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Haily. Roberta C. Keil
Читать онлайн.Название Haily
Год выпуска 0
isbn 9783742732897
Автор произведения Roberta C. Keil
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
„Nichts für ungut! Gute Nacht, Miss Emma!“
Der typische Griff an die Hutkrempe und er verschwand, wie er aufgetaucht war. Aber er musste unten an der Einfahrt gewesen sein, woher sonst wollte er wissen, mit wem ich mich „abgab“.
Das bedeutete, dass ich entweder beobachtet, oder die Ranch bewacht wurde. Möglicherweise wegen mir. Ich schüttelte den Kopf. Ob Big Chain wirklich nach mir suchen würde?
„Andy meint es nur gut. Und auf seine Worte kannst du dich verlassen. Du solltest seine Warnung ernst nehmen.“
Ich starrte ins Dunkle, suchte, wo Sandy sich versteckt hielt. Verdammt, gab es hier keine Hofbeleuchtung? Endlich entdeckte ich sie, sie saß auf der Treppe zu ihrer Wohnung. Ich steckte den Schlüssel in das Schloss meiner Tür. Beobachtete mich hier eigentlich jeder?
„Danke für den Hinweis. Ich werde es mir merken…“, ich bemühte mich um einen freundlichen Tonfall.
„Wen hast du denn getroffen?“
„Nur ein paar Dorfjugendliche. Hielten sich für cool.“
„Ah!“
„Ich bin müde. Gute Nacht, Sandy, wir quatschen morgen weiter.“
„Soll ich dich wecken? Ich meine, wegen dem Frühstück.“
Ach ja, Familytime! Shit, konnte ich nicht allein frühstücken dürfen? Ich war kaum hier und schon nervte mich dieses Familiending. Aber da musste ich wohl durch. Aiden würde mein Highlight werden. Alles andere interessierte mich nicht.
„Ich werde schon rechtzeitig da sein.“
Sie lachte leise. „Alles klar, gute Nacht, Emma.“
Endlich war ich allein. Mit der Wasserflasche bewaffnet, nahm ich einen der Stühle mit auf die kleine Terrasse hinter meinem Schlafzimmer und setzte mich dort einen Moment hin. Zeit zum Nachdenken. Zum Beispiel über Aiden. Ich stellte meine Füße auf die Holzbrüstung. Konnte ich überhaupt bei ihm landen? Er war so tough, Familienvater und Boss. Und Ehemann, nicht zu vergessen! So, wie ich ihn einschätzte, würde er sich niemals mit jemandem wie mir einlassen. Aber von ihm zu träumen, konnte mir niemand verbieten.
Kapitel 10
Die nächsten Tage verliefen ähnlich wie mein erster Tag auf der Ranch. Ich durfte tun und lassen, was ich wollte. Aber ständig bat mich jemand um eine Kleinigkeit. Wenn ich sie erledigt hatte, wurde ich mit Dank überhäuft. Es war, wie im Traum. Einerseits. Andererseits bekam ich so nicht das Gefühl, wirklich dazu zu gehören.
Waleah bat mich mehrfach, ihr in ihrem Garten zur Hand zu gehen. Die viele Gemüsepflanzen dort mussten gepflegt werden.
Einmal beobachtete sie mich dabei, wie ich etwas verloren am Bach stand und auf das Wasser starrte. Ich sah noch nie etwas so Schönes. Glitzernd und in weichen Wellen suchte sich das Wasser den Weg durch das Bachbett, über Steine und andere Hindernisse hinweg. Leicht bewegte es sich und der Sonnenschein brachte es zum Strahlen.
Waleah stand plötzlich neben mir und legte mir eine Hand auf die Schulter.
„Manchmal braucht man etwas, wie dieses Wasser, was die Seele reinigen kann.“
Ich sah sie fragend an. Wovon sollte ich meine Seele reinigen? Ich hatte nichts verbrochen, was meine Seele schmutzig machen würde.
Sie begegnete meinem Blick mit diesen wissenden Augen.
„Damit meine ich nicht Schuld. Ich meine Wunden, Verletzungen und vielleicht deren Ursprung.“
Konnte sie Gedankenlesen?
„Gib dir Zeit. Dann wird deine Seele heilen. Du denkst, du hast das Kriegsbeil begraben, weil du alles hinter dir lässt? Aber der Zorn in deinem Herzen ist ungebrochen. – Wenn du den Grund für deinen Zorn vergessen hast, dann ist deine Seele geheilt. Du musst verzeihen lernen.“
Ich schluckte. Sollte ich meiner Mutter verzeihen für das Leben, dass sie mir angedeihen ließ? Oder Mickey? Weil ich wegen ihm in Maricopa gelandet war? Führte die Schamanin öfter solche Gespräche?
„Sieh, es ist wie mit den Pflanzen. Ich gebe ihnen die Möglichkeit, im Boden zu wurzeln. Durch die Erde und das Wasser wachsen sie. Wenn die Früchte reif sind, gibt die Pflanze sie mir ab. – Eltern sollten ihren Kindern solche Wurzeln geben. Aber irgendwann sollten die Kinder fliegen lernen. Nur so kannst du dein eigenes Leben führen.“
Was wusste Waleah über meine Eltern? War der Beruf, den meine Mutter ausübte, hier allgemein bekannt?
Waleah sah mich an.
„Tut mir leid. Ich habe wohl einen wunden Punkt berührt. Deine Eltern sind die Ursache für deinen Zorn.“
„Ich bin nicht zornig!“, begehrte ich trotzig auf.
„Aber du haderst mit deiner Herkunft und dem Erlebten.“
„Was weißt du darüber?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Nur Jacky hat Informationen über dich bekommen und die waren wohl spärlich. – Niemand hier, weiß etwas über dich. Aber es ist unser Wunsch, dass du Vertrauen zu uns fasst.“
Unsere Augen verbohrten sich ineinander. Ich würde diesem Blick nicht ausweichen. Niemand wusste etwas über mich, sagte sie. Das war gut. Sie lächelte jetzt.
„Du bist ein Kämpfer. Das wird dir helfen.“
Ich runzelte die Stirn. Was sagte sie da? Ich kämpfte nicht.
Die Nachmittage verbrachte ich an dem Korral, in dem Aiden unermüdlich mit dem schwarzen Hengst arbeitete. Es war faszinierend, ihm zuzuschauen. Ich studierte dabei seinen Körper, wie er sich geschmeidig bewegte, wie er ausdauernd den Ausweichbewegungen des Tieres begegnete. Wie er mit unkontrollierten Handbewegungen seine Haare aus dem Gesicht strich. Und ich lauschte dieser sanften Stimme und dem Klang der gälischen Worte, die er unentwegt dem Hengst zusprach.
An einem der Nachmittage kam Sandy zum Korral.
„Reizt es dich nicht, reiten zu lernen?“
„Hattest du das Verlangen am Anfang direkt? Oder konntest du schon reiten?“
„Ich habe als Kind einmal auf einem Pferd gesessen, mehr nicht. Als ich herkam, war es keine Frage. Nachdem Michael geboren war, hat Jacky kaum einen Monat gewartet, bevor sie mit Princess auf die Weide gegangen ist. Und als nächstes hat sie mir Unterricht gegeben.“
Sie beobachtete Aiden jetzt ebenfalls. Ob sie genauso fasziniert von ihm war, wie ich?
„Na ja, eigentlich wollte ich nur fragen, ob du mit nach Camp Verde fahren möchtest? Ich muss kurz in den Drugstore. Wir könnten einen Kaffee dort trinken.“
Ich grinste. Das klang nach Abwechslung.
Sandy nahm den alten Pickup, der als allgemeines Fahrzeug auf der Ranch diente.
„Steht der allen zur Verfügung?“
„Hast du eine Fahrerlizenz?“
Ich schüttelte den Kopf. „Dafür hatten wir kein Geld. – Aber ich kann fahren.“
Sie lachte. „Das reicht Jacky nicht. Tut mir leid.“
„Aber ich kann fahren, wirklich.“
„Mag ja sein. Aber ohne die Lizenz lässt dich hier niemand fahren. – Du solltest sehen, dass du sie in Prescott oder so bekommst.“
„Gibt es hier in Camp Verde niemanden, bei dem man die Lizenz bekommen kann?“
Sandy parkte den Pickup jetzt vor dem Drugstore.
„Ich fürchte, nicht.“
Ich fluchte leise und dann betraten wir das Geschäft.
„Hi, Sandy, schön,