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Freundin? Würdest du uns bitte miteinander bekannt machen?«

      »Auch ich habe diese rote Rose eben erst kennengelernt, Robert. Teela, das ist Mr. Robert Grant – Robert, Miss Teela ...?«

      Noch immer weigerte sie sich, ihren Nachnamen zu nennen, und reichte dem jungen Mann ihre Hand. »Guten Abend, Mr. Grant. Wie geht es Ihnen?«

      »Plötzlich ganz ausgezeichnet«, erwiderte er und neigte sich über ihre Hand.

      Sein Lächeln wirkte ansteckend. Unauffällig verglich sie die beiden Männer miteinander. Mr. Grant war nicht so groß wie James McKenzie, dessen Vornamen sie inzwischen erfahren hatte, und einfach nur charmant – während ihr der Mischling faszinierend erschien.

      »Oh, da sehe ich unsere Gastgeberin«, bemerkte James. »Ich muß mit ihr reden. Inzwischen könnt ihr beide euch besser kennenlernen.«

      Mit einer knappen Verbeugung verließ er den Salon. Tara McKenzie stieg gerade die Treppe herab und begrüßte zwei ältere Ehepaare, die soeben eingetroffen waren. Immer mehr Gäste betraten die Halle.

      »In diesem Haus bin ich sehr oft eingeladen«, erklärte Robert Grant. »Doch ich hatte keine Ahnung, daß wir heute abend einen Neuankömmling begrüßen dürfen.«

      »Ich bin erst heute nachmittag angekommen, auf Jarretts Schiff.«

      »Bleiben Sie länger bei uns?«

      »Das – das weiß ich noch nicht«, entgegnete Teela zögernd, und er wartete geduldig, bis sie fortfuhr. »Mein Vater – mein Stiefvater ist bei der Army, und er hat mich nach Tampa beordert. Aber im Augenblick ist er beschäftigt, und so wird es wohl noch eine Weile dauern, bis mich eine Eskorte zu ihm bringt.«

      »Und wer ist Ihr Stiefvater?«

      »Michael Warren«, antwortete sie nach einer kurzen Pause.

      »Warren!« Robert Grant schnappte nach Luft, aber er faßte sich sofort wieder. »Tut mir leid ...«

      »Mir auch«, gestand sie leise.

      In der Halle wurden Instrumente gestimmt, dann erklang ein Walzer, und Robert verneigte sich. »Darf ich bitten?«

      »O ja, sehr gern.«

      Er führte sie zur Tanzfläche, wo sich bereits mehrere Paare drehten.

      »Warren«, wiederholte er seufzend.

      »Ja, ich weiß – ein Monstrum.«

      »Wie gut, daß Sie auch so denken! Ich fürchtete schon, ich hätte Ihre Gefühle verletzt. Ein solcher Mann – und eine so bezaubernde Tochter ...«

      Lächelnd bedankte sie sich für das charmante Kompliment. »Er ist ja auch nur mein Stiefvater.«

      »Trotzdem ...«

      Anmutig wirbelte sie in seinen Armen über das Parkett. Sie hatte schon lange nicht mehr getanzt, und sie genoß die Gesellschaft des liebenswürdigen jungen Mannes. Plötzlich blieb er stehen. Jemand hatte auf seine Schulter geklopft.

      »Darf ich dir deine Partnerin entführen, Robert?« fragte James McKenzie.

      »Wenn’s unbedingt sein muß ... So ist das Leben nun mal, grausam und unerbittlich.«

      Wieder wurde Teela im Kreis herumgeschwenkt, diesmal von einem Halbindianer, der eine seltsame Faszination auf sie ausübte. Er tanzte ausgezeichnet, und sie glaubte zu schweben. In seinen erstaunlichen blauen Augen las sie Neugier, aber auch Verachtung. Weil sie eine Weiße war? Weil sie seine Unverschämtheit geduldet hatte, statt ihn zu ohrfeigen? »Halten Sie nur mich für ein Ärgernis?« fragte sie. »Oder alle weißen Frauen?«

      Sein bedauerndes, fast wehmütiges Lächeln überraschte sie. Offenbar hatte er nicht mit einer solchen Frage gerechnet. »Alle weißen Frauen.«

      »Oh, das beruhigt mich.«

      »Aber Sie ganz besonders.«

      »Warum tanzen Sie dann mit mir?«

      »Weil ich’s immer noch auf Ihr schönes Haar abgesehen habe.«

      »Aber Sie würden mich doch nicht im Haus Ihres Bruders skalpieren.«

      »Vielleicht möchte ich diese wunderbaren Locken gar nicht abschneiden.«

      »Was haben Sie dann vor?«

      »Da bin ich mir nicht ganz sicher ...« Seine Stimme nahm einen seltsamen Klang an. »Wirklich nicht.«

      Abrupt verstummte die Musik. Sie blieben voreinander stehen und starrten sich an. Und dann hörte Teela, wie ihr Name gerufen wurde. »Miss Warren! Ah, da sind Sie ja!« Ihr Gastgeber, Jarrett McKenzie, bahnte sich einen Weg durch die Gästeschar. »James! Oh, du hast unseren Gast schon kennengelernt.«

      James’ Augen verengten sich. »Was? Das – eh, das Kind, das Tara erwähnt hat?«

      »Nun, sie ist ein bißchen älter, als wir dachten.«

      »Soeben hast du sie Miss Warren genannt.« In diesen Worten schwang eine eisige Kälte mit.

      »Sie ist seine Stieftochter ...«, begann Jarrett.

      Aber James hörte ihm nicht mehr zu. Er neigte sich zu Teela hinab. »Sie heißen Warren?« stieß er hervor, und sie schluckte mühsam.

      »Ja – Teela Warren.«

      Zu ihrer Verblüffung brach er in lautes Gelächter aus. »Warren! Jetzt weiß ich, warum Sie mich interessieren! Weil ich Ihre ganze verdammte Familie ins ewige Höllenfeuer schicken möchte!«

      Grußlos wandte er sich ab und ging mit langen Schritten davon. Teela fröstelte, und es dauerte lange, bis sie merkte, wie leise er gesprochen hatte. Nur für ihre Ohren war jene bittere Drohung bestimmt gewesen. Nicht einmal sein Bruder hatte sie gehört.

      Neue Tanzmusik erfüllte die Halle.

      4

      Während James auf der Balustrade der Veranda saß und ins Dunkel starrte, streifte ein milder Wind sein Gesicht. Er schloß die Augen und lauschte. Aus dem Haus drangen fröhliche Stimmen und Musik. Aber er hörte auch die Geräusche der Nacht – die plätschernden Wellen des Flusses, die flüsternde Brise zwischen den Ästen der Eichen und Zypressen.

      Die Moskitos schienen in dieser Nacht keine Opfer zu suchen. Vielleicht wehte der Wind etwas zu schnell für ihren Geschmack. Wie schön und ruhig es hier ist, dachte James. Kein einziger Schuß störte die friedliche Atmosphäre von Cimarron.

      Schade, daß er solche Orte nur selten aufsuchen konnte ... Er lehnte seinen Kopf an eine Säule. Durch die geöffnete Tür drang Gelächter aus der Halle. Die meisten Partygäste waren Freunde, die er seit Jahren kannte. In diesen Kreisen hatte er seine Ausbildung genossen. Und er war in Charleston, in dem Haus, das der Großvater seines Bruders bewohnt hatte, willkommen gewesen. Weil er von einem weißen Vater abstammte, ignorierten viele Amerikaner sein Indianerblut. Sein Mitgefühl galt deshalb vielen Weißen, die unter dem Krieg litten. Schaudernd dachte er an eine der jungen Witwen. Sie hatte ihren Mann sterben und ihr Farmhaus brennen sehen. Und dann war sie skalpiert worden. Um zu überleben, hatte sie sich totgestellt und später erzählt, die Seminolen seien schreiend und triumphierend vor den Flammen umhergesprungen.

      Auch James hatte grausige Kampfszenen beobachtet. Erst letztes Jahr hatte Andy Jackson, damals noch Präsident, dem Gouverneur von Florida, Richard Keith Call, das Kommando der U.S. Army übertragen. Zielstrebig rückte Call mit seinen Truppen in den Sumpf vor. Obwohl viele Männer dem Fieber zum Opfer fielen, entschloß er sich am Withlaoochee River zu einer Großoffensive gegen die Indianer. Als erster versuchte Major David Moniac den Fluß zu überqueren, aber eine Seminolenkugel warf ihn ins Wasser. Danach wagte sich niemand mehr in die dunklen Wellen. Absurderweise war der Major ein Vollbkut-Creek gewesen, ein Absolvent der U.S.Militärakademie. Die Weißen wollten die Seminolen veranlassen, nach Westen zu gehen und sich ihren entfernten Verwandten anzuschließen, den Creek. Aber im Kampf gegen die Seminolen setzten sie Creek-Soldaten ein. Eine bittere Ironie ...

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