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das kann ich wirklich gebrauchen.«

      »Gleich bin ich wieder da«, versprach sie und eilte ins Haus.

      Ein paar Minuten später kehrte Tara McKenzie auf die Veranda zurück.

      James schaute nach Westen, zur Grenze des Anwesens, wo dichte Büsche und Bäume wuchsen. Im goldenen Licht des Sonnenuntergangs schimmerte seine Haut wie Kupfer. Sie sah die breite, kraftvolle Brust unter der offenen Weste, die muskulösen Schultern und Arme.

      In diesem Augenblick sah er tatsächlich wie ein grandioser Wilder aus. Unwillkürlich erschauerte sie. Mochte der Himmel allen beistehen, die jemals seinen Zorn erregen würden ...

      Tara kehrte unbemerkt ins Haus zurück und ließ ihn mit seinen Gedanken allein.

      3

      In erstaunlich kurzer Zeit erreichte Jarrett McKenzies Schiff den heimatlichen Kai am Flußufer. Die Sonne hatte den Zenit eben erst überschritten. Schon seit mehreren Stunden stand Teela im Bug und schaute sich fasziniert um.

      Jarrett beobachtete sie lächelnd. Warrens Tochter! Wer hätte das gedacht? Stieftochter, verbesserte er sich. Darauf hatte sie energisch hingewiesen.

      Doch sie war in Michael Warrens Obhut aufgewachsen und irgendwie dem Bösen entronnen, das ihm wie eine unheilbare Krankheit anzuhaften schien. Ein lebhaftes, kluges, offenherziges Mädchen – und bildschön ...

      Zum Glück führte er eine gute Ehe. Sonst wäre es ihm vielleicht schwergefallen, seiner Frau zu erklären, warum sich ein so reizvolles Geschöpf an Bord seines Schiffes befand, noch dazu ohne Anstandsdame.

      Teela Warrens kastanienrotes Haar schimmerte im Sonnenlicht, die grünen Augen, die ein herzförmiges Gesicht mit einer zierlichen kleinen Nase und provozierend geschwungenen dunklen Brauen beherrschten, glichen einer Sommerwiese. Für eine Frau war sie ziemlich groß, und sie besaß eine Schlanke, wohlgeformte Figur. Ihr rastloses Temperament wirkte genauso bezaubernd wie ihre offensichtlicheren Vorzüge. Sicher würde sie Tara ebensogut gefallen wie ihm.

      Und es freute ihn diebisch, daß er einen Entschluß gefaßt hatte, der Warren ärgern würde.

      Am vergangenen Abend hatte er sich eine Zeitlang mit Teela unterhalten. Liebevoll erzählte sie von ihrer Mutter und gab zu, die Klatschgeschichten würden der Wahrheit entsprechen. Sie habe vor dem Traualtar tatsächlich nein gesagt. Aber ihr sei nichts anderes übriggeblieben. Das amüsierte ihn. Allem Anschein nach war sie eine Kämpfernatur. Und wenn sie glaubte, man würde sie hier verurteilen, mußte sie diese Wildnis voll tapferer Flüchtlinge erst noch richtig kennenlernen.

      Er würde sie sehr gern in seinem Haus beherbergen, so lange sie es wünschte. Doch sobald der Stiefvater nach ihr schicken würde, konnte Jarrett nichts mehr tun. Nicht Warren hatte ihn um seine Gastfreundschaft gebeten, sondern ein alter Freund, Lieutenant Tyler Argosy. Dessen Brief hatte er erhalten, als er nach Tampa geritten war, um Vorräte zu kaufen. Tyler – oder ein tüchtiger junger Soldat namens John Harrington – sollte das Mädchen eskortieren, weil beide das Terrain und die Gefahr kannten, die von seiten der Indianer drohte. Wie Jarrett erfahren hatte, wollte Warren seine Stieftochter mit Harrington verheiraten, der einer gutsituierten, in politischen Kreisen einflußreichen Familie entstammte.

      Sicher wird John Harrington der geplanten Hochzeit mit gemischten Gefühlen entgegenblicken, dachte Jarrett belustigt. Da er die junge Dame nicht kennt, muß er sie für eine weibliche Version von Michael Warren halten. Und nun erwartet ihn eine angenehme Überraschung ...

      Jarrett befahl seinen Leuten, das Schiff zur Anlegestelle zu steuern, und ging zu Teela, die an der Steuerbordreling stand. »Was halten Sie von Cimarron, Miss Warren?«

      Verwundert schüttelte sie den Kopf. »Höchst ungewöhnlich ...« Nicht einmal in Charleston, wo man großen Wert auf prächtige Residenzen legte, hatte sie ein schöneres, eleganteres Haus gesehen. Mächtige Säulen säumten die Veranda, die sich an der ganzen weißgetünchten Fassade entlangzog. Trotz des kühlen Wetters war die Tür geöffnet.

      Während Jarrett McKenzie und die Besatzungsmitglieder an Land sprangen, eilte eine schöne blonde Frau über den Rasen herab und winkte eifrig.

      Tara McKenzie, dachte Teela, die Frau, die der Captain vergöttert. Am letzten Abend hatte er kaum ein Thema angeschnitten, das sich nicht um seine Gemahlin und seinen kleinen Sohn drehte. Nun rannte er ihr entgegen, mit ausgebreiteten Armen. Er hob sie hoch, preßte sie an seine Brust, und sie küßten sich – so leidenschaftlich und zärtlich, daß Teela rasch wegschaute.

      Glücklicherweise gab es genug zu sehen. Am Kai herrschte reges Leben und Treiben, obwohl er nur zu einem einzigen Anwesen gehörte. Mehrere Männer liefen aus dem Haus und von den Feldern heran, schüttelten den Besatzungsmitgliedern die Hände, schleppten Kisten und Fässer den Hang hinauf. Als sie Teela entdeckten, lächelten sie ihr freundlich und neugierig zu.

      »Miss Warren!« Nun hatte sich der Hausherr wieder an sie erinnert. Sie wandte sich zu dem Ehepaar, das am Fuß der Laufplanke stand, und ging an Land. Zu ihrer eigenen Verblüffung empfand sie eine plötzliche Scheu.

      Doch dazu bestand kein Grund. Tara McKenzie umarmte sie herzlich. »Willkommen auf Cimarron! Wie ich gestehen muß, bin ich etwas überrascht, denn ich habe Tylers Brief entnommen, Jarrett würde ein Kind hierherbringen.«

      »Ein Kind bin ich nicht mehr«, erwiderte Teela, »aber ich befinde mich immer noch in der Obhut meines Vormunds.«

      Tara nickte. Was dieses Thema anging, behielt sie ihre Meinung für sich. »Wir freuen uns über Ihren Besuch. Und Sie sind gerade rechtzeitig angekommen. Heute abend geben wir eine kleine Party, um den Geburtstag meines Mannes zu feiern. Unsere kleine Gemeinde wird Sie sicher mit offenen Armen aufnehmen – vor allem, weil wir endlich wieder Gesprächsstoff brauchen«, fügte sie scherzhaft hinzu.

      »Jag ihr doch keine Angst ein!« mahnte Jarrett.

      »Oh, sie wird sich genauso an den Tratsch und Klatsch gewöhnen wie ich. Kommen Sie, meine Liebe, ich zeige Ihnen das Haus.«

      Arm in Arm wanderten die beiden Frauen über den gepflegten Rasen, und Tara zeigte ihrem Gast, in welcher Richtung die nächsten Nachbarn wohnten.

      »Haben Sie hier keine Angst vor den Indianern?« fragte Teela.

      »Nein«, erwiderte Tara schlicht. Mittlerweile hatten sie die Veranda erreicht. Dort stand eine große schwarze Frau, ein Baby im Arm.

      Lächelnd wollte Tara nach dem Kind greifen, aber Jarrett kam ihr zuvor. »Darf ich, Jeanne?« bat er höflich, obwohl es schließlich sein eigener Sohn war. Als er das Baby in die Luft schwenkte, kreischte es fröhlich.

      »Ian McKenzie«, verkündete Tara, und Teela beobachtete das Kind entzückt. »Herzlichen Glückwunsch! Was für ein hübscher kleiner Junge!«

      »Danke. Möchten Sie ihn mal halten?«

      »Wenn Sie’s erlauben ...«

      Jarrett reichte Teela seinen Sohn, der grinsend einen einzelnen Zahn entblößte und nach ihrem Haar griff. Belustigt hielt sie die winzigen Fingerchen fest. Zum erstenmal, seit sie gemeinsam mit ihrer Mutter Arme und Kranke gepflegt hatte, spielte sie wieder mit einem Baby.

      »So ein süßes Kind!« rief sie begeistert und drückte Ian an sich, der angenehm nach Seife duftete. Dann legte sie ihn in die Arme der farbigen Kinderfrau.

      »Freut mich, daß Sie sich so schnell mit ihm angefreundet haben.« Tara führte ihren Gast in die Eingangshalle.

      Bewundernd musterte Teela das glänzend polierte Parkett und die Tapete, die der neuesten europäischen Mode entsprach. »Oh, das glaube ich einfach nicht. Ein solches Haus! Hier!«

      »Danke«, entgegnete Jarrett, »das betrachte ich als Kompliment.«

      »So war’s auch gemeint.«

      »Jetzt haben Sie auf Cimarron ein Zuhause gefunden, für alle Zeiten, wenn Sie wollen«, erklärte Tara lachend, »nachdem Sie gelobt haben, was dem Herzen meines Mannes am nächsten

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