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Das Naturwiesland der Schweiz und Mitteleuropas. Andreas Bosshard
Читать онлайн.Название Das Naturwiesland der Schweiz und Mitteleuropas
Год выпуска 0
isbn 9783258479736
Автор произведения Andreas Bosshard
Жанр Математика
Серия Bristol-Schriftenreihe
Издательство Bookwire
Abb. 26. Auf mesischen Standorten (nicht allzu nährstoffreich und nicht allzu feucht) kann sich die Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum) nach Aufgabe der Mahd durch klonales Wachstum rasch ausbreiten. Sie bildet einen dichten Filz, den schon bald nur noch die Grasart selber durchdringen kann (Bild links). Viele Arten, vor allem Rosettenpflanzen, werden verdrängt, die Artenvielfalt kann dadurch schon nach wenigen Jahren stark zurückgehen. Da die Fiederzwenke nur oberflächlich wurzelt und andere Arten zunehmend fehlen, die je ein unterschiedliches Wurzelssystem bilden (vgl. Abb 23 und 24), sind Fiederzwenken-Monokulturen deutlich erhöht erosionsanfällig. Im Bild rechts eine abrutschende Wegböschung, deren regelmässige Mahd vor einigen Jahren aufgegeben wurde und an der sich seither ein Reinbestand von Fiederzwenke breit gemacht hat. Zürcher Oberland (CH), 900 m ü.M.
Tab. 3. Vorkommen und Eigenschaften der wichtigsten Gräser der mitteleuropäischen Naturwiesen unterhalb der alpinen Stufe. Quelle der Zuordnungen: DIETL 1986 u.a.; LAUBER und WAGNER 2007; sowie zahlreiche eigene Vegetationsaufnahmen.
Da Rasengräser typischerweise den Grossteil ihrer Assimilationsorgane nahe am Boden haben, können sie sich nur in einem relativ lichtdurchlässigen oder niedrigen Pflanzenbestand gut etablieren. Dagegen können viele Horstgräser ihre Blätter in einem dichten Bestand in den lichten, oberen Bereich verlagern und damit auch in massenwüchsigen Beständen sich gut halten. Rasengräser kommen deshalb zum einen in relativ nährstoffarmen, extensiver genutzten Beständen vor, bei denen das Pflanzenwachstum keine sich rasch schliessenden Bestände bildet.
Die Grenze ist im mittelintensiven Bereich, also bei der Knaulgraswiese erreicht: Während die wenig intensiv genutzten Fromentalwiesen durch Rotschwingel und weitere wertvolle Rasengräser charakterisiert sind, fehlen – mit Ausnahme von Lückenfüllern in schütteren Beständen – kräftige, eigentliche Rasengräser in den nährstoffreicheren Knaulgraswiesen und den gut gedüngten oder überdüngten Goldhaferwiesen weitgehend. In noch intensiver genutzten Wiesentypen kommen sie dann – insbesondere in Form des Englisch Raygras und des Wiesenrispengras – wieder zu grösseren Masseanteilen, vorausgesetzt, es sind Gräser vorhanden, welche die intensive Nutzung ertragen. Dies ist nur in den tieferen Lagen auf guten Böden der Fall. Der Grund liegt darin, dass die hohe Nutzungsfrequenz in solch intensiv genutzten Beständen ein hohes und dichtes Aufwachsen des Bestandes verhindert und immer wieder Licht in die bodennahen Schichten bringt. Insbesondere eine intensive Beweidung fördert Rasengräser, weil der Bestand dadurch permanent kurz gehalten wird und Licht immer bis in die unteren Schichten dringen kann.
Infolge des Fehlens konkurrenzkräftiger Rasengräser sind die mittelintensiv genutzten Wiesen die labilsten Wiesentypen – sowohl was die Wasen- wie die Bestandesstabilität anbelangt.
Für jeden Standort und jede Nutzungsintensität sind die geeigneten Grasarten und -ökotypen in der Samenbank des Bodens oder der Umgebung in Mitteleuropa in der Regel vorhanden (Tab. 3). Sie müssen oder müssten deshalb nur in Ausnahmefällen gezielt mittels Samenmischungen eingeführt werden (Übersaaten). Die Samenproduktion eines reifen Wiesenaufwuchses übersteigt die Saatmenge, welche normalerweise bei Neuansaaten oder Übersaaten eingebracht wird, in aller Regel deutlich (KIRMER et al. 2012). Bei richtiger Bestandeslenkung (Kap. 4.2) können Arten, sofern sie in kleinen Anteilen im Bestand vorhanden sind, also meist innerhalb weniger Jahre wieder etabliert werden.
3.3.2 Kräuter
Im Vergleich zu Gräsern und Leguminosen weisen die meisten Kräuter einen geringeren Nährwert auf und der Anteil an Stängeln und anderen von Raufutterverzehrern schlecht verwertbaren Teilen ist in der Regel grösser. Zudem neigen die Blätter vieler Kräuter bei der Heubereitung zum Zerbröckeln, so dass sie teilweise auf dem Feld liegen bleiben. Der heutige Futterbau schenkt aus diesen Gründen den Kräutern im Wiesland fast nur noch negative Aufmerksamkeiten (Exkurs 6).
Entsprechend wird meist nur die Reduktion der Kräuter im Futterbau thematisiert. Dabei stehen zwei Kategorien von Kräutern im Fokus. Die erste betrifft die «Verdränger», also Krautpflanzenarten, welche überhandnehmen können und so futterbaulich wertvolle Gräser und Leguminosen verdrängen oder auch als Lückenfüller geschwächte Bestände kennzeichnen. Bekannte Beispiele sind Blacke, Wiesenkerbel, Hahnenfuss, Wiesenlabkraut, kriechende Ehrenpreisarten oder Waldstorchenschnabel. Diese Arten können bei falscher Nutzung, bei Bodenverdichtung oder bei übermässigem Einsatz von Gülle zur Dominanz gelangen und den Futterwert von Wiesen stark reduzieren oder in Extremfällen Wiesen futterbaulich unbrauchbar machen. Die «Güllezeiger» unter den Kräutern sind meist Tiefwurzler, welche Nährstoffe aus tieferen Schichten als die Gräser aufnehmen können. Bei starkem Einsatz von Gülle sickert diese (zu) tief ein und gibt diesen Arten einen Wachstumsvorteil. – In extensiv genutzten Wiesen haben in den letzten Jahren das Einjährige Berufskraut (siehe Kap. 6.3.3) und der Klappertopf (Kap. 7.5.7) stark zugenommen und verursachen zunehmend Probleme.
Die zweite Kategorie betrifft Giftpflanzen, die bei kleineren oder grösseren Massenanteilen bei Raufutterverzehrern gesundheitliche Probleme verursachen können. Diese Kategorie besteht nur aus wenigen und zudem fast ausschliesslich auf das extensive Spektrum der Wiesentypen beschränkten Arten. Dazu zählen die Herbstzeitlose, das Wasser-Greiskraut oder der Klappertopf. In Weiden kommen weitere Arten wie das Jakobs-Kreuzkraut dazu.
Vor allem in höheren Lagen können giftige Arten, zum Beispiel Germer, Eisenhut oder Gelber Enzian, stark überhand nehmen. In Weiden sind Giftpflanzen aber für die Weidetiere kein Problem, da sie verschmäht und stehen gelassen werden. Dadurch breiten sie sich jedoch beim Ausbleiben entsprechender Weidepflege immer mehr aus und können dann unter der ersten Kategorie durch Verdrängung wertvoller Futterpflanzen den Futterwert und den Ertrag einer Weide beträchtlich reduzieren (Abb. 8).
Die Giftkräuter dürften in ihrer negativen Wirkung und ihrem Gefahrenpotenzial in den letzten Jahren stark überbetont und überschätzt worden sein. Dies gilt beispielsweise für die Kreuzkrautarten, den Klappertopf oder die Herbstzeitlose (z. B. BOSSHARD et al. 2003). Befragungen von Landwirten zeigten, dass diese Arten selbst im Heu bei höheren Anteilen kaum je Probleme verursachen (BOSSHARD, unveröffentlicht), was aber nicht heisst, dass es in Einzelfällen nicht zu Krankheitserscheinungen oder Abgängen kommen kann, wie verschiedentlich dokumentiert worden ist.
Zu fast allen unerwünschten Arten und ihren Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es zahlreiche Literatur in Form von wissenschaftlichen Untersuchungen oder Merkblättern (z. B. Merkblätter 4 und 7 der Arbeitsgemeinschaft für den Futterbau AGFF, www.agff.ch/deutsch/online-shop/merkblaetter.html).
Exkurs 6
Mehr als nur Beigemüse: Kräuter der Wiesen als Medizin und Verkaufsargument für gesunde Milch
In Kunstwiesenmischungen sind zwar zahlreiche Gräser- und Leguminosenarten enthalten, aber kein einziger Vertreter der Kräuter. Kräuter gelten im heutigen Futterbau entweder als problematisch oder als wertlos. So gibt es auch für Naturwiesen in der Literatur keinen angestrebten Mindestanteil für Kräuter.
Sind Kräuter also nur für den Naturschutz und allenfalls die Imkerei von Interesse? Dass sie für die Honigtracht der Wiesen sorgen und den grössten Anteil an der Artenvielfalt im Wiesland haben ist unbestritten.
Der futterbauliche Wert dagegen ist heute weitgehend vergessen.