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und liebenswert, Mr. McKenzie«, versicherte Teela feierlich.

      »Gut, nun darf sie bleiben«, gestattete er großzügig. »Für immer.«

      »Dann haben Sie ja noch genug Zeit, das restliche Haus zu besichtigen, Miss Warren«, meinte Tara. »Ich zeige Ihnen jetzt erst mal Ihr Zimmer, damit Sie sich frisch machen können.«

      »Vielleicht braucht sie ein bißchen Ruhe«, bemerkte Jarrett. »Heute nacht hörte ich sie stundenlang an Deck umherwandern.«

      »Oh, tut mir leid, ich wollte Sie nicht stören«, entschuldigte sich Teela. »Aber ich konnte einfach nicht widerstehen – ich mußte das Ufer betrachten. Nie zuvor habe ich ein so tiefes Dunkel gesehen.«

      »Ja, manchmal kann einem dieses Land angst machen«, meinte Tara leichthin. »Wenn Sie müde sind, sollten Sie sich hinlegen. Ich lasse Ihnen Badewasser bringen. Kurz vor Sonnenuntergang erwarten wir unsere Gäste. Bis dahin sind Sie bestimmt wieder frisch und munter.«

      »Ich würde gern ein wenig schlafen«, gestand Teela.

      »Und du, Jarrett?« fragte Tara ihren Mann. »Möchtest du dich auch ausruhen?«

      »Eigentlich habe ich was anderes vor ...«

      Als er sie wieder umarmte und küßte, wandte sich Teela rasch ab. In ihren Augen brannten Tränen. Sie fand es wundervoll, daß diese beiden liebenswürdigen Menschen glücklich miteinander waren. Aber sie hatte sich noch nie in ihrem Leben so einsam gefühlt.

      Seltsam – als Michael Warren beschlossen hatte, sie zu verheiraten, war ihr der Bräutigam keineswegs unsympathisch gewesen. Doch sie hatte ihn nicht geliebt. Jetzt, wo sie die McKenzies beobachtete – oder nicht zu beobachten versuchte, wußte sie, wonach sie sich gesehnt hatte. Nach leidenschaftlicher Liebe. Wenn sie die nicht fand, wollte sie ein unabhängiges Leben führen.

      So leicht zu erträumen, so schwer zu erreichen ...

      Tara befreite sich lachend aus den Armen ihres Mannes, führte Teela eine geschwungene Treppe hinauf und öffnete eine Tür. »Das ist Ihr Zimmer. Hoffentlich finden Sie dort alles, was Sie brauchen. Wenn nicht, läuten Sie bitte nach Jeeves.«

      »Danke, das ist sicher nicht nötig.«

      Ehe Teela die Tür schloß, sah sie, wie die McKenzies eng umschlungen den Flur entlanggingen. Müde kleidete sie sich aus und sank aufs Bett. Wie schön es hier ist, dachte sie. Zweifellos würde Warren jemanden nach ihr schicken. Aber bis es soweit war, wollte sie den Aufenthalt in diesem Haus genießen und nicht an die bedrohliche Zukunft denken.

      Seufzend schloß sie die Augen, und wenige Minuten später schlief sie ein.

      Als es an der Tür klopfte, erwachte sie. »Teela, bald treffen unsere Gäste ein!« rief Jarrett. »Kommen Sie runter, wenn Sie fertig sind!«

      »Vielen Dank!«

      Während sie geschlafen hatte, mußten die Dienstboten heißes Wasser und ihr Gepäck ins Zimmer gebracht haben. Hastig wusch sie sich und schlüpfte in ein Abendkleid. Nachdem sie ihr zerzaustes Haar frisiert und hochgesteckt hatte, ging sie in die Halle hinunter.

      Inzwischen war Cimarron auf die Party vorbereitet worden. Die Vorder- und die Hintertür, die zu hohen Bäumen und den Ställen führte, standen offen. Über den Veranden hingen Lampions. Auch die Türen der Salons und Wohnräume zu beiden Seiten der Halle waren geöffnet.

      Am Fuß der Treppe angelangt, spähte Teela in den Hauptsalon und sah einen hochgewachsenen schwarzhaarigen Mann vor dem Kaminfeuer stehen. Zunächst dachte sie, es wäre der Hausherr. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Kopf leicht gesenkt, starrte er in die Flammen. Er trug ein elegantes weißes Rüschenhemd, eine rote Weste und eine schwarze Hose.

      Dann drehte er sich um, und Teela blinzelte verwirrt. Er war nicht Jarrett McKenzie, obwohl ihr sein Gesicht vertraut erschien. Noch nie hatte sie so faszinierende Züge gesehen. Von der bronzebraunen Haut hoben sich strahlend blaue Augen ab. Offenbar ein Halbblut, dachte sie und spürte seine Vitalität, ein eigenartiges Feuer, das in ihm zu brennen schien.

      Als er ihren Blick erwiderte, beschleunigten sich ihre Atemzüge. Plötzlich lächelte er, bitter und spöttisch. Erriet er ihre Gefühle? Ahnte er, welche Anziehungskraft er auf sie ausübte?

      Höflich verneigte er sich. »Guten Abend.«

      Seine tiefe Stimme klang angenehm und kultiviert. Absurderweise begann sie zu zittern und hielt sich am Treppenpfosten fest. Irgend etwas in ihr erwachte zu neuem Leben, erhitzte ihr Blut. Doch sie riß sich zusammen. Kein Wunder, daß sie etwas durcheinander war ... Sie hatte bisher nur wenige Indianer getroffen.

      »Sprechen Sie englisch?« fragte er und schlenderte zur Tür des Salons.

      »Ja.«

      »Wollen Sie sich die ganze Nacht am Treppenpfosten festklammern? Vor mir müssen Sie sich nicht fürchten. Im Haus meines Bruders habe ich noch nie eine Frau skalpiert, Miss ...?«

      Heftig hämmerte ihr Herz gegen die Rippen. Jarretts Bruder ... Und er wußte nicht, wer sie war. Was würde der Mischling denken, wenn er erfuhr, daß sie Warren hieß – so wie der Mann, der so viele Indianer getötet hatte?

      In würdevoller Haltung ging sie zu ihm. Dann zögerte sie wieder. Bangte ihr vor der Nähe dieses Mannes? Aber sie war es nicht gewöhnt, Angst zu zeigen. Wenigstens das hatte sie als Michael Warrens Stieftochter gelernt.

      Entschlossen betrat sie das Zimmer, wanderte zum Feuer, und er folgte ihr. »Um meinen Skalp mache ich mir keine Sorgen, Sir.«

      »Das sollten Sie aber. In diesem Land sind alle Skalps gefährdet.«

      »Wie Sie soeben erwähnten, haben Sie hier noch niemanden skalpiert. Und Sie wissen sich allem Anschein nach zivilisiert zu benehmen. Also wäre es sehr unhöflich, wenn Sie heute abend Ihren ersten Skalp in diesem Haus erobern und sich ausgerechnet einen Neuankömmling aussuchen würden, um dieser grausamen Sitte zu frönen.«

      Erschrocken zuckte sie zusammen, als er eine seidige Locke berührte, die aus ihrem Haarknoten herabhing. »Was für eine herrliche Beute das wäre ... Nehmen Sie sich in acht, Ma’am. Im nächtlichen Dunkel könnte diese kastanienrote Pracht unwiderstehlich leuchten.« Unwillkürlich wich sie ein paar Schritte zurück, erstaunt über ihre eigene Nervosität. »Ah, und dieser angstvolle Schimmer in Ihren Augen müßte einen Mann geradezu herausfordern ...«, fuhr er fort.

      »Da irren Sie sich, Sir. Mr. McKenzie, ich fürchte mich nicht vor Ihnen.«

      Er hob die Brauen. »Wieso kennen Sie meinen Namen?«

      »Nun, Sie haben erklärt, dies sei das Haus Ihres Bruders.«

      »Und wenn Jarrett mein Stiefbruder mütterlicherseits wäre?«

      »Verzeihen Sie. Sind Sie ein McKenzie?«

      »Ja«, bestätigte er leise und zögernd. »Zumindest für manche Leute ... Warum sind Sie hier?«

      Weil mein Stiefvater gerade in Florida zu tun hat und alle Indianer auszurotten versucht ...

      Nein, diesen sarkastischen Gedanken durfte sie nicht aussprechen. »Ich bin auf dem Weg zu meinem Stiefvater. Da er zu beschäftigt war, um mich im Hafen von Tampa abzuholen, brachte Ihr Bruder mich freundlicherweise hierher. Ich heiße Teela«, fügte sie hinzu und streckte ihre Hand aus, die er umfaßte und aufmerksam betrachtete.

      Dann neigte er sich hinab und küßte ihre Fingerspitzen – eine viel zu sinnliche, viel zu intime Berührung, die sie nicht gestatten dürfte. Aber ehe sie sich befreien konnte, ließ er sie los und trat zurück. »Teela ...«, wiederholte er lächelnd. »Haben Sie auch einen Nachnamen?«

      »Haben Sie einen Vornamen?« konterte sie.

      Da vertiefte sich sein Lächeln, und er wollte antworten. Doch da drang ein Ruf von der Tür herüber. »James, mein Lieber!«

      Sie drehte sich um und sah einen attraktiven jungen Mann hereinkommen, so elegant gekleidet, als würde er einen der vornehmsten

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