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diesen aufzubewahren

       als heilige Reliquie, dann ließ er das Grab wieder

       schließen und fest vermauern. In der Nacht darauf

       aber erschien Karolus dem Kaiser Otto III. im Traume,

       hehr und schrecklich anzusehen, und sprach zu

       ihm: Mußtest du kommen und meine Ruhe stören?

       Bald wirst du ruhen, wo ich ruhe, nicht weit von mir,

       und erlöschen wird mit dir dein Stamm. – Otto, der

       Kaiser, nahm sich dies Gesicht sehr zu Herzen; er

       gründete eine Kirche und ein Klosterstift und weihte

       es in die Ehre Sankt Adalberts, und im zweiten Jahre,

       nachdem er Karoli Leichnam gesehen, da war schon

       das Wort der Erscheinung erfüllt, und Otto III. ruhete

       in der Kaisergruft im Aachner Dome. Hernachmals

       hat nach aber zweihundert Jahren Kaiser Friedrich II.

       von Hohenstaufen Kaiser Karls Gebeine erheben und

       in einen prächtigen goldnen und silbernen Kasten

       legen lassen, die Krone aber und andere Kleinodien

       dem Domschatz überwiesen.

       127. Templerkirche zu Aachen

       Weit verbreitet war der Orden der Templer; auch zu

       Aachen erbauten sie ein Tempelhaus, dessen Stätte

       heißt noch heute der Tempelgraben. Als sich die Feinde

       des Ordens gegen den Templerbund erhoben, als

       der schreckliche Tag im Märzmond des Jahres 1314

       den heldenherzigen Großmeister Jakob Molay nebst

       seinen Todesgenossen in Flammen zu Märtyrern verklärete,

       da versank zu Aachen plötzlich die Templerkapelle,

       an ihrer Stelle schoß ein Wasserstrahl aus

       dem Boden herauf, und ein Weiher bedeckte den Ort.

       Das war fast wieder volle hundert Jahre, seit Kaiser

       Friedrich Karl den Großen zum andern Male bestattet

       hatte. Immer noch quillt jene Quelle über der versunkenen

       Templerkirche, und im Märzen hört man wohl

       bei stiller Luft ihre tiefversunknen Glocken läuten,

       das klingt wie aus weiter Ferne und geisterhaft. Auch

       geht die Sage, daß in der Mitternachtstunde jenes Unheiltages

       drei Ritter in Templertracht, auf ihren Mänteln

       das rote Kreuz, von Blut gezeichnet, über den

       Tempelgraben wandeln.

       128. Die Hinzlein zu Aachen

       Allenden in Deutschland und den Nachbarländern

       gehen Sagen von Zwergen und Neckebolden, heißen

       da so und dort anders, Hinzelmännlein, Bergmanndli,

       Hütchen, Heinzchen, Wichtlein, Querchlein, Quarkse,

       stilles Volk, Unterirdische, sind ein wunderlich spukhaft

       Geistervolk, den Menschen gut und feindlich, je

       nachdem es kommt, hülfreich und zuwider, nütze und

       schädlich, doch am meisten den Guten mild und den

       Bösen feindlich gesinnt.

       Solcher Kobolde hatte es auch zu Aachen, hießen

       dort Hinze, wie man auch hie und da in Deutschland

       die Katzen nennt, die Hexenlieblinge, wohnten im

       Felsgeklüft unter der Emmaburg, da waren viele

       Gänge und unterirdische Keller, daraus zog in gewissen

       Nächten der Hinzenschwarm hervor mit spukhaftem

       Gelärm und Gepolter, klapperten an die Haustüren

       und trieben viel Tückerei und bösen Mutwillen.

       Kein Geisterbannspruch, kein Kreidekreuz an Türen

       und Läden half gegen den Nachtspuk der Hinzemännlein;

       erst als man eine Kapelle dicht an die Felsen der

       Emmaburg baute und deren Glocken zum ersten Male

       erklangen, da war alles vorbei – denn Glockengeläute

       können die Unterirdischen nicht hören und vertragen,

       aber die guten Aachener ahneten nicht, daß sie sich

       mit dem Kapellenbau erst recht eine Rute auf den

       Hals gebunden hatten. Denn die Hinzlein zogen zwar

       aus den Felsen fort, aber wo zogen sie hin? – In die

       Stadt Aachen zogen sie, in einen alten Mauerturm, zu

       dem ein unterirdischer Gang nach dem Felsen unter

       der Emmaburg führte, und nun ging der Spuk erst

       recht an. Der alte Turm lag ohnweit der Kölner

       Straße, da klopfte es zur Nacht an die Häuser, da knisterte

       es auf dem Herd, da rasselte und klapperte es in

       den Küchengeschirren, und das ging stundenlang so

       fort, daß kein Mensch ein Auge zutun konnte. Wußten

       sich keines Rates zu erholen gegen die schlimmen

       Poltergeister. Da kam von auswärts her ein weit umgewanderter

       Gesell gen Aachen, der vernahm von

       dem Spuk und erzählte, solcher Zwergvölker gebe es

       in Thüringen und Sachsen vollauf, bei Jena, bei Königsee,

       bei Plauen, in der Grafschaft Hohnstein am

       Harzwald, bei Zittau in Sachsen, im Zobten in Schlesien,

       im Kuttenberg in Böheim und an vielen andern

       Orten, auch im ganzen Vogtland, in der Schweiz am

       Pilatus, im Erzgebirge, im Untersberg bei Salzburg,

       sowie am Rhein usw. Da sei nichts besser, als man

       stelle vor jedes Haus ein Geschirr, ehern oder irden,

       dessen wären die Hinzlein sehr froh, benutzten es zur

       Nacht und stellten es ungeschädigt wieder an seinen

       Ort, ließen dagegen die Leute in Ruhe. Der Rat des

       guten Gesellen ward probiert und war probat, man

       folgte ihm und hatte Ruhe. Kamen nachmals zwei

       fremde Kriegsgesellen nach Aachen, die hörten in

       ihrem Quartier von der Sache und der Sage, hatten

       Spottens kein Ende, daß die Aachner Töpfe und Kessel

       für die Zwergmännlein hinstellten, deren es doch

       auf der Welt keine gebe, und vermaßen sich, nachts

       Wache zu stehen, da sollten die Hinzen statt der blanken

       Kessel blanke Degen finden. Darauf bezechten

       sich die Kriegsgurgeln, setzten sich vor die Tür, sangen

       und hatten sich sehr lustiglich, schrien immer

       einer den andern an: He da! Hinz! Jetzt kommt der

       Hinz!, trieben einander zur Kurzweil auf der Straße

       um, jagten sich, traten sich, rannten durchs Hinzengäßlein

       hinter bis zu dem alten Mauerturm, da hörte

       man sie beide noch einmal brüllen, dann war

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