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habe ich nicht behauptet«, entgegnete er zögernd.

      »Mr. McKenzie, ich mag ihn auch nicht.«

      Zu ihrer Verwunderung lachte er. »Dann hoffe ich, Sie bleiben möglichst lange bei uns in Cimarron.« Mit diesen Worten verließ er die Küche.

      Sie sah ihn erst wieder, als die Reynolds sie an Bord seines Schiffes begleiteten und ihr zahlreiche Ratschläge erteilten. Im Sumpfgebiet mußte sie sich vor Fieberkrankheiten hüten, vor Insektenstichen, Schlangen und Krokodilen.

      »Glücklicherweise gibt’s nur vier gefährliche Schlangen«, erklärte Nancy, »die Klapperschlange, die Zwergklapperschlange, die Korallenotter und die Wassermokassinschlange. Wenn Sie die in Ruhe lassen, tun sie Ihnen nichts.«

      Das Schiff war nicht so groß wie Marjorie Anne, und die Besatzung bestand nur aus fünf Mann. Während Teela den gutgemeinten Anweisungen lauschte, sah sie, wie einer der Seemänner die Augen verdrehte, und sie mußte lächeln.

      Dann erklang die tiefe Stimme ihres Gastgebers hinter ihr. »Allem Anschein nach ist sie eine intelligente junge Dame, Nancy«, meinte Jarrett, »und sie kann sicher gut auf sich aufpassen.«

      »Wer gewarnt ist, der ist auch gerüstet«, entgegnete Nancy. »Also, meine Liebe, seien Sie vorsichtig!« mahnte sie und umarmte Jarrett. »In diesem Beutel ist eine Decke für das Baby. Gib dem kleinen Schatz einen Kuß von mir. Und Tara auch. Sag ihr, ich besuche sie bald. Wahrscheinlich traut sie sich nicht hierher. Die Siedler glauben, die Seminolen könnten Tampa jederzeit angreifen.«

      »Sicher nicht, solange ich in der Nähe bin«, erwiderte Jarrett und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Dann küßte er ihre Wange und schüttelte Joshs Hand. »Und jetzt verschwindet von meinem Schiff! Die Fahrt dauert gute vierundzwanzig Stunden, und ich will endlich meine Frau und mein Kind wiedersehen.«

      »Wenn wir Ihnen helfen können, wir sind jederzeit für Sie da, Teela!« rief Nancy, während ihr Mann sie energisch an Land führte.

      Das Schiff legte ab, und Teela winkte dem freundlichen Ehepaar zu. Dann hielt sie den Atem an. Zwei uniformierte Männer rannten den Kai entlang.

      »Ihre Freunde?« fragte McKenzie.

      »Nicht direkt«, antwortete sie etwas beklommen. »Meine Eskorte.«

      »Wachhunde?«

      »Eigentlich sind’s keine üblen Burschen.«

      »Sollen wir zurückfahren und sie an Bord holen?« erbot er sich höflich.

      »O nein, bitte nicht.«

      »Sicher können die beiden den Weg nach Cimarron auch allein finden.«

      Seufzend blickte sie ins Wasser. »Vielleicht sollten wir doch umkehren. Mein Stiefvater wird sich furchtbar aufregen, wenn er hört, wir hätten meine Beschützer absichtlich zurückgelassen.«

      »Tatsächlich?«

      Teela wandte sich zu ihm und sah einen fast teuflischen Glanz in seinen Augen.

      Verschwörerisch flüsterte er ihr zu: »Dann müssen die beiden natürlich hierbleiben ... Volle Kraft voraus!« befahl er seinen Leuten. »Setzt alle Segel! Verschwinden wir von hier, so schnell wie möglich.«

      Lächelnd beobachtete Teela die Aktivitäten, hochzufrieden mit den ersten Erfahrungen, die sie in der fremden Wildnis gesammelt hatte.

      2

       Cimarron

      Während James über den Rasen ritt und das Heim seines Bruders betrachtete, schlug sein Herz höher. Zusammen mit Jarrett hatte er dieses Haus erträumt und erbaut, und er liebte es.

      Sie hatten beabsichtigt, ein zweites Haus für ihn selbst zu errichten. Obwohl beide zumeist bei den Seminolen aufgewachsen waren, hatten sie einen Teil der Jugend bei ihrem gütigen schottischen Vater verbracht und die Kultur der Weißen ebenso kennengelernt wie die indianische. James wußte, wie man ein solches Haus plante und baute. Genausoviel verstand er von der Viehzucht und Feldwirtschaft. Er kannte auch die Werke Defoes, Bacons, Shakespeares und anderer Autoren, ebenso wie Beethovens und Mozarts Musik.

      Als blutjunger Mann hatte er eine Indianerin liebgewonnen und sich ihrem Clan angeschlossen, weil er gebraucht worden war. Zu den Vorfahren seiner Mutter zählte ein mico. Deshalb wurde er mit dem Amt des Häuptlings betraut und lebte mit seinem Stamm in einem großen, schönen Dorf. Bis der Krieg begonnen hatte ...

      Aber obwohl er dem weißen Feind erbittert grollte – er liebte seinen Bruder, so wie er den Vater geliebt hatte. Daran konnten die gräßlichen Kämpfe nichts ändern.

      »James!«

      Als der Ruf zu ihm drang, stieg er ab und sah seine Schwägerin Tara die Verandastufen herunterlaufen. Lachend nahm er sie in die Arme. Sie war eine schöne Blondine mit blauen Augen, zart wie Porzellan und doch stark und entschlossen, genau die richtige Frau für seinen Bruder.

      Mißbilligend musterte sie seine Kleidung – eine Drillichhose, eine ärmellose Lederweste und Mokassins. »Du wirst dich erkälten. Wenn der Frühling auch begonnen hat – es ist immer noch kühl.«

      »Unsinn, ich friere nie. Was macht meine Tochter?«

      »Oh, sie blüht und gedeiht. Ein unglaublich hübsches, kluges Mädchen! Und sie kann großartig mit dem Baby umgehen.«

      »Wie entwickelt sich mein Neffe, der kleine Racker?«

      »Prächtig, aber so darfst du ihn nicht nennen«, protestierte Tara. »Er ist doch erst sechs Monate alt, und in diesem Stadium sind alle Kinder die reinsten Engel.«

      »Dabei wird’s nicht mehr lange bleiben, da er der Sohn meines Bruders ist«, warnte James. »Und Jennifer geht’s gut?« Seine Stimme klang ein wenig gepreßt. Manchmal konnte er die Angst nicht bezwingen. Er war dem Krieg sogar dankbar, der ihn daran hinderte, allzu gründlich nachzudenken, zu wünschen, er könnte selbst sterben, dem unheilbaren Schmerz in seiner Seele entrinnen – seinem Haß gegen die Weißen ...

      »Natürlich«, versicherte Tara und ergriff seine Hand. »Komm, ich bringe dich zu ihr.« Während sie zum Haus wanderten, fragte sie: »Gibt’s Neuigkeiten?«

      »Nur über Colonel Warrens letzte Schandtaten.«

      »Davon habe ich schon gehört«, seufzte sie bedrückt.

      Warren, dessen Macht in den militärischen Kreisen des Territoriums ständig wuchs, war ein blutrünstiger Bastard. Im Lauf der Kämpfe hatte James festgestellt, daß man mit vielen Weißen vernünftig reden konnte – sogar mit jenen, die in der Seminolen-Emigration nach Westen die einzige Lösung des ›Indianerproblems‹ sahen. Die meisten U.S.-Soldaten weigerten sich auch, Frauen und Kinder zu töten. So wie in der Indianer weit gab es bei den Weißen gute und böse Menschen. Warren gehörte eindeutig zu den letzteren.

      Seit Kriegsbeginn kämpfte James immer wieder gegen das Volk seines Vaters, weil ihm nichts anderes übrigblieb. Wenn auf seine indianischen Verwandten und Freunde geschossen wurde, feuerte er zurück. Aber er hatte niemals die Plantagen der Weißen niedergebrannt, weder Frauen noch Kinder getötet.

      Wann immer es möglich war, übernahm er die Rolle des Vermittlers. Er half den Seminolen, die sich dem Diktat der Weißen beugen und nach Westen ziehen wollten, und er kämpfte für jene, die sich nicht aus ihrer Heimat vertreiben ließen. Oft genug mußte er gefährliche Gratwanderungen bewältigen. Doch es gelang ihm, seine respektable Position in Indianerkreisen zu verteidigen, ohne die Freundschaft der Weißen zu verlieren, die ihm nahestanden. Im Grunde haßte er diesen Zwiespalt. Seit dem Tod Naomis und seines Kindes fürchtete er, eines Tages könnte er sich von seinem Zorn hinreißen lassen und wilde, grausame Rache an den Weißen üben ...

      Die beiden waren nicht niedergeschossen oder mit Bajonetten erstochen worden (wie die Frauen und Kinder und alten Leute in dem Dorf, das Warren kürzlich überfallen hatte), sondern an einer Seuche gestorben.

      Viel zu lebhafte, grauenvolle Erinnerungen

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