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sind Anteile im System wie alle anderen auch, und obwohl ihre Werte und ihr verwendetes Vokabular verletzend und abstoßend ist und absolut unvereinbar scheint, brauchen sie Akzeptanz und Zuwendung von uns, um als Teil des Systems andere Ansichten kennenlernen zu können, um später vielleicht sogar neue Wege zu finden, wie sie helfen können und nicht als Fremdkörper im Hass leben müssen. „Vielleicht ist alles Schreckliche im Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe will“ (R. M. Rilke).

      Falls es doch Impulse gibt, Erfahrenes „zurück in die Welt zu geben“, schützt Empathie vor Gewalttätigkeit. Denn die Wahrnehmung einer eingeschüchterten oder bereits leidenden Person hemmt unsere Aggression instinktiv, zumindest wenn keine sadistischen Normen antrainiert wurden, denn dann wäre genau das das Ziel. Aber diese Anteile kommen nicht versehentlich „nach draußen“ und sind somit nicht als generell gefährlich zu werten, denn sie funktionieren dort, wo es ihnen abverlangt wird und nicht aus eigenem Willen. So wissen wir natürlich von transgenerativer Traumatisierung. Dass also die Gewalt, die Kinder z. B. von ihren Eltern erlebten, sie an ihre Kinder „weitergeben“, weil die Identifikation mit dem Aggressor Teil einer sadistischen Abwehr zum Selbstschutz ist und ein „nach außen Werfen“ des Schmerzes und des Missbrauchs mit sich bringen kann. (Ich werde dieses Thema nicht vertiefen, obwohl mir dessen Komplexität und Bedeutung durchaus bewusst ist und ich diese Wichtigkeit hier anerkennen möchte.) Es können verschiedene Faktoren weichenstellend sein, aber eben nicht zwingend prophezeiend. In diesen Familien herrscht meist seit Generationen eine starke Hierarchie, die Überlegener-Diener-Konstellationen dienen von klein auf als Orientierung, wie die Welt funktioniert. Das bestätigt erneut, dass das Ausgeliefertsein gelernt wird und solchen Realitäten als Unterlegene gelebt wird, nicht andersherum. Gleichermaßen wie die Gewalt können nämlich auch die Traumafolgen, das entstandene Leid, die Veranlagung zur Dissoziation an die nachfolgende Generation weitergegeben werden. Ganz allgemein besteht die Möglichkeit einer Weitergabe von Affektverarbeitungsmustern. Es ist bislang umstritten, ob es sich um epigenetische Vererbungen oder generationsübergreifende epigenetische Effekte oder neu entstehende epigenetische Gravuren durch elterliche (unbewusste) Ängste, Verhalten und wirkendes Sein handelt. Sicher aber ist, dass die veränderten Ladungen6 an der DNS sowohl unmittelbares „Erbe“ aus unseren eigenen Traumatisierungen als Erfahrungen während der Schwangerschaft oder frühen Kindheit sein können als auch tatsächliche Weitergaben aus der Generation vorher (ob als Erbe, Effekt oder durch Verhalten neu entstanden). Diese Energien bestimmen über unsere biologischen Prozesse und automatisierten Reaktionen. Wir werden sie nicht mehr los, wir tragen Prägungen (unsere und die unserer Eltern, insofern sie nicht umgelenkt wurden) in all unseren Zellen. Dennoch können wir lernen, unterschiedlich damit umzugehen, nicht zuletzt, weil Energie Bewegung ist.

       „Bewusste“ Theorie und Praxis

      Ich versuche, etwas zu erklären, das in manchen Bereichen der Theorie nachvollziehbar ist, auch wenn wir es praktisch nicht richtig fassen können. Zumindest passt das Erleben der Praxis oft nicht in die Beschreibung der Theorie. Ein Beispiel: Wenn von traumatisierten „EPs“ geschrieben wird, werden oft Persönlichkeitsanteile beschrieben, die in Fight-Flight-Freeze-Submit, festhängen und durch deren Aktivierung sich unser Nervensystem in die jeweilige Reaktion versetzt. Das stimmt für einige, weil unter Bedrohung bereitgestellte Sympathikus-Energie kaum zu lenken ist, sondern nur in eine Richtung geht, aber insgesamt ist es viel komplexer als einfach nur diese vorgefertigten Reaktionsmuster. Wer auch immer vorne ist, übernimmt den ganzen Organismus. Das bezieht sich auf Empfindungen, die Sensibilität, körperliche Kraft und Ausdauer, (Körper-)Sprache, Stimme, Vokabular, Schmerztoleranz. Auch Wahrnehmungseinschränkungen wie Kurz-/Weitsichtigkeit können bei manchen auftreten, bei anderen nicht, was sich als „offizielle Nichtbrillenträgerin“ (so steht es im Ausweis) als problematisch erweist, zumindest wenn er_sie mit Sehschwäche eine augenärztliche Untersuchung nicht aushalten könnte. Bei Nüchternheit nach hoch- und eigen-dosiertem Medikamenten- oder Drogengebrauch geht es uns so, dass mache Entzugssymptome zeigen, von denen andere nichts mitbekommen bzw. es nicht selbst spüren können. Wenn er_sie „nach innen geht“, werden auch die körperlichen Symptome gehemmt und scheinen sich aufzulösen oder jedenfalls zu mildern. Es gibt einen Mythos, der nur teilweise einer ist, aber dessen oberflächliche Präsentation lässt uns sehr unglaubhaft erscheinen: Wir reagieren unterschiedlich auf Medikamente bzw. fällt deren Wirkung je nach „aktivem Anteil“ (also wer im Körper ist) unterschiedlich aus. Präsentiert wird das oft flapsig: Wenn ein Kind da ist, wirken Substanzen natürlich stärker, denn es hat einen kleinen Körper. Aber auch die Kinder leben in einem erwachsenen Körper (auch wenn sie ihn nicht so wahrnehmen, es ist halt doch so). Für uns hat es jedenfalls mehr mit dem Erregungsniveau zu tun, an den wir gewisser Maßen gekoppelt sind. Wenn also ein Kind im Unterwerfungs-Hypoarousal zwei Milligramm Lorazepam einnimmt, haut das richtig rein, obwohl zehn Minuten später (falls wir trotz Dämpfung noch wechseln können) jemand anderes im Hyperarousal diese Dosierung ohne ersichtliche Wirkung verpuffen lässt. Das liegt nicht am Alter oder Aussehen, sondern am physiologischen und biochemischen Zustand, in dem wir uns befinden, der jeweils einem bestimmten Anteil entspricht. Die meisten Kleinen aktivieren nun mal weniger Stoffwechsel als Große. Jedoch kann eben auch ein_e Erwachsene_r, der_die den Körper als groß wahrnimmt (ggf. sogar größer als er ist), aber wenig mit Essen und Trinken und lebendigem Energiehaushalt zu tun hat, mit geringer Dosierung neblig, matschig „festgeklebt“ werden. Das ist weit entfernt von einer Theorie, die das nicht völlig greifen kann.

      Wie auch, wenn wir Bewusstsein gar nicht definieren können, oder vielleicht nie eine interdisziplinäre Definition davon anerkannt wird bzw. Forschende sich gar nicht einig sind, ob es „das Bewusstsein“ überhaupt gibt, oder es sich entweder nur um eine Illusion handelt, die für ein Ich-Empfinden sorgt, oder es einfach zwingend zu allem dazugehört, wir es also wie Tiere auch einfach zu Aktivitäten des Körpers und Gehirns als „Begleiterscheinung“ tragen. Vermutlich liegt es an uns selbst, uns eine Meinung/Überzeugung zu diesem Bewusstsein zu bilden, mit der wir leben können. Ich meine auf jeden Fall, dass verschiedene Anteile nicht mit dem Unterbewusstsein gleichzusetzen sind. Wir sind kein Plural des „Es“. Vielleicht müssen wir uns hier ein bisschen vom prinzipiellen Über-Ich, Ich und Es trennen. Zumindest neurowissenschaftlich werden Freuds Theorien sehr angefochten oder ein bisschen auf den Kopf gestellt. Es ist nach wie vor ein großes Forschungs- und Denkfeld, wie genau und durch was sich be- und unbewusste Prozesse neurophysiologisch unterscheiden bzw. wie sie verflochten sind. Bewusstes Denken, Lernen und Erinnern wird zwar teilweise schon gut verstanden, wie (daraus) subjektives Bewusstsein entsteht, jedoch kaum. (In anderen Texten und oben ist die umgangssprachlich akzeptierte Bedeutung von „Bewusstsein“ gemeint.7) Aber vielleicht können wir neuronale Netzwerke, wenn wir eigene Instanzen wurden, gar nicht ganz dem Unbewussten oder dem Bewussten zuschreiben, weil wir jeweils das Bewusstsein „übernehmen“, wenn wir nach vorne treten oder auch von hinten mitwirken. Denn ich glaube, dass wir alle, wenn wir agieren, nicht „nur“ reagieren, beides haben, auch wenn sich unser Bewusstsein, oder unsere Bewusstseinsbereiche, lange nicht mit denen von anderen Anteilen überschneiden, sie also für die anderen in deren Unbewusstsein liegen. Es ist gut möglich, dass Fachmenschen, die sich mit Dissoziation auseinandergesetzt haben, jetzt entschieden den Kopf schütteln, und wenn wir Bewusstsein als integrativen Prozess definieren, ist meine vorangegangene Aussage auch falsch. Dann ist es vermutlich nur ein Versuch, den Zeitverlusten ein bisschen das Gefühl von Kontrollverlust zu nehmen.

      Wir sind aber auf keinen Fall zwangsläufig „bewusstlos“, wenn wir nicht im Körper sind. Manche stecken zwar teilweise fest in ihrer Erfahrung oder in ihrem Erfahrungsbereich und erleben alles immer und immer wieder, ohne „bewusst“ die Gegenwart zu erkennen, aber es kann auch Interaktion und Prozess stattfinden, während wir „innen“ sind. Ganz allgemein sind alle Menschen immer bewusst und unbewusst gleichzeitig, denn das sind keine getrennten oder gegeneinander laufende Prozesse, und falls eines von beiden mal weniger da ist oder ausfällt, ist es unser bewusstes Sein (weil ich glaube, dass es das gibt: ein gegenwärtiges, sinnlich bewusstes Erleben, auch wenn sich dieses Erleben immer nach Erfahrung richtet und Subjekt und Objekt nicht zu trennen sind. Ein bewusstes Sein, welches aber nicht an einem bestimmten Ort im Organismus zu lokalisieren ist, denn auch wenn das

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