sei­nen Glau­ben viel stär­ker le­ben als manch an­de­rer.

      Der Duft von frisch ge­brüh­tem Kaf­fee stieg ihm in die Nase, und sei­ne Ge­dan­ken kehr­ten zu den letz­ten Er­eig­nis­sen zu­rück. Er hat­te mit Sa­rah Lieb­herr eine sei­ner prä­gen­den Er­in­ne­run­gen ge­teilt. Sie war da­nach fast ge­nau­so auf­ge­wühlt ge­we­sen wie er und hat­te Be­den­ken we­gen der nächt­li­chen Heim­fahrt ge­äu­ßert. Sein An­ge­bot, sie möge das Gäs­te­zim­mer nut­zen, nahm sie dank­bar an und nun war sie an­schei­nend schon da­bei, das Früh­stück vor­zu­be­rei­ten.

      Gün­ter er­hob sich und ging ins Bad. Bei der Mor­gen­toi­let­te kehr­ten sei­ne Ge­dan­ken zu Sa­rah zu­rück. An­schei­nend hat­te er ihr hel­fen kön­nen. Die Le­bens­ein­stel­lung der jun­gen Frau hat­te sich wie­der ge­än­dert, und als sie vor dem Schla­fen­ge­hen noch ein Glas Wein tran­ken, sah er in ih­ren Au­gen eine in­ne­re Stär­ke, die vor­her nicht wahr­nehm­bar war.

      Wie wür­de es jetzt wei­ter­ge­hen? Soll­te er ihr noch mehr von sei­nem Le­ben er­zäh­len? Könn­te sie es über­haupt ak­zep­tie­ren, wenn er es bei dem Bis­he­ri­gen be­las­sen wür­de? Ver­mut­lich nicht. Eine in­ne­re Stim­me sag­te ihm, dass ihn mehr mit die­ser Frau ver­band. Nicht nur die­se zwei Tage, an de­nen er ihr von sei­nem Le­ben er­zählt hat­te. Da war noch et­was, was er nicht de­fi­nie­ren konn­te. Eine Ver­bin­dung, die tiefer ging, an­ders als al­les bis­her Er­leb­te.

      Als Gün­ter das Wohn­zim­mer be­trat, durch­ström­te ihn ein Ge­fühl der Wär­me. Der Tisch war lie­be­voll für zwei Per­so­nen ge­deckt. Fri­sche Bröt­chen, Mar­me­la­de, Ho­nig, Wurst und Käse, ja so­gar frisch ge­koch­te Eier stan­den be­reit. Eine noch nicht ent­zün­de­te Ker­ze zier­te die Mit­te, und aus der Kü­che weh­te der Ge­ruch von fri­schem Kaf­fee he­r­ein. Vie­les da­von hat­te er gar nicht im Haus ge­habt. Sa­rah muss­te schon vor ei­ni­ger Zeit auf­ge­stan­den sein und all das be­sorgt ha­ben.

      Gün­ter warf einen Blick in die Kü­che, konn­te sie aber nicht ent­de­cken. Die leich­te Mor­gen­bri­se be­weg­te die Gar­di­ne vor der Ter­ras­sen­tür. Er ging hin und schob sie zur Sei­te. Dann er­starr­te er, und mit un­gläu­bi­gem Stau­nen ruh­te sein Blick auf Sa­rah.

      Hoch kon­zen­triert führ­te die jun­ge Frau Tai-Chi-Übun­gen aus. Das Ge­sicht der auf­stei­gen­den Son­ne zu­ge­wandt, die Au­gen fast ge­schlos­sen, schi­en sie nichts von ih­rer Um­ge­bung wahr­zu­neh­men. Die Be­we­gun­gen wirk­ten ein we­nig un­ge­lenk, und sie steck­te mehr Kraft hi­n­ein als nö­tig. Doch die Ab­läu­fe wa­ren wie sei­ne ei­ge­nen. Mit lei­sen Schrit­ten ging er schräg hin­ter sie und fiel in ihre Be­we­gun­gen ein. Sie be­merk­te es und woll­te ab­bre­chen.

      »Nein, bit­te nicht. Mach wei­ter, es ist die schöns­te Art, den Mor­gen zu be­gin­nen.«

      Sa­rah folg­te sei­ner Auf­for­de­rung, aber ihre Be­we­gun­gen wur­den un­si­cher, und ihre At­mung war nicht mehr syn­chron dazu. Gün­ter ging zwei Schrit­te nach vorn, da­mit sie ihn se­hen konn­te. Sa­rah ori­en­tier­te sich an sei­nen Ab­läu­fen, und schon bald be­weg­ten sich die bei­den im Gleich­klang.

      Nach etwa zehn Mi­nu­ten brach er ab, da er be­merk­te, dass ihre Kraft nachließ. Gün­ter dreh­te sich zu ihr um, ver­beug­te sich mit dem Shao­lin-Gruß vor ihr und sag­te lä­chelnd:

      »Dan­ke für die­sen wun­der­schö­nen

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