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war. Was im Internet überhaupt auffindbar war, präsentierte sich optisch wenig ansprechend. Während sich die grobpixligen kleinen Bilder langsam aufbauten, summierte sich der teure Minutentarif schnell zu unerfreulich hohen Monatsabrechnungen.

      –die ersten Handykameras: Sie waren Sensation und Enttäuschung zugleich. Zwar war die Kombination der mobilen Telefonie mit der Fotografie ein weiteres kleines technisches Wunder, doch die Qualität der Bilder bereitete anfänglich noch wenig Freude.

      Der Begriff »Neue Medien« beschreibt die jeweils neue mediale Errungenschaft einer Zeitepoche. In den 1960er-Jahren wurden ihm beispielsweise Fernsehgeräte zugeordnet. Seit Mitte der 1990er-Jahre zählen – unter dem Sammelbegriff »Information and Communication Technology« (ICT) – digitale, interaktive Medien und mobile Geräte wie Smartphones und Tablets dazu. Sogenannte soziale Medien (oder mit dem englischen Begriff: Social Media) wie Facebook, WhatsApp, Instagram und Twitter bieten die Möglichkeit, sich via Internet mit Freunden, Familienangehörigen, Bekannten und Unbekannten zu vernetzen und auszutauschen. Allen diesen Diensten ist gemeinsam, dass Text-, Bild- oder Tonaufnahmen via Internet in digitaler Form übermittelt werden und dass auf Daten in digitaler Form zugegriffen wird. Der Begriff »Web 2.0« bezeichnet die Möglichkeit, mithilfe von ICT-Geräten Inhalte aus dem Internet nicht nur zu empfangen und zu konsumieren, sondern soziale Netzwerke, Blogs, Foren, Videoportale usw. mit eigenen Beiträgen oder Produktionen – sogenanntem »User Generated Content« – aktiv mitzugestalten. Beiträge und Inhalte werden nach dem Many-to-many-Prinzip (viele Nutzer kommunizieren mit vielen anderen Nutzern) sofort öffentlich und verfügbar. Eine redaktionelle Prüfung der Inhalte, wie man sie beispielsweise von traditionellen Printmedien kennt, findet nur rudimentär oder meist gar nicht statt.

      Mit der Digitalisierung und der damit einhergehenden Kommunikation über Social Media und mobile Geräte befinden wir uns in einem riesigen Wandel. Er wird die Gesellschaft in ähnlichem Maße prägen, wie es der Buchdruck und die Industrialisierung taten. Die rasante Entwicklung der neuen Medien fordert und überfordert durch ihre Komplexität, doch sie ist unumkehrbar: »Wir hatten hundert Jahre Zeit, uns an das Kino zu gewöhnen. Achtzig Jahre, um mit dem Radio klarzukommen. Fernsehen gibt es [...] als Massenmedium seit gut vierzig Jahren. Der ganze große Rest ist erst in den vergangenen zehn Jahren in das Leben der meisten Menschen getreten.«[1]

      Die digitalen Medien bieten neue Chancen, beispielsweise den einfachen Zugang zu einer großen Menge von Informationen. Noch nie stand uns so einfach so viel Wissen zur Verfügung. Wir haben die Möglichkeit, in Echtzeit mit Freunden aus aller Welt in Kontakt zu sein und an ihrem Leben teilzuhaben. Das Knüpfen und Pflegen von Kontakten ist unkompliziert und kostengünstig. Wer früher ein Nischeninteresse oder ein Hobby fern des Mainstreams pflegte, hatte es oft schwer, mit Ähnlichgesinnten in Kontakt zu treten oder Informationen zu finden. Heute ist dies, in einer Art digitaler Nachbarschaft, mit ein paar Klicks möglich. Die neuen Vernetzungsmöglichkeiten lassen sich hervorragend dazu nutzen, Lern- und Interessengruppen zu bilden.

      Die Krux ist, dass die positiven Seiten und Chancen der neuen Medien gleichzeitig an Nachteile, Risiken und Gefahren gekoppelt sind. Einige dieser positiven und negativen Aspekte sind:

      –Informationsfülle gegen Informationsüberfluss;

      –Effizienzsteigerung gegen Zeitverschwendung;

      –Einblick in das Leben anderer gegen Verlust der eigenen Privatsphäre;

      –bereichernde gegen gefährliche Inhalte;

      –erweiterte Lernmöglichkeiten gegen Copy-Paste-Aufgabenerledigung;

      –praktische gegen überflüssige Funktionen;

      –aufbauende gegen erniedrigende Kontakte;

      –usw.

      Zu den Schattenseiten gehören:

      –Im Internet gefundene Informationen können falsch oder ungeeignet sein.

      –Es kann unklar sein, wer sich hinter einem Kontakt verbirgt.

      –Inhalte können eigene oder fremde Persönlichkeitsrechte verletzen.

      –Inhalte können unwahr oder beleidigend sein.

      –Unwahres, Beleidigendes oder Unangenehmes kann sich rasant und unkontrolliert verbreiten.

      –Eine einseitige, übermäßige und nicht altersgerechte Nutzung kann schädlich wirken.

      –Eine unkontrollierte Nutzung birgt Suchtpotenzial.

      –usw.

      Die neuen Medien eröffnen viele Chancen und Möglichkeiten, schaffen gleichzeitig aber neue Herausforderungen. Es besteht die Gefahr, zunehmend Risiken ausgesetzt zu sein, anstatt sich die positiven Aspekte der neuen digitalen Welt zunutze machen zu können.

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      HALLO WELT, KANNST DU MICH HÖREN? DU DARFST MICH NICHT BEIM CHATTEN STÖREN. MEIN TAGESABLAUF IST SEHR KLEIN, DENN ICH BIN DURCHGEHEND ONLINE, ONLINE ...

       Aus dem Lied »Durchgehend online« von Heiko und Roman Lochmann

      Mit dem Klingeln der Schulglocke hat das Leiden ein Ende. Nicht der Unterricht war eine Qual, sondern die Zeit ohne Smartphone. Die Schülerinnen und Schüler kramen in ihren Hosen-, Hand- und Schultaschen. Mit traumwandlerischen Bewegungen wischen sie über das Display, checken stumm und mit gesenktem Blick, ob Nachrichten eingegangen oder Statusänderungen erfolgt sind. Dieses Szenario ist keineswegs nur für Teenager typisch. Viele Eltern schauen morgens mit schläfrigem Blick als Erstes auf den Handyscreen und abends vor dem Einschlafen als Allerletztes. In der Zeit dazwischen wird tagsüber locker fünfzig, teils über hundert Mal zum Smartphone gegriffen, ob im Ausgang unter Freunden oder während des Geschäftsmeetings. Viele Menschen werden in ihrem digitalen Kommunikationsverhalten Opfer von suchtähnlichen Automatismen, die ans Kettenrauchen erinnern. Im Unterschied zur Zigarette verspricht das Smartphone keinen Nikotinkick, sondern mit jeder Neuigkeit einen Dopaminschub.

      Das Smartphone vereint unglaublich viele Funktionen in einem einzigen, winzigen und mobilen Gerät. Für viele Nutzerinnen und Nutzer ersetzt es die Agenda, den Stadtplan, den Ticketautomaten, den Walkman, den Wecker, das Diktiergerät und das Lexikon. Es ist Fernseher, Gamekonsole, Geldbörse, Foto- und Videokamera. Das Smartphone erleichtert Scheuen die Kommunikation, weist Orientierungsschwachen den Weg, bietet Gelangweilten Unterhaltung oder Nervenkitzel. Das potente Gerät mit seinen vielfältigen Möglichkeiten fesselt unsere Aufmerksamkeit und ist für viele zur Verlängerung des eigenen Ichs geworden. Homo sapiens und Smartphone verhalten sich symbiotisch. Die kleinen Alleskönner generieren Bedürfnisse, stillen Bedürfnisse und beeinflussen unser Sozialleben. Das Leben mit Smartphones kann sehr stressig sein, weil man damit jederzeit erreichbar ist, ständig über etwas informiert und vom Hier und Jetzt weggelenkt wird.

      Der digitale Wandel hat das soziale Miteinander grundlegend verändert, das Smartphone erlaubt uns Kommunikation unabhängig von Ort und Zeit. Wenn wir mit bestimmten Menschen an einem bestimmten Ort sind, können wir gleichzeitig auch mit Abwesenden kommunizieren. Seit das Smartphone immer dabei ist, sind wir nie ausschließlich da, wo wir sind. Es stellt sich die Frage, inwiefern es uns noch gelingt, uns auf das physisch präsente Gegenüber einzulassen oder ob wir – sobald das Smartphone vibriert – gedanklich woanders sind.

      Mit dem Smartphone und seinen Social-Media-Applikationen informieren wir einander darüber, was wir tun, wie wir uns fühlen, was uns gefällt. Das Smartphone verspricht uns, nichts zu verpassen. Wir erhalten einen bisher nicht möglichen Einblick in die Aktivitäten anderer Menschen und reagieren darauf selten differenziert, sondern vorwiegend bestätigend. Bereichert uns diese permanente Vergleichbarkeit, oder lässt sie das eigene Leben fahler wirken? Trägt das Smartphone zur Zusammengehörigkeit bei, oder lassen wir uns diese Nähe – mitbeeinflusst von Oberflächlichkeit und Unverbindlichkeit – mitunter nur vorgaukeln?

      Noch zur Jahrtausendwende hatten wir im Alltag eine Grunddosis an Pausen. Etwa, wenn wir an der Haltestelle auf den Bus oder am Treffpunkt auf Freunde warteten.

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