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Sie sie bitte einfach hier ab, danke.“

      Nackt, bis auf die Boxers, kam Lee aus seinem Zimmer. „Sind das die Handtücher? Gut, ich brauch eine Dusche.“

      Ich blinzelte kurz beim Anblick seines schlanken, durchtrainierten Körpers, bevor ich überall hinsah, nur nicht zu ihm. Je näher er kam, desto unangenehmer wurde mir das. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also legte ich mir die Hand vor die Augen. „Entschuldige, Lee, mach nur.“

      Er klang amüsiert. „Das musst du nicht machen, Emmy, ernsthaft.“ Ich blickte durch meine Finger. „Ende der Woche hast du uns alle komplett nackt gesehen“, sagte er sachlich.

      Wirklich? Meine Hand sank. „Im Ernst?“

      Lee grinste. „Auf einer Tour gibt es keine Privatsphäre.“ Er ging davon, schob sich die Boxershorts herunter und trat aus ihnen heraus. „Außerdem macht mir das nichts aus.“

      Tag eins und ich hatte einen knackigen Männerpo gesehen. Und er war hübsch.

      Ich fragte mich gerade, was ich sonst noch so zu Gesicht bekommen würde, als Connor splitterfasernackt aus seinem Zimmer kam. Ich drehte mich schnell weg, aber es war zu spät. Ich hatte es gesehen. Alles.

      Tag eins und ich hatte einen Penis gesehen. Und er war auch hübsch.

      Er ging an mir vorbei, schnappte sich ein Handtuch vom Küchentresen. „Hey, Emmy.“

      Meine Wangen färbten sich rosa. Ich spürte, wie sie Löcher in mein Gesicht brannten. Vorsichtig drehte ich mich um, gab mir dabei Mühe, nur in seine Augen zu sehen.

      Er grinste. „Wollen wir ficken?“

      Mein Magen zog sich zusammen. Was hatte er gerade gesagt? Er sah meinen schockierten Gesichtsausdruck, zog einen Mundwinkel hoch und ging in das zweite Badezimmer.

      „Nein? Ganz sicher? Okay. Vielleicht ein andermal.“

      Bevor er ganz im Bad verschwand, zwinkerte er mir anzüglich zu und schloss dann die Tür hinter sich.

      Noah kam mit nacktem Oberkörper aus seinem Zimmer und als er mein blasses Gesicht sah, lachte er leise. „Ich dachte, du würdest unbeschadet davonkommen. Bedauerlicherweise hat er dich im Visier und wird nicht aufhören, dich zu ärgern, Emmy.“ Ich musste nicht fragen, wovon er sprach, denn wir wussten es beide. Er hielt einen Moment inne und stupste mich am Arm. „Möchtest du einen Rat?“

      Ich nickte geradeheraus.

      Noah seufzte. „Sowie er eine Reaktion erhält, gefällt es ihm. Schockieren ist sein Ding. Ich weiß, dass es schwer sein wird, aber versuche nicht zu reagieren. Benutze dein bestes Pokerface. Hoffentlich sucht er sich dann ein neues Opfer.“

      „Okay.“ Das gefiel mir nicht.

      „Willst du was Positives hören?“, fragte er und ich sah zu ihm hoch. „Du überlebst deinen ersten Tag, und machst dabei keinen schlechten Job.“

      Ich seufzte. „Das ist etwas Positives“, sagte ich froh.

      „Warum gehst du nicht auf dein Zimmer und machst dich auch etwas frisch. Triff uns so um fünf wieder hier und wir fahren zum Stadion, wo du uns bei der Probe zusehen kannst. Wie klingt das?“

      „Super“, sagte ich aufrichtig und ließ die vier Penthouse Schlüssel auf dem Tresen liegen, bevor ich meinen an mich nahm. Ich verließ die Suite, schloss die Tür hinter mir und fuhr mit dem Aufzug in den zwölften Stock. In meinem Zimmer stellte ich mit Freuden fest, dass mein Gepäck bereits angekommen war und ging duschen.

      Das Stadion war riesig und jetzt, wo ich wusste, dass jedes Konzert ausverkauft war, wusste ich die Ausmaße der Konzerte zu schätzen. Ehrlich gesagt würde ich es am nächsten Tag herausfinden, wenn ich das erste Konzert miterleben würde. Noah hatte mir versichert, dass niemand einen besseren Platz hätte, als ich. Das war aufregend. Ich stand im Seitenbereich der Bühne und beobachtete, wie die Jungs an ihre Plätze gingen. Einen Moment später begannen die Soundchecks. Kurz danach zählte Hell sie an und sie begannen zu spielen.

      Ich war nicht auf das gefasst gewesen, was ich empfand, als das erste Gitarrenriff und der schnelle Beat des Schlagzeugs über mich hinweg schwappte. In der einen Sekunde stand ich neben der Bühne, in der nächsten führten mich meine Schritte heraus, näher zur Band, die ich noch nie hatte spielen hören. Schande über mich.

      Denn sie waren umwerfend.

      Noah spielte einen Akkord und Connor einen anderen. Sie überlappten und mein Körper stand in Flammen. Es fühlte sich an, als ob mein Skelett aus der Haut springen und meine weiche Hülle in einem Häuflein auf dem Boden neben der Bühne zurücklassen wollte. Näher und näher ging ich auf sie zu, bis ich direkt vor ihnen stand. Noah sah mich, zwinkerte mir zu und begann zu singen. Mein Körper stand nicht in Flammen, sondern hatte sich längst aufgelöst. Ich war ein einziges Durcheinander aus Gitarrenakkorden, rauem Schlagzeug-Beat, fettem Bass und dieser Stimme.

      „Ja“, wisperte ich. Ich ließ meinen Aktenordner fallen, ballte die Fäuste und rief: „Ja!“

      Überraschenderweise sahen sie mich nicht an, als wäre ich völlig durchgeknallt, was ich eindeutig war. Sie spielten weiter. Sie spielten für mich. So fühlte es sich jedenfalls an.

      Als der Song vorbei war, klatschte ich so fest ich konnte und Noah lachte leise in Mikro.

      „Danke, dankeschön. Das war für unseren einzig wahren Fan, Emmy.“

      Ich jubelte, lachte laut und legte die Hände um den Mund und rief: „Mehr!“

      „Mehr?“

      „Mehr!“, rief ich so laut ich konnte und lachte noch mal aufgrund der schieren Freude, die diese Musik mich spüren ließ.

      „Ihr habt sie gehört, Jungs. Sie will mehr. Also geben wir ihr mehr“, sagte Noah ins Mikrofon.

      Die Musik begann und ich ging näher auf sie zu. Die Gitarrenriffs flossen über mich hinweg und ich schloss die Augen. Es folgte das Schlagzeug. Unbewusst umarmte ich mich selbst, grinste und lachte. Verdammt, ich liebte Rockmusik. Wer hätte das gedacht? Ich hatte am ganzen Körper eine Gänsehaut. Ich wiegte mich sanft, ließ diese Mischung aus Lauten über mich gleiten. Der Bass war schwer, drückte mich herunter, während die federleichte Arbeit von Connors Fingern auf der Gitarre mich anhob und Noahs überragende Stimme mich an Ort und Stelle hielt.

      Jeder Einzelne trug ein wichtiges Element bei. Jedes Instrument war gleichwertig signifikant. Es war machtvoll. Es war maßgebend.

      Das war Musik.

      Ich wurde traurig. Ich fühlte mich ärmer, dafür, dass ich so etwas zuvor noch nie gehört hatte. Plötzlich veränderte sich der Song und die Gitarrenriffs wurden wahnsinnig schnell, das Schlagzeug ebenfalls. Mein Herzschlag passte sich dem Rhythmus an. Es war beängstigend, Furcht einflößend und genau wie die Motten vom Licht angezogen wurden, konnte ich nicht nah genug herankommen. Zu ihnen. Genau vor ihnen in der Mitte der Bühne hob ich die Hände und fasste mir an den Kopf. Meine Lippen formten: „Oh mein Gott.“

      Ich war ganz offiziell entgeistert. Was stellten sie bloß mit mir an? Wussten sie denn, was für eine Wirkung ihre Musik auf die Menschen hatte? Warum sprachen nicht mehr Leute über Left Turn? Eine Million Alben verkauft? Es sollten Milliarden sein.

      Der Song kam zum Ende und ich bedauerte es. Ich konnte meine Verzagtheit darüber nicht verbergen. Noah nahm einen Schluck aus einer Wasserflasche. Ich ging noch näher auf sie zu. Wie in Trance.

      „Jungs“, sagte ich, unsicher wie ich es ausdrücken sollte. „Ich habe noch nie … ich weiß nicht …“ Ich legte die Hände an meine Brust und atmete schwer. „Mein Körper …“ Endlich sagte ich: „Ihr seid unglaublich.“ Ich schluckte den Kloß in meinem Hals. „Aber das wisst ihr ja schon.“

      Lee sah mich ungläubig an. „Es hat dir gefallen?“

      „Ich habe es geliebt“, sagte ich heiser und versuchte normal zu atmen. „Noch nie habe ich so etwas zuvor empfunden. Noch nie“,

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