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      „Ich weiß“, sagt Gott.

      „Hätte ich drauf kommen können“, sag ich.

      „Ja“, sagt Gott. „Lass uns doch mal häufiger treffen. Zum Reden und so.“

      „Und worüber kann ich so mit dir reden?“, frag ich.

      „Über alles natürlich“, sagt Gott.

      „Oh“, sag ich. „Das stell ich mir schön vor.“

      Gott lächelt.

      „Ich mir auch“, sagt Gott.

      „Bist du so eine Art imaginärer Freund?“, frag ich.

      „Nee“, sagt Gott. „Ich bin doch Gott.“

      „Aber …“, setze ich an.

      „Mach dir mal keine Sorgen um meine Wirklichkeit“, sagt Gott. „Da kannst du Löffel drum biegen, wenn du Lust dazu hast.“

      „Also ich denk mir das nicht nur aus“, sag ich.

      „Du wirst es herausfinden“, sagt Gott.

      „Erstaunlich, dass ich mit dir reden kann“, sag ich.

      „Wie gesagt – für mich nicht“, sagt Gott.

      „Ich denke mir manchmal, wir sagen das zwar immer so mit dem gottebenbildlich“, sag ich, „aber es gibt doch so viele verschiedene Menschen, welche Gestalt hast du denn?“

      „Dir ist aber schon klar, dass es dabei nicht ums Aussehen geht, oder?“, fragt Gott. „Aber um deine Frage zu beantworten: Ich bin da flexibel.“

      „Weil, du bist ja kein Mensch“, sag ich.

      „Nee“, sagt Gott.

      „Aber du redest mit mir wie ein Mensch“, sag ich.

      „Ja“, sagt Gott. „Weil du einer bist. Damit du mich hören kannst. Wenn du eine Fledermaus wärst, würde ich halt mit Ultraschall-Stimme sprechen.“

      „Aber eigentlich höre ich dich ja nicht mit den Ohren“, sag ich.

      „Hauptsache, du verstehst mich trotzdem“, sagt Gott.

      „Also du bist da, und ich kann mit dir reden, und du bist gleichzeitig Gottüber-allem“, sag ich.

      „Prima, du machst Fortschritte“, sagt Gott. „Wenn das mal kein guter Anfang ist.“

      Ich lasse meinen Blick über den Wald und die Stadt schweifen.

      „Du musst so groß sein“, sag ich, „wenn du uns alle kennst.“

      „Klar“, sagt Gott. „Und für dich bin ich genau richtig. Und bevor du fragst: Du bist für mich auch genau richtig.“

      „Danke“, sag ich.

      „Dann mach es mal gut“, sagt Gott. „Wir sprechen uns dann in Zukunft öfter.“

      „Ich freue mich drauf“, sag ich.

      „Ich mich auch“, sagt Gott. „Bis bald mal wieder, und Amen.“

       Ein dickes Brett

      „Boah, das hat aber lange gedauert“, sagt Gott, als ich in die Küche komme, und prostet mir mit einer Flasche Alt zu.

      Ich lege das Handy ab und massiere mir mein Ohr.

      „Ich hab mich schon mal bedient“, sagt Gott.

      „Hast du nachgelegt?“, frag ich.

      „Klar“, sagt Gott. „Worum ging es denn so lange?“

      „Ach, kirchliche Veränderungsprozesse“, sag ich und fange an, das Geschirr neben der Spüle einzuräumen.

      Gott legt sich eine Hand über die Augen.

      „Nicht schon wieder“, sagt Gott. „Beziehungsweise nicht immer noch. Ist euch langweilig?“

      „Wir versuchen deine Kirche gerechter zu machen“, sag ich. „Das ist halt ein dickes Brett.“

      „Darf ich aber nicht“, sag ich, stelle Gottes Lieblingskaffeebecher in den Küchenschrank und schließe die Tür.

      „Warum nicht?“, fragt Gott.

      „Ich habe doch Blutgruppe 0“, sag ich über die Schulter, während ich mir auch ein Bier hole.

      „Du redest wirr“, sagt Gott und verschluckt sich fast.

      „Na ja“, sag ich, „das ist ein bisschen kompliziert“, und setze mich zu Gott auf den Küchentisch.

      „Davon gehe ich aus“, sagt Gott.

      „Du kennst doch Hostienwunder“, fange ich an. „Prost.“

      Gott guckt verwirrt.

      „Da klingelt leise was“, sagt Gott. „Aber das ist eher etwas für die Bühne der großen peinlichen Erinnerung von der Betriebsweihnachtsfeier.“

      „Hostienwunder sind, wenn die Hostie in der Messe anfängt zu bluten“, sag ich.

      „Das ist ein bisschen eklig“, sagt Gott. „Muss das sein?“

      „Ich glaub nicht“, sag ich. „Aber die Kirche hat solche Wunder untersucht und als Wunder anerkannt.“

      „Wunder untersuchen“, sagt Gott kopfschüttelnd. „So was kriegt auch nur ihr hin. Entweder ihr glaubt an ein Wunder oder ihr untersucht es. Aber ein Wunder untersuchen, wozu soll das denn gut sein? Wollt ihr Beweise? Und wenn ihr sie habt, braucht ihr dann nicht mehr zu glauben?“

      „Also“, sag ich, „bei allen Hostienwundern hatte das Blut die Blutgruppe AB. Die ist voll selten, nur 4 Prozent der Menschen laufen damit rum. Und das kann ja nur heißen, dass Jesus die Blutgruppe AB hatte. Und dann können auch nur Menschen mit der Blutgruppe AB an seiner Stelle das Brot brechen.“

      „Das ist nicht dein Ernst“, sagt Gott.

      „Nein, nein“, sag ich.

      „Boah, echt mal“, sagt Gott. „Mir so einen Schreck einzujagen. Du hast mich echt voll hochgenommen, was?“

      „Nicht ganz“, sag ich. „Die Blutgruppe muss nicht stimmen, aber der Chromosomensatz. Menschen mit zwei X-Chromosomen dürfen nicht Priester sein. Nur die mit XY. Weil Jesus auch XY hatte. Und ich hab halt zwei X.“

      „Ich habe das dumpfe Gefühl“, sagt Gott, „dass dieses Argument weniger zwingend wäre, wenn ich mit zwei X Mensch geworden wäre.“

      „Warum bist du nicht?“, frag ich.

      „Heimatland“, sagt Gott. „Menschwerden ist kompliziert genug und irgendwer meckert hinterher immer.“

      „Das mag sein“, sag ich.

      „Chromosomensätze“, grummelt Gott vor sich hin. „Das ist doch alles völlig abgespaced.“

      „Es ist ja wohl deine Kirche“, setze ich an.

      „Ja, ja“, sagt Gott. „Wirf mir nicht schon wieder vor, dass ich mich halt mehr hätte kümmern müssen. Ich weiß es doch. Ich dachte halt, ihr seid selber groß und kriegt das schon hin. Aber ehrlich, ihr seid auch echt gut drin, komplett zu ignorieren, was sehr eindeutig in der Bibel steht, und euch dafür minutiös an das zu halten, was nicht drinsteht.“

      „Meinst du das mit dem ‚Ihr sollt keinen Eid schwören‘?“, frag ich.

      „Zum Beispiel“,

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