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verschmiert. Die Ziffer war zwar versteckt, aber doch so angebracht, dass sie bei einer Autopsie auf jeden Fall gefunden werden muss. Also ein Hinweis.«

      »Schlau, Pettenkoferin. Fragt sich nur auf was.«

      »Um das herauszufinden, lieber Max, zahlt der Steuerzahler deine üppigen Beamtenbezüge. Den schriftlichen Bericht bekommst du demnächst. Und wann treffen wir uns mal wieder einfach so auf eine Zigarette? Oder sind deine Aufhörversuche letztlich geglückt?«

      »Ach, vergiss es«, grunzte Pfeffer ins Telefon. »Irgendwie fehlt mir einfach die Energie. Ist ja angeblich eine reine Kopfsache, aber ich habe den Kopf nie frei genug, um das Rauchen aufzuhören. Tim denkt natürlich, ich hätte es geschafft, weil ich zu Hause nicht mehr rauche. Aber kaum bin ich aus dem Haus … wie ein Junkie!«

      »Kenne ich.« Gerda Pettenkofer seufzte. »Das ist dann das Schlimmste, das heimlich Rauchen. Höre meinen Rat, Pfeffer, und drück die Zigarette aus, die du gerade rauchst und schmeiß die Packung weg. Endgültig. Nur so schaffst du es. Auf die harte Tour. Denn es ist wirklich nur im Kopf. Reine Nervensache.«

      »Sagte die Kettenraucherin kurz vor dem Lungenkrebs.«

      Es gab Kollegen, die hatten ihre Schwierigkeiten mit Max Pfeffers Veranlagung. Er hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, nachdem er sich von der Mutter seiner Kinder getrennt hatte. Sein Vorbild hatte letztlich sogar dazu geführt, dass sich damals zwei weitere Kollegen und fünf Kolleginnen aus unterschiedlichen Dezernaten geoutet hatten. Das nahm den Witzereißern ein wenig den Wind aus den Segeln. Doch ihre Schwierigkeiten hatten einige Kollegen nach wie vor. Für sie war ein Bulle eben ein Bulle und keine Tunte. Ein echter Kerl eben und echte Kerle berühren andere Kerle nur, um sich zu prügeln oder im sportlichen Wettkampf zu messen. So sahen sie es jedenfalls. Zwar konnte sich keiner erinnern, dass sich Pfeffer je auch nur ansatzweise tuntig benommen hätte, und die recht beträchtliche Zahl derer, die sich anfänglich geweigert hatten, nach dem Sport mit Pfeffer zu duschen, war drastisch auf zwei zusammengeschrumpft, doch es gab nach wie vor einen harten Kern von Kollegen, die immer noch ihre abgeschmackten Witze rissen. Meist hinter seinem Rücken. Nur einmal hatte es einen kleinen Eklat gegeben, als ein Kommissar der Drogenfahndung in der Kantine vor versammelter Mannschaft Pfeffer, der damals auch noch den Dienstgrad eines Hauptkommissars im Drogendezernat bekleidete, laut und vernehmlich »Schwanzlutscher« genannt hatte. Pfeffer hatte nach außen hin gelassen reagiert, sein Tablett seelenruhig mit einer Portion Schupfnudeln mit Kraut beladen und »Stimmt. Bin ich. Und was machst du so?« geantwortet. Das hatte ihm von vielen Kollegen, vor allem von den meisten Kolleginnen, kurzen Applaus und dauerhaften Respekt eingebracht.

      Auch Paul Freudensprung ließ nichts auf seinen Chef kommen und reagierte kühl, als er dem Leiter einer Sonderkommission der Drogenfahndung die Hand schüttelte. Ausgerechnet Josef Kurt, der Kollege, der einst für den Eklat gesorgt hatte, war nun sein Ansprechpartner.

      »Hör zu, Kurt, ich will es kurz machen«, sagte Freudensprung. »Sagt dir der Name Herbert Veicht etwas? Fernsehproduzent, Veicht-Productions.«

      »Veicht, Veicht, Veicht.« Der Kollege wiederholte den Namen und tat so, als würde er darüber sinnieren. »Hmmm, wieso seid ihr an dem interessiert? Ach, das war der Tote, richtig? Stand ja in allen Zeitungen. Riesenschlagzeilen! Da hat dein Chef mal wieder alle Chancen sich mit einem spannenden Fall zu profilieren als Leiter der Soko Veicht. Schick!« Es war kein Geheimnis, dass Kollege Josef Kurt neidisch war auf die schnelle Karriere, die Pfeffer gemacht hatte. Kurt wäre liebend gerne Rat geworden, doch seine Leistungen und Fähigkeiten hatten seine Vorgesetzten bislang nicht wirklich überzeugt.

      »Stimmt«, antwortete Freudensprung sarkastisch. »Genau das will er, sich profilieren. Jetzt mal im Ernst, Kurt. Ist Veicht irgendwie aufgefallen?«

      »Ich glaube, wir haben eine Akte über ihn. Da gab es mal eine Razzia, bei der er festgenommen wurde. Koks, nicht wahr? Sag deinem Chef, dass ich die Akte irgendwann suchen lassen werde.«

      »Wie wäre es mit jetzt?«

      »Nicht doch, Paul, lass mir ein wenig Freude und deinen Chef zappeln.«

      »Ach, Kurt.« Freudensprung setzte sich bequem hin und schlug die Beine übereinander. »Ich habe die Anweisung, im Zweifelsfall nicht ohne Akten oder so zurück zu kommen. Wir können es jetzt wie Kollegen lösen oder ich werde mich mal mit dem Oberstaatsanwalt unterhalten.«

      »Wow. Du hörst dich schon an wie dein Chef. Hat er dich jetzt auch zu einem Hinterlader gemacht, oder was?« Kollege Kurt schnaubte verächtlich. »Ach nein, was man so hört, bist du ja mit einer liebreizenden ausländischen Mitbürgerin zusammen.« Freudensprung reagierte nicht. Kurt grunzte. »Aische Demir, was? Ist doch die Schwester von diesem türkischen Filmstar Levent Demir, oder? Und wie ist die so?« Er machte eine eindeutige Handbewegung. Freudensprung starrte ihn an, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. »Dann kennst du sicher den großen Star Levent Demir persönlich, oder? Soll jetzt ja bald Schluss sein mit der Serie, in der er den Bullen spielt. Mörderischer Einsatz. Mann, schon der Titel ist scheiße. Dann ist es vorbei mit dem türkischen Star und er kann wieder in Anatolien Ziegen hüten.«

      »Richtig, Mörderischer Einsatz wird eingestellt«, sagte Freudensprung und starrte sein Gegenüber weiterhin kalt an. Normalerweise genoss er es, wenn er nach der berühmten Verwandtschaft seiner Lebensgefährtin befragt wurde und normalerweise erzählte er gerne kleine Anekdötchen über seinen Schwager in spe Levent, den er wirklich gerne mochte, doch bei Josef Kurt schien ihm fast jedes weitere Wort Verschwendung. »Aber falls es dich interessiert, Levent Demir wird der erste türkischstämmige Tatort-Kommissar. Wenn du mehr wissen willst, solltest du seinem Fanclub beitreten. Ich bin jedenfalls nicht mit ihm, sondern mit seiner Schwester zusammen.«

      Kurt lachte blöde und griff zum Telefonhörer. »Cool, Mann. Lass dir den Blick patentieren«, sagte er übertrieben kumpelhaft, während er eine Nummer wählte. In den Apparat rief er nur: »Die Akte Veicht. Herbert Veicht. Was? Okay, bring die auch gleich mit.«

      Während sie warteten, schwiegen sich die beiden Männer an. Als eine Kollegin schließlich die Akten brachte, war Freudensprung überrascht, dass nicht nur für Herbert Veicht, sondern auch für Bambi Veicht eine Aktennummer vergeben wurde.

      »Gut, wo es gerade so lauschig ist, Kurt«, sagte Paul Freudensprung. »Gibt es bei euch auch was über einen Dieter Koziol? Oder Jonas Wagenbrenner? Nein? Auch gut, hätte ja sein können.« Er stand auf und verabschiedete sich. »Ich bringe dir die Akten so schnell als möglich wieder zurück.«

      »Ach übrigens«, rief ihm der Drogenfahnder hinterher. »Wir haben einen V-Mann im Umfeld von Bambi Veicht. Wärt ihr Trampel so lieb, den ausnahmsweise mal nicht zu enttarnen?!«

      »Haben wir das je? Ist Bambi so eine große Nummer?«

      »Wir wissen es noch nicht. Könnte aber sein. Jedenfalls ein scharfer Zahn, die will ich selbst verhören, wenn es so weit ist. Und richte deinem Chef aus, dass ich nicht vergessen habe, dass sein Betthäschen auch bei uns aktenkundig ist.«

      »Das hat er gesagt?«, schmunzelte Pfeffer, als ihm Freudensprung die Nachricht überbracht hatte. »Dein Freund scheint die Akten nicht gründlich zu lesen, sonst wüsste er, wer damals vor ziemlich genau acht Jahren mein Betthäschen Tim de Fries verhaftet hat wegen fünf Gramm Haschisch.«

      Freudensprung zog fragend die Augenbrauen hoch und Annabella sagte: »Jetzt machs nicht so spannend, Chef.«

      »Ich.«

      »Ist nicht wahr«, rief Freudensprung. »Ich dachte immer, ihr habt euch auf einem Konzert von Laurie Anderson kennengelernt.«

      »Stimmt auch. Ich war dort als Zivilfahnder. Ich habe ihn nach dem Konzert verhaftet, als er mir einen Zug an seinem Joint angeboten hat. Na, ein Kollege hat uns beobachtet, da musste ich handeln. Pflicht ist Pflicht und Schnaps ist Schnaps. Keine Stunde später war er natürlich wieder draußen, die Anklage wurde wegen Geringfügigkeit fallen gelassen und wir sind erst mal Essen gegangen. Mehr braucht ihr darüber nicht wissen.«

      »Irgendwie total romantisch«, kommentierte Annabella Scholz mit glänzenden Augen.

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